Montag, 16. Dezember 2013

Die Menschenopfer des 21. Jahrhunderts

Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, so sollst du nicht lernen, nach den Greueln jener Heidenvölker zu handeln. Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer, oder einer, der Geister bannt, oder ein Geisterbefrager, oder ein Hellseher oder jemand, der sich an die Toten wendet. Denn wer so etwas tut, ist dem Herrn ein Greuel, und um solcher Greuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, sie vor dir aus ihrem Besitz. (5. Mose 18, 9 - 12)

Wir brauchen heute weder in den Busch zu gehen, noch sonst wo hinzufahren, um die nächsten Menschenopfer zu finden. Sie finden tagtäglich in unseren Städten und Krankenhäusern statt. Dort, wo Menschen eigentlich den Auftrag hätten, Leben zu retten, wird es heute zerstört. Das ist eine schreckliche Perversion unserer Zeit.

Denn sie haben Ehebruch getrieben, und Blut ist an ihren Händen; ja, mit ihren Götzen haben sie Ehebruch getrieben, und für sie sogar ihre eigenen Kinder, die sie mir geboren haben, durchs Feuer gehen lassen, so dass sie verzehrt wurden! Überdies haben sie mir auch das angetan: Sie haben an demselben Tag mein Heiligtum verunreinigt und meine Sabbate entheiligt. Denn wenn sie ihre Kinder ihren Götzen geschlachtet hatten, so kamen sie noch am selben Tag in mein Heiligtum, um es zu entweihen. Siehe, das haben sie mitten in meinem Haus getrieben! (Hesekiel 23, 37 - 39)

Dadurch, dass man meint, man könne – in postmodernem Konstruktivismus – das Leben einfach neu definieren und dadurch ein Verbrechen zur neuen Tugend machen, werden die schlimmsten Morde nicht nur erlaubt, sondern regelrecht befürwortet. Es gibt eine riesige Lobby der „Pro Choice“ („für die Wahl“)-Fraktion. Noch schlimmer ist der Druck, der durch diese Legalisierung und all die Möglichkeiten der pränatalen Diagnose entsteht. Und doch ist es bezeichnend, wie sehr Gott für das Leben ist – auch für das Leben in der Gefangenschaft in Ägypten. Auch für das Leben unter schweren Umständen – als Sklaven der Ägypter. So wertvoll ist das Leben für Gott, dass sogar eine offensichtliche Lüge, die gezielt zum Schutze dieses Lebens eingesetzt wurde, durch Gottes Segen bestätigt wurde.

Und der König von Ägypten redete mit den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schiphra, die andere Pua hieß, und er sprach: Wenn ihr die Hebräerinnen entbindet, so seht auf der Stelle nach; wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn, ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben! Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der König von Ägypten befohlen hatte, sondern sie ließen die Knaben leben. Da ließ der König von Ägypten die Hebammen rufen und fragte sie: Warum tut ihr das, dass ihr die Knaben leben lasst? Da antworteten die Hebammen dem Pharao: Nun, die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen; sie sind lebhafter; ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren! Und Gott segnete die Hebammen; das Volk aber vermehrte sich und nahm gewaltig zu. (2. Mose 1, 15 - 20)

Zwischen 110'000 und 120'000 Menschenopfer werden dem modernen Moloch der Selbstbestimmung jedes Jahr in den Rachen geworfen. In Deutschland. Weltweit geht man von etwa 42'000'000 pränatal ermordeten Kindern pro Jahr aus. Zum Vergleich: Der 2. Weltkrieg hat weltweit insgesamt etwa 66'000'000 Menschenleben gekostet. Somit kommt man mit den Abtreibungen in 1,5 - 2 Jahren ungefähr auf die Zahl der Menschenleben, die der 2. Weltkrieg in 6 Jahren gekostet hat. Nur mal so weit ein kleiner Vergleich. Das sind schreckliche Zahlen.

Weitaus schrecklicher ist allerdings die Gleichgültigkeit der Kirchen und Gemeinden heutzutage. Gerade da uns die Bibel auffordert, uns für die Schwachen einzusetzen:

Ein Psalm Asaphs. Gott steht in der Gottesversammlung, inmitten der Mächtigen richtet er: »Wie lange wollt ihr ungerecht richten und die Person des Gottlosen ansehen? (Sela.) Schafft Recht dem Geringen und der Waise, den Elenden und Armen laßt Gerechtigkeit widerfahren! Befreit den Geringen und Bedürftigen, errettet ihn aus der Hand der Gottlosen!« (Psalm 82, 1 - 4)

»Warum fasten wir, und du siehst es nicht, warum kasteien wir unsere Seelen, und du beachtest es nicht?« — Seht, an eurem Fastentag geht ihr euren Geschäften nach und treibt alle eure Arbeiter an! Siehe, ihr fastet, um zu zanken und zu streiten und dreinzuschlagen mit gottloser Faust; ihr fastet gegenwärtig nicht so, dass euer Schreien in der Höhe Erhörung finden könnte. Meint ihr, dass mir ein solches Fasten gefällt, wenn der Mensch sich selbst einen Tag lang quält und seinen Kopf hängen lässt wie ein Schilfhalm und sich in Sacktuch und Asche bettet? Willst du das ein Fasten nennen und einen dem Herrn wohlgefälligen Tag? Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: dass ihr ungerechte Fesseln losmacht, dass ihr die Knoten des Joches löst, dass ihr die Unterdrückten freilasst und jegliches Joch zerbrecht? Besteht es nicht darin, dass du dem Hungrigen dein Brot brichst und arme Verfolgte in dein Haus führst, dass, wenn du einen Entblößten siehst, du ihn bekleidest und dich deinem eigenen Fleisch nicht entziehst? (Jesaja 58, 3 - 7)

Die Schwächsten unserer Gesellschaft sind die Ungeborenen. Sie bedürfen am allermeisten unseres Schutzes. Sie haben keine eigene Stimme, um sich wehren oder auch nur zu Wort melden zu können. In einer zunehmend sozialistisch gestalteten Gesellschaft bekommt der Mensch seinen Wert nicht durch sein Menschsein, sondern durch den Wert, den er seiner Gesellschaft bringt. Sprich: Seiner Arbeit. Deshalb müssen Frauen auch weg von den Kindern, hin an den Arbeitsplatz, um einen von der Gesellschaft anerkannten Wert zu bekommen. Dies war bereits in der DDR so, und wird jetzt in der EUdSSR immer stärker vertreten. Es geht nicht mehr um Gleichberechtigung. Diese ist nur ein Vorwand, um möglichst viele Arbeiterinnen und Arbeiter für den Staat ausbeuten zu können. Und so sind es auch die Schwächsten und Kleinsten, denen ihr Wert als Menschen abgesprochen wird. Die Kranken und die Alten. Wo die Abtreibung eine so große Lobby hat, wird es nicht lange dauern, bis auch die Euthanasie eingeführt wird, damit am Ende nur noch die leben dürfen, welche der Gesellschaft einen größtmöglichen Nutzen bringen.

Alle Tiere sind gleich, nur manche Tiere sind gleicher.“ (George Orwell)

Montag, 9. Dezember 2013

Die Himmel erzählen

Die Himmel erzählen

Die Himmel erzählen von Dir, mein Herr,
die Sterne von Deiner Herrlichkeit.
Ein Tag ruft dem andern zu, wie sehr
das Werk Deiner Hand Dir Ehre verleiht

Du hast die Sonne so schön gemacht,
die jeden Tag uns vom Himmel lacht.
Wir freuen uns an ihrem Glanz,
bewundern von Ost bis West ihren Tanz.

Auch durch Dein Wort sprichst Du uns an,
zeigst uns darin, wie alles begann.
Möchtest uns führen und leiten darin,
Dein ganzer Wille gibt uns Sinn.

All Deine Wahrheit wird offenbar,
durch Deinen Maßstab sehen wir klar.
Zeig' meine Schuld, vergib' die Sünd'
Du bist mein Erlöser, ich Dein Kind.

(frei nach Ps. 19; Jonas Erne)

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Fundamente des christlichen Glaubens für jedermann

Das Gemeinsam-Lesen-Projekt

Der amerikanische Theologe Wayne A. Grudem hat 1994 eine biblische Glaubenslehre (der Fachbegriff dafür ist „Systematische Theologie“ oder „Biblische Dogmatik“) herausgegeben, die nicht nur sehr gut geschrieben und dadurch leicht verständlich ist, sondern die auch geradezu auf den Gebrauch in Gemeinden, Bibelstunden und Hauskreisen zugeschnitten ist. Sie ist exakt, schaut immer verschiedene Auslegungsmöglichkeiten an, die im Laufe der Kirchengeschichte propagiert wurden, und zieht Schlussfolgerungen direkt aus dem gesamten Zeugnis der Bibel.

Er definiert die „Systematische Theologie“ folgendermaßen: „Systematische Theologie ist jedes Studium, das die Frage beantwortet: 'Was lehrt die Bibel uns heute über jedes denkbare Thema?'“ (S. 27). Daraus schlussfolgert er: „Tatsächlich betreibt ein Christ jedes Mal, wenn er etwas über die Lehraussage der ganzen Bibel sagt, nach unserer Definition in gewissem Sinne 'systematische Theologie' – indem er über verschiedene Themen nachdenkt und die Frage beantwortet: 'Was lehrt die Bibel uns heute?'“ (S. 30)

Nachdem nun 2013 endlich die deutsche Übersetzung dieses genialen Werks erschienen ist, haben wir, Waldemar Justus, Pastor und Blogger von www.jesus24.de und Jonas Erne, Vikar und Blogger von http://jonaserne.blogspot.de, die Idee entwickelt, dass man dieses Buch von Grudem auch als größeres Leseprojekt gemeinsam lesen kann. Dazu ist jeder, der dies möchte, aufgefordert, nach jeweiliger Möglichkeit jede Woche ein Kapitel zu lesen. Dieses wird dann in unserer dazugehörigen Facebook-Gruppe (Link) kurz vorgestellt und dann darf jede und jeder über den Inhalt dieses Kapitels mitdiskutieren, Fragen stellen, andere Fragen beantworten, und so weiter. Jede Woche wird nur ein neues Kapitel zur Diskussion freigegeben.

Das Leseprojekt beginnt in der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres, in dem Fall also am 30.12.2013. Jeder, der interessiert ist, kann sich den gesamten Leseplan ab sofort in unserer Facebook-Gruppe herunterladen. Die Teilnahme ist völlig unverbindlich, wir würden uns jedoch über rege Diskussion bis zum Ende des Buches wünschen. Durch dieses Projekt des gemeinsamen Lesens können wir uns gegenseitig dazu motivieren, beim Lesen dran zu bleiben und haben zugleich auch immer die Möglichkeit zum regen Austausch darüber.

