Montag, 23. September 2013

Christsein, das ist im Licht leben

(Diese Predigt kann in meinem Predigtarchiv auch als MP3 angehört oder heruntergeladen werden.)

Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. (1. Johannes 1, 5 - 7)

Nachdem wir vorletzte Woche mit dem 1. Johannesbrief begonnen haben, werden wir heute damit fortfahren. Johannes hat uns in den ersten vier Versen gezeigt, dass es wichtig ist, dass wir mit Gott und unseren Geschwistern im Glauben in Gemeinschaft leben und dass diese Gemeinschaft zur Freude führen wird. Diese vier ersten Verse sind die Einleitung in diesen Brief. In den Versen von heute legt er das Fundament für das Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Lesen wir im 1. Johannes im ersten Kapitel die Verse 5 – 7.

Wir sehen hier das Fundament, das Johannes legt. Er fängt damit an, dass er sagt, dass Gott Licht ist. Ganz wichtig ist hier zu sehen, dass Johannes hier mit Gott anfängt. Die Bibel fängt immer mit Gott an, nie mit dem Menschen. Hier fängt Johannes mit Gott an. In seinem Evangelium fängt er mit Gott an: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Joh. 1,1) oder der Anfang des AT: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. (1.Mo. 1,1) Immer fängt die Bibel mit Gott an. Und weil die Bibel das tut, sollen wir das auch tun.

Das ist auch der Grund, weshalb es mir wichtig ist, dass wir immer wieder fortlaufende Auslegungspredigten haben. In der heutigen Zeit möchte man nicht mehr mit Gott anfangen, sondern sehr oft steht der Mensch am Anfang und im Zentrum der Predigten. Wenn man nicht diese Art der fortlaufenden Auslegungspredigten hält, so ist die Gefahr sehr groß, dass man mit dem Menschen, mit seinen Problemen oder mit den Lieblingsthemen des Predigers anfängt. Und das ist dann erstens sehr unausgewogen, weil immer wieder die gleichen Themen kommen und zweitens wird der Text sehr oft nur als Sprungbrett gebraucht, um zu dem zu führen, was der Prediger sagen möchte.

Eine Predigt besteht jedoch nie aus den Gedanken eines Predigers über einen Bibeltext, sondern die Predigt ist Gottes Wort an uns im Hier und Jetzt. Predigen heißt nämlich, die Bibel zu nehmen. Und sie ernst zu nehmen. Und den Text, der dort steht in seinem Kontext für die heutige Zeit verständlich auszulegen und auf unsere Zeit anzu-wenden. Und wenn man fortlaufend predigt, ist man erstens gezwungen, sich mit all den Themen der Bibel zu beschäftigen, was für Ausgewogenheit sorgt und hilft zweitens, dass man den Text nicht aus seinem Kontext herausreißt. Predigen heißt also, die Bibel zu kennen und gleichzeitig auch die heutige Zeit zu kennen, weil die Menschen der heutigen Zeit es verstehen sollen. In gewisser Weise sollte jeder von uns diese zwei Sprachen sprechen und die Sprache der Bibel für die heutige Zeit verständlich übersetzen können.

1. Gott ist Licht – und wir auch!
Johannes hat uns bereits gesagt, dass er den Brief geschrieben hat, damit unsere Freude vollkommen werden soll. Und nun fährt er fort, uns zu erklären, wie das geschehen soll. Was sagt er dazu? DAS ist die Botschaft, die ich euch sagen muss: Nämlich: Gott ist... was? Was würden wir an der Stelle erwarten? Dass Gott Liebe sei? Ja, das sagt er später im Brief auch. Aber hier sagt er uns, dass die wichtigste Botschaft über Gott die ist, dass Gott Licht ist und dass in Ihm keine – absolut keine – Finsternis ist. Und dies ist der Grund, weshalb jeder Mensch von Grund auf ein Problem mit Gott hat. Nicht Gott hat ein Problem mit dem Menschen, sondern der Mensch mit Gott.

Der Mensch tendiert dazu, seine Schwächen verstecken zu wollen. Er schämt sich dafür, nicht perfekt zu sein. Und das zeigt auch, weshalb er nicht von Grund auf in der Gemeinschaft mit Gott leben kann. Er hält es dort nicht aus, weil Gott Licht ist. Und wenn er in diesem Licht leben wollte, so kämen alle seine Sünden zum Vorschein, und er müsste sich mit ihnen auseinandersetzen.

Genau davon sprach der Herr Jesus im Gespräch mit Nikodemus: Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind. (Johannes 3, 19 - 21)

Weil Gott Mensch wurde und so das Licht in die Finsternis kam, hat die Welt begonnen, das Licht zu hassen. Wo Jesus hinkam, wurden Menschen von ihren Sünden überführt. Und das wollten sie nicht. Es ist natürlich auch sehr unangenehm, wenn man mal einen Blick in das eigene, verdorbene Herz werfen muss. Doch der Herr Jesus bietet uns nicht nur diesen Blick in die eigene Verdorbenheit, sondern Er will uns ein neues Herz schenken. Auf Chaos folgt immer das Gericht und dann die Wiederherstellung. Zuerst muss der Mensch einsehen, dass er Hilfe braucht. Dann schreit er nach dem großen Seelenarzt und wird so neu gemacht. Der Herr Jesus hat die Strafe für all unsere Sünden, für all unsere Schande, für all unsere Rebellion am Kreuz auf Golgatha bezahlt. Wenn du an Ihn glaubst und dich auf die Seite Gottes stellst und dein Leben anschaust und Gott recht gibst, dass du es verdienen würdest, diese Schuld durch ewige Trennung von Gott selbst bezahlen zu müssen, aber glaubst, dass der Herr Jesus diese Schuld bezahlt hat, dann wird Er dir ein neues Herz schenken.

