Sonntag, 17. April 2016

Bibel lesen? Aber sicher, das hab ich nötig!

In einem kürzlichen Gespräch ging es um das Lesen der Bibel. Im Nachhinein habe ich noch weiter darüber nachdenken müssen, weil mir ein paar Dinge dazu ganz neu wichtig geworden sind. Ich könnte mir jetzt sagen: Du hast bis jetzt jedes Buch, jedes Kapitel und jeden Vers der Bibel mindestens 12x gelesen, die meisten davon schon deutlich öfter. Irgendwann reicht das doch. Ruh dich doch mal darauf aus. Du hast Theologie studiert und dabei viele Verse auswendig gelernt, eine ganze Zahl Texte aus dem Griechischen oder Hebräischen übersetzt. Reicht das nicht? Zugegebenermaßen hatte ich solche Gedanken auch schon. Aber noch jedes Mal bin ich beim Weiterdenken ganz eindeutig zum Schluss gekommen: Nein, das reicht noch lange nicht! Warum? Weil ich es nötig habe!

1. Ich habe es nötig, jeden Morgen in meinem Denken verändert zu werden. Ich bin jeden Tag ganz vielen Einflüssen ausgesetzt, die versuchen, mein Denken zu vergiften. Werbung versucht, sich in mein Denken einzuschleichen. Filme versuchen, mir ein falsches Weltbild einzutrichtern. Die Zeitungen und Zeitschriften strotzen von Artikeln und Berichten, die meine Aufmerksamkeit wollen. Jeden Morgen soll mein Denken weg von mir und weg von der Welt auf Gott ausgerichtet werden.

2. Ich habe es nötig, jeden Morgen etwas zu lesen, was ich nicht beurteilen muss. Dieser Punkt hängt mit dem ersten zusammen, geht aber noch mehr in die Tiefe. Alles, was sich außerhalb der Bibel befindet, ist fehlbar und muss deshalb beurteilt werden. Die Bibel ist da wohltuend anders. Sie muss nicht beurteilt werden, sondern ich darf mich von ihr beurteilen lassen. Das ist das Vorrecht aller Gläubigen: Das Wort dürfen wir „lassen stahn“, wie Martin Luther so treffend dichtete. Es muss nicht verändert werden, sondern es soll mich verändern. Die Bibel ist der fixe Punkt, mit dem wir das Universum aus den Angeln heben können.

3. Ich habe es nötig, mir jeden Morgen das Evangelium zu predigen. Ich liebe es, in einer Evangelisationsveranstaltung zu sitzen. Da kommen mir regelmäßig die Tränen, weil mir bewusst wird, wieviel der Herr Jesus für mich getan hat. Eigentlich weiß ich das schon, aber – ach! - wie schnell geht das wieder vergessen in der Eile des Alltags. Und wie gern würde ich da jeden Morgen in so einer Veranstaltung sitzen. Da das leider nicht möglich ist, habe ich es nötig, mir das selbst jeden Morgen zuzusprechen. Ich habe es nötig, mir wieder neu der Gnade und Größe Gottes bewusst zu werden.

4. Ich habe es nötig, dass Gott jeden Morgen neu zu mir spricht. So, und jetzt schreibe ich das als Pfingstler, der sich darüber freut, dass alle Gaben des Geistes im Hier und Jetzt für uns vorhanden und in Gebrauch sind. Die Gabe der Prophetie ist mir nichts Fremdes, und ich freue mich sehr darüber, von Gott immer wieder damit gebraucht zu werden. Und dennoch (oder gerade deshalb?) bestehe ich darauf, dass sich die Gabe der Prophetie nur dort gut und gesund entwickelt, wo wir Menschen des Wortes Gottes sind. Wenn wir wollen, dass Gott zu uns redet, dann wenden wir uns der Bibel zu. Dort redet Gott so zu uns, dass Sein Wort keine Überprüfung und keine Korrektur braucht. Paulus macht klar, dass dort, wo Menschen in der Gemeinde prophetisch reden, immer andere da sein müssen, die das Gesagte beurteilen. Die Bibel braucht das nicht, sie ist Gottes reines und unveränderliches Wort.

5. Ich habe es nötig, jeden Morgen für den Tag ausgerüstet zu werden. Jeden Morgen bekomme ich von Gott ganz bestimmte Dinge gezeigt, die mich durch den Tag begleiten und meine Augen für bestimmte Menschen und Situationen öffnen. Häufig werde ich so sensibel für Versuchungen, die mich an diesem Tag versuchen wollen. Dann kommt mir in den Sinn: Mensch, das haste ja heute früh gelesen! Finger weg davon! All das habe ich Tag für Tag von Neuem nötig, und deshalb lese ich auch sehr gerne und mit großer Freude, geradezu „gierig“ darin.