Wer das Buch von Grudem noch kaufen möchte, kann dies auf deutsch oder englisch bei Amazon.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Dietrich Bonhoeffer – Gemeinsames Leben

Dietrich Bonhoeffer – Gemeinsames Leben

Die letzten 10 Tage habe ich in kleinen Häppchen das Buch „Gemeinsames Leben“ von Dietrich Bonhoeffer gelesen. Es ist ein wahrer Genuss. Meine Ausgabe stammt von 1955 und wurde im Chr. Kaiser Verlag München gedruckt. Nachfolgend ein paar der besonderen Leckerbissen:

Von der christlichen Gemeinschaft
"Christliche Gemeinschaft heißt Gemeinschaft durch Jesus Christus und in Jesus Christus. Es gibt keine christliche Gemeinschaft, die mehr, und keine, die weniger wäre als dieses. Von der kurzen einmaligen Begegnung bis zur langjährigen täglichen Gemeinschaft ist christliche Gemeinschaft nur dieses. Wir gehören einander allein durch und in Jesus Christus.
Was heißt das? Es heißt erstens, dass ein Christ den anderen braucht um Jesu Christi willen. Es heißt zweitens, dass ein Christ zum anderen nur durch Jesus Christus kommt. Es heißt drittens, dass wir in Jesus Christus von Ewigkeit her erwählt, in der Zeit angenommen und für die Ewigkeit vereinigt sind." (S. 8)

Von der seelischen und der geistlichen Liebe
"Seelische Liebe ist ihrem Wesen nach Begehren, und zwar Begehren nach seelischer Gemeinschaft. So lange sie dies Begehren noch irgendwie befriedigen kann, wird sie es nicht aufgeben, auch um der Wahrheit willen nicht, auch um der wahren Liebe zum Anderen willen nicht. Wo sie aber für ihr Begehren keine Erfüllung mehr erwarten kann, dort ist sie am Ende, nämlich beim Feind. Hier schlägt sie um in Hass, Verachtung und Verleumdung.
Eben hier ist aber auch der Ort, an dem die geistliche Liebe anfängt. Darum wird die seelische Liebe zum persönlichen Hass, wo sie der echten geistlichen Liebe begegnet, die nicht begehrt, sondern dient. Seelische Liebe macht sich zum Selbstzweck, zum Werk, zum Götzen, den sie anbetet, dem sie alles unterwerfen muss. Sie pflegt, sie kultiviert, sie liebt sich selbst und sonst nichts auf der Welt. Geistliche Liebe aber kommt von Jesus Christus her, sie dient ihm allein, sie weiß, dass sie keinen anderen unmittelbaren Zugang zum anderen Menschen hat. Christus steht zwischen mir und dem Andern. Was Liebe zum Andern heißt, weiß ich nicht schon im Voraus aus dem allgemeinen Begriff von Liebe her, der aus meinem seelischen Verlangen erwachsen ist, - das alles mag vielmehr vor Christus gerade Hass und böseste Selbstsucht sein, - was Liebe ist, wird mir allein Christus in seinem Wort sagen." (S. 18f)

Vom Wert der täglichen Losung
"Wir sind fast alle mit der Meinung groß geworden, es handle sich in der Schriftlesung allein darum, das Gotteswort für den heutigen Tag zu hören. Darum besteht die Schriftlesung bei Vielen nur aus einigen kurzen, ausgewählten Versen, die das Leitwort des Tages ausmachen sollen. Es ist nun kein Zweifel, dass etwa auf den Losungen der Brüdergemeinde für alle, die sie gebrauchen, bis zur Stunde ein wirklicher Segen liegt. Gerade in den Kampfzeiten der Kirche ist das vielen zu ihrem großen und dankbaren Erstaunen aufgegangen. Aber es kann ebensowenig ein Zweifel darüber bestehen, dass kurze Leit- und Losungsworte nicht an die Stelle der Schriftlesung überhaupt treten können und dürfen. Die Losung für den Tag ist noch nichtz die Heilige Schrift, die durch alle Zeiten hindurch bis in den jüngsten Tag bleiben wird. Die Heilige Schrift ist mehr als Losung. Sie ist auch mehr als "Brot für den Tag". Sie ist Gottes Offenbarungswort für alle Menschen, für alle Zeiten. Die Heilige Schrift besteht nicht aus einzelnen Sprüchen, sondern sie ist ein Ganzes, das als solches zur Geltung kommen will." (S. 30f)

Gottes Wort, das Lied der Kirche und das Gebet der Gemeinde
"Gottes Wort, das Lied der Kirche und das Gebet der Gemeinde stehen am Anfang des Tages. Erst wenn die Gemeinschaft mit dem Brote des ewigen Lebens versorgt und gestärkt worden ist, vereinigt sie sich, um von Gott das irdische Brot für dieses leibliche Leben zu empfangen. Danksagend und um Gottes Segen bittend nimmt die christliche Hausgemeinde das tägliche Brot aus der Hand des Herrn. Seit Jesus Christus mit seinen Jüngern zu Tische saß, ist die Tischgemeinschaft seiner Gemeinde durch seine Gegenwart gesegnet." (S. 42)

Einsam in der unchristlichen Umwelt
"Jeder Tag bringt dem Christen viele Stunden des Alleinseins mitten in einer unchristlichen Umwelt. Das ist die Zeit der Bewährung. Das ist die Probe auf eine rechte Meditationszeit und auf eine rechte christliche Gemeinschaft. Hat die Gemeinschaft dazu gedient, den einzelnen frei, stark und mündig zu machen, oder hat sie ihn unselbständig und abhängig gemacht? Hat sie ihn eine Weile an die Hand genommen, damit er wieder lernt, eigene Schritte zu tun, oder hat sie ihn ängstlich und unsicher gemacht? Das ist eine der ernstesten und schwersten Fragen an jede christliche Lebensgemeinschaft. Weiter wird sich hier entscheiden, ob die Meditationszeit den Christen in eine unwirkliche Welt geführt hat, aus der er mit Schrecken erwacht, wenn er wieder in die irdische Welt seiner Arbeit hinaustritt, oder ob sie ihn in die wirkliche Welt Gottes geführt hat, aus der er gestärkt und gereinigt in den Tag hineingeht?" (S. 59)

Von der Demut
"Wer lernen will zu dienen, der muss zuerst lernen, gering von sich selbst zu denken. "Niemand halte weiter von sich, denn sich gebührt zu halten" (Röm. 12, 3) "Sich selbst recht kennen und gering von sich denken zu lernen, das ist die höchste und nützlichste Aufgabe. Nichts aus sich selber machen und dabei stets von anderen eine gute Meinung haben, das ist große Weisheit und Vollkommenheit" (Thomas a Kempis). "Haltet euch nicht selbst für klug" (Röm. 12,17). Nur wer aus der Vergebung seiner Schuld in Jesus Christus lebt, wird in rechter Weise gering von sich denken, der wird wissen, dass seine Klugheit hier ganz an ihr Ende kam, als Christus ihm vergab, der erinnert sich der Klugheit der ersten Menschen, die wissen wollten, was gut und böse ist und in dieser Klugheit umkamen. Der erste aber, der auf dieser Erde geboren wurde, war Kain, der Brudermörder. Das ist die Frucht der Klugheit des Menschen. Weil der Christ nicht mehr sich selbst für klug halten kann, darum wird er auch von seinen Plänen und Absichten gering denken, er wird wissen, dass es gut ist, dass der eigene Wille gebrochen wird in der Begegnung mit dem Nächsten. Er wird bereit sein, den Willen des Nächsten für wichtiger und dringlicher zu halten als den eigenen. Was schadet es, wenn der eigene Plan durchkreuzt wird? Ist es nicht besser, dem Nächsten zu dienen, als den eigenen Plan durchzusetzen?" (S. 64)

Keiner zu gut, dem Nächsten zu dienen
"Keiner ist für den geringsten Dienst zu gut. Die Sorge um den Zeitverlust, den eine so geringe und äußerliche Hilfeleistung mit sich bringt, nimmt meist die eigene Arbeit zu wichtig. Wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen zu lassen. Gott wird unsere Wege und Pläne immer wieder, ja täglich, durchkreuzen, indem er uns Menschen mit ihren Ansprüchen und Bitten über den Weg schickt. Wir können dann an ihnen vorübergehen, beschäftigt mit den Wichtigkeiten unseres Tages, wie der Priester an dem unter die Räuber Gefallenen vorüberging, vielleicht - in der Bibel lesend. Wir gehen dann an dem sichtbar in unserem Leben aufgerichteten Kreuzeszeichen vorüber, das uns zeigen will, dass nicht unser Weg, sondern Gottes Weg gilt. Es ist eine seltsame Tatsache, dass gerade Christen und Theologen ihre Arbeit oft für so wichtig halten, dass sie sich darin durch nichts unterbrechen lassen wollen. Sie meinen damit Gott einen Dienst zu tun, und verachten dabei den 'krummen und doch geraden Weg' Gottes (Gottfried Arnold). Sie wollen von den durchkreuzten Menschenweg nichts wissen. Es gehört aber zur Schule der Demut, dass wir unsere Hand nicht schonen, wo sie Dienst verrichten kann, und dass wir unsere Zeit nicht in eigene Regie nehmen, sondern sie von Gott füllen lassen." (S. 67f)

Vom Wert der Beichte
"In der Beichte geschieht der Durchbruch zur Gemeinschaft. Die Sünde will mit dem Menschen allein sein. Sie entzieht ihn der Gemeinschaft. Je einsamer der Mensch wird, desto zerstörender wird die Macht der Sünde über ihn, und je tiefer wieder die Verstrickung, desto heilloser die Einsamkeit. Sünde will unerkannt bleiben. Sie scheut das Licht. Im Dunkel des Unausgesprochenen vergiftet sie das ganze Wesen des Menschen. Das kann mitten in der frommen Gemeinschaft geschehen. In der Beichte bricht das Licht des Evangeliums in die Finsternis und Verschlossenheit des Herzens hinein. Die Sünde muss ans Licht. Das Unausgesprochene wird offen gesagt und bekannt. Alles Heimliche und Verborgene kommt nun an den Tag. Es ist ein harter Kampf, bis die Sünde im Geständnis über die Lippen kommt. Aber Gott zerbricht eherne Türen und eiserne Riegel (Ps. 107, 16). Indem das Sündenbekenntnis im Angesicht des christlichen Bruders geschieht, wird die letzte Festung der Selbstrechtfertigung preisgegeben. Der Sünder liefert sich aus, er gibt all sein Böses hin, er gibt sein Herz Gott, und er findet die Vergebung all seiner Sünde in der Gemeinschaft Jesu Christi und des Bruders." (S. 77f)

Sonntag, 1. Dezember 2013

Gedanken zum Lesen

Gedanken zum Lesen

Wir leben in einer Zeit, in der wir mit einer zunehmenden Flut von Büchern, eBooks, PDFs, Zeitschriften, Zeitungen, aber auch vielen anderen Medien überflutet werden, die durch ihr Auftreten allesamt den Wunsch äußern, von uns gelesen, gehört, oder sonst wie wahrgenommen zu werden. Ich bin eine Leseratte, ein Bücherwurm. Schon als kleiner Junge hat es mich fast „magisch“ zu den Bücherregalen hingezogen. In den letzten Tagen habe ich mir vermehrt Zeit genommen, um meine Lesegewohnheiten unter die Lupe zu nehmen, und möchte dazu ein paar Gedanken weitergeben.

1. Lesen mit einem Ziel
Wenn wir lesen, dann geht es zunächst einmal um uns selbst. Auch wenn es inzwischen schon den Nebenjob des Rezensenten gibt, werden wohl doch nur wenige so viel Zeit haben, um einfach nach Lust und Laune querfeldein zu lesen. Davon abgesehen ist das auch nicht besonders sinnvoll, denn dadurch gewöhnen wir uns ein Muster an, nach welchem wir bald dazu tendieren werden, Bücher nur anzufangen und zum nächsten zu springen, bevor wir überhaupt das erste beendet haben. Wir lesen also nicht für den Autor, auch nicht für den Verlag, sondern für uns selbst. Und jeder von uns steht an seinem individuellen Platz im Leben, hat seine individuellen Stärken und Schwächen, sein bisheriges Wachstum, seine aktuellen Fragen und blinden Flecke im Leben. Um Bücher so zu nutzen, dass sie uns tatsächlich das größtmögliche weitere Wachstum geben, tun wir gut daran, die Bücher nach diesen Themen auszusuchen. Dazu hilft es, vielleicht auch mit Hilfe von Menschen, die uns gut kennen, diese Themen zu finden und aufzuschreiben. Und dann nach entsprechender Literatur zu suchen.