Und jetzt kommt was ganz Spezielles. Nicht nur Gott ist Licht, auch wir sollen Licht sein. Unser Leben soll so sein, dass die Menschen in uns Gott erkennen können. Das Licht ist durch den Heiligen Geist in dein Leben eingezogen. Jetzt soll es nach außen sichtbar werden. Wie der Herr Jesus in der Bergpredigt sagte: Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matth. 5, 14 - 16)

2. Gemeinschaft mit Gott – in allem!
Deshalb fährt Johannes auch fort in seinem Brief: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. (1. Joh. 1, 6 – 7) Es geht immer noch darum, dass Gott Licht ist. Und jetzt wird uns die Konsequenz aufgezeigt. Die besteht darin, dass wenn Gott Licht ist, und jemand behauptet, dass er mit Gott Gemeinschaft hat, dann sieht man an seinem Verhalten, ob das stimmt. Wenn er immer etwas zu verbergen hat und anderen perfektes Leben vorspielen muss, dann kann da was nicht stimmen. Wir sollen auf der einen Seite in unserem Leben Gottes Charakter widerspiegeln aber zugleich nicht so, dass andere nur die Fassade der Perfektion sehen können. Jeder von uns braucht immer wieder Hilfe, und dafür hat Gott uns die Gemeinde geschenkt.

Wenn die Menschen in uns das Licht Gottes sehen sollen, so heißt das, dass wir nicht das Recht haben, uns in ein Kloster zurückzuziehen, sondern unser Leben in der Welt, sichtbar gestalten sollen. Das meinte der Herr Jesus in Seinem wunderbaren Gebet: Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Johannes 17, 14 - 16)

Die Menschen, die ihre Verderbtheit nicht sehen wollen, die hassen uns, und zwar deshalb, weil unser Leben ihnen zeigt, was ihnen fehlt. Deshalb braucht uns dieser Hass auch nicht zu erschrecken, er ist einfach ein Teil unseres Lebens. Unser Auftrag ist es, sie trotz dieses Hasses gegen uns zu lieben und ihnen das Beste zu tun.

Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Deshalb möchte ich den Begriff der Zweisprachigkeit einführen. Ich habe bereits in der Einleitung heute darüber gesprochen. Wir müssen einerseits die Bibel kennen und in ihr zu Hause sein. Zugleich aber auch unsere Zeit und Kultur kennen und in ihr zu Hause sein. Das sind zwei verschiedene Sprachen, die wir immer wieder übersetzen müssen.

Es gibt jedoch eine ganz große Schwierigkeit in unserer heutigen Christenheit. Sie besteht darin, dass wir unser Leben, das in der Welt aber nicht von der Welt sein soll, aufgespalten haben. Wir haben es in zwei Teile aufgeteilt. Nennen wir sie den geistlichen Teil und den praktischen Teil. Oder den privaten und den öffentlichen Teil unseres Lebens. Im geistlichen oder privaten Teil gilt uns das, was Gott uns sagt, und im praktischen oder öffentlichen Teil haben wir zugelassen, dass die Welt bestimmen darf, was für uns gelten soll. Das ist wie ein Mensch mit multipler Persönlichkeit. Eigentlich gibt uns die Bibel eine umfassende Weltanschauung, die alle Dinge des Lebens umfasst, doch wir haben der Welt erlaubt, uns für die öffentlichen Dinge eine der Bibel diametral entgegenstehende Weltanschauung aufzuzwingen.

3. Gott ist Licht - für alle!
Wir haben gesehen, dass Gott Licht ist. Und weil Gott Licht ist, ist Er Licht nicht nur für uns Christen, sondern für alle Menschen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, dass wir uns nicht aus der Welt zurückziehen, sondern uns in ihr betätigen, zur Ehre Gottes. Wenn wir wählen gehen, dann wählen wir zur Ehre Gottes. Wenn wir zur Arbeit gehen, gehen wir zur Ehre Gottes. Wenn wir die Spülmaschine einschalten, geschieht dies zur Ehre Gottes. Gott hat uns zu Seiner Ehre geschaffen und zu Seiner Ehre mit Fähigkeiten ausgestattet, mit einem Verstand, mit Neugier, Kreativität. Dadurch, dass wir etwas in der Welt bewegen, ehren wir Gott.

Viele Christen haben das Gefühl, dass sie nur dann richtig zur Ehre Gottes leben können, wenn sie in die Mission oder in den Pastorendienst gehen. Das ist völlig falsch. Der Großteil des Lebens für Gott findet außerhalb von unserem Gemeindegebäude statt. Er findet in deiner Wohnung statt, an deinem Arbeitsplatz, in deinem Auto oder auf deinem Fahrrad, wo immer du bist.

Gott hat die Welt geschaffen und den Menschen und ihn auf die Erde gestellt und ihm den Auftrag gegeben, die Erde in Besitz zu nehmen, sie zu bebauen und zu pflegen. Wo Menschen Kultur schaffen, wird Gottes Ebenbild sichtbar. Wenn wir Musik genießen, wird Gott geehrt weil Er uns so geschaffen hat, dass wir sie genießen können.

Dann kam der Sündenfall. Der hat die Harmonie zwischen Gott und Mensch, die Harmonie zwischen Mensch und Mensch, so wie die Harmonie zwischen Mensch und Natur zerstört. Missverständnisse, Sprachverwirrung, Schweiß bei der Arbeit, Sünde, Schmerzen, Krankheit und Tod haben Einzug gehalten. Der Auftrag blieb der selbe. Stück für Stück hat uns Gott die Bedienungsanleitung für diese Welt übermittelt. Und am Schluss ist Er Selbst gekommen, um die Möglichkeit zu schaffen, dass die Harmonie wiederhergestellt werden kann. Wer sein Leben mit Jesus lebt in der Gemeinschaft und im Licht Gottes, darf erleben, wie Gott Sich das alles gedacht hat. Und wir dürfen den Menschen, die das noch nicht wissen, helfen darauf zu kommen. Das ist es, was Licht sein bedeutet.

