Donnerstag, 28. März 2013

2. Frage im Westminster Katechismus

(Heute geht es um unsere Quelle der Erkenntnis, also woher wir wissen können, was wir zur Ausführung der Frage 1 benötigen.)

2. Frage: Welche Regel hat uns Gott gegeben, um uns darin zu leiten, Ihn zu verherrlichen und uns an Ihm zu erfreuen?

2. Antwort: Das Wort Gottes, das aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments besteht3, ist die einzige Regel, die uns darin leitet, wie wir Ihn verherrlichen uns an Ihm erfreuen können4.

Bibelstellen dazu:

3 Matthäus 19, 4 – 5: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf und sprach: »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen; und die zwei werden ein Fleisch sein«? 1. Mose 2, 24: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch sein. Lukas 24, 27 und 44: Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht. […] Er aber sagte ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war, daß alles erfüllt werden muß, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht. 1. Korinther 2, 12 - 13: Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, so daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist; und davon reden wir auch, nicht in Worten, die von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern in solchen, die vom Heiligen Geist gelehrt sind, indem wir Geistliches geistlich erklären. 1. Korinther 14, 37: Wenn jemand glaubt, ein Prophet zu sein oder geistlich, der erkenne, daß die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind. 2. Petrus 1, 20 – 21: Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, daß keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. 2. Petrus 3, 1 - 2 und 15 – 16: Geliebte, dies ist nun schon der zweite Brief, den ich euch schreibe, um durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufzuwecken, damit ihr an die Worte gedenkt, die von den heiligen Propheten vorausgesagt worden sind, und dessen, was euch der Herr und Retter durch uns, die Apostel, aufgetragen hat. […] Und seht die Langmut unseres Herrn als [eure] Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften3, zu ihrem eigenen Verderben.

4 5. Mose 4, 2: Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des Herrn, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete. Psalm 19, 7 – 11: Denn wo ist ein so großes Volk, zu dem sich die Götter so nahen, wie der Herr, unser Gott, es tut, so oft wir ihn anrufen? Und wo ist ein so großes Volk, das so gerechte Satzungen und Rechtsbestimmungen hätte, wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege? Nur hüte dich und bewahre deine Seele wohl, daß du die Geschehnisse nicht vergißt, die deine Augen gesehen haben, und daß sie nicht aus deinem Herzen weichen alle Tage deines Lebens; sondern du sollst sie deinen Kindern und Kindeskindern verkünden! An dem Tag, als du vor dem Herrn, deinem Gott, standest am [Berg] Horeb, als der Herr zu mir sprach: »Versammle mir das Volk, damit ich sie meine Worte hören lasse, und damit sie mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden, und damit sie auch ihre Kinder unterweisen!«, da tratet ihr herzu und standet unten am Berg. Aber der Berg brannte im Feuer bis ins Innerste des Himmels hinein, [der voller] Finsternis, Wolken und Dunkel [war]. Jesaja 8, 20: »Zum Gesetz und zum Zeugnis!« — wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot. Johannes 15, 11: Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde. Johannes 20, 30 – 31: Noch viele andere Zeichen tat Jesus nun vor seinen Jüngern, die in diesem Buch nicht geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen. Apostelgeschichte 17, 11: Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte. 2. Timotheus 3, 15 – 17: und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben11 und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. 1. Johannes 1, 4: Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.

Mittwoch, 27. März 2013

1. Frage im Westminster Katechismus

(Der Westminster Katechismus ist ein Hilfsmittel, um die Lehre der Bibel besser kennenlernen zu können. Es sind 107 Fragen und kurze, leicht einzuprägende Antworten, die jeweils mit zahlreichen Bibelstellen begründet werden)

Der kürzere Westminster Katechismus - Frage 1

1. Frage: Was ist das höchste Ziel des Menschen?

1. Antwort: Das höchste Ziel des Menschen ist es, Gott zu verherrlichen1 und sich für immer an Ihm zu erfreuen2.

Bibelstellen dazu:

1 Psalm 86: Ein Gebet Davids. Neige dein Ohr, o Herr, und erhöre mich, denn ich bin elend und arm; bewahre meine Seele, denn ich bin dir zugetan; hilf du, mein Gott, deinem Knecht, der sich auf dich verläßt! Sei mir gnädig, o Herr; denn zu dir rufe ich allezeit! Erfreue die Seele deines Knechtes; denn zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele! Denn du, Herr, bist gut und vergibst gern; und du bist reich an Gnade für alle, die dich anrufen. Vernimm, o Herr, mein Gebet, und achte auf die Stimme meines Flehens! Am Tag meiner Not rufe ich dich an, denn du erhörst mich. Dir, Herr, ist keiner gleich unter den Göttern, und nichts gleicht deinen Werken! Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, o Herr, und deinem Namen Ehre geben; denn du bist groß und tust Wunder, du bist Gott, du allein! Weise mir, Herr, deinen Weg, damit ich wandle in deiner Wahrheit; richte mein Herz auf das Eine, daß ich deinen Namen fürchte! Ich will dich preisen, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen, und deinem Namen Ehre erweisen auf ewig. Denn deine Gnade ist groß über mir, und du hast meine Seele errettet aus der Tiefe des Totenreichs. O Gott, es sind Vermessene gegen mich aufgestanden, und eine Rotte von Gewalttätigen trachtet mir nach dem Leben; sie haben dich nicht vor Augen. Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue. Wende dich zu mir und sei mir gnädig! Verleihe deinem Knecht deine Stärke, und hilf dem Sohn deiner Magd! Tue an mir ein Zeichen zum Guten, damit meine Hasser es zu ihrer Beschämung sehen, daß du, Herr, mir geholfen und mich getröstet hast. Jesaja 60, 21: Und dein Volk wird aus lauter Gerechten bestehen und das Land auf ewig besitzen, als Schößling meiner Pflanzung, ein Werk meiner Hände, mir zum Ruhm. Römer 11, 36: Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen. 1. Korinther 6, 20: Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören! 1. Korinther 10, 31: Ob ihr nun eßt oder trinkt oder sonst etwas tut — tut alles zur Ehre Gottes! Offenbarung 4, 11: Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen!

2 Psalm 16, 5 – 11: Der Herr ist mein Erbteil und das [Teil] meines Bechers; du sicherst mir mein Los. Die Meßschnüre sind mir in einer lieblichen Gegend gefallen, ja, mir wurde ein schönes Erbe zuteil. Ich lobe den Herrn, der mir Rat gegeben hat; auch in der Nacht mahnt mich mein Inneres. Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt; auch mein Fleisch wird sicher ruhen, denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und wirst nicht zulassen, daß dein Getreuer die Verwesung sieht. Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen; vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle, liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich! Psalm 144, 15: Wohl dem Volk, dem es so ergeht; wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist! Jesaja 12, 2: Siehe, Gott ist mein Heil; ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn Jah, der Herr, ist meine Kraft und mein Lied, und er wurde mir zur Rettung! Lukas 2, 10: Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Philipper 4, 4: Freut euch im Herrn allezeit; abermals sage ich: Freut euch! Offenbarung 21, 3 – 4: Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Montag, 25. März 2013

Das Jubeljahr und unsere Ökonomie

Das biblische Jubeljahr und die moderne Ökonomie

In 3. Mose 25 finden wir das so genannte „Jubeljahr“ oder „Halljahr“, das so genannt wird, weil es mit Schopharhörnern eingeläutet wird. Es gibt immer wieder Menschen, die versuchen, das biblische Prinzip dieses Halljahres auf die moderne Ökonomie anzuwenden und daraus die Forderung zu stellen, dass Länder anderen Ländern Schulden vergeben sollen.

Ich möchte hier mal in aller Kürze skizzieren, was das Jubeljahr in Wirklichkeit war, und warum man es nicht auf unsere heutige ökonomische Situation übertragen darf, bzw. kann. Noch viel mehr Probleme bereiten allerdings die falschen Vorstellungen, die an diesen Bibeltext geknüpft werden.

Am besten ist, man liest an dieser Stelle das vorliegende Kapitel mal selbst durch. Das hilft, die weiteren Ausführungen besser zu verstehen, da ich mich dabei eher kurz fassen werde.

Was ist der Hintergrund zum Jubeljahr?
Israel stand am Fuße des Berges Sinai, hatte die Zehn Gebote bekommen und die Stiftshütte gebaut, die Priester eingesetzt und stand jetzt kurz davor, weiter zu ziehen, um das Verheißene Land einzunehmen. Von der Einnahme und Verteilung berichtet das Buch Josua. Jede Familie bekam ein Stück Land, je nachdem, wie groß die Familie war und was sie brauchten. Sie hatten dann den Auftrag, dieses Stück Land zu bebauen, Vieh zu züchten und von all diesem zu leben. Für den Fall aber, dass eine Familie eine schlechte Ernte einbrachte oder das Vieh an einer Seuche starb, brauchte es Regeln, wie man in dem Fall mit derjenigen Familie umgehen soll. Das Ziel ist, dass dabei jede Familie letzten Endes wieder die Möglichkeit hatte, ihre Schulden zu bezahlen und wieder selbständig zu werden. Dafür war jenes Halljahr da. Der zentrale Vers ist V. 13: „In diesem Halljahr soll jeder wieder zu seinem Eigentum kommen.“ Damit ist aber nicht alles gesagt. Es gibt Regeln, die dafür sorgen sollten, dass keiner jemand anderes übers Ohr hauen konnte. Diese sind alle in 3. Mose 25 beschrieben.