TL;DR: Es ist gut, wenn wir die Bücher, die wir lesen, nach den Themen auswählen, die für uns gerade wichtig sind.

2. Lesen mit klarem Verstand
Jeder Autor kann immer nur eine Art Stückwerk bieten. Niemand hat in allem die Wahrheit voll erfasst. Jeder ist noch unterwegs dazu. Deshalb wird auch niemand in einem Buch alles korrekt schreiben können. Jedes Buch nebst der Bibel bedarf der Prüfung an Gottes ewig gültigem, ein für alle Mal überlieferten Wort. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch da alles prüfen und das Gute behalten. Gerade bei Büchern mit Lebensberichten und sogenannten Zeugnissen ist große Vorsicht geboten. Immer wieder kommen zum Beispiel Berichte von Menschen, die behaupten, sie seien schon in der Hölle gewesen und danach – aus welchem Grund auch immer – wieder zurückgekehrt seien. Es gibt auf jeden Fall Visionen der Hölle, es gibt Nahtoderlebnisse, aber die Bibel schließt von Grund auf aus, dass jemand in unserer Zeit tatsächlich die Hölle besuchen und von dort wieder zurückkommen kann. Wir brauchen bei jedem Buch die Möglichkeit, es am Maßstab der Bibel zu messen und unter Umständen falsche Dinge klar zurückzuweisen.

TL;DR: Beim Lesen brauchen wir klaren Verstand und immer den Maßstab der Heiligen Schrift, um alles Gelesene auf den Prüfstand zu stellen.

3. Lesen von neuen und alten Texten
Ich habe hier auf einen sehr guten Text von C. S. Lewis hingewiesen, der herausstellte, wie wichtig es sei, dass wir nicht nur neue Bücher lesen, sondern auch alte. Mit neuen Büchern meine ich jetzt nicht nur diejenigen ab 2010, sondern ich würde den Beginn unserer momentanen Zeit ab etwa 1980 rechnen. Wir tun also gut daran, Bücher zu lesen, die vor dieser Zeit geschrieben wurden, und zwar auch welche, deren Autoren einige Zeit davor lebten. Die Schriften und Bücher der Reformation und anschließend der englischen und amerikanischen Puritaner, diejenigen der frühen Methodisten, des deutschen Pietismus und der Heiligungsbewegung, aber auch der frühen Jahre unserer Pfingstbewegung sind nicht nur lehrreich, sondern sehr stärkend. Ich bin für mich persönlich stark von den Puritanern beeinflusst. Die Bücher ihrer Zeit haben eine Tiefe, eine Klarheit und ein Verständnis, das heute vielfach fehlt.

TL;DR: Wir brauchen nicht nur (post)moderne Bücher, sondern tun gut daran, auch ältere zu lesen.

4. Lesen zur Selbsterbauung
Bücher sollen uns helfen, im Glauben zu wachsen, im täglichen Leben Probleme zu lösen und auf unsere zahlreichen Fragen Antworten zu geben. Daneben gibt es aber auch Bücher, die uns helfen wollen, dass wir uns entspannen können. Dazu dienen zum Beispiel Romane oder andere klassische Literatur. Dazu ist es gut, wenn wir uns zweierlei Dinge bewusst sind: Auf der einen Seite können wir nicht sagen, dass es Romane gibt, die dem Gläubigen verboten sind. Auf der anderen Seite sollten wir aber auch unserer Grenzen bewusst sein. Jeder „Input“, dem wir ausgesetzt sind, wird uns in irgend einer Weise verändern. Gerade für die erbauliche Literatur ist es wertvoll, auf ältere Bücher zurückzugreifen. Diese haben bereits den Test der Zeit überstanden. Sie sind von Generationen von Menschen gelesen worden und haben trotz allem überlebt. So wurde zum Beispiel John Bunyans Roman „Die Pilgerreise“ zum am zweithäufigsten verkauften Buch – direkt nach der Bibel.

TL;DR: Lesen zur Entspannung und Erbauung ist gut – dabei ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, welchen Einflüssen wir uns aussetzen wollen.

5. Lesen mit dem Notizblock
Um den größtmöglichen Gewinn aus dem Lesen herausholen zu können, braucht es etwas Arbeit. Die wichtigste Regel für gewinnbringendes Lesen ist Auseinandersetzung mit dem Gelesenen. Solange wir mit dem Inhalt nur einverstanden sind und ihn abnicken, bleiben wir auf unserem Level stehen. Meine Empfehlung wäre, beim Lesen immer einen Notizblock dabei zu haben und wichtige Sätze und Gedanken daraus zu notieren. Was es zumindest braucht, ist aktive Reflektion des Gelesenen, also aktiv darüber nachdenken, weiterdenken, vergleichen, an der Bibel prüfen, nach Analogien (Vergleichen) suchen, und – ganz wichtig – nach Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung Ausschau halten. Erst durch diese aktive Auseinandersetzung macht unser Gehirn etwas wirklich Bleibendes: Es lernt. Deshalb ist es auch gut, ab und an mal wieder ein Buch zu lesen, in welchem das Gegenteil behauptet wird. So lernt man noch klarer zu prüfen und sich mit der Materie auseinanderzusetzen.

TL;DR: Die aktive Auseinandersetzung mit dem Gelesenen ist wichtig, deshalb ist es hilfreich, sich zum Gelesenen Notizen zu machen und immer wieder darüber nachzudenken.

6. Das Lesen der Bibel ist unersetzlich
Manche Bücher können tatsächlich eine Hilfe zum Verstehen der Bibel sein, aber sie können niemals das Lesen der Bibel ersetzen. Dies gilt übrigens auch Losungs- und Andachtsbücher. Dort werden häufig nur einzelne Verse aufgelistet und im Falle von Andachtsbüchern auch erklärt. Dabei fehlt jedoch etwas: Man verpasst dabei, die Bibel in ihrer Gesamtheit kennenzulernen. In diesen Büchern wird immer nur ein sehr kleines Spektrum der Bibel abgedeckt, eine ganze Menge geht verloren. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, in jedem Jahr einmal die Bibel ganz durchzulesen. Dies ist bei drei Kapiteln pro Tag möglich. Wem dies zuviel ist, kann es mit einem Kapitel pro Tag auch in drei Jahren machen. Es ist einfach wichtig, dass wir auf diese Weise lernen, was die Bibel alles zu sagen hat.

TL;DR: Die Bibel zu lesen und zu kennen ist das Wichtigste. Wir sollten Andachtsbücher nur als Mittel dazu nutzen, die Bibel jedoch in ihrer Gesamtheit immer wieder von vorne bis hinten durchlesen.

7. Lesen, wenn zu wenig Zeit ist
Was, wenn nun zu wenig Zeit ist? Was wir mit unserer Zeit machen, ist immer eine Frage der Priorität. Wenn es uns wichtig ist, unseren Verstand so zu schulen, dass auch er zur Ehre Gottes genutzt werden kann, werden wir nicht darum herum kommen, immer wieder zu lesen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut machbar ist, pro Tag eine bestimmte Zeit – etwa eine halbe Stunde – für solches aktives Lesen einzuteilen – und dann auch dafür zu nutzen. Auf diese Weise kann man zwar nicht innerhalb weniger Tage dicke Schmöker durchlesen, aber auf längere Zeit verteilt kommt man so auch ans Ziel. Manchmal lohnt es sich auch, die Prioritäten unserer Aktivitäten zu überdenken und neu auszurichten. Dabei kann man sich etwa die Frage stellen, welchen Stellenwert die sozialen Medien, der Fernseher oder das neue Computerspiel haben sollen.

TL;DR: Um zum Lesen Zeit zu finden, kann es nötig sein, Prioritäten neu zu ordnen. Bücher können auch mit wenig Zeitaufwand pro Tag über längere Zeit hinweg gelesen werden.


Was denkst Du zu diesen Gedanken, lieber Leser? Welche der Tipps gefallen Dir gut, welche vermisst Du? Gibt es Themen, zu welchen Bücher gesucht werden? Auf Wunsch kann ich gerne mal mein stetig wachsendes Bücherregal durchsuchen. Ich freue mich über jeden konstruktiven Kommentar!

Freitag, 22. November 2013

Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Heute vor 50 Jahren ist der irische Schriftsteller, der besonders durch seine Buchserie "Die Chroniken von Narnia" bekannt wurde, gestorben. Er war Literaturwissenschaftler, aber ganz besonders begabt war er auch in christlicher Apologetik (Verteidigung des christlichen Glaubens) und im Schreiben fantasievoller Erzählungen. Einen wertvollen Text von ihm habe ich hier gepostet.

Samstag, 2. November 2013

Gedicht zum Herbst

Herbst

Nebel ziehen in die Felder
Düster, grau wirkt alles Licht
Kaum ein Strahl dringt in die Wälder
Lange Nacht bis Tag anbricht

Die letzte Hoffnung scheint verschwunden
Unauffindbar, gut versteckt
Gut verschnürt und angebunden
Vergraben und mit Stein bedeckt

Es fallen nun der Bäume Blätter
Sanft und leis rot-brauner Schnee
Bäume schütteln die Skeletter
Es knarrt und knackst: Sommer ade!

Auch sammeln sich schon jetzt die Wandrer
Die Stimmung sieht nach Aufbruch aus
Der Wind, der bläst, ist jetzt ein andrer
Mensch, zieh dich zurück ins Haus!

Oh, Wehmut, nach Sonne schrei ich nun
Im Sommer wünscht' ich mir die Kälte
Nach Wärme ist es mir zu tun
Ins feste Haus, bau ab die Zelte!

Wohin des Wegs, du Wandrersmann?
Willst jetzt dein Ziel erreichen?
Komm rein, und zieh dich wärmer an
Sonst musst du gar erbleichen!

Doch stetig auf das Ziel gerichtet
Geht es den schmalen Grat entlang
Denn selbst, wo Schnee und Eis geschichtet
Führt meines Herrn Stimme Klang.

07. 09. 2005; Jonas Erne

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Zum Reformationstag: Sola gratia, sola fide, sola scriptura, solus Christus

Sola gratia – allein aus Gnade

Denn es ist kein Unterschied: Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes, so dass sie gerechtfertigt werden ohne Verdienst, durch seine Gnade, mittels der Erlösung, die in Christus Jesus ist. (Römer 3, 23 - 24)

Wie weit haben sich doch die heutigen Gemeinden, die sich auf die Reformation berufen, von ihren Reformatoren entfernt! Wir müssen uns immer wieder erneut an dem festhalten, was sie uns damals erkämpften. Sie haben die wichtigsten biblischen Wahrheiten wiederentdeckt und auf den hellen Leuchter der Kirche gesetzt. Doch die Gefahr, wiederum hinter die Reformation zu fallen, ist enorm groß. Der erste Grundsatz der Reformation war: „sola gratia“ - „allein aus Gnaden“. Dieser steht zunächst im Gegensatz zum Ablasshandel. Im Mittelalter war es nämlich üblich, dass man sich mit einem bestimmten Geldbetrag die Sündenvergebung angeblich kaufen konnte. Je nach „Größe“ der Sünden und Vermögen des Sünders wurde ein Betrag festgelegt. Man konnte sich auch für fixe Beträge eine bestimmte Anzahl von Jahren aus dem Fegefeuer freikaufen. Dies alles, damit sich die höheren Geistlichen der Kirche ein teures, ausschweifendes Leben leisten konnten.