Das ist die Weltanschauung, die uns die Bibel gibt. Gott hat alles sehr gut geschaffen, doch der Mensch hat gegen diesen Gott rebelliert. So ist nun alles von dieser Rebellion betroffen und verderbt. Dennoch bleibt der Auftrag derselbe: Der Mensch soll als Ebenbild Gottes die Erde in Besitz nehmen, pflegen, erforschen, Neues entdecken und erfinden, und so weiter. Wenn Menschen dies tun, sieht man Gottes Ebenbild in Aktion.

Wenn wir Licht sein wollen in dieser Zeit, so haben wir den Auftrag, hierbei zu helfen. Wir sollen uns nicht ins Kloster zurückziehen, sondern Licht sein bringt nur dort etwas, wo es dunkel ist. Unser eigentlicher Auftrag ist nicht nur in der Gemeinde, geistliches Leben findet in deiner Familie, an deinem Arbeitsplatz, wo immer du bist, statt. Die Zeit in der Gemeinde ist zur Stärkung und Ausrichtung auf Gott gedacht, und auch um Menschen einzuladen, von Gott zu hören. Aber sie dient nicht zum Selbstzweck, sondern dazu, ausgerüstet zu werden und dann so in den eigentlichen täglichen Kampf des Lebens zu ziehen. Licht sein heißt auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass es in dieser Welt weniger Ungerechtigkeit gibt, dass Missverständnisse ausgeräumt werden und dass Vergebung passieren kann.

Schluss
Wir haben gesehen, dass Gott Licht ist, und dass dieses Licht darin besteht, dass alles aufgedeckt wird, was falsch gelaufen ist oder läuft. Wenn wir im Licht Gottes leben, werden Dinge sichtbar, die wir nicht sehen wollen. Aber wir müssen uns dem stellen und uns selbst vor Gott verurteilen. So wird in unserem Leben dieses göttliche Licht sichtbar, nämlich dass wir mit Gott Gemeinschaft haben. Wir sollen auch Licht sein in dieser Welt. Dies geschieht dadurch, dass wir die Welt mit Gottes Augen betrachten und uns dafür einsetzen, dass die Dinge, die beim Sündenfall kaputt gegangen sind, wiederhergestellt werden, indem Menschen von Jesus hören und indem die Ungerechtigkeit in der Welt bekämpft wird.

Mittwoch, 18. September 2013

Am Schöpfer kommt niemand vorbei

Die Bibel macht uns ganz deutlich und unzweideutig klar, dass niemand an Gott dem Schöpfer vorbeikommt. Zahlreiche Verse machen dies klar:
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht! (Sprüche 1,7)
Hier wird schon deutlich, dass jeder, der die Gottesfurcht ablehnt, sich dadurch letztlich als unvernünftig outet. Paulus schreibt im Brief an die Kolosser über den Herrn Jesus:
Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm. (Kolosser 1, 15 - 17)
Wenn es also Naturgesetze gibt, so sind diese darauf zurückzuführen, dass der Herr Jesus dafür sorgt, dass sie Bestand haben, denn "alles hat seinen Bestand in Ihm". Auch die Tatsache, dass Gott der Schöpfer ist, kann aus dem Vorhandensein der Schöpfung gelesen werden:
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. (Psalm 19,2)
Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. (Römer 1, 18 - 24)
Die Bibel macht uns klar, dass es ohne die Bereitschaft, sich Gott unterzuordnen, keine echte Wissenschaft geben kann. Der moderne Atheismus oder philosophische Naturalismus ist der vergebliche Versuch, Wissen zu schaffen, ohne sich dem Gott der Bibel unterordnen zu müssen. Systematisch wird Gott ausgeklammert, indem a priori davon ausgegangen wird, dass es "keine übernatürliche kreative Intelligenz" (Richard Dawkins) gebe.

Damit wird zunächst das Fundament der Wissenschaft aufgegeben. Wenn Wissenschaftler davon ausgehen, dass die physikalische, natürliche Welt bestimmten Naturgesetzen unterworfen sei, die man erforschen könne, so stellt sich natürlich die Frage, woher diese kommen. Der philosophische Naturalismus kann und will darauf keine Antwort geben. Wissenschaft an sich konnte nur auf der Grundlage entstehen, dass man von einem kreativen Plan hinter dem Geschehen ausging. Die gesamte Geschichte der Wissenschaft zeigt dies. Wo immer dieses Fundament aufgegeben wird, kommt es zu Dualismen, die sich widersprechen. Das Leben wird in verschiedene Teile zerstückelt, für welche jeweils andere "Gesetze" gelten, die - alles zusammen genommen - einander widersprechen.

Der philosophische Naturalismus geht zum Beispiel davon aus, dass in einem geschlossenen System immer dieselben Gesetze zu denselben Ergebnissen führen. Da jedoch der Mensch selbst auch zu diesem System dazu gehört, ist es ihm unmöglich, objektive Messungen zu machen. Oder wenn er versucht, ein solches System außerhalb seiner selbst herzustellen, wird es ihm unmöglich sein, das Ergebnis zu messen.