Sieben Gründe, weshalb das nicht auf unsere Weltwirtschaft bezogen werden darf:
1. Es darf nur der nächste Blutsverwandte das Land kaufen. Das ist ganz wichtig. Es steht ganz klar in 3. Mose 25, 25 geschrieben. Und weil ein Land aus vielen Menschen besteht, kann kein einzelner nächster Blutsverwandter ausgemacht werden.
2. Es gilt nur für privates Eigentum. Da Staaten so genannt öffentliches oder allgemeines Eigentum haben, kann das nicht auf Staaten bezogen werden.
3. Der Kaufpreis ist abhängig vom letzten Halljahr. Wenn jemand es kaufen will, dann ist der Preis davon abhängig, wie viel Zeit zwischen dem letzten und dem nächsten Halljahr noch liegt. Eine solche Regelung kennt niemand heute, deshalb lässt sich auch kein Preis vereinbaren.
4. Das Halljahr dient gar nicht der Erlassung von Schulden, sondern der Bezahlung derselben. Gerade das wird ja oft behauptet, dass im Halljahr Schulden erlassen würden. In Wahrheit ging es aber darum, dass jemand fähig wird, seine Schulden durch zeitlich überlassenes Land und Arbeitskraft zu bezahlen.
5. Das Halljahr dient nicht dazu, finanzielle Gleichheit zu sichern. Wer vorher reich war, konnte auch nach dem Halljahr weiter reich werden. Überhaupt hat Gott die Menschen mit unterschiedlicher Fähigkeit, mit Geld umzugehen, ausgestattet. Der Eine verdient immer viel, weil er ein gutes Gefühl für gute Geschäfte hat, der andere weniger.
6. Das Halljahr zeigt gerade, dass privates Eigentum wichtig ist. Gerade dadurch, dass dieses Land, das jemand gegen einen Preis übernimmt, um jemand anderem in finanzieller Not zu helfen, wieder an den ersten Besitzer zurückgegeben werden muss, wird deutlich, wie wichtig Gott der Besitz und die Verwaltung von privatem Eigentum ist.
7. Das Gesetz vom Halljahr gilt nur für Israel. Gerade die unterschiedliche Behandlung von Israeliten und Nichtisraeliten zeigt das. Nachzulesen in 3. Mose 25, 45. Deshalb sollten wir uns hüten, aus diesen Bestimmungen eine universale Regel für heutige Weltökonomie abzuleiten. Was wir daraus ableiten dürfen und sollen, ist natürlich die Wertschätzung der einzelnen Person, der verwandtschaftlichen Bindung, des privaten Eigentums und der Gerechtigkeit, die eben nicht auf Erlass, sondern auf Bezahlung von Schulden besteht.

Donnerstag, 21. März 2013

D. M. Lloyd-Jones über das Ziel der Theologie

Einmal mehr ein wunderbares Zitat von D. Martyn Lloyd-Jones aus dem Vortrag von 1961 an der Puritan Conference zum Thema "Knowing and Doing".

„Ich habe das Gefühl, dass wir sehr vorsichtig sein müssen in Bezug auf diese Dinge, und dass wir zum Neuen Testament zurückkehren müssen und sehen, was möglich und bereit ist für Gottes Kinder, für Christenmenschen, solange sie hier auf Erden sind. Ist diese Art eines „pneumatischen“ Elements so herausragend unter uns, wie es sein sollte? Das scheint mir die große Frage zu sein. Im Grunde genommen ist Theologie ein Fundament und nichts mehr. Sie ist kein Ziel, sie ist nur ein Anfang. Sie ist das Mittel. Wir dürfen nie bei ihr stehenbleiben. Sie ist immer dazu da, um uns durch Glauben zu dieser Erkenntnis, zu dieser Intimität, zu dieser tiefen persönlichen Erfahrung des lebendigen Gottes zu bringen, in welcher wir Ihm wirklich begegnen, wissen, dass Er gegenwärtig ist und uns der Kraft des Heiligen Geistes in und unter uns bewusst werden. Lasst uns uns deshalb mit großer Ernsthaftigkeit in Bezug auf diese Dinge untersuchen. Es ist äußerst wunderbar und erfreulich, Gemeinschaft unter verwandten Seelen zu haben. Wie reizvoll ist es, über diese Dinge zu diskutieren und zusammen zu reden. Was gibt es Erfreulicheres als das? Aber es kann zu nichts führen – absolut nichts! - wenn wir uns nicht der Tatsache bewusst sind, dass dies alles nur ein Mittel ist, das Gott uns zur Verfügung stellt, um uns zur Erkenntnis Seiner Selbst zu bringen.“ (D. M. Lloyd-Jones, The Puritans: Their Origins and Successors, The Banner of Truth Trust, 1987, S. 51, eigene Übersetzung)

