Über
mich:
Ich
bin im Juli 1984 in eine christliche Familie geboren worden und habe
mich mit 16 Jahren zum Glauben an Jesus Christus bekehrt und 3 Jahre
später auch taufen lassen um diese Entscheidung nochmals zu
bekräftigen. Ich würde mich selbst nicht als Philosoph und schon
gar nicht als weise bezeichnen, jedoch denke ich dass ich mich als
Denker und Kritiker bezeichnen darf. Um das kurz zu erläutern: Ich
bin ein Mensch der gerne und viel über Dinge nachdenkt oft über
eigene Umstände, Gott, Wahrheit, das Leben und nicht zuletzt auch um
mit meiner Bildhaften Fantasie „Luftschlösser“ zu bauen. Vor dem
Aufkommen von Handys und von Gratiszeitungen habe ich mich gerne
damit beschäftigt, mich selbst in Welten von Büchern oder von
selbst kreierten Universen zu versetzen. Womit ich nicht sagen will
dass diese Form der “Beschäftigung“ seither nicht mehr
existiert. Als Kritiker bezeichne ich mich deshalb, weil ich Dinge
gerne hinterfrage. Seinen Ursprung hat diese Angewohnheit einerseits
in einem seit frühester Kindheit existenten Wissensdurst, in der
Erziehung (mein Vater hat viele Dinge die wir Kinder getan und gesagt
haben hinterfragt um uns zum Nachdenken anzuregen) und vor allem auch
durch Erlebnisse mit Gott (Ich wurde in meinem Leben von Gott immer
wieder mit Dingen und Umständen konfrontiert die meine Welt auf den
Kopf gestellt haben und mich dazu gezwungen haben die Dinge in einem
anderen Licht anzuschauen).
In
Bezug auf dieses Interview werde ich also die Fragen selbst auch
kritisch betrachten und gegebenenfalls Kommentare dazu abgeben.
Frage
1: Was ist Dein persönlicher Hintergrund zum Buch oder Film?
Ich
habe das Buch empfohlen bekommen und nach anfänglichen
Schwierigkeiten, der Start ist sehr zäh, das Buch regelrecht
verschlungen. Ich habe das Buch 17 - 20mal komplett gelesen und auch
die Beiwerke „Silmarillion“, „Nachrichten aus Mittelerde“ und
„Das Tolkien Lesebuch“ mindestens je einmal gelesen. Die von
Tolkien erschaffene Welt hat mich erstmals dazu inspiriert eine
eigene Geschichte zu schreiben, weit bin ich damit bis jetzt
allerdings noch nicht gekommen, allerdings komme ich nach 10 Jahren
fantasieren langsam zu einer schreibbaren Geschichte.
Wie
bist Du darauf gestossen?
Ich
habe das Buch von einem meiner besten Freunde empfohlen gekriegt, als
dieser mein Interesse für Fantasy bemerkt hat.
Was
hast Du davon erwartet?
Nichts
mehr als eine spannende Geschichte, und meine Erwartungen wurden
übertroffen!
Frage 2: J.R.R.
Tolkien wollte keine “biblische Geschichte“ schreiben, sondern
einfach eine unterhaltsame Geschichte. Dennoch finden sich viele
Bezüge dazu. Was denkst du woher das kommt?
Ich
denke, dass jeder, der eine Geschichte schreibt, bewusst und/oder
unbewusst persönliche Überzeugungen und Weltansichten darin
verarbeitet. Für mich zum Beispiel ist es undenkbar eine Welt ohne
einen Schöpfer zu erschaffen, selbst wenn dieser Schöpfer am Ende
ich selbst bin. Eine Welt ohne Schöpfer ist für mich nicht denkbar.
Ich denke, dass Tolkien sich bei der Erschaffung von Mittelerde
ähnliche Gedanken gemacht hat. Was in meinen Augen der auch der
Grund ist wieso er im „Silmarillion“ bzw. im Vorwerk
„Ainulindale“ den „Allvater“ Ilúvatar und die Ainur/Valar
Mittelerde erschaffen liess, und von welchen später Melkor ähnlich
wie Luzifer machthungrig wurde und nach mehr gierte als ihm zustand.
Eigentlich
reicht es sogar Tolkien diese Frage selbst beantworten zu lassen.