Doch die Bibel sagt uns etwas ganz anderes: Hier werden alle Menschen in einen Topf geworfen und von allen zusammen gesagt: Es gibt absolut keinen Unterschied vor Gott: Jeder Mensch ist ein Sünder und hat sein Leben mit Gott verspielt. Auf der göttlichen Waage sind alle für zu leicht befunden und haben nicht die Gewichtigkeit oder Herrlichkeit wie Gott sie hat. Jeder Mensch kommt verderbt und als Sünder zur Welt, bereits vor der Geburt ist die Beziehung zu Gott von ihm zerbrochen und zerstört. Denn jeder Mensch stammt aus dem Geschlecht Adams, in dem die Sünde von Generation zu Generation weitervererbt wird. Deshalb kann auch niemals ein Mensch von sich aus zu Gott kommen: Niemand hat von sich aus das Recht, in Gottes Gegenwart zu gehen. So durfte auch in der Stiftshütte kein Priester seinen Dienst tun, bevor er gereinigt war. Bevor Aaron und seine Familie zum Priesterdienst zugelassen wurden, mussten sie für sich spezielle Opfer auf dem Altar darbringen, um vor Gott rein zu sein. Ihre Sündhaftigkeit und ihre Tatsünden wurden durch das Opfer Gott übergeben, und sie waren rein für den Dienst in der Stiftshütte.

Diese Opfer sind ein Vorbild für den Sühnetod von Jesus Christus. Er ist aus Gnade auf die Erde gekommen und hat die Sünde von allen, die jemals wahrhaftig an Ihn glauben werden, auf Sich genommen. Diese Gnade ist völlig unverdient und unverdienbar. Niemand wird sich dafür jemals revanchieren können. Die Erlösung ist ein Geschenk an alle Gläubigen. Es gibt absolut keinen Verdienst, der die Erlösung irgendwie ersetzen, erzwingen oder vervollständigen könnte. Nur Gott kann sie uns schenken und uns rechtfertigen aufgrund dessen, was der Herr Jesus für uns getan hat. Dass wir gerechtfertigt sind, bedeutet: Wir sind vor Gottes Gericht absolut gerecht gesprochen, und nichts auf der Welt kann uns dieses Urteil wieder wegnehmen. Mit diesem Freispruch von aller Schuld beginnt die Zeit der Freiheit, in welcher wir lernen sollen, als Gerechte zu leben. Kein Mensch kann das gleich von einem Tag auf den nächsten. Aber wenn wir wieder eine ungerechte Tat getan haben, die dem göttlichen Leben widerspricht, so dürfen wir wissen:

Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. (1. Johannes 1, 9)

So wie die Priester in der Stiftshütte, obwohl sie grundsätzlich durch das anfängliche Opfer rein wurden, sich jeden Morgen vor Dienstantritt die Hände und Füße im Waschbecken mit Wasser waschen mussten, so sollen auch wir jeden Tag zu Gott gehen, unsere Sünden bekennen und uns im Wasserbad von Gottes Wort neu reinigen und ausrichten lassen.

Sola fide – allein aus Glauben

Ihn hat Gott zum Sühnopfer verordnet, durch sein Blut, für alle, die glauben, zum Erweis seiner Gerechtigkeit, wegen der Nachsicht mit den Sünden, die zuvor geschehen waren unter göttlicher Geduld, zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen? Durch welches Gesetz? Das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens! So kommen wir zu dem Schluß, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde, ohne Gesetzeswerke. (Römer 3, 25 - 28)

Gott rettet Menschen allein aus Seiner Gnade. Diese Rettung kann nur Gott bewirken, wir Menschen können uns diese Gnade (deshalb heißt sie ja auch so) weder verdienen noch erarbeiten noch sonst etwas dafür tun. Und trotzdem handelt Gott nicht ganz allein ohne das Dazutun des Menschen. Vielmehr nimmt Gott die von Ihm zur Gnade bestimmten Menschen und gibt ihnen die notwendige Kraft und Hilfe, damit sie ihren Teil zur Errettung beitragen können. Aufgrund der Sünde hat jeder Mensch bevor er sich bekehrt einen verfinsterten, blinden Verstand, Gefühle, die ihn immer nur von Gott abhalten können und einen ans Irdische, Vergängliche gebundenen Willen. Gottes Gnadenwerk an dem Auserwählten ist dieses: Der Verstand wird erleuchtet und er kann sich plötzlich mit Gottes Augen sehen. Die Gefühle werden von der Welt weg und zu Gott hingezogen, und der Wille wird so frei, dass er sich für Gott entscheidet. Den neuen Zustand nennt die Bibel „Glauben“. Der Glaube umfasst die ganze Seele des Menschen: Plötzlich versteht er die Zusammenhänge von Gottes Wort und vor allem von der Erlösung, die durch Jesus Christus als Sühnopfer geschehen ist. Er begreift, was er zuvor nie begreifen konnte, da sein Verstand dermaßen verfinstert und blind war: Ich bin schuldig vor Gott und vor vielen Menschen geworden, aber Gott ist Selbst auf die Erde gekommen, um für mich und meine Schuld zu sterben und um wieder von den Toten zu auferstehen, damit ich auch mit Ihm ewig zusammen leben darf. Daraus entsteht eine große Dankbarkeit und Liebe, außerdem werden die Gefühle plötzlich zu Gott hingezogen. Und nun entscheidet sich der Mensch vollkommen aus eigenem Antrieb, dem Herrn Jesus nachfolgen und Ihm immer ähnlicher werden zu wollen. Er versteht nun plötzlich auch, dass seine riesige Schuld bisher wie ein riesiger Felsbrocken über seinem Kopf an einem seidenen Faden gehangen ist. Das einzige, was den Felsbrocken davon abgehalten hatte, ihn zu zermalmen, war Gottes große Geduld. Aber eines Tages kommt für jeden Menschen das Ende dieser Geduld. Und dann kommt es darauf an, ob unser tonnenschwerer Felsbrocken noch da hängt, oder ob er auch einer von denen war, die der Herr Jesus auf Sich Selbst hat stürzen lassen am Kreuz von Golgatha. Wie sieht es über deinem Kopf aus?

Glaubst du mit voller Gewissheit, dass der Herr Jesus für dich gestorben ist? Hast du auch angefangen, ein Leben als Geretteter zu leben? Solange wir noch mit dem Willen an das Irdische gebunden sind, können wir zwar in der Bibel lesen und uns „Mühe geben“, aber da müssen wir doch einsehen: Ich kann nicht! Ich darf nicht! Ich muss! Ohne im wahren rettenden Glauben zu stehen kann niemand nach Gottes Willen leben. Sobald wir aber im Glauben stehen, heißt es für uns nur noch: ich muss nicht, ich kann! Ich kann lernen nach Gottes Willen zu leben und aktiv Gottes Kraft der Gnade im Leben umsetzen und anwenden. Ich muss nicht nach den Vorgaben, Sorgen, Ängsten und Nöten des alten, früheren Lebens leben. Im Glauben leben bedeutet auch, dass wir im Vertrauen Schritte über das objektiv Sichtbare hinaus machen. Es bedeutet, dass wir mit Gottes Eingreifen in schwierigen Situationen rechnen. Deshalb geht es nicht mehr um Gesetzeswerke, die wir tun sollen, sondern um Glaubenswerke. Ein Gesetzeswerk tut man, weil man sich dazu gezwungen fühlt. Ein Glaubenswerk hingegen tut man, weil man es als den Wunsch dessen erkannt hat, den man liebt. Deshalb sagte der Herr Jesus auch in Johannes 15, 14: Ihr seid Meine Freunde (die Ich liebe und die Mich lieben), wenn ihr alles tut, was Ich von euch möchte.

Er möchte nicht, dass wir als Gesetzeswerke alles tun, was irgendwie in der Bibel steht, sondern Er möchte, dass wir es als Glaubenswerke, als Seine Freunde, aus Liebe zu Ihm tun.

Sola Scriptura – Allein die Schrift

Die ganze Schrift ist von gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet. (2. Timotheus 3,16-17)

Das dritte Schlagwort der Reformation ist: Allein die Schrift. Die Errettung geschieht allein aus Gnaden, allein durch Glauben und wird allein durch die Schrift bezeugt. In der damaligen Zeit war es üblich zu sagen, dass nur diejenigen, welche die mündliche Tradition der römisch-katholischen Kirche sehr gut kannten, auch wirklich imstande gewesen seien, die Bibel adäquat zu verstehen und auszulegen. Für die kirchliche Praxis bedeutete das: Der einfache, normal gebildete Christ hatte keinen Einblick in das, was die Schrift lehrt. Und es ist ein Fakt, dass es Katholiken noch keine 60 Jahre erlaubt ist, die Bibel selbst zu lesen. Nun kamen die Reformatoren und riefen aus: nein, es braucht nicht die katholische mündliche Tradition, um die Schrift zu verstehen, sondern die Bibel legt sich selbst aus. Das heißt, um die Bibel zu verstehen, braucht es nur die Bibel selbst.

Auch heutzutage ist es wieder notwendig, die Gemeinde auf dieselbe Weise zu reformieren. Es gibt nur einen Unterschied zu damals: Damals gab es genau eine katholische Tradition, derzufolge man die Schrift auslegte. Heute gibt es unzählige verschiedene Varianten von mündlicher oder schriftlicher Tradition. Man spricht dabei auch von verschiedenen Theologien oder theologischen Schulen. Da gibt es die Befreiungstheologie, die feministische Theologie, die religionsgeschichtliche Schule und viele mehr. Einige von diesen Schulen kann man zusammenfassen unter dem Namen „historisch-kritische Methode“. Das bedeutet: Man sucht in außerbiblischen Dokumenten nach Hinweisen, die damalige Bräuche, Sitten oder einfach bestimmte Worte „aufschlüsseln“ sollen. Sobald man sie dann „aufgeschlüsselt“ hat, sucht man danach, ob diese Aussagen „heute noch gültig seien“. Viele Aussagen werden dann zu rein historischen, kulturell bedingten Aussagen degradiert. Weiterhin untersucht man besonders die verschiedenen Autorennach ihrer jeweils „eigenen Theologie“ und spielt dann die einzelnen Autoren gegeneinander aus. Ein weiteres beliebtes Kritikmittel besteht darin, dass man versucht herauszufinden, welche Schriften „echt“ vom jeweiligen Autor sind, der in der Schrift angegeben ist. Bei den Paulusbriefen lassen die meisten bibelkritischen Theologen nur vier als „echte“ Paulusbriefe gelten. Der Rest – behaupten sie – sei von Paulusfans verfasst, die von Paulus noch persönlich unterrichtet wurden, aber erst nach seinem Tod diese Briefe geschrieben hätten. Da gäbe es noch viel mehr Schwachsinn wiederzugeben, aber um der Zeit willen sparen wir uns das jetzt...

Die ganze Schrift ist gottgehaucht. Das heißt, sie ist von Gott inspiriert und in Seinem Auftrag in der ursprünglichen Sprache fehlerlos aufgezeichnet. Dass die Schrift gottgehaucht ist, bedeutet, dass Gott Selbst zwar fehlerhafte Menschen beauftragt hatte, den Vorgang des Aufschreibens aber so überwacht und kontrolliert, dass wir jetzt sicher sein können, dass jedes Wort darin nicht nur für die damalige Zeit und Kultur, sondern auch für heute und bis zum Ende dieses Erdenzeitalters gültig ist und bleibt. Die Bibel ist also unfehlbar an und für sich und unveränderlich. Sie ist jedoch nicht nur wahre und unfehlbare Theorie, sondern sie will ganz praktisch ins Leben umgesetzt werden. Sie ist nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Sie zeigt uns somit, wie wir leben sollen. Sie zeigt uns den Weg, den der Herr Jesus für uns gebahnt hat und möchte uns helfen, auf diesem Weg zu bleiben. Sie will, dass jeder Mensch, der sein Leben Gott übergeben hat und damit ganz und gar Ihm gehört, immer vollkommener wird. Gott hat alles, was wir dazu brauchen, schon im Vornherein vorbereitet und möchte einfach, dass wir das ausleben, was Er für uns bereit hält. Wenn immer uns Menschen begegnen, dann dürfen wir wissen, dass wir einen göttlichen Auftrag haben für sie. Wir sollen Diener von allen Menschen werden, dann dienen wir Gott recht.

