Dienstag, 27. März 2012

Von Jesus lernen: Abhängig bleiben


Von Jesus lernen: Abhängig bleiben

Immer wieder erstaunlich: Jesus, Gott auf Erden, macht Sich derart abhängig vom Vater, dass Er sagen kann: „Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ (Joh. 5, 19) Er war also Gott Vater die ganze Zeit des Erdenlebens derart gehorsam, dass Er nie etwas tat, sagte oder auch nur dachte, was nicht dem Willen des Vaters entsprochen hätte. In diesem gesamten Erdenleben war der Herr Jesus ganz und gar Mensch, sodass Er keine göttliche Kraft in Anspruch nahm, die das übersteigen würde, was uns der Heilige Geist ebenfalls ermöglicht. O dass wir lernen mögen, aus ebendieser Abhängigkeit vom Herrn zu bleiben! O dass wir lernen mögen, unser Leben aus der Gemeinschaft und der Kraft des Gebets heraus zu leben. O dass wir lernen mögen, nicht mehr unnütz zu beten (ohne zu wissen, was in unserem Falle Gottes Wille ist). Wir kennen den Willen des Herrn. Und wenn nicht, dürfen wir Ihn um Weisheit bitten. O dass wir lernen mögen, dem Herrn ganz und gar hingegeben und Ihm allein gehorsam zu leben. Wie viel mehr Kraft hätten wir dann, um Menschen mit dem vollen Evangelium bekannt zu machen. Jesus rettet! Auch heute noch! Jesus heilt! Er ist Jahwe Rophäkha, der HERR dein Arzt! Jesus ist der Täufer mit Feuer und Heiligem Geist! Er möchte auch dich mit diesem Feuer läutern und reinigen und mit der Kraft des Heiligen Geistes ausrüsten. Jesus ist Der, Welcher wiederkommen wird! Er wird die Gläubigen zu Sich entrücken und dann das Tausendjährige Reich auf der Erde errichten. Lass uns beten, dass wir immer von diesem unserem wundervollen geliebten Herrn Jesus abhängig bleiben mögen! Amen!

Donnerstag, 22. März 2012

Evangelium und Heilung


Evangelium und Heilung

Es ist sehr spannend, sich damit zu befassen, was die Schrift in Bezug auf Heilung sagt. Von Anfang an wird das Evangelium mit Heilung verknüpft. Dies beginnt damit, dass das Evangelium Erlösung vom Fluch der Sünde bedeutet. Wie wir wissen, ist Krankheit und Schmerz als Folge des Sündenfalls in die Welt gekommen. So ist von Anfang an die geistliche Dimension von Krankheit und Schmerz geklärt: Sie sind wegen der Sünde in dieser Welt. Auch später stellt sich Jahwe dem Volk Israel als Jahwe Rophächa vor: Ich bin Jahwe dein Arzt (2. Mose. 15, 26) und verknüpft diese Verheißung direkt mit dem Gehorsam der Menschen. In seiner Abschiedsrede spricht Mose dies noch einmal an und stellt fest, Krankheit direkt mit Gottes Zorn über die Sünde verknüpft ist (5. Mose 29, 21ff).

Wir müssen uns hier verinnerlichen, dass sich am Glauben nichts verändert hat, ebenso wenig am gesamten Erlösungsweg im Alten wie im Neuen Testament. Überall ist Erlösung mit dem Glauben an den verheißenen (und später gekommenen) Erlöser verbunden. Dieser Glaube, der eine persönliche Beziehung mit dem Retter-Gott beinhaltet, gibt uns Kraft, ein gehorsames, wenn auch nicht vollkommen perfektes, Leben mit Gott zu führen. Es gab Gebote, die den alttestamentlichen Gläubigen zur Erinnerung an den verheißenen Erlöser gegeben waren, so zum Beispiel die Opfer. Und es gibt Gebote, die uns heute zur Erinnerung an den gekommenen Erlöser gegeben sind, so zum Beispiel das Herrenmahl. Im Grunde jedoch war der Glaube und die Erlösung zu allen Zeiten die einmalige, unwiederholbare Selbsthingabe Jesu am Kreuz von Golgatha.