In
einem Brief an seine amerikanischen Verleger schrieb er (betreffend
seines Werkes „Herr der Ringe“:
… “Es
geht ‚um‘ gar nichts als um es selbst, Mit Sicherheit hat es
keine allegorischen
Absichten allgemeiner oder besonderer, aktueller, moralischer
religiöser oder politischer Art. Die einzige Kritik, die mich
geärgert hat, war eine, dass es ‚keine Religion enthalte‘“…
… “Es
ist eine monotheistische Welt von ‚natürlicher Theologie‘. Der
Merkwürdige Umstand, dass darin keine Kirchen, Tempel, religiösen
Riten und Zeremonien gibt, gehört schlicht zu dem geschilderten
historischen Klima.“…
… “Ich
selbst bin jedenfalls Christ; aber das ‚Dritte Zeitalter‘ (das
Zeitalter in welcher „Herr der Ringe“ spielt, Anmerkung
meinerseits) war keine christliche Welt.“…
An
eine neugierige Leserin schrieb Tolkien unter anderem:
… “Theologisch
(wenn dieser Terminus nicht zu grossspurig ist) denke ich mir, dass
das Bild nicht so weit von dem abweicht, wovon manche (darunter auch
ich) glauben, dass es die Wahrheit sei. Aber da ich wohlweislich eine
Erzählung geschrieben habe, die zwar auf bestimmten „religiösen“
Ideen aufbaut oder aus ihnen gebildet ist, aber keine
Allegorie dieser Ideen (oder von irgendetwas anderem) ist und sie gar
nicht offen erwähnt, geschweige denn predigt, will ich von dieser
Form auch jetzt nicht abgehen und eine theologische Abhandlung
schreiben, wozu ich nicht geeignet bin.“…
Ich
denke dass diese beiden Auszüge die biblische Inspiration ganz gut
belegen, aber auch verdeutlichen, dass Tolkien keine biblische
Geschichte schreiben wollte, oder dies zumindest nicht seine Absicht
war.
Frage 3. Was ist
überhaupt eine Weltanschauung?
Ich
könnte hier jetzt Wikipedia zitieren, aber ich glaube das ist nicht
Zweck der Sache. In meinen Augen (somit gehört das schon zu meiner
Weltanschauung :D)ist die Weltanschauung die Art und Weise wie wir
die Welt um uns herum anschauen, empfinden, wahrnehmen, aber auch
beurteilen und bewerten. Sie bestimmt unseren Glauben gleichermassen
wie unser ganzes Leben. Im Prinzip kann man sagen, dass jeder Mensch
seine Individuelle Weltanschauung hat, und die Überschneidungen mit
ähnlichen Ansichten anderer Menschen dann Religions- oder
Interessensgemeinschaften bilden welche eine übergeordnete
vereinheitlichte Weltanschauung besitzen welche die Individuelle
Sicht entweder bestätigt, unterstützt und fördert oder aber
unterdrückt, entwertet oder gar verbietet. Einfach gesagt die
„Brille“ durch welche wir unsere Umwelt und uns selbst
wahrnehmen.
Was
sind die Grundpfeiler der der biblischen Weltanschauung?
Die
Bibel (insbesondere die zehn Gebote), Jesus, Gott, und der Heilige
Geist (der dreieinige Gott) und in begrenztem Masse der historische
Konsens. Um die Bibel richtig verstehen und lesen zu können muss man
sie mit Gott und Jesus als Mitte und geführt vom Heiligen Geist
lesen. Lässt man das Wesen Gottes und das Wesen Jesu, welche beide
in der Bibel ersichtlich sind, ausser Acht wird man früher oder
später die falschen Schlüsse ziehen. Wenn man aus der Bibel
allgemeingültige Regeln herausbilden möchte muss die Bibel auch
historisch begutachtet werden, denn ohne Verständnis für die
damalige Zeit können wir schlecht nachvollziehen wie das Wesen
bestimmter Schriftstellen zur damaligen Zeit war. Das Alte Testament
wird nicht umsonst „Wort Gottes“ genannt. Es ist in der Tat das
lebendige Wort Gottes an uns Menschen und ist gerade deshalb so
mächtig (und auch gefährlich) weil es durch den Heiligen Geist in
der Lage ist uns persönlich und individuell anzusprechen. Die Bibel
ist also für den Christen die persönliche individuelle
Weltanschauung während die zehn Gebote, Jesus und Gott die Grundlage
für die ergänzende und übergeordnete Weltanschauung aller Christen
bilden. Für den lehrenden Teil der Weltanschauung kommt dann die
historische Komponente dazu, welche uns hilft die Texte in ihrer
vollen Tiefe zu verstehen. Wichtig ist es meiner Meinung, dass die
biblische Weltanschauung nicht als starr und unveränderbar
betrachtet wird, sondern als „lebendiges Wesen“.