Der Herr Jesus sagte einmal: Was ihr den Geringsten Meiner Brüder getan habt, das habt ihr Mir getan. So, wie wir die Menschen behandeln, von denen wir am schlechtesten denken, so behandeln wir auch Ihn.

Solus Christus – Christus allein

Und es ist in keinem andern das Heil; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in welchem wir sollen gerettet werden! (Apostelgeschichte 4,12)

Was bereits ziemlich kurz nach der Entstehung der Gemeinde gesagt werden muss, hat in jeder Zeitepoche der Kirchengeschichte seine Bedeutung und Wichtigkeit. So ist es typisch für die Zeit der Reformation, dass auch diese eine Wahrheit ganz neu gefunden und verkündet wird. Es ist dies die äußerst wichtige Lehre, dass der Herr Jesus Christus der einzige ist, der retten kann. Zu Lebzeiten der Reformatoren war vor allem die Meinung verbreitet, dass es die katholische Kirche, beziehungsweise die Zugehörigkeit zu ihr sei, die den Menschen retten könne. So wurde der Kindertaufe die okkulte Macht zugeschrieben, vor dem ewigen Gericht retten zu können, weil sie die Kinder gleich sozusagen zu Mitgliedern der Kirche macht. Hier muss das Wort Christus allein angesetzt werden. Die römisch-katholische Kirche verliert zwar auch in den eigenen Reihen immer mehr an Einfluss. Sie hat die Mitgliedschaft der Kirche ins Zentrum gestellt. Heutzutage ist es die Autonomie des einzelnen Menschen, die diesen Status einnimmt. Seit der „Aufklärung“ wird die menschliche Freiheit und Selbstbestimmung zum neuen Götzen erhoben. Jeder soll nach seiner eigenen Fasson selig werden. Hauptsache er fühlt sich gut dabei. Und solange er sich dabei gut fühlt, darf niemand versuchen, ihn von etwas anderem zu überzeugen. Dadurch bekommen die Gefühle einen neuen Stellenwert und Auftrag, den sie niemals richtig erfüllen können.

Christus allein. Ach wie dringend notwendig ist es, dass wir uns genau das auf unser Banner schreiben. Christus allein. Nur Er kann retten aus dieser Sündennacht. Christus allein. Nur Ihm sei alle Ehre. Christus allein. Nur Seinen Namen wollen wir bekannt machen. Denn nur in Seinem Namen kann der Mensch die einzig wahre Erfüllung finden: Frieden mit Gott. Freiheit von der Macht der Sünde. Wahre Heilung für Körper, Seele und Geist. Echte Liebe. Diese Liste kann beliebig verlängert werden. Was bedeutet Er für dich? Auch in freikirchlichen Gemeinden besteht die reale Gefahr, dass man etwas Fremdes an die Stelle setzt, die Ihm allein gehört. Er ist DER Name, der am allerhäufigsten in unserem Mund getragen werden soll. Er ist DIE Person, zu der wir am allermeisten gehören wollen sollten. Er ist DER, welcher die ganze Gemeinde selbst baut, der Architekt sozusagen. Wir alle sind nur einfache Bauleute auf dieser Baustelle. Jeder von uns muss seinen Teil zur Ortsgemeinde beitragen, sonst fehlt dem Architekten sehr viel. Er ist nicht auf uns angewiesen, aber rechnet mit uns. Und da auf dieser heiligen Baustelle mitarbeiten zu dürfen ist ein riesiges Vorrecht.

Die Rettung ist einzig und allein in dem Namen Jesus Christus. Sein jüdischer Name ist Jeschua haMaschiach. Jeschua bedeutet Rettung, Heil, Heilung. Er ist es, der kaputte Menschen und zerstörte Beziehungen wieder heilt. Er ist in den Riss gestanden, der die Menschen von Gott getrennt hat. Er hat am Kreuz mit Seinem Leben dafür bezahlt, dass die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen wiederhergestellt werden kann. Und mit Seiner Hilfe können wir auch alle Beziehungen zwischen uns Menschen wiederherstellen. Es ist nicht einfach, so wie auch der Tod nicht einfach war für Ihn. Manchmal müssen auch wir „Blut schwitzen“ um Seinen Willen zu erreichen. Aber Sein Versprechen haben wir:

Siehe Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit.

Amen.


Anmerkung: Dies war ursprünglich eine vierteilige Andachtsserie, die ich für Daily Message 2010 geschrieben habe. Sie hat jedoch nichts an Aktualität verloren. 

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Nancy Pearcey – Total Truth

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch durch eine längere Rezension von Hanniel Strebel, die auf TheoBlog veröffentlicht wurde. Da ich mich schon seit Längerem mit Fragen der Weltanschauung, aber auch der Wissenschaften und der Geschichte beschäftige, war mein Interesse sofort geweckt.

Das Herzstück von Pearceys Argumentation findet ist die Kritik an der Zweiteilung der Welt in die Sphären „Herz“ gegen „Hirn“, oder wie sie es auch nennt: „private Sphäre“ gegen „öffentliche Sphäre“ oder „subjektive Werte“ gegen „objektive Fakten“. Das Problem besteht darin, dass sich Evangelikale mit dieser Zweiteilung des Lebens abgefunden haben, ja sogar so weit gehen, diese Zweiteilung auch zu lehren und in den Köpfen zu verfestigen. Der Gedanke dahinter ist, dass wenn man sich in die private, subjektive Sphäre zurückzieht, dass man dann gegen die Angriffe immun sei.

Hinter dieser Sichtweise entlarvt Pearcey eine bestimmte Weltanschauung, die nicht einfach aus dem Nichts entstanden ist, sondern sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hat. Doch zuerst kommt sie allgemein zum Thema Weltanschauung. Die Weltanschauung befasst sich mit der Sichtweise, die jemand von der Welt – also von der Gesamtheit der Realität – hat. Man muss sehen, dass hinter jeder Aussage und jedem Gedanken auch eine bestimmte Weltanschauung steckt. Diese ist jedoch nichts, was sich wissenschaftlich beweisen ließe, sondern sie ist von einer bestimmten Philosophie oder Ideologie geleitet.

Nun müssen an jede Weltanschauung drei Fragen gestellt werden: Wie hat alles begonnen? (Schöpfung) Was ist schief gelaufen? (Sündenfall) Was sollen wir jetzt tun? (Wiederherstellung). Mit diesen drei Begriffen Schöpfung, Sündenfall und Wiederherstellung lässt sich jede dieser Ideologien und Philosophien überprüfen und beurteilen. Dazu lässt sich anhand der Bibel zugleich eine biblische Weltanschauung aufbauen. Dies ist sehr wichtig, wenn wir wollen, dass die Bibel für unser Leben relevant sein soll und auch umgesetzt wird.

Das Buch besteht aus vier Teilen mit insgesamt 13 Kapiteln. Im ersten Teil geht es um das Thema „Weltanschauung“: Woraus besteht diese? Was gibt es für Weltanschauungen? Wie sind diese im Lichte der Bibel zu beurteilen? Wie kann man eine biblische Weltanschauung aufbauen? Mit vielen Beispielen aus dem Leben zeigt Pearcey, wie sehr eine zertrennte Weltanschauung zu großen Schwierigkeiten im Leben führt:

Wir müssen sichergehen, dass, wenn unsere Kinder das Haus verlassen, dieselbe Überzeugung tief in ihr Gedächtnis eingebrannt ist – dass das Christentum fähig ist, wenn es auf dem Marktplatz der Ideen herausgefordert ist, in sich zu verhalten. Es reicht nicht, junge Gläubige einfach zu lehren, wie man eine persönliche „Stille Zeit“ hält, wie man ein Bibellernprogramm befolgt und wie man mit einer christlichen Gruppe auf dem Campus Verbindung aufnimmt. Wir müssen sie auch darin anleiten, wie man auf intellektuelle Herausforderungen antwortet, die ihnen im Schulzimmer begegnen werden. Bevor die das Haus verlassen, sollten sie mit all den „-ismen“ wohlbekannt sein, vom Marxismus zum Darwinismus bis zum Postmodernismus. Es ist am besten für junge Gläubige, wenn sie von diesen Ideen zuerst von den vertrauten Eltern, Pastoren oder Jugendleitern hören, welche sie in den Strategien trainieren können, um die konkurrierenden Ideologien analysieren zu können.“ (Total Truth, S. 125; Übersetzung von mir)

Im zweiten Teil, welcher die Kapitel 5 – 8 enthält, geht es in erster Linie um die Grundlage des ersten Teils der Weltanschauung: Um die Schöpfung. Anhand vieler neuerer Beispiele zeigt Pearcey, dass die Schöpfung durch einen intelligenten Designer keinesfalls veraltet ist, sondern es einfach auf die Unterdrückung durch bestimmte philosophische Behauptungen zurückzuführen ist, dass inzwischen auch in den Gemeinden immer mehr von Modellen der Evolution die Rede ist. Auch hier zeigt sie sehr schön die historischen Linien auf, die zu diesem Denken führten. Es wird gar nicht erst nach der Möglichkeit eines Designers gefragt, sondern dieser wird a priori ausgeschlossen wie zum Beispiel Richard Dawkins zeigt:

Ein Atheist oder philosophischer Naturalist in diesem Sinn vertritt also die Ansicht, dass es nichts außerhalb der natürlichen, physikalischen Welt gibt: keine übernatürliche kreative Intelligenz, die hinter dem beobachtbaren Universum lauert, keine Seele, die den Körper überdauert, und keine Wunder außer in dem Sinn, dass es Naturphänomene gibt, die wir noch nicht verstehen. Wenn etwas außerhalb der natürlichen Welt zu liegen scheint, die wir nur unvollkommen begreifen, so hoffen wir darauf, es eines Tages zu verstehen und in den Bereich des Natürlichen einzuschließen.“ (Dawkins, Richard, Der Gotteswahn, S. 25 - 26)

Dieser naturalistischen Sichtweise wird die biblische Sichtweise entgegen gestellt, die auf der Auffassung beruht, dass die Bibel auch dort irrtumslos ist, wo sie Aussagen über die Entstehung der Arten, die Biologie oder die Astronomie, und so weiter, macht. Pearcey zeigt, dass die biblische Weltanschauung in sich deutlich stimmiger ist als die naturalistische.

Im dritten Teil wird die Geschichte des Evangelikalismus genauer unter die Lupe genommen. Die Frage dahinter lautet: Wie kam es, dass die Evangelikalen sich den Bereich des Denkens und der Fakten einfach so wegnehmen ließen? Auch hier verfolgt Pearcey die Spuren in den Bereichen der Epistemologie, der Arbeit und zuletzt auch in der Bewegung des Feminismus. Sie kommt zum Schluss: Wo immer die Christenheit auf die Kultur gestoßen ist, waren es nicht so sehr die Christen, die die Kultur verändert haben, sondern vor allem die Kultur, welche die Christen verändert hat. Dies sollte uns zu denken geben.