Wenn nun unser Retter-Gott Sich mit den Worten vorstellt: Ich bin Jahwe, dein Arzt, so hat dies zu allen Zeiten und unter allen Umständen Gültigkeit. Als dieser Retter-Gott Jesus Christus unter uns auf dieser Erde war, hat Er dies ganz praktisch unter Beweis gestellt: Er hat gepredigt und geheilt.Er hat also in Seinem irdischen Dienst gezeigt, dass Verkündigung der Rettung und Heilung beides Teil des Evangeliums sind. Die Menschen kamen scharenweise zu Ihm und Er heilte sie. Es ist spannend, dass gerade Lukas, der von Beruf Arzt war, am allermeisten Wunderheilungen von den vier Evangelisten berichtet, während er überhaupt keine ärztliche oder natürliche Heilung festhält. In der Apostelgeschichte geht es im selben Stil weiter. Gott möchte uns durch diese berichteten Heilungen zeigen, dass Er der Arzt ist. Menschliche Ärzte (wie in dem Fall Lukas) sind dann in erster Linie noch da, um solche Heilungen bestätigen zu können. Aber der Heiler, das ist der Herr Jesus.

Der Herr Jesus beschrieb Seinen Auftrag in Luk. 4, 18 - 19 folgendermaßen: »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, daß sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.« Diesen Auftrag hat Er am Ende Seines irdischen Lebens nach der Auferstehung Seinen Jüngern und über jene an uns weitergegeben: Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist! (Joh. 20, 21 - 22)

Ein weiteres Mal bestätigte Er diesen Auftrag am Tage der Himmelfahrt in Markus 16, 15 - 18: Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.

Wir sehen also, dass Heilung ein Teil der Erlösung ist, die Jesus am Kreuz für uns vollbracht hat. Auch in den Briefen der Apostel spielte die Heilung immer wieder eine Rolle. So zum Beispiel in Jakobus 5, 14 - 16: Ist jemand von euch krank? Er soll die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen lassen; und sie sollen für ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden. Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist. Interessant ist, dass zum Beispiel hier für „geheilt werden“ im Griechischen dasselbe Wort verwendet wird wie für „erlöst werden“. Es wird hier also besonders deutlich, dass Heilung ein Teil des Evangeliums ist.

Oder in 1. Petrus 2, 24: Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden.

Paulus schreibt in 1. Korinther 12, 7 – 10 von den Gaben des Geistes, und hier unter Anderem von der Gabe der Heilung: Jedem wird aber das offensichtliche Wirken des Geistes zum [allgemeinen] Nutzen verliehen. Dem einen nämlich wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber ein Wort der Erkenntnis gemäß demselben Geist; einem anderen Glauben in demselben Geist; einem anderen Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist; einem anderen Wirkungen von Wunderkräften, einem anderen Weissagung, einem anderen Geister zu unterscheiden, einem anderen verschiedene Arten von Sprachen, einem anderen die Auslegung6 der Sprachen.

Sonntag, 18. März 2012

Evangelisation und Kultur

Nachdem ich gestern bereits über Kultur und Evangelisation gebloggt habe (siehe hier), bin ich heute auf einen Abschnitt der Dokumentation des Lausanner Kongresses für Weltevangelisation gestoßen, wo genau dieses Thema angesprochen wird:

  1. "Evangelisation und Kultur

Die Entwicklung von Strategien zur Weltevangelisation erfordert bei der Wahl der Methoden Einfallsreichtum. Mit Gottes Hilfe werden Gemeinden entstehen, die in Jesus Christus fest gegründet und eng mit ihrer kulturellen Umwelt verbunden sind. Jede Kultur muß immer wieder von der Schrift her geprüft und beurteilt werden. Weil der Mensch Gottes Geschöpf ist, birgt seine Kultur Schönheit und Güte in reichem Maße. Weil er aber gefallen ist, wurde alles durch Sünde befleckt. Manches geriet unter dämonischen Einfluß. Das Evangelium gibt keiner Kultur den Vorrang, sondern beurteilt alle Kulturen nach seinem eigenen Maßstab der Wahrheit und Gerechtig-keit und erhebt absolute ethische Forderungen gegenüber jeder Kultur. Missionen haben allzuoft mit dem Evangelium eine fremde Kultur exportiert, und Gemeinden waren mitunter mehr an eine Kultur als an die Schrift gebunden. Evangelisten Christ müssen demütig danach trachten, sich selbst zu verleugnen, ohne ihre Persönlichkeit preiszugeben, um Diener anderer werden zu können. Die Gemeinden sollen Kultur umgestalten und bereichern, damit Gott verherrlicht wird."