Es ist äußerst interessant, zu sehen, wie exakt Paulus diese Veränderung vorhergesehen hat:
Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. (Römer 1, 24)
Nun wird die Natur - also die Schöpfung - plötzlich zum neuen Götzen, indem man nicht mehr Gott, sondern der Schöpfung den Ehrenplatz gibt. Der Mensch und sein Verstand wird zum Maßstab aller Dinge, denn die Natur hat ja alles aus sich selbst hervorgebracht. So verblendet ist man inzwischen geworden.

Gerade da wir als Gläubige wissen, dass Gott uns die ganze Wahrheit gegeben hat und wir mit der Bibel den Maßstab für alle Dinge im Leben haben, lasst uns daran festhalten und auch dort, wo man uns belächelt, fest an dem halten, was Gott uns gegeben hat. Wir haben nichts Relatives, nichts was nur das private Leben betrifft, sondern die absolute Wahrheit, die zu allen Zeiten gelten wird, bis der Herr wiederkommt und später alles neu schaffen wird. Unsere Aufgabe ist es nicht, wissenschaftsfeindlich zu sein. Sie ist nicht unser Feind. Sie ist in vielen Dingen ein Fortschritt, der uns Gott näher bringen kann. Aber die Wissenschaft muss mit der Lupe von Gottes Wort betrachtet und beurteilt werden. Und je mehr wir das tun, desto größer wird uns der Gott der Bibel, der lebendige und ewige und einzige Gott.

Samstag, 14. September 2013

Neuer Blog: CoramDeo.ch

Seit etwa drei Wochen gibt es in der christlichen Bloggerszene einen neuen Blog: CoramDeo.ch. Im ersten Post wird gleich vorgestellt, was das bedeutet:
Coram Deo ist lateinisch und bedeutet so viel wie “in der Gegenwart Gottes.”
Auch das Ziel des Blogs wird hier erklärt, und ich muss sagen, dass ich die Idee dahinter für sehr wertvoll und äußerst wichtig in unserer Zeit halte:
In einer Zeit, in der die Liebe Gottes und seine Bereitschaft zu vergeben überbetont wird, möchte dieser Blog einen Beitrag dazu leisten, ein Gottesbild zu fördern, welches auf der  Bibel gründet. [...]
“Aber kann man die Liebe Gottes überbetonen?” mögen Sie sich jetzt fragen. Wenn in unserer Vorstellung von Gott keinen Platz mehr ist für seine Heiligkeit, seine Gerechtigkeit, seine Souveränität und sogar seinen Zorn (alles Eigenschaften, die die Bibel bezeugt), dann entspricht der Gott unserer Gedanken nicht dem Gott der Bibel und wir stehen in der Gefahr Götzendienst (das Anbeten eines falschen Gottes) zu betreiben. Klar, als endliche Wesen werden wir nie ein vollständiges Verständnis von dem unendlichen Gott haben, doch es besteht ein grosser Unterschied zwischen einem unvollständigen Gottesbild und einem falschen Gottesbild.
Was hier festgehalten wird, ist mir auch schon aufgefallen. Sehr oft wird einseitig Gottes Liebe betont, was zu einem Götzenbild führt, bei dem Gott zu einem lieben Opa degradiert wird, der unsere Sünden unter den Teppich kehrt und hofft, dass keiner sie findet.

Ich finde diesen Blog sehr wertvoll und möchte euch empfehlen, auch immer mal wieder dorthin zu klicken und die neusten Beiträge zu einem Leben in der Gegenwart Gottes zu lesen.

Mittwoch, 11. September 2013

Biblische Namen und Symbole des Heiligen Geistes

Wer ist der Heilige Geist? Die dritte Person Gottes umweht oft etwas schwer Fassbares. Wer ist dieser Geist? Was tut Er? Das sind wichtige und überaus spannende Fragen. Verschiedene Fragen zum Heiligen Geist werden uns hier im Blog immer mal wieder begegnen. In einem ersten Teil habe ich einmal gesammelt, wie der Heilige Geist in der Bibel genannt wird. Es gibt viele verschiedene Ausdrücke und Symbole, mit denen die Bibel den Heiligen Geist bezeichnet. In der folgenden Datei habe ich 52 davon in vier Kategorien eingeteilt und jeweils kurz zu erklären versucht:


Dieses Material steht kostenlos auf meiner Homepage zur Verfügung. Es darf gerne verlinkt, kopiert, ausgedruckt und kostenlos oder zum Selbstkostenpreis weitergegeben, aber nicht verändert werden.

Für Fragen, Ergänzungen, Anregungen, Lob, Kritik und alles andere könnt ihr gerne die Kommentarfunktion im Blog nutzen oder mich per eMail kontaktieren (Adresse am Ende der PDF-Datei).

Montag, 9. September 2013

Mark Dever - Persönliche Evangelisation

Mark Dever – Persönliche Evangelisation

„Warum evangelisieren wir nicht?“ Mit dieser Frage und einer ganzen Reihe von Antworten steigt Mark Dever in das Buch ein. Besonders gut und wichtig fand ich folgende Antwort: „Dass wir beim Evangelisieren versagen, liegt zum Teil daran, dass wir ein mangelhaftes Verständnis davon haben. Gott verwendet nicht so sehr die evangelistische Gabe (obwohl es eine biblische Gabe des Evangelisten gibt), sondern die Treue Tausender und Millionen von Christen, die niemals behaupten würden, evangelisieren sei ihre Gabe. Deine Schlussfolgerung, dass du nicht für eine bestimmte Aufgabe begabt seist, befreit dich nicht von der Verantwortung zu gehorchen. Daraus ziehst du vielleicht den Schluss, dass evangelisieren nicht deine Gabe ist, aber es ist immer noch deine Pflicht.“ (S. 21)