Abgerundet wird das Buch mit dem vierten Teil, das nur aus dem Kapitel 13 besteht. Dort geht es um die praktische Umsetzung des Bisherigen. Spätestens hier wird man daran erinnert, dass sie eine Schülerin von Francis Schaeffer ist. In Wirklichkeit natürlich schon viel früher, da sie in groben Zügen seine Art der Apologetik übernimmt. Aber hier wird es deutlich wie nie zuvor, denn es geht um das Ausleben der tätigen christlichen Nächstenliebe. Wahrheit muss immer in Liebe kommen. Die Christenheit hat zu lange versucht, das Richtige mit weltlichen Mitteln zu erreichen. Sie muss deshalb „der Welt sterben“ und nur noch zu den biblischen Methoden der Liebe und Wahrheit greifen. Wo gottlose Methoden aus dem Marketing übernommen werden, kann der Segen Gottes auch nicht auf unserem Tun liegen:

Traurigerweise leben viele Christen den größten Teil ihres Lebens so, als ob die Naturalisten recht hätten. Sie stimmen den großen Wahrheiten der Bibel verstandesmäßig zu, aber ihre praktischen, täglichen Entscheidungen machen sie nur auf der Grundlage dessen, was sie sehen, hören, messen und berechnen können. […] Sie mögen ja aufrichtig tun wollen, was Gott von ihnen wünscht, aber sie tun es auf die Art und Weise der Welt – indem sie weltliche Methoden benutzen und sich von weltlichen Wünschen motivieren lassen, um Erfolg und Beifall zu bekommen.“ (Total Truth, S. 362; Übersetzung von mir)

Das Buch ist sehr lesenswert. Ich empfehle es jedem sehr, der sich mit Fragen der Weltanschauung, der Wissenschaft aus biblischer Sicht oder der Entwicklung des Christentums in den letzten Jahrhunderten interessiert. Gute Englischkenntnisse sind von Vorteil, da Pearcey ein breites Spektrum dieser Sprache benutzt. Es kann hier bestellt werden.

Gegen Ende des Buches würde man sich wünschen, es hätte ebenso viele Kapitel über die praktische Umsetzung des Bisherigen. Viele wichtige Themen sind kurz angerissen, würden aber weiteres Nachdenken erfordern. Auch fände ich es sehr wertvoll, wenn solche Bücher auf deutsch erscheinen könnten.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Jenseits des Glaubens - Ein Interview mit Bradley Monton

Dieses Interview mit Bradley Monton ist zuerst im amerikanischen Salvo Magazin in der Ausgabe 26 vom Herbst 2013 erschienen. Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers zum Übersetzen und  Veröffentlichen des vollständigen Interviews. An dieser Stelle herzlichen Dank an meinen Vater Beat Erne, der mir bei der Übersetzung dieses wissenschaftlich anspruchsvollen Interviews viele gute Tipps geben konnte. This interview was first published in Salvo Magazine, copyright 2013, by Salvo Magazine (Supplement to Issue 26, Fall 2013), available at: http://www.salvomag.com/new/mag/salvo26-supplement.php


Jenseits des Glaubens (oder des Fehlens desselben)


Der Wissenschaftsphilosoph Bradley Monton lässt den Atheismus hinter sich, um Intelligent Design objektiv zu beurteilen.
Man muss nicht an Gott glauben, um den Wert des Intelligent Design anzuerkennen. Der Philosophieprofessor der Universität von Colorado ist ein typisches Beispiel. In seinem Buch „Seeking God in Science: An Atheist Defends Intelligent Design“ („In der Wissenschaft nach Gott suchen: Ein Atheist verteidigt Intelligent Design“) erklärt Monton, warum er denkt, dass die Hypothese Wert habe, obwohl er der Überzeugung sei, dass deren Schlussfolgerungen letzten Endes falsch seien. Hier tut er dasselbe, bevor er erklärt, welche Art einer wissenschaftlichen Entdeckung es bräuchte, damit er seinen Skeptizismus endlich aufgeben und die Existenz eines Schöpfers annehmen würde – ein Durchbruch, den er tatsächlich begrüßen würde, und sei es nur, damit die langjährige Ungewissheit beendet würde, die den Ursprung des Lebens umgibt.

Was führt Sie dazu, Intelligent Design (ID) ernst zu nehmen?
ID-Erforschungen sind Teil einer langen Tradition in der Philosophie, die Natürliche Theologie genannt wird – die Suche in der natürlichen Welt nach Hinweisen für die Existenz Gottes. Intelligent Design hat auf den ersten Blick den Stellenwert dieser langen philosophischen und wissenschaftlichen Tradition. Das ist ein Grund, weshalb ich denke, dass ID ernst genommen werden soll. Zum anderen ist es so, dass ich die Argumente der ID-Gegner zu sehr emotionsgeladen finde und intellektuell nicht so stabil wie man es sich wünschen würde. Mich nerven meine Mit-Atheisten, die schlechte Argumente gegen Intelligent Design präsentieren und dann von allen erwarten, dass sie glauben, sie hätten die Debatte aufgelöst mit diesen schlechten Argumenten.

Warum, was denken Sie, dass manche Wissenschaftler es ablehnen, Intelligent Design ernst zu nehmen?
Das ist eine schwierige Frage, denn es ist eine Angelegenheit der menschlichen Psychologie und Soziologie. Aber ich würde sagen, dass manche Atheisten einen Fundamentalismus zeigen, der sie daran hindert, sich schon nur vorstellen zu können, dass ein vernünftiger, rationaler und intelligenter Mensch eine Sicht haben kann, die von seiner eigenen abweicht. Andere glauben, dass die Wissenschaft das A und O sei – dass sie alle wichtigen Fragen über die Realität beantworten könne. Es gibt sogar Wissenschaftler da draußen, wie zum Beispiel der Theoretische Physiker Steven Weinberg, die verkünden, dass weder Religion noch Philosophie uns irgend etwas Wichtiges über die Welt sagen kann. Ich bin da völlig anderer Meinung. Die Philosophie ist tatsächlich ein wichtiges Feld der Forschung. Sie kann die Art von ethischen Wahrheiten herausfinden und was spezifische Wahrheiten sein können. Philosophie kann auch genutzt werden, um die Existenz Gottes auf eine Art zu untersuchen, wie das die Wissenschaft nicht kann.

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie Intelligent Design nicht vollständig zustimmen können. Was sind Ihrer Meinung nach einige Schwächen von ID?
Es gab eine Zeit, da hätte ich gesagt, dass die größte Schwäche der ID-Befürworter in dem Versagen liegt, eine Theorie auf den Tisch zu stellen, die nachprüfbare Voraussagen macht, aber das alles änderte sich mit Jonathan Wells Buch „The Myth of Junk DNA“ (Der Mythos von der Müll-DNA). Darin sagte Wells voraus, dass diese vorgebliche Müll-DNA – die DNA-Sequenzen, von denen viele Wissenschaftler behaupteten, dass sie nutzlos seien – absichtlich für die Struktur der menschlichen Biologie dort sei. Nun, im Laufe des letzten Jahres oder so hat empirische Forschung gezeigt, dass es tatsächlich viel weniger Müll-DNA ist, als Wissenschaftler bisher dachten. Das ist einfach ein großartiges Beispiel einer nachprüfbaren Voraussage, die von einem Befürworter von Intelligent Design gemacht wurde, und sich als erfolgreich herausgestellt hat.

Warum können Sie dann Intelligent Design dennoch nicht vollständig unterstützen?
Ich glaube, dass ID-Wissenschaftler immer noch viel mehr an nachprüfbaren Voraussagen machen sollten. Ich verstehe, dass dies schwierig ist. Ich sage nicht, dass es ein einfaches Projekt ist. Wie auch immer, es wäre schön, wenn sie ein vollwertiges Forschungsprogramm hätten, das zur Entwicklung von Theorien in der Wissenschaft führen würde. Ich denke, dass es möglich ist, obwohl es unglaublich schwierig ist, mit neuen wissenschaftlichen Theorien aufzutauchen, die in einem Paradigmenwechsel resultieren würde. Nun, es waren nur Leute wie Newton, Einstein und Copernicus, die dazu fähig waren. Aber man weiß nie, vielleicht wird eines Tages jemand eine Theorie entwickeln, die den Paradigmenwechsel bringt, die es fertigbringt, Intelligent Design in dem Prozess zu fördern.

Und was sind die Stärken von Intelligent Design?
Die größte Stärke ist, dass es dazu führt, dass Menschen sehr vorsichtig über das Ausmaß nachdenken, in dem ein wissenschaftlicher Beweis für entweder Gott oder sonst einen Schöpfer besteht. Dazu sind die spezifischen Argumente selbst auch interessant und wichtig zu bedenken. Zum Beispiel finde ich Michael Behes Forschung zu irreduzibel komplexen biologischen Systemen eine extrem überzeugende Forschungslinie, selbst wenn es sich herausstellen sollte, dass es ein fehlerhaftes Argument ist. Es hilft einfach dem Vorankommen der Wissenschaft, wenn man Argumente wie das von Behe auf den Tisch legt.
Dasselbe gilt auch für die mehr physikbasierten Felder des Intelligent Design, wie etwa die Studien, welche von Guillermo Gonzalez und Jay Richards durchgeführt wurde. Sie glauben, dass unser Universum ideal gelegen ist, nicht nur für die Existenz des Lebens, sondern auch für seine Beobachtbarkeit. Warum gibt es einen Zusammenhang zwischen den von Geschöpfen wie uns bewohnbaren Regionen des Universums und den Regionen, die besonders geeignet sind, um das Universum zu beobachten und darüber zu lernen? Das ist eine interessante Frage, aber soweit ich weiß, hat noch nie ein atheistischer Physiker darüber nachgedacht, bis Gonzalez und Richards die Szene betraten. Verteidiger des Intelligent Design bringen die Menschen dazu, auf neue Arten über die Wissenschaft und wissenschaftliche Forschung nachzudenken.

Was denken Sie über die Multiversum-Theorie – diesen Glauben, dass es tatsächlich eine unendliche Anzahl von Universen da draußen gibt, welche die Komplexität unseres eigenen Universums wahrscheinlicher und weniger besonders macht?
Es gibt zwei Weisen, wie man die Multiversumshypothese verstehen kann. Die eine besagt, dass diese anderen Universen räumlich-zeitlich getrennt sind, was bedeutet, dass jedes Universum in einem eigenen Teil der Realität besteht, und keine Verbindung zu irgend einem anderen Universum hat. Die zweite Art, es zu sehen, wäre, dass diese Universen tatsächlich miteinander verbunden sind. Vielleicht gibt es eine Art verzweigende Struktur, die einem Universum die Möglichkeit gibt, neue zu verursachen. Physiker sprechen auch von Blasen-Universen, die aus dem Hintergrund anderer Universumsstrukturen in Existenz kommen.
Ob man von der ersten oder der zweiten Möglichkeit spricht, wie auch immer, da gibt es Probleme, die die Hypothese des Multiversums beunruhigend machen. Im Fall der räumlich-zeitlich getrennten Universen ist es unklar, wie man zu einem Beweis für die Existenz dieser Universen kommen kann ohne göttliche Offenbarung. Und bei verbundenen Universen muss man sich fragen, „Wie ist es zu dieser ganzen physikalischen Realität gekommen, die es einem Universum ermöglicht, andere Universen zu produzieren oder einem Blasen-Universum einfach so in Existenz zu kommen? Wäre da nicht auch unwahrscheinlich viel Feintuning nötig verbunden mit der Existenz dieser physikalischen Realitäten?“ Wie man sehen kann, erreicht die Multiversumshypothese nicht wirklich viel. Unendliche Universen sind unzureichend, wenn es darum geht, das offensichtliche Design unseres Universums wegzuerklären.