4. In „Herr der
Ringe sind viele Bezüge auf diese biblische Weltanschauung. Welche
davon sind Dir beim Lesen oder Ansehen besonders wichtig geworden?
Bereits
im „Silmarillion“, genauer gesagt bei der Schilderung der
Erschaffung der Zwerge, wird klar dass die Liebe zum Leben ein
durchgehendes Thema dieser Welt ist. Das zeigt sich in „Herr der
Ringe“ besonders in Gandalf welcher dem Leben aller Lebewesen
unglaublich zugeneigt ist. Auf der anderen Seite zieht sich aber auch
durch die ganze Geschichte von Mittelerde die Aussage das Macht,
Gier, Stolz und selbst Furcht unglaublich viel Schaden anrichten
können. Das eindrücklichste Beispiel dafür ist in meinen Augen
Sméagol/Gollum der sich von der Gier nach dem Ring so verzerren
lässt, dass er schlussendlich zusammen mit diesem stirbt. Generell
wirkt „der Eine Ring“ auf alle die mit ihm in Kontakt kommen und
Stellt die Versuchung bildlich perfekt dar. Alle die der Versuchung
des Rings widerstehen behalten ihre Stärke oder werden sogar für
ihre Willenskraft belohnt (Faramir/Aragorn) während die die seiner
Macht verfallen, oder ihn sogar tragen alle dafür büssen. (Selbst
Frodo büsst einen Finger dafür ein und Bilbo wird bis zum Verlassen
von Mittelerde von der Sehnsucht nach dem Ring geplagt).
5.
Im „Herr der Ringe“ findet sich nicht eine einzelne Erlöser-Figur
wie das Jesus Christus in der Bibel ist, vielmehr handelst es sich um
eine ganze Reihe von Helden, die gemeinsam Mittelerde erlösen.
Welche Personen machen welche Aspekte der „Erlösung“ aus?
Ich
kann in „Herr der Ringe“ nur Bruchteile von Jesus erkennen.
Gandalf steht mit seiner Verwandlung von Gandalf dem Grauen zu
Gandalf dem Weissen sicher ein bisschen für die Auferstehung von
Christus, jedoch darf man nicht übersehen das Gandalf vermutlich
niemals tot war. Ausserdem ist er als lebensbejahender Gegenpart zu
Sauron welcher die Welt zu unterjochen versucht sicher auch ein
Beispiel für den Sieg von Jesus über den Tod. Jedoch darf man nicht
ausser Acht lassen das sowohl Gandalf als auch Sauron lediglich Maiar
oder anders gesagt „Unterengel“ sind. Der biblische Teufel findet
sein Ebenbild in „Herr der Ringe“ nicht in Sauron, sondern in
Melkor/Morgoth welcher fast ausschliesslich im „Silmarillion“
erwähnt wird.
Als
weiteres „Bruchstück von Jesus“ wäre sicher noch Aragorn
welcher am Ende des Buches die Rolle des gerechten und Gütigen
Königs einnimmt was als Anspielung auf Jesus in der neuen Schöpfung
verstanden werden kann.
Der
dritte und in meinen Augen letzte Aspekt von Jesus ist in meinen
Augen Frodo, der das Martyrium auf sich nimmt um den Ring zu
vernichten er geht dabei fast durch die Hölle und erleidet Qualen
die eigentlich nicht ihm gelten. Frodo hat ähnlich wie Jesus in
seinem Tod Qualen und Probleme anderer auf sich genommen um damit die
Welt von einem furchtbaren Feind zu erlösen.
Diese
Personen mit Jesus zu vergleichen finde ich allerdings problematisch,
da ihnen allen entscheidende Aspekte fehlen, welche sie auf eine
Stufe mit Jesus heben würden.
6. Gibt es Punkte an
„Herr der Ringe“ die dem biblischen Weltbild widersprechen und
die Du kritisieren würdest?
Der
grösste Unterschied zur biblischen Weltanschauung besteht meiner
Meinung nach im Umgang mit dem Tod. Während Gott in den Zehn Geboten
das Töten ausdrücklich untersagt gehört es in Herr der Ringe zum
Alltag und wird auch selten geahndet. Der einzige der für einen Mord
büssen muss ist Beregond der in die Grabstätten mit Blut besudelt
und deswegen zur Verantwortung gezogen wird, jedoch spielt hier die
Verunreinigung der Stätte und nicht der Mord eine Rolle. Und die
„Strafe“ dafür fällt sehr milde aus. Insgesamt kann man also
sagen das in Mittelerde Morde geduldet sind solange sie aus gutem
Grund geschehen.