(Lausanne Dokumente Band 1, Alle Welt soll sein Wort hören, TELOS DOKUMENTATION, Copyright 1974 by World Wide Publications, Minneapolis., S. 14f)

Samstag, 17. März 2012

Kulturrelevanz oder Evangeliumsrelevanz?

Kulturrelevanz oder Evangeliumsrelevanz?

In der heutigen Literatur zur Missiologie und Gemeindebau spielt der Begriff der Kulturrelevanz eine wichtige Rolle. Ich möchte in dieser Diskussion die Frage aufwerfen, ob diese Forderung nach Kulturrelevanz tatsächlich berechtigt ist.

1. Was ist Kultur?

Das Wort „Kultur“ kommt vom lateinischen „cultura“, vom Verb „colere“ abgeleitet, was „pflegen“ bedeutet. Die Agrikultur ist somit die Ackerpflege, also der Ackerbau. Die Bedeutung von „colere“ war durch starken Gebrauch beständig leichten Änderungen unterworfen, sodass das gesamte Feld der Verben „wohnen“, „bauen“ und „pflegen“ damit abgedeckt wird.

Im Laufe der Zeit gab es auch für den Begriff der Kultur eine ganze Menge an verschiedenen Bedeutungen, je nachdem, was man damit begründen wollte. Im Zuge der französischen Revolution und des damit verbundenen Kampfes gegen die etablierte Gesellschaft wurde Kultur zu einem Kampfbegriff, welcher für jene Gesellschaft und damit der Natur gegenübergestellt wurde. Programmatisch ist hierfür der Schlachtruf „retour à la nature!“, der Jean-Jacques Rousseau zugeschrieben wird.

Viel positiver wird Kultur gewertet, wenn man von ihr im Sinne dessen spricht, was „human“ ist. Da wird er in den Gegensatz zur „Unkultur“ gesetzt, zu dem, was sich nicht gehört. Jemand, der Kultur hat, besitzt ein Mindestmaß an Bildung und weiß sich den gesellschaftlichen Normen anzupassen. Der gesellschaftliche Konsens gibt hier vor, was Kultur ist und was nicht, was „man macht“ und was man zu unterlassen habe.

Ein drittes Gebiet des umfassenden Kulturbegriffes beinhaltet Kultur im Sinne der Tradition (die Weitergabe von bestimmten Werten, Handlungsweisen und Umgangsformen). Diese sind je nach „Kultur“ sehr unterschiedlich und auch stetigen Veränderungen unterworfen. Auch unter den Tieren können solche Traditionen beobachtet werden. Abhängig von äußeren Umwelteinflüssen verändern sich auch da die Traditionen.

Zusammenfassend können wir festhalten, dass die Kultur in allen drei Bereichen des Begriffes das Menschengemachte und Relativierbare betrifft. Ich möchte somit Kultur wie folgt definieren:
Kultur ist die Gesamtmenge an Werten, Vorstellungen, Traditionen, Wissen und Errungenschaften innerhalb einer mehr oder weniger homogenen Menschengruppe, die geografisch und zeitlich unter denselben Umständen lebt.


2. Was ist das Evangelium und wie steht es zur Kultur?

Im Gegensatz zur sich beständig verändernden Kultur steht das Evangelium auf einem Fundament, das unveränderlich bleibt. Jesus sagte von Sich Selbst, dass Er der Weg, die Wahrheit und das Leben sei und kein anderer Weg zu Gott führt. In der Apostelgeschichte predigte Petrus, dass in keinem anderen Namen das Heil sei. Dies war eine unerhörte Beleidigung der damals vorherrschenden jüdischen Kultur.

Wir finden in der Bibel verschiedene Kulturen, eines jedoch haben alle Kulturen gemeinsam: Sie alle werden vom Evangelium in Frage gestellt. Sei das beim Turmbau zu Babel, beim Beischlaf mit gefallenen Engeln, beim ägyptischen Pharaonenkult, bei Nebukadnezar, bei den Pharisäern oder in der sich früh einschleichenden Gemeindetradition, alles wird in Frage gestellt.

Jede Kultur beinhaltet eine Ideologie (bzw. ein Konglomerat an solchen). Ideologie ist abgeleitet vom griechischen Wort „eidos“, was „Bild“ bedeutet. Somit ist das sich im Dekalog befindliche Bilderverbot eine Absolutsetzung jeglicher Ideologiekritik. Wer die Bibel liest, stellt fest, dass allein das, was Gott sagt, zu gelten hat. Alles andere, alles Menschengemachte, ist im Lichte der Bibel unter Kritik gestellt.