Denken Sie, dass Intelligent Design an den öffentlichen Schulen gelehrt werden soll?
Ich denke, dass es pädagogisch nützlich wäre, dies zu tun, natürlich. Was ich weiß aus den vergangenen 13 Jahren als Lehrer ist, dass es falsch ist, Dinge zu ignorieren, von denen die Schüler schon gehört haben könnten oder in Zukunft gewiss noch hören werden. Zum Beispiel, wussten Sie, dass die kalifornischen Richtlinien für Lehrer von K-12-Schülern festhalten, dass wenn ein Schüler etwas über Intelligent Design fragt, man ihm dann sagen soll, dass dies nicht ins Klassenzimmer der Naturwissenschaften gehört – dass er stattdessen seine Eltern oder seinen Pastor fragen soll? Die Diskussion und Debatte so einzustellen ist schlechte Pädagogik. Lehrer sollten offen sein für jede Art von Beweis und ihren Schülern sagen, dass die Probleme bezüglich der Entstehung des Lebens noch immer offen zur Debatte stehen.

Lehren Sie Ihre eigenen Studenten über Intelligent Design?
Als beamteter Universitätsprofessor darf ich im Hörsaal über so ziemlich alles sprechen, was ich will. Deshalb, ja, ich spreche in meinem Wissenschaftsphilosophie-Kurs über Intelligent Design, und die Studenten sind sehr interessiert daran. An der High School (entspricht dem Gymnasium) wurde ihnen die Wissenschaft nur aus einem Guss von Fakten gelehrt, ohne zu verstehen, wie eine Theorie entwickelt wird oder wie die Theorien, die wir jetzt haben, von Wissenschaftlern gemacht wurden, um frühere Theorien abzulehnen, auf oft sehr kontroverse Art, und dass sie wissenschaftliche Revolutionen einbezogen haben und komplizierte Faktoren der menschlichen Psychologie. Aus diesem Grund verstehen sie nicht, wie Wissenschaft funktioniert. Ich habe herausgefunden, dass Intelligent Design eine fruchtbare Art ist, um Studenten zu lehren, wie Wissenschaft tatsächlich funktioniert und dass es eine menschliche Anstrengung ist, die voll von Kontroversen ist.

Denken Sie, dass die akademische Freiheit beschränkt ist für nichtbeamtete Befürworter von Intelligent Design?
Es gibt auf jeden Fall dokumentierte Fälle von Professoren, die in Schwierigkeiten gerieten, weil sie Ideen des Intelligent Design eingebracht haben, und ich denke das ist wirklich unglücklich. Die Hochschule sollte Ideen respektieren, egal wie kontrovers sie sind. Sobald man Menschen als intellektuell gebildet einstuft, sollte ihnen erlaubt sein, die Probleme zu verfolgen, welche sie wollen, selbst solche, die gegen die aktuelle Rechtgläubigkeit gehen – welche den Standard-Kanon, der besagt, wie man denken soll, verletzen. Intelligent Design sollte an der Hochschule erlaubt sein, denn die meisten Befürworter des Intelligent Design sind intellektuell gebildet. Darüber gibt es keinen Zweifel. Leute wie Michael Behe und Jonathan Wells sollte erlaubt sein, empirischen und philosophischen Forschungen nachzugehen, in welcher Richtung auch immer sie denken, dass sie am besten zur Wahrheit führen.

Wie haben andere Akademiker auf Ihre Schriften und Statements über Intelligent Design reagiert?
Die Stärke, in der ich angegriffen wurde, ist tatsächlich irrsinnig. Ich gab hier an der Universität von Colorado eine öffentliche Vorlesung über Intelligent Design, und eine ganze Anzahl von Biologieprofessoren der Universität verlangten, dass ich gefeuert würde. Einer von diesen Professoren, Michael Klymkowsky, ging so weit, dass er seine eigene öffentliche Vorlesung als Antwort auf die Meinige organisierte. Unglücklicherweise für ihn endete seine Vorlesung in Unordnung, indem er meine Ansichten falsch wiedergab und es verpasste, eigene Argumente zu bringen. Zu Beginn war die Zuhörerschaft zum größten Teil auf seiner Seite, aber am Ende wussten sie nicht mehr, was sie denken sollten, da seine Argumente so schwach waren.
So habe ich absurde Kritiken erhalten wie diese, aber ich habe auch eine Menge Unterstützung bekommen, besonders von Philosophen, denen nicht besonders viel am Kampf um Intelligent Design liegt. Sie haben keine großen Anstrengungen auf sich genommen, um ID zu erforschen, aber sie schätzen meine offene Perspektive. Sie haben mir auch gesagt, dass sie beunruhigt seien über die engstirnigen und emotionsgeladenen Angriffe auf Seiten der philosophischen und wissenschaftlichen Kritiker des Intelligent Design. Es war sehr ermutigend, diese Art der Unterstützung zu bekommen.

Sie haben geschrieben, dass die Argumente für Intelligent Design Sie weniger sicher gemacht haben bezüglich Ihres Atheismus. Was würde es brauchen, damit Sie ihn vollständig aufgeben?
Manche Menschen sind aufgrund der göttlichen Offenbarung dazu gekommen, an Gott zu glauben, was intellektuell gesehen legitim ist, soweit ich betroffen bin. Ich wünschte, ich hätte auch diese Art einer tiefgreifenden offenbarenden Erfahrung, denn dann könnte ich aufhören, mich mit philosophischen Argumenten abzuquälen und mit dem Ausmaß, in welchem das Feintuning des Universums auf einen Schöpfer hinweist. Doch die Tatsache ist, dass ich das nicht habe. Viele andere Menschen haben das auch nicht, was uns nach alternativen Arten eines Beweises suchen lässt. Ich finde den geschichtlichen Beweis des Christentums – oder irgend einer anderen Religion, wenn wir schon dabei sind – nicht besonders überzeugend. Es ist nicht so, dass diese Art des Beweises definitiv mangelhaft ist, es ist nur so, dass es für mich nicht genug überzeugend ist. Abgesehen von der Offenbarung und dem geschichtlichen Beweis ist der meiner Meinung nach beste Ort, um Gott zu finden, in der Wissenschaft, und das ist einer der Gründe, weshalb ich so motiviert bin, um über Intelligent Design nachzudenken.

Welche Art des wissenschaftlichen Beweises wäre dann überzeugend genug, um Ihre Meinung zu ändern?
Es wäre ein Hinweis darauf, dass ein verstandesmäßiger innerer Sinn die grundlegende Eigenschaft des Universums ist. Meinetwegen könnte Gott ein rein seelisches Wesen sein, ohne auf die Art mit der physikalischen Realität verbunden zu sein wie wir es sind durch unsere Körper. Wenn wir also eine Art von Beweis fänden, dass der innere Sinn grundlegend ist, dann würde mich dies auf den langen Weg bringen, mich zu einem Gläubigen zu machen. Und wenn wir einen Hinweis finden könnten darauf, dass die physikalische Welt nicht ursächlich geschlossen ist – dass nicht nur der Verstand eine grundlegende Einheit ist, sondern er gleicherweise eine grundlegende Rolle spielt in der Struktur der Welt – dann würde dies auch ein überzeugender Hinweis sein für die Existenz Gottes. Wenn nun aber herausgefunden würde, dass der verstandesmäßige Sinn nur eine Rolle in den Prozessen unseres Gehirns spielt, dann würde mich das allein nicht dazu bringen, an Gott zu glauben, obschon es mich sicherlich offener für diese Idee machen würde. Aber wenn wir entdecken würden, dass ein verstandesmäßiger innerer Sinn sich an anderen Orten in der Welt einmischen würde als allein in den Prozessen unseres Gehirns, dann wäre dies so ziemlich der unwiderlegbare Beweis.

Gibt es noch andere atheistische Wissenschaftler, die auch glauben, dass die Argumente für Intelligent Design einen gewissen Wert haben?
Thomas Nagel kommt mir in den Sinn als jemand, der findet, dass die Argumente für Intelligent Design Wert haben, obwohl er ein Atheist ist und überhaupt nicht geneigt, an Gott zu glauben. In seinem neuen Buch „Mind and Cosmos“ (Geist und Kosmos) drängt er auf eine teleologische Theorie der Realität, welche sich von den üblichen naturalistischen Ansichten der Wissenschaft unterscheidet, aber auch anders als die Intelligent Design-Hypothese. Nagels Ansicht ist, dass das Universum grundlegend zielorientiert ist. Es hat einen teleologischen (zielgerichteten) Aufbau, den wir eines Tages durch wissenschaftliche Forschung entdecken werden. Teil dessen, wie Nagel für diese Theorie argumentiert, ist durch das positive Zitieren von Argumenten der Befürworter des Intelligent Design, von welchen er glaubt, dass sie eher die Existenz seiner teleologischen Struktur befürworten als einen Designer.
Nebst Nagel gibt es auch eine Reihe von atheistischen Physikern, die offen sind für ID-Argumente. Ein Teil des Grundes dafür ist, wie ich denke, dass Physiker dabei sind, den grundlegenden Aufbau der Realität zu studieren, was zu allen möglichen tiefgreifenden Fragen führt. Und wenn man beginnt, solche Fragen zu stellen – Warum haben wir die Naturgesetze, die wir haben? Warum haben wir drei räumliche Dimensionen? Warum gibt es überhaupt ein Universum? - dann ist die Hypothese eines Designers eine hervorragende. Obwohl ich persönlich sie zurückweise, sollte es doch aus unserem heutigen Gespräch sehr deutlich hervorgehen, dass ich denke, dass man sie ernst nehmen sollte.


Bradley Monton – Außerordentlicher Professor der Wissenschaftsphilosophie an der Universität von Colorado – BA in Physik und Philosophie an der Rice Universität – PhD in der Philosophie von der Princeton Universität – Autor von Seeking God in Science: An Atheist Defends Intelligent Design


Montag, 23. September 2013

Christsein, das ist im Licht leben

(Diese Predigt kann in meinem Predigtarchiv auch als MP3 angehört oder heruntergeladen werden.)

Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. (1. Johannes 1, 5 - 7)

Nachdem wir vorletzte Woche mit dem 1. Johannesbrief begonnen haben, werden wir heute damit fortfahren. Johannes hat uns in den ersten vier Versen gezeigt, dass es wichtig ist, dass wir mit Gott und unseren Geschwistern im Glauben in Gemeinschaft leben und dass diese Gemeinschaft zur Freude führen wird. Diese vier ersten Verse sind die Einleitung in diesen Brief. In den Versen von heute legt er das Fundament für das Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Lesen wir im 1. Johannes im ersten Kapitel die Verse 5 – 7.

Wir sehen hier das Fundament, das Johannes legt. Er fängt damit an, dass er sagt, dass Gott Licht ist. Ganz wichtig ist hier zu sehen, dass Johannes hier mit Gott anfängt. Die Bibel fängt immer mit Gott an, nie mit dem Menschen. Hier fängt Johannes mit Gott an. In seinem Evangelium fängt er mit Gott an: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Joh. 1,1) oder der Anfang des AT: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. (1.Mo. 1,1) Immer fängt die Bibel mit Gott an. Und weil die Bibel das tut, sollen wir das auch tun.

Das ist auch der Grund, weshalb es mir wichtig ist, dass wir immer wieder fortlaufende Auslegungspredigten haben. In der heutigen Zeit möchte man nicht mehr mit Gott anfangen, sondern sehr oft steht der Mensch am Anfang und im Zentrum der Predigten. Wenn man nicht diese Art der fortlaufenden Auslegungspredigten hält, so ist die Gefahr sehr groß, dass man mit dem Menschen, mit seinen Problemen oder mit den Lieblingsthemen des Predigers anfängt. Und das ist dann erstens sehr unausgewogen, weil immer wieder die gleichen Themen kommen und zweitens wird der Text sehr oft nur als Sprungbrett gebraucht, um zu dem zu führen, was der Prediger sagen möchte.

