Unsere goldenen Kälber
Wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Ebenbild
wollt ihr ihm an die Seite stellen? Das Götzenbild? Das hat der
Künstler gegossen, und der Goldschmied überzieht es mit Gold und
lötet silberne Kettchen daran. Wer aber zu arm ist, wählt als
Weihegeschenk ein Holz, das nicht fault, und sucht sich einen
Schnitzer, der ein Götzenbild herstellen kann, das nicht wackelt.
(Jes. 40, 18 – 20)
Diese Worte sind an das
Volk Israel zur Zeit der Gefangenschaft in Babylon gerichtet. In
dieser Zeit war es den gefangenen Völkern verboten, einen eigenen
Gottesdienst zu haben, sofern sie beim offiziellen Staatsgötzendienst
nicht mitmachen wollten. In der babylonischen Religion ging es in
erster Linie darum, dass die Götter durch Opfer den Menschen
wohlgesinnt gemacht werden sollten und es gab Tempel, in welchen die
Opfer genau betrachtet und dadurch Wahrsagerei betrieben wurde, ob
die jeweilige Gottheit das Opfer angenommen hat oder nicht.
Unsere heutige Zeit ist
geprägt von einer Religion der Selbstvergötzung des Menschen. Das
Ich wird ins Zentrum gerückt, die Gefühle, Erlebnisse, Erfahrungen
und der Verstand stehen total im Mittelpunkt unserer Zeit. Der Mensch
sucht sich also nicht mehr einen Schnitzer, der ihm das Holz zu einer
Götzenstatue macht, sondern vielmehr ist jeder seines Götzendienstes
eigener Schmied. Sei es nun der Geldbeutel, die Sicherheit im Leben
und im Alter, der gesellschaftliche Status, der Erfolg im Beruf oder
die Familie – der modernen goldenen Kälber ist keine Grenze
gesetzt. Auch ist das Streben nach Macht ein ständiger Faktor für
menschlichen Götzendienst.
Götzendienst ist immer
ein Dienst am Bösen. Im Roman „Der Herr der Ringe“ gibt es
hierfür ein sehr gutes Bild. Wer den einen Ring hat, dem ist die
Macht über die anderen Ringe weitgehend auch übertragen. So gibt es
diese Ringe:
„Drei Ringe den
Elbenkönigen hoch im Licht,
Sieben den
Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
Den Sterblichen, ewig dem
Tode verfallen, neun,
Einer dem Dunklen Herrn
auf dunklem Thron
Im Lande Mordor, wo die
Schatten drohn.
Ein
Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins
Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die
Schatten drohn.“
In dem Roman wird sehr
gut dargestellt, wie der eine Ring, der nämlich die Macht hat, die
übrigen zu finden, immer danach strebt, zu seinem ursprünglichen
Besitzer zurückzukommen. Götzendienst hat ein Eigenleben, das immer
Dienst am Bösen ist. Götzendienst ist Dienst am Tisch der Dämonen
sagt uns Paulus. Und er hat recht damit. Doch wer heutzutage auf die
Religion der Selbstvergötzung und die Religion der
Wissenschaftsvergötzung und der Mammonvergötzung verzichtet, hat
keinen einfachen Stand in dieser Welt. Wie das Israel zur Zeit der
Babylonischen Gefangenschaft müssen auch wir uns immer wieder
fragen, ob wir um des einfacheren Lebens willen nicht doch angefangen
haben, uns dieser modernen Religion hinzugeben, die den Menschen ins
Zentrum stellt.
Auch unsere Verkündigung
muss sich immer wieder fragen lassen, ob sie nicht etwa begonnen hat,
den Menschen mit seinen Problemen ins Zentrum zu stellen und Gott
außen vor zu lassen. Was wir brauchen, ist theozentrische
Verkündigung. Also eine Verkündigung, die Gott als Urheber und
Täter von allem Guten ins Zentrum stellt. Wir müssen lernen, dass
das Einzige, das der Mensch zu seiner Erlösung beitragen kann, die
Sünde und Schuld ist, von der er erlöst werden muss. Die Rettung
ist von A – Z alles Gottes Werk. Nicht der Mensch muss Gott
annehmen, sondern Gott muss den Menschen annehmen, der sich als
Gottes Feind offenbart und sein Leben lang nie etwas anderes tun
kann, als Sünde auf Sünde zu häufen und Schuld auf Schuld zu
laden. Daran sehen wir die Größe, Herrlichkeit und Liebe Gottes,
dass Er TROTZDEM bereit ist, alles zu tun, um den Menschen zu retten,
der aus sich selbst nichts anderes tun kann, als sich gegen Gott
aufzulehnen. Deshalb ist jede Errettung ein Akt der souveränen Gnade
Gottes. So groß ist unser Gott, der Herr der Ewigkeit!
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