Weil es wunderbar zum Thema passt, hier auch noch der Verweis auf einen super Blogpost von Waldemar Justus auf Jesus24.de: Das Herz eines Theologen

Mittwoch, 20. März 2013

Vom Hören der Predigt und vom Lesen

Im Jahre 1960 hat D. Martyn Lloyd-Jones eine bemerkenswerte Lektion über das Erlangen von echter und falscher Erkenntnis gehalten. Im Zeitalter von Internet und freier Verfügung von so viel Wissen ist die Gefahr, die er anspricht, noch viel größer geworden. Ein lesenswerter Auszug aus diesem Vortrag:

„Aber wir müssen dem dritten Grund mehr Aufmerksamkeit widmen, welcher etwas kontroverser sein könnte. Ich bin der Meinung, dass es eine ganz spezielle Gefahr gibt an diesem Punkt und in dieser Beziehung der Diskussion, wo es um das Ausspielen von Lesen gegen Predigen geht. Vielleicht ist das eine der größten aller Gefahren in der Zeit, in der wir leben. Ich stelle fest, dass das Lesen viel gefährlicher ist als das Hören der Predigt, und ich weise darauf hin, dass eine wirklich echte Gefahr entsteht, wenn jemand seine Zeit nur mit Lesen verbringt und nicht unter die Kraft der Predigt kommt. Was will ich damit sagen? Ich will damit ungefähr folgendes sagen: Wenn jemand ein Buch liest, so hat er in einem gewissen Sinne die gesamte Kontrolle. Es hängt zwar teilweise vom Buch ab, ich weiß, aber sobald er beginnt, sich unwohl zu fühlen, kann er es zumachen und einen Spaziergang machen, oder – er kann viele Dinge tun. Aber all das kannst du nicht tun, während du eine Predigt hörst. Natürlich, es könnte sein, dass du so unhöflich bist, um aufzustehen und hinauszugehen, und manche Leute tun das ja auch, aber aufs Ganze gesehen ist das nicht üblich.
Das Predigen schützt uns deshalb in gewisser Weise vor diesen besonderen Gefahren, die aus dem Lesen allein resultieren, natürlich vorausgesetzt, es handelt sich um echtes Predigen. Denn wenn jemand echtes Predigen hört, so kommt er unter die Macht der Wahrheit, und zwar in einer Weise, in die er beim Lesen allein nicht kommt. Ob du jetzt die Definition des Predigens von Phillips Brooks magst oder nicht, der sagte, es sei „Wahrheit vermittelt durch Persönlichkeit“, aber sie beinhaltet eine Menge Wahrheit, und die Bibel gibt uns viele Beispiele dafür. Gott gebraucht die menschliche Persönlichkeit. Nicht nur das, sondern der Prediger erklärt nicht nur die Bibel, sondern er macht auch Anwendungen und sorgt dadurch dafür, dass die Anwendung auch ihr Ziel findet. Wenn jemand ein Buch liest, so kann es sein, dass er nie zu einer Anwendung kommt. Er kann sich dazu entscheiden, das Buch zu schließen und aufzuhören, wann immer er möchte; es gibt kein Beharren auf die Anwendung. Ich fürchte, dass in unserer Zeit, wo die Menschen dazu tendieren, immer weniger und weniger Predigten zu hören, und Predigten immer kürzer und kürzer werden, und unser Vertrauen in das Lesen immer größer wird, dass wir deshalb dieser Gefahr noch viel mehr ausgesetzt sind als unsere Vorfahren. Natürlich verurteile ich keinesfalls das Lesen an und für sich oder sage, dass es keine Veröffentlichungen mehr geben solle! Aber keinesfalls! Ich versuche lediglich die gefährliche Tendenz zu zeigen und halte an der Wichtigkeit und am Vorrang, sowie an der Überlegenheit des Predigens fest. Wir müssen unter die Kraft der Wahrheit gebracht werden. Wir mögen das nicht, aber das ist die Aufgabe eines Predigers, und wenn er dies verfehlt, so ist er ein armseliger Prediger. Wir versuchen immer, diesen Schlussfolgerungen und Anwendungen zu entkommen, aber der Prediger bringt diese ans Ziel. Er hält uns fest, sorgt dafür, dass wir ihnen ins Gesicht sehen müssen, und dadurch beschützt er uns vor bestimmten Gefahren. Eine Zeit, in welcher dem Lesen mehr Wichtigkeit beigemessen wird als dem Hören der Predigt ist immer eine gefährliche Lage. (D. M. Lloyd-Jones, The Puritans: Their Origins and Successors, S. 29 – 30, Übersetzung von mir)

