Dienstag, 4. Oktober 2016
Christenheit am Scheideweg
Freitag, 2. September 2016
Selbstgezimmerte Bibelwissenschaft
Mittwoch, 5. November 2014
Moralistisch-therapeutischer Deismus
Donnerstag, 9. Mai 2013
14. Frage im Westminster Katechismus
Mittwoch, 8. Mai 2013
13. Frage im Westminster Katechismus
Donnerstag, 11. April 2013
6. Frage im Westminster Katechismus
Mittwoch, 10. April 2013
5. Frage im Westminster Katechismus
Donnerstag, 4. April 2013
4. Frage im Westminster Katechismus
Mittwoch, 3. April 2013
3. Frage im Westminster Katechismus
Donnerstag, 28. März 2013
2. Frage im Westminster Katechismus
Mittwoch, 27. März 2013
1. Frage im Westminster Katechismus
Der kürzere Westminster Katechismus - Frage 1
Dienstag, 8. November 2011
Ökumene oder Einheit des Geistes?
Unter dem Schlagwort „Lehre trennt, Liebe eint“ wird heutzutage sehr oft eine unbiblische, geistlose Ökumene propagiert. Das eigentliche Problem ist dabei jedoch nicht, dass Gemeinden und Kirchen der verschiedenen Denominationen zusammenarbeiten. Das Problem liegt ganz woanders: Diese Lehre von der Ökumene erwartet in dieser Zusammenarbeit das Heil für die ganze Christenheit. Es ist eine moderne Art von Messias-Erwartung, einzig mit dem Unterschied, dass das moderne Heil nicht von Jesus Christus ausgeht, sondern von den Menschen. Sehr oft wird das auch mit dem Gebet um das Kommen des Reiches Gottes „wie im Himmel so auf Erden“ begründet. Man will das Gottesreich auf pastorale, psychologische und marktwirtschaftliche Weise herbeiholen. Nun könnte man natürlich auch fragen, weshalb dies denn falsch sei. Die Antwort darauf ist recht einfach, Jesus gab sie in Joh. 18, 36: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Das heißt: Es kann nicht mit den weltlichen Methoden hergestellt werden. Es gibt viele Werkzeuge, die uns dabei unterstützen können, weltliche Werkzeuge. Aber das Reich Gottes wird nur auf übernatürliche Weise gebaut. Jedes Werkzeug sollte auch gut durchdacht werden, bevor man es einsetzt. Hier gilt: Vieles kann gut sein, aber nicht in jedem Fall. Ein Beispiel: Wenn der größte Teil der Gemeinde am Liederbuch hängt, macht es relativ wenig Sinn, auf den Beamer umzusteigen. Sowohl das Liederbuch, als auch der Beamer sind beides weltliche Hilfsmittel, Werkzeuge, die gute Dienste leisten können. Je nachdem, wann und wie sie eingesetzt werden. Doch all diese Tools müssen gezielt überlegt genutzt werden, und: Sie haben direkt nichts mit dem Ausbreiten des Reiches Gottes zu tun.
1. Gottes Reich wird ausgebreitet durch das Evangelium
Das scheint mir der erste und wichtigste Punkt zu sein. Wir müssen bedenken: Das Evangelium ist Lehre, es ist da, um gehört zu werden, so wie Paulus im Römerbrief 10, 17 schreibt: „Der Glaube kommt aus dem Hören (der Verkündigung), das Hören der Verkündigung aber aus dem Wort Christi.“ Ohne das verkündigte Evangelium gibt es keinen Glauben. Zumindest hat Gott auf keine andere Art und Weise versprochen, auch nur irgend eine Form des echten Glaubens zu schaffen, als eben durch die Verkündigung Seines Wortes. Dass es auch andere Einzelfälle gibt, ist korrekt, aber wer immer hier auf Erden aktiv Gottes Reich bauen möchte, muss dies durch die Verkündigung des Evangeliums tun. Und weil das Evangelium die Liebe unseres Gottes bezeugt, der wegen unserer Sünde gelitten hat, gekreuzigt wurde und für unser Leben mit Ihm auferstand, darf diese einzig seligmachende Lehre weder verwässert noch aufgegeben werden. Es ist uns verboten, irgend einen anderen Mittelpunkt zu wählen als den, welchen Gott uns gesetzt hat. Wir dürfen weder den Menschen mit seinen Problemen, noch die Ungerechtigkeit dieser Welt, noch die Ökumene oder irgend etwas Anderes an diese Stelle setzen. Gott hat uns das Evangelium gegeben, um das Reich Gottes auszubreiten. Alles andere widerspricht dem Auftrag an uns.