Zusammengefasst besteht seine positive Antwort, was wir tun können, aus 12 Schritten: „Wir wollen über 12 mögliche Schritte nachdenken: Bete, plane, akzeptiere es, verstehe, sei treu, riskiere etwas, bereite dich vor, schaue voraus, liebe, fürchte, höre auf und gedenke.“ (S. 20)

Im zweiten Kapitel geht Mark auf das Evangelium ein. Die Schwierigkeit ist, dass heutzutage viel zu viele Menschen ein falsches Verständnis davon haben, was das Evangelium nun ist (und was es nicht ist). Zunächst entlarvt er vier falsche aber leider weit verbreitete Vorstellungen vom Evangelium: Die Gute Nachricht lautet nicht einfach „Ich bin ok“ (S. 28ff), Die Gute Nachricht lautet nicht einfach „Gott ist Liebe“ (S. 31ff), Die Gute Nachricht lautet nicht einfach „Jesus möchte unser Freund sein“ (S. 33ff) und Die Gute Nachricht lautet nicht: „Wir sollen rechtschaffen leben“ (S. 35ff). An dieser Stelle hätte ich gerne noch einen fünften Teil gehabt namens: Die Gute Nachricht lautet nicht: „Wir sollen die Gesellschaft transformieren [oder: verändern]“.

Am Ende dieser vier Teile, die erklären, was das Evangelium nicht ist, kommt er auf den Punkt und macht dem Leser klar: „Wer in unserer Gemeinde in Washington Mitglied werden möchte, den bitte ich, mir das Evangelium in nur einer Minute zu sagen. Wie würdest du das Evangelium in aller Kürze formulieren? Ich habe folgende Kurzfassung überlegt:
Die gute Nachricht des Evangeliums ist: Der wahre und heilige Gott, der alles geschaffen hat, schuf auch uns Menschen, und zwar nach seinem Bild, um ihn zu erkennen. Doch der Mensch fiel in Sünde und Verdammnis. Aber in seiner großen Liebe wurde Gott in Jesus Mensch, lebte ein vollkommenes Leben und erfüllte das Gesetz. Er starb als Sühnopfer am Kreuz und nahm die Strafe all derer auf sich, die zu ihm umkehren und ihm vertrauen. Er ist von den Toten auferstanden, was beweist, dass Gott das Opfer Christi angenommen hat und dass sein Zorn gegen uns gestillt ist. Er ruft uns nun dazu auf, über unsere Sünden Buße zu tun und allein auf ihn zu vertrauen, um Vergebung zu erlangen. Wenn wir unsere Sünden bereuen und auf Christus vertrauen, sind wir wiedergeboren zu einem neuen Leben, einem ewigen Leben mit Gott.“ (S. 38f)

Im dritten Kapitel geht es darum, wem der Auftrag, zu evangelisieren, gegeben ist. Mark Dever macht jetzt klar, dass dieser Auftrag jedem wiedergeborenen Christen gilt. Jeder, der dem Herrn Jesus gehört und Sein Nachfolger ist, hat diesen Auftrag bekommen. Das vierte und fünfte Kapitel dient dazu, eine ausgewogene Praxis des Evangelisierens zu finden. Dies soll mit Ehrlichkeit und auch mit einer gewissen Dringlichkeit geschehen, aber auch mit Freude. Menschen sollen in die Gemeinde eingeladen werden, aber auch dazu, selbst nachzudenken. Ebenso wertvoll sind auch die Hinweise, was kein Evangelisieren ist: Es ist kein Aufdrängen, es ist auch kein persönliches Zeugnis geben, auch kein soziales oder gesellschaftliches Engagement, aber auch keine Apologetik. Diese Dinge können ein Teil des Evangelisierens sein, aber nicht das Ganze.

Wertvoll ist auch das sechste Kapitel, in welchem Mark auf die möglichen Reaktionen eingeht, die auf das Evangelium folgen. Manche lehnen ab, andere sind unentschlossen, aber hin und wieder gibt es auch zustimmende Reaktionen und Menschen, die tatsächlich für den Herrn Jesus gewonnen werden. Im siebten Kapitel geht es um die Motivation, weshalb wir evangelisieren sollen. Was sind unsere Motive dabei? Warum tun wir das überhaupt?

Den Schluss bildet der Epilog, in welchem sich Dever mit neumodischen Techniken auseinander setzt, die die Evangelisation als einen Verkaufsabschluss betrachtet und mit psychologischen Tricks versucht, den „potentiellen Kunden“ dazu zu bringen, etwas zu tun. Leider habe ich solche Techniken schon öfter sehen müssen als mir lieb war. Das Resultat eines evangelistischen Gesprächs hängt nicht von unseren Techniken und Methoden ab, sondern es ist allein von Gottes Wirken abhängig.

Dieses kurze Buch (123 Seiten) ist leicht verständlich, aber wohltuende Kost für jeden, der den Auftrag wahrnehmen möchte, das Evangelium von Jesus Christus weiter zu geben. Ich empfehle es sehr. Wer es bestellen möchte, kann dies hier tun. Übrigens findet im Oktober diesen Jahres in der Arche Gemeinde Hamburg die Eckstein Konferenz zum Thema „Persönliche Evangelisation“ statt, die ich Interessierten auch empfehlen möchte.C. J. Mahaney und Jeff Purswell sind als Gastsprecher eingeladen.

Sonntag, 8. September 2013

Christsein, das ist Freude!

 Diese Predigt kann in meinem Predigtarchiv auch als MP3 angehört oder heruntergeladen werden.

Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens — und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist —, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei. (1. Johannes 1, 1 - 4)

Wir werden diesen Herbst den 1. Johannesbrief etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dieser Brief – und das ist ganz wichtig, dass wir das kapieren – ist eine Botschaft für gläubige Christen. Besonders die Verse aus dem ersten Kapitel werden ja oft für den evangelistischen Zweck gebraucht, und da möchte ich sagen, obwohl diese Verse auch dem Ungläubigen etwas zu sagen haben, findet oft ein Missbrauch statt, indem man die Botschaft, die an Gläubige gerichtet ist, auch an die Ungläubigen richtet.

Dieser Brief wurde von Johannes geschrieben, und zwar von dem Johannes, der auch als Lieblingsjünger Jesu bezeichnet wird, nämlich Johannes der Sohn von Zebedäus. Er war es, der sowohl das Johannes-Evangelium, als auch die drei Johannesbriefe und die Offenbarung geschrieben hat. In unserem Brief bezeichnet er sich als einer der Augenzeugen. Er hat den Herrn Jesus mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Händen berührt. Darüber kann es absolut keinen Zweifel geben, wenn wir der Bibel glauben. Der Brief hat seine Autorität nicht nur dadurch, dass er in der Bibel steht, sondern auch dadurch, dass er von einem geschrieben wurde, der drei Jahre seines Lebens mit dem Herrn Jesus verbracht hat. Um den Brief besser zu verstehen, werden wir immer wieder Parallelen zu den anderen Schriften von Johannes ziehen. Johannes hat nämlich seine ihm ganz persönliche und spezielle Wortwahl und Argumentation, auf die er immer wieder zurückgreift. Paulus würde das Gleiche ganz anders ausdrücken. Paulus arbeitet nämlich viel mit Argumenten der Logik. Wenn das eine so ist, dann muss daraus logischerweise jenes folgen. Das ist Paulus' Vorgehensweise, der ein Stück weit wie in der Schule ein Lehrer argumentiert. Johannes hingegen gebraucht viele Gegensätze und arbeitet stark auf der emotionalen Ebene, seelsorgerlich. Wir werden das noch sehen.

Noch ein kurzes Wort zum Inhalt des ganzen Briefes. Wenn man einen Brief schreibt, so hat dies eine bestimmte Absicht. Man will etwas weitergeben. Besonders zu der Zeit, als Johannes lebte, war es teuer, einen Brief zu schreiben und zu verschicken. Da hat man sich fünfmal überlegt, ob das jetzt wirklich nötig ist, und nur das Wichtige geschrieben. Damals gab es noch kein WhatsApp, Skype, eMail oder Facebook-Messenger. Die Absicht des ersten Johannesbriefs bestand darin, vor drei falschen Sichtweisen über den Herrn Jesus zu warnen und zu zeigen, was geistliches Leben wirklich bedeutet. Johannes möchte uns zeigen, woran wir erkennen können, dass wir tatsächlich zu Gott gehören und uns unserer Erlösung absolut gewiss sein dürfen.

1. Innige Gemeinschaft Gottes
Johannes schreibt oft etwas verschachtelte Sätze und Botschaften, wo er eine Aussage anfängt, dann etwas anderes dazwischen schiebt, und die Aussage später fortsetzt. Die Übersetzung ins Deutsche macht das noch komplizierter, weil es im Deutschen manche Sprachformen gar nicht erst gibt. Unsere vier Verse haben drei Themen zum Inhalt: Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, die Gemeinschaft und die Freude.

Am Anfang geht es um das, was bereits vor der Erschaffung der Welt vorhanden war, nämlich die göttliche Gemeinschaft zwischen Gott Vater und Gott Sohn. Diese innige Gemeinschaft ist für Johannes das Vorbild für die Gemeinschaft, die wir mit Gott und miteinander als Gläubige haben sollen. Gehen wir kurz ins Evangelium von diesem Johannes. Da sehen wir, wie der Herr Jesus gebetet hat: Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst. (Joh. 17, 20 – 23) Das ist ein total krasses Gebet. Unsere Gemeinschaft mit Gott und die Gemeinschaft als Gläubige untereinander soll so stark sein wie die Liebesbeziehung zwischen Gott Vater und Gott Sohn, die bereits vor der Erschaffung des Universums bestand. Einfach der Hammer.

Ok, also Johannes sagt uns: Von Anfang an war da eine perfekte Beziehung der Liebe, des Gehorsams, und so weiter, zwischen Gott Vater und Gott Sohn. Die war schon da, bevor das Universum geschaffen wurde. Und von Anfang an war auch das Erlösungswerk am Kreuz ein Teil von Gottes Plan. Das war absolut keine spontane Reaktion auf etwas Unvorhergesehenes, sondern es war der von Gott geplante Liebesbeweis dem Menschen gegenüber. Am Anfang steht die Liebesbeziehung innerhalb von Gott, die dann durch die Selbsthingabe Jesu am Kreuz auf der einen Seite Gottes Liebe zeigen soll, und auf der anderen Seite die Gemeinschaft des Menschen mit Gott wieder ermöglichen.

2. Gemeinschaft mit Gott durch die Menschwerdung Gottes
Johannes fährt nun fort und erzählt von diesem Umstand. Das Leben ist erschienen. Gott ist Mensch geworden, der ewige Gott wurde zu einem sterblichen Menschen, der alles durchmachen musste, was wir auch durchmachen – mit einem Unterschied: Er hat nie gesündigt. Weil Gott in Jesus Mensch wurde und weil Er sündenfrei lebte und am Schluss des irdischen Lebens Sein Lebens als Bezahlung unserer Schuld bei Gott gegeben hat, deshalb wird diese Gemeinschaft mit Gott erst möglich gemacht.