Samstag, 16. März 2013

D. M. Lloyd-Jones über Erweckung

Was ist Erweckung? Bei D. M. Lloyd-Jones habe ich eine sehr gute Definition gefunden:

"Sie ist eine Erfahrung im Leben der Gemeinde, wenn der Heilige Geist ein ungewöhnliches Werk tut. Er tut dieses Werk in erster Linie unter den Gliedern der Gemeinde; es ist ein Erwecken der Gläubigen. Du kannst nicht etwas erwecken, was nie Leben hatte, deshalb ist Erweckung per Definition zuallererst eine Belebung und Stärkung und Aufweckung von trägen, schlafenden und beinahe todgeweihten Gemeindeglieder. Plötzlich kommt die Kraft des Geistes auf sie und sie werden in ein neues und tieferes Bewusstsein der Wahrheiten gebracht, an denen sie zuvor intellektuell festgehalten hatten; und vielleicht auch in einem stärkeren Ausmaß. Sie werden gedemütigt, sie werden von Sünde überführt, sie erschrecken vor sich selbst. Viele von ihnen fühlen, dass sie nie Christen gewesen waren. Und dann kommen sie zur Erkenntnis der großen Erlösung Gottes in all ihrer Herrlichkeit und fühlen ihre Kraft. Dann, als Resultat ihrer Stärkung, beginnen sie zu beten. Neue Kraft kommt in die Predigt ihres Pastors und die Wirkung davon ist, dass große Mengen, die zuvor außerhalb der Gemeinde waren, bekehrt und hineingebracht werden. So ist Erweckung in ihrer Hauptsache erstens eine außergewöhnliche Belebung der Gemeinde und zweitens die Bekehrung von Menschenmassen, die bisher außerhalb [der Gemeinde] in Gleichgültigkeit und Sünde gelebt hatten." (D. M. Lloyd-Jones, The Puritans - their origins and successors, The Banner of Truth Trust, 1987; Übersetzung von mir)

Donnerstag, 14. März 2013

Besuch im Botanischen Garten Heidelberg

Nachdem ich in einem Blogbeitrag von Kultur und mehr darauf aufmerksam wurde, dass der Botanische Garten Heidelberg eine recht große Auswahl an Sukkulenten, Carnivoren und anderen tropischen Pflanzen hat, haben wir uns aufgemacht und wollten selbst mal einen Blick auf die dortigen Ausstellungen werfen.

Der Botanische Garten ist auf dem Campus der Heidelberger Universität Im Neuenheimer Feld. Da man dort nur mit Ausweis parken kann, lohnt es sich, das Auto woanders abzustellen und zu Fuß zum Ziel zu gehen. Der Eintritt ist kostenlos, die Außengärten zu jeder Tag- und Nachtzeit besuchbar, die Gewächshäuser von Montag bis Donnerstag 9 - 16 Uhr, Freitag 9 - 14:30 Uhr und Sonntag 10 - 17 Uhr geöffnet.

Der Besuch lohnt sich für Freunde von exotischen Pflanzen auf jeden Fall. Die Gewächshäuser sind riesig, die Auswahl der Pflanzen enorm, auch wenn zur Zeit auf den Außengärten Schnee liegt und man dort somit nichts zu sehen hat. Zur Zeit gibt es eine Sonderausstellung zum Thema "Bionik - was die Technik von den Pflanzen lernen kann". Diese Ausstellung ist sehr gut aufgemacht und mit zahlreichen erklärenden Tafeln versehen. Bei den übrigen Pflanzen würde man sich noch mehr Informationen wünschen, ist doch zumeist nur gerade der lateinische Name angebracht. 

Hier noch eine kleine Auswahl von besonderen Eindrücken bei dem Besuch. Einfach anschauen und über unseren großen Gott staunen. Und dazu vielleicht auch ein Loblied anstimmen. Zum Beispiel: "Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die Du geschaffen durch Dein Allmachtswort..."