2. Gottes Reich wird ausgebreitet durch die Gemeinden
Die Ortsgemeinde ist der Platz, an dem das Evangelium gepredigt werden soll. Dadurch werden Menschen in den Glauben gerufen, im Glauben gestärkt und dazu ausgerüstet, selbst auch zum Botschafter dieses wunderbaren Evangeliums zu werden. Dies geschieht durch Wort und Tat am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Nachbarschaft, beim Einkaufen, überall sind Menschen, denen man das Evangelium vorleben und sie in die Gemeinde einladen kann. Es ist auch gut, dass es verschiedene Gemeinden und Denominationen gibt. So fühlen sich nicht alle in derselben Gemeindeform wohl. Das ist auch nicht schlimm. Es kann uns zwar zu denken geben über unseren Gemeindestil, aber solange jemand überhaupt in eine Gemeinde geht, in welcher das Evangelium gepredigt und gelebt wird, ist das gut. Hier sieht man einmal mehr, dass Lehre eben nicht trennt, sondern eint. Somit ist das Schlagwort völlig deplatziert, wenn es um die Einheit der Gläubigen geht. Die gemeinsame Lehre eint die Gemeinden automatisch, egal welchen Denominationen sie angehören. Der Apostel Paulus schreibt schon bezüglich der Einheit des Geistes in Epheser 4, 4 – 6: „ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ Damit nennt er alle Elemente, welche die Gemeinden zu einer Einheit machen: Es ist ein weltweiter Leib, die unsichtbare Gemeinde aller wahrhaft Gläubigen, und ein und derselbe Heilige Geist, der alle Gläubigen verbindet. Eine Hoffnung, die wir alle gemeinsam haben, nämlich die Hoffnung auf das ewige Leben mit Gott in Gemeinschaft aller Gläubigen aller Zeiten. Alle haben wir einen Herrn, den Herrn Jesus, dem wir alle gemeinsam unterstellt sind. Es gibt nur eine Taufe, nämlich die Taufe zur Buße auf den Glauben, dieser werden alle Gläubigen teilhaftig. Und wir alle glauben an den einen Gott und Vater aller Gläubigen.
Es ist nun klar, dass damit auch eine gewisse Trennung vorhanden ist. Moslems können nicht von Allah als ihrem Vater sprechen. Wer nicht den Glauben an den Herrn Jesus teilt, schließt sich automatisch selbst von dieser Gemeinschaft aus. Insofern trennt die Lehre schon, denn sie ruft nicht „Friede, Friede“, wo kein Friede ist (Hes. 13, 10 u. a.). Es ist auch wichtig, niemandem etwas Falsches vorzumachen, indem man dort einen Frieden predigt, wo gar keiner ist. Denn damit macht man sich am Anderen schuldig, statt ihm die Chance zu echter Umkehr und wahrem Leben aus dem Herrn Jesus zu geben.
3. Unsere Gemeinden brauchen Lehre – dringender denn je zuvor
Nachdem man die Lehre längere Zeit vernachlässigt hat, sind Generationen von Menschen herangewachsen, die keine Ahnung mehr haben, was sie glauben (sollen) und was nicht. Die Menschen sehnen sich nach dem stärkenden frischen „Gras“ der Weide und lechzen nach allem, was diesen Anschein macht. Viele Bücher mit schwerwiegenden Irrlehren, die das Evangelium untergraben versuchen, werden gerade deshalb bereit und willig aufgenommen, weil sie so viel mehr nach Lehre und Sicherheit klingen, als all das, was ihnen Woche für Woche von den Kanzeln entgegen schallt. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich meine, ja, das sollte es. Dies sagt uns nämlich einiges über unsere eigene Gemeindelehre aus. Wer gesättigt ist, braucht nicht Ausschau halten nach fremden Wiesen und fremden Hirten. Ganz besonders sollte auch der biblische Unterricht und die Kinderlehre, Sonntagsschule, etc. überdacht werden. In der Zeit von ca. 6 – 12 Jahren wird ein Kind am stärksten geprägt. Gewohnheiten, die es sich in jener Zeit antrainiert, sind nur sehr schwer später wieder loszubekommen. Deshalb sollten Sonntagsschullehrer, Religionslehrer an der Grundschule, aber auch Eltern ganz besonders unterstützt und in ihrem Glauben gestärkt werden. Und sie alle sollten ein Auge für die biblische Lehre erhalten und lernen, wie sie auf kindgerechte Art und Weise den Kindern die wichtigen Lehren der Schrift beibringen können.