Und warum liest Du die Bibel (oder nicht)?


Donnerstag, 7. April 2016

Löwe und Lamm oder Despot und Waschlappen?

Was ist ein echter Mann? Wie werden Jungs zu Männern? Das ist so eine Frage, die mich schon länger beschäftigt und zu der ich auch schon ab und zu gebloggt habe. Im letzten Post habe ich versucht, das Verschwinden von Werten, Tugenden und Helden im Laufe der jüngeren Geschichte nachzuzeichnen. Heute versuche ich, darauf aufzubauen und ein wenig weiter zu gehen.

Ich meine, dass das größte Vorbild und die beste Quelle für echte Männlichkeit Jesus Christus ist. Johannes beschreibt Ihn kurz und knackig in der Offenbarung als Löwen und Lamm. Das finde ich eine sehr geniale Beschreibung: Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu brechen! Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die ausgesandt sind über die ganze Erde. (Offenbarung 5, 5 – 6)

Jesus Christus ist gleichzeitig der Löwe von Juda und das geschlachtete Opferlamm. Das ist, meine ich, eine treffende Beschreibung von Männlichkeit.
Löwe: Stark, anmutig, König der Tiere, schnell, majestätisch, ehrfurchtgebietend, etc.
Lamm: Schwach, demütig, klein, ausgeliefert, still, etc.

Entscheidend ist dabei die Fähigkeit, beides sein zu können und unterscheiden zu können, was wann dran ist. Und hier liegt in unserer Zeit häufig ein Missverständnis vor. Ein Löwe zur falschen Zeit wird zum Despoten, und ein Lamm zur falschen Zeit wird zum Waschlappen. Nehmen wir noch einmal Jesus Christus zum Vorbild. ER war ein Löwe, als Er die Händler vom Tempelvorhof verjagte. Da war Er alles andere als harmlos, Johannes berichtet sogar von einer (ziemlich schmerzhaften) Kamelpeitsche. Oder wenn es um die Gesetze der Pharisäer ging, welche um jedes Gebot Gottes herum noch einen „Zaun“ von menschlichen Geboten machten, konnte Er auch verbal ziemlich löwengleich werden.

Kurz gefasst könnte man sagen: Ein echter Mann ist ein Löwe, wenn er Schwache gegen Starke verteidigt, aber ein Lamm gegenüber den Schwächeren. Das Problem unserer Zeit ist, dass diese Unterscheidung fehlt. Ein Familienvater, der seiner Familie gegenüber als Löwe auftritt, wird zum Despoten. Und ich fürchte, dass es hier ein Problem gibt: Männer fühlen sich zu selten als Löwen, deshalb nutzen sie die Momente, wo sie Schwächeren gegenüber stehen, um den Löwen rauszuhängen und wandeln sich so zum Despoten. Oder manche Männer fühlen sich von ihrer Familie eingeschüchtert und meinen deshalb, sie müssten dann zum Löwen mutieren. All das macht uns zu Despoten.

Zugleich sind wir in der Öffentlichkeit allzu gern Lämmer, nach dem Motto: Immer angepasst, immer unauffällig. Das macht uns zu Waschlappen. Und dann gibt es in unserer Zeit auch eine Angst vor dem Heldentum: Lieber Waschlappen als Löwen, denn Waschlappen tun keinem was zu Leide. Das Löwentum wird unterdrückt, bis es eines Tages nicht mehr geht. Dann kommt plötzlich alle aufgestaute Löwenenergie raus und richtet sich – leider zu häufig – gegen Menschen, die uns eigentlich als Lämmer brauchten.

Wie gehst Du damit um? Ich würde mich auf Deine Gedanken dazu sehr freuen.


Dienstag, 5. April 2016

Wert-lose Gesellschaft

Was ist ein Wert? Wert hat etwas mit Seltenheit und Kostbarkeit zu tun. Wenn ich eine Arbeit erledige, die nur 100 andere Personen erledigen können, so ist sie wertvoller, als wenn es 10 Millionen gibt, welche dieselbe tun können. Oder wenn sie viel Vorarbeit braucht, so ist sie auch wertvoller, als wenn sie keine solche benötigt.