Heutzutage ist die Menschwerdung Gottes für viele Menschen etwas Unvorstellbares. Aber nicht erst heute, das war es schon immer. Und das ist mit ein Grund, weshalb Johannes diesen Brief geschrieben hat. Zu seiner Zeit gab es drei Irrlehren, die heute immer noch kursieren, also komplett altmodische Sichtweisen. Die erste war, dass der Herr Jesus eigentlich nur eine Art Engel mit menschlich aussehendem Körper war. Die Zeugen Jehovas sagen das ähnlich. Sie sagen, dass der Erzengel Michael später als Jesus auf die Erde kam. Eine zweite Richtung sagte, dass wir zwischen dem Menschen Jesus und dem Christus oder Messias unterscheiden müssen und erst bei der Taufe im Jordan, als der Heilige Geist wie eine Taube auf Ihn kam, der Mensch Jesus zum Christus und Sohn Gottes wurde. Die dritte sagte, dass Jesus einfach ein guter Mensch war, der aufgrund seines guten Lebens zu einem von vielen Kindern Gottes gemacht wurde und so einfach unser Vorbild sein soll. Alle drei Richtungen sind mir in der heutigen Zeit immer wieder begegnet.

Und gegen alle diese drei Richtungen bezieht Johannes hier klar Stellung. Jesus war vor der menschlichen Geburt nicht einer der Erzengel, sondern Gott. Und er wurde durch die Zeugung in der Jungfrau Maria, die übrigens nicht Jungfrau blieb, sondern auf ganz normale, menschliche Weise noch mehr Kinder bekam, als Messias geboren. Es war notwendig, dass der Erlöser ohne menschliche Zeugung, sondern durch ein göttliches Eingreifen gezeugt wurde, damit Er nicht die Sündennatur bekommt, mit der jeder von uns zur Welt kommt.

Am Kreuz von Golgatha hat der Herr Jesus unsere Sünden bezahlt und hat damit den Weg frei gemacht, damit wir mit Gott in dieser Gemeinschaft leben können, die Er auch hat. Der Tod und die Aufer-stehung Jesu haben ein Stück weit den Kreis der Gemeinschaft in der Dreieinigkeit Gottes geöffnet, sodass wir als Gläubige an dieser Gemeinschaft teilhaben dürfen. Aufgepasst, wir werden dadurch nicht zu Göttern, die Gott gleich wären. Aber uns wird ein Platz in diesem Zusammensein, in dieser Einheit drin geschenkt.

3. Freude ist Ausdruck der Gemeinschaft
Weil wir wissen, dass wir als Gemeinschaft aller Gläubigen in dieser Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott sind, spricht Johannes davon, dass er den Brief schreibt, damit seine Leser wissen, dass sie auch mit Johannes und den übrigen Aposteln und als Gläubige untereinander Gemeinschaft haben. Die Gemeinschaft als Gläubige entspringt nicht etwas Menschengemachtem wie etwa der Ökumene, dem Arbeits-kreis Christlicher Kirchen oder der evangelischen Allianz. Das hat alles nichts zu tun mit dem, was Gott unter Einheit und Gemeinschaft versteht. Es geht auch nicht darum, dass alle in jedem Detail dieselbe Erkenntnis haben müssen, um zu dieser Gemeinschaft zu gehören.

Ein Produkt von dieser Gemeinschaft beschreibt Johannes im vierten Vers: Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei. Die Freude soll vollkommen sein. Die Freude entsteht aus dieser Gemeinschaft heraus. Sie ist ein Merkmal oder Kennzeichen dafür, dass man in dieser Gemeinschaft drin ist. Paulus war in Rom im Gefängnis, und trotzdem hatte er diese Freude. Der Herr Jesus betete im Garten Gethsemane und schwitzte Blut – und trotzdem hatte Er diese Freude. Er starb am Kreuz unter qualvollen Schmerzen – und trotzdem hatte Er Freude.

Freude heißt nicht, dass plötzlich alles Spaß machen muss, was man tut. Das ist so eine Lüge der modernen Spaßgesellschaft. Echte Freude, die von Gott kommt, gibt uns die Kraft, unsere Angst zu überwinden und in allem, was wir tun, nach Gottes Willen zu fragen und handeln. Sie ist nichts, was man in sich selbst machen kann, wie auch der Glaube nichts ist, was man machen kann, beides wird in uns bewirkt – durch die Gemeinschaft mit Gott und mit Geschwistern im Glauben. Wenn die Bibel von der Freude spricht, meint sie unsere Reaktion, die sich aus dieser Gemeinschaft heraus ergibt.

Freude ist auch eine Art der Zufriedenheit, die daraus entsteht, dass wir wissen: Gott kümmert sich um uns, ich muss mir keine Sorgen machen, ich darf meine Sorgen auf Ihn werfen, denn Er sorgt für mich. Freude entsteht zum Beispiel dann, wenn wir über das nachdenken, was Gott uns geschenkt hat und Ihm dafür danke sagen. Sie gibt uns Kraft, die Dinge, die wir anpacken müssen, mit verstärktem Elan zu tun.

Und jetzt sagt uns Johannes, dass diese Freude ein Merkmal unseres Glaubens sein soll. Sie soll vollkommen werden. Das Wort für „vollkommen“ wird besser mit „vollständig aufgefüllt“ übersetzt. Wir sind in einer Welt, die im Argen liegt, leben in einem Land, das vor die Hunde geht, wo es für eine natürliche Freude schon gar keine Gründe mehr gibt. In der Gemeinschaft mit Gott wird diese Freude immer und immer wieder aufgefüllt. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir diese Gemeinschaft mit Gott pflegen. Die Freude, die von Gott kommt, soll einerseits unveränderlich da sein, und andererseits sollen wir sie immer wieder auffüllen lassen.