Freitag, 30. September 2011
Was ist biblische Theologie?
Wenn wir nun von der „Biblischen“ Theologie sprechen, so sind damit zwei verschiedene Aspekte zugleich angedacht:
Erstens ist es eine Theologie der gesamten Bibel, es wird die Aussage sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments ernst genommen. Dies ist notwendig im Blick auf die Tatsache, dass die beiden Testamente eine unzertrennliche Einheit bilden. So soll diese Einheit der beiden Testamente nicht nur theoretisch besprochen werden, sondern auch in praktischer Erarbeitung ihren Ausdruck finden. Diese Einheit kann letztendlich kaum genügend betont werden. Maleachi und Matthäus gehören in derselben Weise zusammen wie Jesaja und Jeremia oder der Jakobus- und der Hebräerbrief.
Zweitens rückt damit aber auch eine ganz andere Tatsache ins Zentrum der Überlegungen: Obgleich der Heilige Geist für die Niederschrift der einzelnen Bücher die Autoren inspiriert hat, so ist damit die Persönlichkeit der einzelnen Autoren nicht ausgeschaltet. So kommt es, dass im Urtext dasselbe Wort oder gar dieselbe Folge von Worten eine unterschiedliche Bedeutung bekommen kann und zuweilen auch unterschiedliche Begriffe für dieselbe Bedeutung stehen können. Dies ist davon abhängig, wie sich ein Wort im Laufe der Geschichte (im Laufe der Zeit) verändert hat und welcher biblische Autor es gebraucht.
Bereits der eigentliche Begründer der Biblischen Theologie, Johann Philipp Gabler, hatte dies in seiner berühmten Antrittsrede festgehalten:
„Unter diesen Umständen müssen wir, wenn wir nicht erfolglos arbeiten wollen, die einzelnen Perioden der alten und der neuen Religion, die einzelnen Autoren und schließlich die einzelnen Redeformen, die jeder nach Zeit und Ort gebraucht hat, trennen; ob es das historische, didaktische oder poetische Genus ist.“ (Joh. Ph. Gabler in seiner 1787 gehaltenen Antrittsrede „Über die rechte Unterscheidung der biblischen und der dogmatischen Theologie“ in Strecker, Georg, Das Problem der Theologie des Neuen Testaments, S. 38)
Gabler hat mit dieser Ansprache die eigentliche Biblische Theologie begründet. Ihm geht es darum, dass die jeweilige Theologie des einzelnen Buches bzw. Autors mitberücksichtigt wird, bevor man aus der ganzen Schrift die Systematische Theologie (Dogmatik) baut. Dieses Anliegen ist durchaus legitim, wenngleich man sich von manchen von ihm propagierten historisch-kritischen Methoden distanzieren muss. So ist zum Beispiel Gablers Unterscheidung zwischen „der alten und der neuen Religion“ (Judentum und Christlicher Glaube) in diesem Sinne in Frage zu stellen.
Was man jedoch durchaus von Gabler übernehmen kann, ist die Erkenntnis, dass einerseits jeder Autor und jede Zeit bestimmte sprachliche Eigenarten besitzt, und andererseits dass jeder Text in einem bestimmten Umfeld entstanden ist und zunächst an dieses Umfeld und seine Zeit gesprochen, bzw. geschrieben wurde. Außerdem hat jeder Text eine bestimmte, ihm eigene Gattung, die ganz bewusst so gewählt wurde, und jede Gattung unterliegt bestimmten Regeln des Auslegens. Diese Regeln der Auslegung nennt man „Hermeneutik“, was so viel wie „Auslegung“ oder „Übersetzung“ bedeutet.
So ist die Weisheit des Sprüche-Buches einfach universal und zeitlos gültig, man kann sie lesen, umsetzen und bemerken, dass es einfach „funktioniert“, weil sie wahr ist. Dann gibt es aber auch Prophetien und Gebote an das Volk Israel, die man nicht eins zu eins auf die Gemeinde übertragen kann, sondern zunächst fragen muss, ob sie in Jesus Christus bereits erfüllt wurden. Dann gibt es aber auch Briefe im Neuen Testament, die an eine bestimmte Gemeinde mit einem ganz bestimmten inneren Problem gerichtet sind. Dort gilt es zunächst, diese innere Problematik zu erfassen und dann erst auf die heutige Zeit anzuwenden. Dies ist zum Beispiel ein Thema, mit welchem sich die Biblische Theologie befasst.
