Die
Bundestagswahlen stehen vor der Türe. So manch einer überlegt sich
noch, wo die Kreuze hin sollen. Ich stelle hier ein paar mögliche
Strategien vor, wie man dabei vorgehen kann.
1.
Traditionswahl
Wer
sagen kann: Ich hab schon immer diese Partei gewählt, sie macht das
gut, und ich möchte, dass es so weitergeht, hat allen Grund, dankbar
zu sein. Eine gut begründete Traditionswahl ist eine sehr gute
Sache.
2.
Parteienwahl
Wer
sich im Voraus schon gründlich mit den verschiedenen Wahl- und
Regierungsprogrammen beschäftigt hat, kann hier punkten –
vielleicht wurde die eine Partei gefunden, welche eine große
Übereinstimmung mit den eigenen Positionen erzielte. Es ist
allerdings eine ziemlich große Herausforderung für
Otto-Normalbürger, sich die mehreren tausend Seiten an Programmen zu
Gemüte zu führen. Damit sollte man ein halbes Jahr vor dem Wahltag
angefangen haben. Selbst ich als Vielleser habe mir manche Programme
nur überfliegend „angetan“.
3.
Personenwahl
Besonders
schön ist es, wenn man bestimmte auf den Listen aufgestellte
Personen auch persönlich kennt und weiß, dass auf sie Verlass ist.
Das sind besonders wertvolle Hilfen, weil man dann weiß, worauf man
sich einlässt, wenn die besagte Person tatsächlich nach Berlin
geschickt wird.
4.
Themenwahl
Eine
weitere Möglichkeit besteht auch darin, sich zu fragen: Welches
Thema ist mir gerade besonders wichtig? Dann kann man jene Partei
wählen, welche dieses eine Thema so vertritt, wie man es gerne hätte
– im Wissen, dass man dabei gleichzeitig bei anderen Themen
Abstriche wird machen müssen. Politik besteht immer aus
Kompromissen, weil sie von Menschen gemacht wird, und Menschen
bekanntlich subjektive Wesen sind.
5.
Protestwahl
Sodann
gibt es die Möglichkeit, die großen Parteien bewusst „abzustrafen“,
indem man eine kleine Partei wählt, von der man sicher weiß, dass
sie nicht genügend Stimmen bekommt, um die 5%-Hürde zu überwinden.
Es wurden zu diesem Zweck schon „Spaßparteien“ gegründet, damit
Protestwähler diese wählen können. Allerdings ist auch das mit
einem gewissen Risiko verbunden, denn falls zu viele Wähler eine
solche Protestpartei wählen, kann es zu unvorhersehbaren
Veränderungen in der gesamten Parteienlandschaft kommen. Nicht immer
jene, die man will.
6.
Unterstützungswahl
Es
gibt natürlich noch einen anderen guten Grund, um kleine Parteien zu
wählen, nämlich den, dass man diese Partei bewusst unterstützen
möchte. Selbst wenn die Parteien dann keine Sitze im Bundestag
bekommen, werden sie durch jede weitere Stimme ermutigt, mit ihrer
Arbeit fortzufahren.
7.
Fragenwahl
Die
Bundeszentrale für politische Bildung hat einen „Wahl-O-Mat“
bereitgestellt, bei welchem der User eine Anzahl von Fragen
beantworten kann, und sich dann ausrechnen lässt, mit welchen
Parteien man in diesen Fragen zu wieviel Prozent übereinstimmt. Das
ist eine wertvolle Sache, um sich in die Materie hineinzufinden.
Allerdings ist das Ergebnis immer mit Vorsicht zu genießen, da es
auf genau diese Fragen beschränkt ist. Ich bin dieses Jahr sowohl
mit der Formulierung als auch der Auswahl der Fragen nicht so sehr
zufrieden, aber es ist gut, wenn man sich das mal anschaut.
Die
Vereinigung Evangelischer Freikirchen hat außerdem eine Reihe von
„Wahlprüfsteinen“
vorgelegt. Dies ist eine Reihe von Fragen, welche die VEF an die
Parteien zukommen ließ, welche sich nach heutiger Umfragenlage
vermutlich durchsetzen werden.
8.
Strategische Wahl
Mit
dem Begriff der strategischen Wahl meine ich, dass man sich zuerst
einen „best case“ und einen Wurst-Käse oder besser gesagt „worst
case“ überlegt, mit Hilfe der Ergebnisse von Umfragen und
zusätzlichen Infos versucht, mit seiner Stimme am meisten zu
erreichen.
Und
dann kann man natürlich anfangen, diese Strategien bunt zu mischen,
ganz nach Belieben. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, es sei
denn, man meint damit den zum Wahllokal. Nicht zu wählen bedeutet
immer, zu wählen, was man nicht will.