Eine Predigt besteht jedoch nie aus den Gedanken eines Predigers über einen Bibeltext, sondern die Predigt ist Gottes Wort an uns im Hier und Jetzt. Predigen heißt nämlich, die Bibel zu nehmen. Und sie ernst zu nehmen. Und den Text, der dort steht in seinem Kontext für die heutige Zeit verständlich auszulegen und auf unsere Zeit anzu-wenden. Und wenn man fortlaufend predigt, ist man erstens gezwungen, sich mit all den Themen der Bibel zu beschäftigen, was für Ausgewogenheit sorgt und hilft zweitens, dass man den Text nicht aus seinem Kontext herausreißt. Predigen heißt also, die Bibel zu kennen und gleichzeitig auch die heutige Zeit zu kennen, weil die Menschen der heutigen Zeit es verstehen sollen. In gewisser Weise sollte jeder von uns diese zwei Sprachen sprechen und die Sprache der Bibel für die heutige Zeit verständlich übersetzen können.

1. Gott ist Licht – und wir auch!
Johannes hat uns bereits gesagt, dass er den Brief geschrieben hat, damit unsere Freude vollkommen werden soll. Und nun fährt er fort, uns zu erklären, wie das geschehen soll. Was sagt er dazu? DAS ist die Botschaft, die ich euch sagen muss: Nämlich: Gott ist... was? Was würden wir an der Stelle erwarten? Dass Gott Liebe sei? Ja, das sagt er später im Brief auch. Aber hier sagt er uns, dass die wichtigste Botschaft über Gott die ist, dass Gott Licht ist und dass in Ihm keine – absolut keine – Finsternis ist. Und dies ist der Grund, weshalb jeder Mensch von Grund auf ein Problem mit Gott hat. Nicht Gott hat ein Problem mit dem Menschen, sondern der Mensch mit Gott.

Der Mensch tendiert dazu, seine Schwächen verstecken zu wollen. Er schämt sich dafür, nicht perfekt zu sein. Und das zeigt auch, weshalb er nicht von Grund auf in der Gemeinschaft mit Gott leben kann. Er hält es dort nicht aus, weil Gott Licht ist. Und wenn er in diesem Licht leben wollte, so kämen alle seine Sünden zum Vorschein, und er müsste sich mit ihnen auseinandersetzen.

Genau davon sprach der Herr Jesus im Gespräch mit Nikodemus: Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind. (Johannes 3, 19 - 21)

Weil Gott Mensch wurde und so das Licht in die Finsternis kam, hat die Welt begonnen, das Licht zu hassen. Wo Jesus hinkam, wurden Menschen von ihren Sünden überführt. Und das wollten sie nicht. Es ist natürlich auch sehr unangenehm, wenn man mal einen Blick in das eigene, verdorbene Herz werfen muss. Doch der Herr Jesus bietet uns nicht nur diesen Blick in die eigene Verdorbenheit, sondern Er will uns ein neues Herz schenken. Auf Chaos folgt immer das Gericht und dann die Wiederherstellung. Zuerst muss der Mensch einsehen, dass er Hilfe braucht. Dann schreit er nach dem großen Seelenarzt und wird so neu gemacht. Der Herr Jesus hat die Strafe für all unsere Sünden, für all unsere Schande, für all unsere Rebellion am Kreuz auf Golgatha bezahlt. Wenn du an Ihn glaubst und dich auf die Seite Gottes stellst und dein Leben anschaust und Gott recht gibst, dass du es verdienen würdest, diese Schuld durch ewige Trennung von Gott selbst bezahlen zu müssen, aber glaubst, dass der Herr Jesus diese Schuld bezahlt hat, dann wird Er dir ein neues Herz schenken.

Und jetzt kommt was ganz Spezielles. Nicht nur Gott ist Licht, auch wir sollen Licht sein. Unser Leben soll so sein, dass die Menschen in uns Gott erkennen können. Das Licht ist durch den Heiligen Geist in dein Leben eingezogen. Jetzt soll es nach außen sichtbar werden. Wie der Herr Jesus in der Bergpredigt sagte: Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matth. 5, 14 - 16)

2. Gemeinschaft mit Gott – in allem!
Deshalb fährt Johannes auch fort in seinem Brief: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. (1. Joh. 1, 6 – 7) Es geht immer noch darum, dass Gott Licht ist. Und jetzt wird uns die Konsequenz aufgezeigt. Die besteht darin, dass wenn Gott Licht ist, und jemand behauptet, dass er mit Gott Gemeinschaft hat, dann sieht man an seinem Verhalten, ob das stimmt. Wenn er immer etwas zu verbergen hat und anderen perfektes Leben vorspielen muss, dann kann da was nicht stimmen. Wir sollen auf der einen Seite in unserem Leben Gottes Charakter widerspiegeln aber zugleich nicht so, dass andere nur die Fassade der Perfektion sehen können. Jeder von uns braucht immer wieder Hilfe, und dafür hat Gott uns die Gemeinde geschenkt.

Wenn die Menschen in uns das Licht Gottes sehen sollen, so heißt das, dass wir nicht das Recht haben, uns in ein Kloster zurückzuziehen, sondern unser Leben in der Welt, sichtbar gestalten sollen. Das meinte der Herr Jesus in Seinem wunderbaren Gebet: Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Johannes 17, 14 - 16)

Die Menschen, die ihre Verderbtheit nicht sehen wollen, die hassen uns, und zwar deshalb, weil unser Leben ihnen zeigt, was ihnen fehlt. Deshalb braucht uns dieser Hass auch nicht zu erschrecken, er ist einfach ein Teil unseres Lebens. Unser Auftrag ist es, sie trotz dieses Hasses gegen uns zu lieben und ihnen das Beste zu tun.

Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Deshalb möchte ich den Begriff der Zweisprachigkeit einführen. Ich habe bereits in der Einleitung heute darüber gesprochen. Wir müssen einerseits die Bibel kennen und in ihr zu Hause sein. Zugleich aber auch unsere Zeit und Kultur kennen und in ihr zu Hause sein. Das sind zwei verschiedene Sprachen, die wir immer wieder übersetzen müssen.

Es gibt jedoch eine ganz große Schwierigkeit in unserer heutigen Christenheit. Sie besteht darin, dass wir unser Leben, das in der Welt aber nicht von der Welt sein soll, aufgespalten haben. Wir haben es in zwei Teile aufgeteilt. Nennen wir sie den geistlichen Teil und den praktischen Teil. Oder den privaten und den öffentlichen Teil unseres Lebens. Im geistlichen oder privaten Teil gilt uns das, was Gott uns sagt, und im praktischen oder öffentlichen Teil haben wir zugelassen, dass die Welt bestimmen darf, was für uns gelten soll. Das ist wie ein Mensch mit multipler Persönlichkeit. Eigentlich gibt uns die Bibel eine umfassende Weltanschauung, die alle Dinge des Lebens umfasst, doch wir haben der Welt erlaubt, uns für die öffentlichen Dinge eine der Bibel diametral entgegenstehende Weltanschauung aufzuzwingen.

3. Gott ist Licht - für alle!
Wir haben gesehen, dass Gott Licht ist. Und weil Gott Licht ist, ist Er Licht nicht nur für uns Christen, sondern für alle Menschen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, dass wir uns nicht aus der Welt zurückziehen, sondern uns in ihr betätigen, zur Ehre Gottes. Wenn wir wählen gehen, dann wählen wir zur Ehre Gottes. Wenn wir zur Arbeit gehen, gehen wir zur Ehre Gottes. Wenn wir die Spülmaschine einschalten, geschieht dies zur Ehre Gottes. Gott hat uns zu Seiner Ehre geschaffen und zu Seiner Ehre mit Fähigkeiten ausgestattet, mit einem Verstand, mit Neugier, Kreativität. Dadurch, dass wir etwas in der Welt bewegen, ehren wir Gott.

Viele Christen haben das Gefühl, dass sie nur dann richtig zur Ehre Gottes leben können, wenn sie in die Mission oder in den Pastorendienst gehen. Das ist völlig falsch. Der Großteil des Lebens für Gott findet außerhalb von unserem Gemeindegebäude statt. Er findet in deiner Wohnung statt, an deinem Arbeitsplatz, in deinem Auto oder auf deinem Fahrrad, wo immer du bist.

Gott hat die Welt geschaffen und den Menschen und ihn auf die Erde gestellt und ihm den Auftrag gegeben, die Erde in Besitz zu nehmen, sie zu bebauen und zu pflegen. Wo Menschen Kultur schaffen, wird Gottes Ebenbild sichtbar. Wenn wir Musik genießen, wird Gott geehrt weil Er uns so geschaffen hat, dass wir sie genießen können.

Dann kam der Sündenfall. Der hat die Harmonie zwischen Gott und Mensch, die Harmonie zwischen Mensch und Mensch, so wie die Harmonie zwischen Mensch und Natur zerstört. Missverständnisse, Sprachverwirrung, Schweiß bei der Arbeit, Sünde, Schmerzen, Krankheit und Tod haben Einzug gehalten. Der Auftrag blieb der selbe. Stück für Stück hat uns Gott die Bedienungsanleitung für diese Welt übermittelt. Und am Schluss ist Er Selbst gekommen, um die Möglichkeit zu schaffen, dass die Harmonie wiederhergestellt werden kann. Wer sein Leben mit Jesus lebt in der Gemeinschaft und im Licht Gottes, darf erleben, wie Gott Sich das alles gedacht hat. Und wir dürfen den Menschen, die das noch nicht wissen, helfen darauf zu kommen. Das ist es, was Licht sein bedeutet.

Das ist die Weltanschauung, die uns die Bibel gibt. Gott hat alles sehr gut geschaffen, doch der Mensch hat gegen diesen Gott rebelliert. So ist nun alles von dieser Rebellion betroffen und verderbt. Dennoch bleibt der Auftrag derselbe: Der Mensch soll als Ebenbild Gottes die Erde in Besitz nehmen, pflegen, erforschen, Neues entdecken und erfinden, und so weiter. Wenn Menschen dies tun, sieht man Gottes Ebenbild in Aktion.

Wenn wir Licht sein wollen in dieser Zeit, so haben wir den Auftrag, hierbei zu helfen. Wir sollen uns nicht ins Kloster zurückziehen, sondern Licht sein bringt nur dort etwas, wo es dunkel ist. Unser eigentlicher Auftrag ist nicht nur in der Gemeinde, geistliches Leben findet in deiner Familie, an deinem Arbeitsplatz, wo immer du bist, statt. Die Zeit in der Gemeinde ist zur Stärkung und Ausrichtung auf Gott gedacht, und auch um Menschen einzuladen, von Gott zu hören. Aber sie dient nicht zum Selbstzweck, sondern dazu, ausgerüstet zu werden und dann so in den eigentlichen täglichen Kampf des Lebens zu ziehen. Licht sein heißt auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass es in dieser Welt weniger Ungerechtigkeit gibt, dass Missverständnisse ausgeräumt werden und dass Vergebung passieren kann.

Schluss
Wir haben gesehen, dass Gott Licht ist, und dass dieses Licht darin besteht, dass alles aufgedeckt wird, was falsch gelaufen ist oder läuft. Wenn wir im Licht Gottes leben, werden Dinge sichtbar, die wir nicht sehen wollen. Aber wir müssen uns dem stellen und uns selbst vor Gott verurteilen. So wird in unserem Leben dieses göttliche Licht sichtbar, nämlich dass wir mit Gott Gemeinschaft haben. Wir sollen auch Licht sein in dieser Welt. Dies geschieht dadurch, dass wir die Welt mit Gottes Augen betrachten und uns dafür einsetzen, dass die Dinge, die beim Sündenfall kaputt gegangen sind, wiederhergestellt werden, indem Menschen von Jesus hören und indem die Ungerechtigkeit in der Welt bekämpft wird.