Die Kultur unterliegt der menschlichen Weisheit, die im Gegensatz zur „Weisheit von oben“ (also der Weisheit Gottes) steht. Hierzu macht Jakobus deutlich: Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern sie ist irdisch, niedrig und teuflisch. (Jakobus 3, 15)


3. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

1. Kulturrelevanz und Evangeliumsrelevanz können sich nicht gegenseitig ergänzen. Sie stehen im totalen Widerspruch zueinander. Beide versuchen sich als Maßstab in unserer Welt zu behaupten.

2. Daraus folgt, dass wir eine klare Entscheidung treffen müssen – entweder für das Evangelium als letztgültigen Maßstab, welches als solchen auch der Welt angeboten werden muss, oder die Kultur als Maßstab, anhand dessen wir das Evangelium zerpflücken und bis zur totalen Unkenntlichkeit verstümmeln können. Was dann noch übrig bleibt, können nur schlechte Nachrichten (im Gegensatz zur einen und einzigen Guten Nachricht) sein.

3. Die Kultur kann auch sonst nicht zu einem Maßstab werden, da sie beständig jedweden Veränderungen unterworfen ist. Wenn der Meter als Maß ständig um einige Zentimeter verändert würde, wäre er auch unbrauchbar. Deshalb wurde er genormt. Das Evangelium ist von Gott genormt und ist dasselbe zu allen Zeiten und in allen Kulturen.

Montag, 12. März 2012

... und trotzdem liebe ich die Gemeinde!

Sie wird vielerorts verschmäht, verlacht, als veraltet betitelt. Unbrauchbar. Überholt. Eine unnötige Institution / Organisation. Ich rede von der Ortsgemeinde. Nun muss ich etwas gestehen. Ich liebe sie trotzdem. Auch wenn sie nicht einfach ist. Und Du tust gut daran, sie auch zu lieben. Aus folgenden Gründen:

-Der Herr Jesus liebt sie und hat sie zu Seiner Braut bestimmt.

-Sie ist der Tempel des Heiligen Gottes und damit für die Begegnung mit Ihm da.

-Sie ist die einzige beständige Hoffnung in dieser finsteren, verzweifelten Welt.

-Sie hat den Auftrag, die Gute Nachricht zu verkünden

-Sie hat mit der Predigt als Einzigste die Vollmacht bekommen, Glauben zu wirken.

-Sie ist in ihrer Unvollkommenheit dazu da, unvollkommene Menschen zu verändern.

-Sie ist zur Ausrüstung der Gläubigen da, um sie zuzurüsten zu jedem guten Werk.

-Sie ist für schwache, hilflose, unvollkommene Menschen wie mich da.

-Sie ist der Ort, wo der Mensch Frieden mit Gott, mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen bekommen kann.

-Sie ist wunderschön, die Braut des auferstandenen Herrn. Und je länger, desto mehr erkenne ich von ihrer Schönheit.


Das sind meine zehn Gründe für die Ortsgemeinde. Und was sind Deine?

Mittwoch, 7. März 2012

Die Verzweiflung unserer Zeit

Die Kunst hat schon immer sehr schnell gezeigt, woran wir sind. Nicht selten sind Künstler sehr feinfühlige Menschen mit der Fähigkeit, philosophische Trends noch deutlicher wahrzunehmen und vor allem wiederzugeben als manche seiner zeitgenössischen Philosophen. So war auch Friedrich Nietzsche erst in zweiter oder dritter Linie Philosoph seiner Zeit, in erster Linie aber Künstler, und zwar eine Art von Künstler mit besonders feinem Gefühl für Ästhetik und zugleich äußerst scharfem Intellekt, was seine Schriften zu einer geradezu prophetischen Angelegenheit machte. Er vermochte vor bereits weit über 100 Jahren den Nerv unserer heutigen Zeitepoche zu treffen. Zu seiner Zeit noch unverstanden, wurden seine Gedanken, sein alles durchdringender Intellekt, der auch vor bis hin zur Ohnmacht schmerzenden Konsequenz nicht haltmachte, zum Leitbild des 20. Jahrhunderts. In diesem wurden die Grenzen menschlichen Daseins neu ausgelotet. Gegen Ende jenes Jahrhunderts kommt im noch geteilten Berlin eine Musikgruppe auf die Bühne, welche mit ihrem gesamten Auftreten, ihrer Musik, ihrem Gesang, ihren Texten das Ende all dessen darstellten, was bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Gültigkeit hatte. Die Grenzen waren ausgelotet, was sich nun breitmachte, war die Verzweiflung. Sie war die natürliche Folge dessen, was 100 Jahre zuvor Nietzsche gesehen hatte, als er seinem "tollen Menschen" die Worte in den Mund legte:

"Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, — ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden?" (Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, 3. Buch, Aphorismus 125)

 Dadurch, dass der Mensch die Verbindung zu seinem Schöpfer nicht nur aufgab, sondern geradezu mit allen Mitteln zu leugnen versuchte, verlor er jegliche Fähigkeit zu einem sinnfindenden und sinnerfüllenden Leben. Gott wurde aus seinen Gedanken herausoperiert und durch einen Nihilismus ersetzt. Der einzige feste Bezugspunkt wurde damit aufgegeben. Der Mensch begann, sich selbst zum Bezugspunkt zu machen, er drehte sich nur noch um sich selbst. Seine eigenen Erfahrungen, seine Bedürfnisse, seine Erlebnisse, seine Gefühle, das war es noch, was zählte. Zurück blieb die Verzweiflung.

Diese Verzweiflung auf der Bühne inszeniert sieht dann so aus:


Dieser Song "Fütter mein Ego" von der Berliner Band "Einstürzende Neubauten" zeigt sehr lebhaft, wie diese Verzweiflung in der totalen Entfremdung von Gott und der totalen Enthemmung des Individuums aussehen kann. In den Lyrics heißt es unter anderem:

Fütter mein Ego!
Fütter mein Ego!
Fütter mein Ego!

Lass uns noch was Wodka holen
Russische Vitamine
Ich glaub, wir müssen nochmal hin
Ich glaub, der Typ schläft schon
Bestimmt! Niemals!
Zieh!
Niemals schlafen! Alles Lügen! Staubiges Vergnügen!
Telefon! Zieh!
Hörst du das nicht?
Eine fixe Idee geht durchs Zimmer
Riemenschneider schnitzt sie in meine Gehirnwindungen
Dübelt sich in meinen Kopf
Später dann
Kannst du Regale dran aufstellen, oder...
Zieh! Telefon! Jetzt aber wirklich
Sag mal hörst du das nicht?
Zieh! Das brennt ja wie verrückt!

Der Text hat jeden Zusammenhang verloren, das heißt, er besteht aus lauter einzelnen, jeglichen Zusammenhang entbehrenden Einzelstücken, die gerade durch die einzelnen Satzfetzen eine neue, eigene Message rüberbringen sollen. Diese Message wird allerdings im Gehirn des Hörers / Lesers zusammengesetzt, sodass es beliebig viele Möglichkeiten gibt, den Text zu verstehen. Dies ist sehr typisch für postmoderne Musik und Filme (man vergleiche dies zum Beispiel auch mit dem bekannten Film "Lola rennt").

 Diese Verzweiflung, die entstanden ist durch die letztendliche Absage an den einen Gott der Bibel, der das Zentrum und der Bezugspunkt von allem sein möchte, ist heutzutage allgegenwärtig zu finden in unserer Kultur. Alles ist relativ geworden, nichts ist mehr wirklich zuverlässig. Um diese Verzweiflung zu überwinden gibt es nur ein einziges Mittel: Eine Rückbesinnung auf die Bibel, deren Wort wirklich absolut zuverlässig ist. Als Gemeinden haben wir den Ausweg aus dieser Verzweiflung heraus. Den einzigen Ausweg. Dieser ist Jesus Christus, dem wir vertrauen dürfen. Dies ist die Heilige Schrift, die in all ihren Aussagen absolut irrtumslos ist und die unserem Leben Sinn und den letztgültigen Bezugspunkt schenken möchte.

 Die Menschen von heute sind reif dafür, die Ernte steht weiss und wartet darauf. Haben wir denn auch den Mut, den Menschen in ihrer Verzweiflung Beistand zu schenken und für sie da zu sein? Haben wir den Mut, ihnen DEN zu verkünden, Welcher von Sich sagt (Johannes 14, 6): "ICH bin DER (einzige) Weg und DIE (einzige) Wahrheit und DAS (einzige) Leben! Niemand kommt zum Vater denn durch Mich!"?