So soll die Biblische Theologie auf der einen Seite als eigenständige Wissenschaft die Bibel und ihre Texte nach den Hauptthemen und theologischen Schwerpunkten befragen, und zwar in Bezug auf die jeweilige heilsgeschichtliche Zeit, den einzelnen Autoren und die Textgattung und damit die verschiedenen „Theologien“ der Autoren herausarbeiten. Zugleich sollen ihre Ergebnisse der Dogmatik (systematische Darlegung von allen wichtigen Themen der Bibel) als Grundlage dienen, indem die Biblische Theologie zur Hilfswissenschaft der Dogmatik wird.
Ihrerseits hat die Biblische Theologie die Philologie (Sprachwissenschaft), die Archäologie, die Einleitungswissenschaft und die vergleichende Religionswissenschaft zur Seite stehen: Die Philologie hat als Aufgabe, den Sinn eines bestimmten Wortes in einer bestimmten Situation einer Fremdsprache festzustellen und dies in Form von Wörterbüchern und Grammatiken zu veröffentlichen. Die Archäologie sorgt mit ihren Ausgrabungen und der Identifizierung der ausgegrabenen Materialien für eine geschichtliche Einordnung sowie das Finden von Beweismaterialien für die Existenz historischer Personen und Situationen.
Die Einleitungswissenschaft untersucht den Text eines bestimmten biblischen Buches auf Hinweise auf den Verfasser, die Abfassungszeit, Ziele der Abfassung und manches mehr. Sie ist von höchster Bedeutung für die Biblische Theologie. Wer zum Beispiel mit den meisten historisch-kritisch arbeitenden Theologen annimmt, der Pentateuch sei mehrere Male ergänzt und erweitert worden, müsste dann für jeden weiteren Schritt der Veränderung eine eigene „Theologie“ finden. So arbeitete zum Beispel Gerhard von Rad in seiner „Theologie des Alten Testaments“, in welcher er vom in seinen Kreisen üblichen EJPD-Schema (insgesamt vier größere Überarbeitungen und Erweiterungen des Werks, das wir als die „Fünf Bücher Moses“ kennen) ausgeht.
Die vergleichende Religionswissenschaft untersucht die schriftlichen Quellen der verschiedenen Religionen und fragt nach einem Ursprung und einer sichtbaren Entwicklung der Religionen, in unserem Fall insbesondere der frühen Religionen des Vorderen Orients. Für Gerhard von Rad ist gerade die Religionsgeschichte ein wichtiger Bestandteil der Forschungen, deshalb beginnt er seinen ersten Band der „Theologie des Alten Testaments“ mit einem Kapitel über den „Abriß einer Geschichte des Jahweglaubens“.
Religionsgeschichtlich zu arbeiten bedeutet für uns, dass man die Heilsgeschichte als roten Faden quer durch die ganze Bibel hindurch betrachtet und deshalb die Heilsgeschichte als Ausgangspunkt und Aufbau der Biblischen Theologie wählt. Dieser Ansatz ist sehr hilfreich. Ein anderer Ansatz betrachtet die hebräische Bibel als Ganzes als eine Gesamtkomposition und fragt sich zunächst, weshalb welches Buch genau an dem Platz ist, wo es ist und nicht woanders. Dies ist der kanonische Ansatz, weil für ihn der biblische Kanon als Ausgangspunkt gewählt ist. Der dritte verbreitete Ansatz ist der sogenannt „dogmatische“ Ansatz. Meist geht er von einem bestimmten Schlagwort aus, das für den Autor das Zentrum der Bibel ist. Das wäre zum Beispiel bei Walther Eichrodt das Thema „Bund Gottes mit dem Volk“. Ausgehend von diesem Hauptthema wird nun jedes Buch einzeln untersucht und mit diesem Thema (oder teilweise auch mehreren Themen) als Zentrum genau beleuchtet.
Jeder der drei Ansätze hat natürlich seine Vor- und Nachteile, und meines Erachtens greift jeder Ansatz für sich allein zu kurz. Es braucht eine gesamte Sicht, die versucht, das Beste aus allen drei Ansätzen herauszukristallisieren. Das ist eine total spannende Sache und man lernt dabei die Bibel und ihre Botschaft noch viel mehr zu lieben. Mir zumindest geht es dabei so. Deshalb möchte ich hier hin und wieder einzelne Beiträge online stellen, die das noch weiter ausführen.
Donnerstag, 25. August 2011
Haben wir das Evangelium verstanden?
Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen, als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. (1. Korinther 2, 2)
Eins mal vorweg: Ich glaube nicht, dass es uns Menschen, solange wir hier auf der Erde leben, möglich ist, das Evangelium wirklich in seiner ganzen Tiefe zu verstehen. Wir können uns dieser Erkenntnis nur schrittweise annähern, indem wir uns immer und immer wieder damit befassen. Gerade deshalb, weil wir es nur dann immer besser verstehen lernen, wenn wir uns immer wieder mit dieser großartigen Botschaft beschäftigen, ist es die Aufgabe eines Predigers und Bibellehrers, immer wieder davon zu sprechen. Genau das machte Paulus in Korinth. Es handelte sich nicht um eine Gemeinde von Neubekehrten, vielmehr lobte Paulus sie zuvor ja, dass in ihrer Gemeinde alle Geistesgaben vorhanden waren und gelebt werden. Trotzdem machte Paulus sie darauf aufmerksam, dass er unter ihnen in Korinth von nichts anderem reden wollte, als von dieser einen Botschaft. Einer der größten und am weitesten verbreiteten Fehler in unseren heutigen Gemeinden ist es, dass man denkt, das Evangelium sei etwas für Ungläubige und frisch Bekehrte, diejenigen aber, die im Glauben gewachsen seien, brauchten es nicht mehr ständig zu hören, sondern könnten sich höheren Lehren zuwenden. Ich möchte hier einige Gründe anführen, weshalb dieses Denken falsch ist:
Die Bibel kennt keine höhere Lehre als das Evangelium. Die Bibel beginnt mit dem Evangelium, nämlich damit, dass Gott den Menschen zu einem bestimmten Sinn und Zweck geschaffen hatte: Gottes Herrlichkeit als Sein Abbild und Repräsentant auf Erden zu widerspiegeln und in einer von der Liebe geprägten Beziehung mit Ihm zu leben. Sodann führt die Bibel aus, warum es zu einem totalen Bruch zwischen der gesamten Menschheit und Gott gekommen ist und dass seither niemand mehr aus eigener Kraft nach Gottes Willen leben kann. Dann führt die Bibel den ganzen Weg von Gottes Volk aus, das uns zum Vorbild dienen kann und erfährt ihren Höhepunkt im Leiden, Sterben und Auferstehen Christi, woraufhin auch einige Infos über die Zukunft der Welt, der Menschen, die mit und derer, die ohne Gott gelebt haben. Die Bibel ist von A bis Z Evangelium und nichts anderes. Wenn wir also lernen wollen, was die Bibel sagt, so müssen wir uns immer mit dem Evangelium auseinandersetzen.
Das Evangelium ist die Kraft, durch die wir Christus ähnlicher werden. Seit dem Sündenfall der Menschheit ist das Abbild Gottes in uns zerstört und soll wiederhergestellt werden. Doch wir merken immer wieder, dass wir es aus eigener Kraft nicht schaffen, Jesus ähnlicher zu werden. Wir brauchen eine andere Kraft dazu, eine, die nicht aus uns selbst kommt. Das ist die Kraft des Evangeliums, die unser hartes Herz weich macht und es so verändert, wie Gott uns verändert haben möchte. Wenn wir uns intensiv mit dem befassen, was der Herr Jesus Christus auf Sich genommen hat, um uns zu retten, werden wir dadurch auch immer barmherziger anderen gegenüber, weil wir wissen, dass der Herr auch für viele von ihnen gestorben ist, damit sie das Leben haben. Es ist immer so, dass das, womit wir uns beschäftigen, unser Leben und Verhalten prägt.
Das Evangelium zu kennen, hilft uns, mit anderen über den Glauben zu sprechen. Wir haben die Verantwortung nach 1. Petrus 3, 15, zu jeder Zeit bereit zu sein, Zeugen zu sein von dem, was unsere Hoffnung ist. Das heißt: Jeder Gläubige ist verantwortlich, das Evangelium (seine Hoffnung) so gut zu kennen, dass er es – zumindest wenn er gefragt wird – auch verständlich kommunizieren kann, so dass das Gegenüber es nachvollziehen kann. Das Evangelium ist nichts Abgehobenes oder sonst wie Unverständliches, sondern es kann sehr gut in Worte gekleidet und kommuniziert werden. Ich möchte es ein späteres Mal noch im Detail ausführen.
Bitte mache dir mal Gedanken darüber, wie du das Evangelium in einfache und klare Worte fassen würdest, wenn dich jemand danach fragt. Ich würde mich freuen, wenn du dies schriftlich festhalten und mir zusenden würdest. Vielen Dank und Gottes Segen!