Es waren die Werte der christlichen Weltanschauung, welche die abendländische Kultur für viele Jahrhunderte geprägt haben. Dabei kann man nicht vom „christlichen Abendland“ sprechen, sondern lediglich vom mit christlichen Werten durchsetzten Abendland. Im Zuge der Aufklärung wurde versucht, diese Werte ohne Christentum zu propagieren. Spätestens Friedrich Nietzsche hat gezeigt, dass dies nicht möglich ist. Wenn man wie er schon kein Christentum wollte, dann müsse man auch auf all diese Werte verzichten. So versuchte er gegen Ende seines Lebens alle möglichen Werte zu durchdenken und auf eine neue Basis zu stellen, die sich an der griechischen Antike und nicht am „orientalischen“ Christentum orientierten. Erschienen ist dieses Werk nie; nach seinem Tod wurden die unfertigen Notizen dazu durchgesehen und veröffentlicht.

Nietzsche war ein einsamer Rufer in einer überaus optimistischen Zeit. Das christliche Weltbild hat eine Grundlage geschaffen, welche seit dem Zeitalter des Humanismus zu immer neuen Entdeckungen, Forschungen und Erfindungen führte. Die Industrialisierung war zu Nietzsches Zeiten weit vorangeschritten, der Mensch glaubte, keine Grenzen zu haben. Dieser Optimismus führte so weit, dass man dachte, man brauche in dieser Zeit der Vernunft keinen Krieg mehr zu fürchten. Und dann brach er doch herein, verwüstete viele Landstriche und führte zur Verzweiflung.

Die Zeit der Weimarer Republik war zunächst eine Zeit der Erholung, doch schon bald kam der nächste Schock: Sanktionen, Weltwirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, und dazu eine Regierung, die alledem nicht gewachsen war. Der Ruf nach einem „starken Mann“, der den Karren aus dem Dreck zieht, wurde laut. Wohin das führte, wissen wir alle.

In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde es immer stiller um die Werte. Im Kino gab es nicht mehr den Helden, sondern den Anti-Helden. Man könnte regelrecht von einer Angst vor Werten, Tugenden und Helden sprechen. Es durfte nur noch schlechte Vorbilder geben, von denen man sagen konnte: Hauptsache anders als die! Egal wie, nur anders als die vor uns!

An die Stelle von Werten, Tugenden und Helden sind Diskurse, Gleichgültigkeit und Waschlappen getreten. Hauptsache man redet miteinander. Hauptsache wir haben uns alle lieb. Hauptsache wir legen uns nicht mehr fest. Wenn alles gleich gültig ist, dann ist auch alles gleichgültig. Weil es keine Wahrheit gibt oder niemand diese wirklich erfahren kann, sind wir zu einer wertlosen Wegwerf-Gesellschaft geworden.

Und dann geschehen Dinge, die uns plötzlich doch wieder überzeugen, dass es gut und böse, richtig und falsch, wahr und unwahr gibt und dass es möglich sein muss, dies zu unterscheiden.

Wie können wir in dieser Zeit leben? Wie können wir unserer nächsten Generation wieder echte Werte und Tugenden mitgeben? Wie können wir ihr zu Vorbildern und Helden werden?


Freitag, 1. April 2016

Zeitumstellung ist friedensfördernd

Einer neuen Studie vom Bundesamt für Staatssicherheit (Bass) zufolge soll die jährliche Zeitumstellung das Friedenspotential drastisch erhöhen. Erich Aushecker, Vorsitzender des Bass, erklärte diesen Umstand folgendermaßen: „Zunächst einmal hat jeder, der Krieg führen möchte, dank der Zeitumstellung ein halbes Jahr lang eine Stunde weniger; aufs ganze Jahr gesehen macht das 30 Minuten. Somit bleibt einem pro Tag rund 5 Sekunden weniger Zeit, um Krieg zu führen. Zweitens konnten wir empirisch nachweisen, dass in allen Ländern, welche die Zeitumstellung eingeführt haben, noch nie am letzten Sonntag im März zwischen 2:00 und 3:00 Uhr MEZ ein Krieg ausgebrochen ist. Und nicht zuletzt müssen wir zu bedenken geben, wie sehr die Zeitumstellung Menschen von vollkommen unterschiedlichen Interessen eint: Sie alle haben ein gemeinsames Thema, dem sie sich in aller Lautstärke und Tonhöhe widmen können. Die Zeitumstellung ist deshalb ein wichtiger Beitrag für die Völkerverständigung.“ Vielleicht sollte Herr Aushecker als nächstes eine tägliche Zeitumstellung von 24 Stunden beantragen?