Dieser vierte Vers in unserem Text ist eine wahnsinnige Herausforderung an jede und jeden von uns. Wir leben in einer Zeit, in welcher die Hektik des Alltags und die Unruhe der Welt ständig an unseren Nerven zehrt. Dennoch haben wir die Aufgabe, diese Freude in uns auffüllen zu lassen. Sie kommt durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Dazu schreibt Paulus im Brief an die Epheser: Und berauscht euch nicht mit Wein, was Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geistes; redet zueinander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen; sagt allezeit Gott, dem Vater, Dank für alles, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus; ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes! (Eph. 5, 18 - 21)

Unsere Freude soll nicht durch ein Übermaß an alkoholischen Getränken kommen, sondern dadurch, dass wir uns immer wieder in der Gemeinschaft unserer örtlichen Gemeinde aber auch zu Hause in der einsamen Kammer Gott loben und danken. 

Johannes fordert uns aber noch mehr dazu heraus, unser Leben zu prüfen, wie es denn um diese Freude steht. Haben wir diese Freude, die ein erstes wichtiges Merkmal der Gotteskindschaft ist? Deshalb möchte ich dir, uns allen, heute diese Frage auch stellen: Hast du diese erfüllende, bleibende Freude, die auch in schweren Zeiten beim Durchhalten und Weitermachen hilft? Diese Freude, die größer ist als alles, was die Welt uns geben kann? Diese Genügsamkeit im Herrn Jesus? Diese Zufriedenheit trotz der schrecklichen Verderbtheit und Gefallenheit der Welt?

Schluss
Wir haben gesehen, dass es von Anfang an – längst bevor Gott die Himmel und die Erde geschaffen hat – eine wunderbare, perfekte Einheit und Gemeinschaft zwischen Gott Vater und Gott Sohn gab. Diese Gemeinschaft ist am Kreuz von Golgatha geöffnet worden, so dass jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, zu einem Teil von dieser Gemeinschaft werden darf. Diese Gemeinschaft ist das Vorbild für die Gemeinschaft zwischen den Geschwistern im Glauben in der Gemeinde. Aus dieser segensreichen Gemeinschaft mit Gott und den Geschwistern heraus kommt die Freude. Sie ist ein erstes wichtiges Merkmal unserer Gotteskindschaft. Wenn uns diese Freude fehlt, so dürfen wir in der Gemeinde auch Hilfe suchen und einander gegenseitig helfen. Die Gemeinschaft unter uns soll zu einer Quelle dieser Freude werden.

Mittwoch, 4. September 2013

Greg Gilbert - Was ist das Evangelium?

Ich möchte heute ein super Buch vorstellen, in welchem ich immer wieder mit viel Gewinn lese. Es ist ein kleines Büchlein, das eigentlich schnell durchgelesen ist, aber der Inhalt ist derart gut, dass man über vieles gleich mal länger nachdenken muss (oder darf).

Ich spreche von Greg Gilberts Buch "Was ist das Evangelium?" Ich möchte nachfolgend ein paar besondere Leckerbissen zitieren und empfehle wirklich jedem, dieses Buch zu lesen. Es ist theologisch hochwertig, aber auch für den theologisch völlig ungeschulten Laien leicht verständlich, da alles gut erklärt wird. Auch - und vielleicht besonders - für Menschen, die sich für den christlichen Glauben interessieren ist dieses Buch eine super Gelegenheit.

"Egal, wie man es dreht und wendet - zu sagen, dass Jesus Christus gestorben ist, um uns von negativen Gedanken über uns selbst zu retten, ist verwerflich unbiblisch. Tatsächlich lehrt uns die Bibel, dass ein großer Teil unseres Problems darin besteht, dass wir zu groß von uns denken, nicht zu klein. Denken Sie einmal einen Moment lang darüber nach. Womit hat die Schlange Adam und Eva versucht? Sie sagte ihnen, dass sie zu negativ über sich selbst denken. Sie sagte ihnen, sie müssten positiver denken, sich nach ihrem vollen Potenzial ausstrecken, wie Gott sein!" (S. 63f)

"Leider ist die Lehre vom stellvertretenden Opfer vermutlich ein Teil des christlichen Evangeliums, den die Welt am meisten hasst. Die Menschen empört der Gedanke, dass Jesus für die Sünde eines anderen bestraft wurde. Mehr als ein Autor hat dies "göttliche Kindesmisshandlung" genannt. Und doch: Wenn wir das stellvertretende Opfer ablehnen, schneiden wir dem Evangelium das Herz heraus." (S. 83f)

"Der Gedanke, die Gesellschaft müsse durch die Arbeit von Christen sichtbar verändert werden, scheint in letzter Zeit von vielen Evangelikalen Besitz ergriffen zu haben. Ich halte das für ein lobenswertes Ziel und ich glaube auch, dass die Bemühung, sich dem - persönlichen oder system-immanenten - Bösen in der Gesellschaft entgegenzustellen, biblisch ist. [...] Viele "Transformationalisten" gehen aber noch weiter und behaupten, der Auftrag, "die Gesellschaft zu erlösen", sei tief in den Aussagen der Bibel eingewoben. Wenn Gott tatsächlich die Welt neu schaffen will, argumentieren sie, dann liegt es in unserer Verantwortung, uns an dieser Arbeit zu beteiligen. [...] Es geht mir darum, dass unter einigen "Transormationalisten" die gesellschaftliche Erlösung fast unmerklich zur großen Verheißung und zum Mittelpunkt des Evangeliums wird - was natürlich bedeutet, dass das Kreuz bewusst oder unbewusst von diesem Platz verdrängt wird." (S. 136 - 138)

Wer mehr lesen will, möge sich das Buch bestellen. Das kann man hier tun.