Ein
weiterer Punkt der sicher nicht dem der Bibel entspricht ist die
Beziehung der Menschen, Zwerge und Elben zu ihrem Erschaffer. Die
Zwerge verehren ihre Vorfahren während die Elben allenfalls zu den
Valar aufsehen, und die Menschen anerkennen überhaupt keine grössere
Macht. Von einer persönlichen Beziehung zu ihrem Erschaffer ist in
sämtlichen Büchern über Mittelerde nichts zu finden. Das
entspricht sicher nicht dem was die Bibel vermittelt und dem was sich
Gott von uns wünscht.
Es
gibt bestimmt weitere Punkte (wie der Umgang mit dem Tod), aber die
alle zu besprechen würde den Rahmen sprengen.
Kritisieren
möchte ich keine dieser Punkte, da J.R.R. Tolkien sich bei der
Erschaffung von Mittelerde auch an nordische Sagen gehalten hat und
die ganze Welt entworfen hat, um einen geschichtlichen Hintergrund
für das von ihm erfundene Elbisch zu haben. Er hat wie weiter oben
erwähnt, immer wieder betont, dass seine Geschichte keine Allegorie
ist und darf deswegen auch nicht als eine Solche bewertet werden. Ich
betrachte „Herr der Ringe“ als eine fiktive Geschichte, und die
kann hauptsächlich in ihrer Qualität beurteilt werden. Der einzig
andere zu beurteilende Aspekt ist, welche Werte die Geschichte
vermittelt. Und auch hier muss man sehen, dass ihre Hauptaufgabe die
Unterhaltung und nicht die Belehrung ist. Anders als zum Beispiel
„Game of Thrones“ ist „Herr der Ringe“ weder unnötig brutal
oder übermässig bildhaft beim Beschreiben von Sexszenen noch ist
sie in irgendeiner Weise okkult. Im Gegenteil: Die Geschichte
vermittelt Werte wie Gnade, Mitgefühl für Schwächere und den Wert
des Lebens. Und daran kann man nichts kritisieren.
7. Wenn junge Autoren
heute von Tolkien lernen wollen, was würdest Du ihnen empfehlen aus
dem „Herr der Ringe“ zu lernen, wenn sie auch eine unterhaltsame
Geschichte auf der Basis der biblischen Weltanschauung schreiben
möchten?
Ganz
einfach. Wenn sie nicht ein Buch schreiben wollen welches wie Narnia
ganz klar Jesus als Zentrum hat und über grosse Stücke auch als
Allegorie dienen soll, dann sollten sie es ganz klar so machen wie
J.R.R. Tolkien. Sie sollten kucken dass ihre Überzeugungen und die
christliche Weltanschauung nicht zu sehr durchdrücken. Gerade wenn
es um Fantasy oder Science Fiction geht, ist es wichtig dass die
Geschichte eine Solche bleibt und nicht plötzlich zur Predigt wird.
Die Biblische Weltanschauung kann ein Fundament sein, oder lediglich
eine Inspiration, wenn die Story unterhalten soll darf die
Weltanschauung des Autors nicht die Hauptsache sein, sonst wirkt die
Story schnell künstlich. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten
Überzeugungen und erlebtes in einem Buch durchblicken zu lassen,
aber so wie ein Buch nur Bruchstücke einer Welt zeigt, sollte die
Geschichte nur Bruchstücke einer Weltanschauung zeigen. Um das noch
an einem Beispiel zu verdeutlichen, wenn ich von einer Person erzähle
die beim Reden auf einen Haufen komischer Wörter zurückgreift, und
ich diese Wörter die ganze Zeit benutze dann wird das ganze schnell
schräg und ermüdend zu lesen. Anders ist es natürlich wenn die
Geschichte sehr an unsere Realität angelehnt ist, dann kann es
durchaus mal sein, dass eine Person ein Gebet spricht, oder in die
Kirche geht um Antworten zu bekommen oder dort Gott zu begegnen.
Generell
kann ich jedem der ein Buch schreiben will empfehlen ein Buch übers
schrieben zu lesen. Meist wird hier auch erklärt wie man sich von
grossen Autoren wie Tolkien inspirieren lassen kann. Empfehlenswert
hierzu ist das Buch „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von
Alexander Steele.
Als
letzter Tipp: darüber beten, das Buch unter Umständen auch anderen
Christen zeigen, während des Schreibens Worship hören. Wenn man
Gott in die Geschichte mitnimmt, wird er am Ende auch darin spürbar
sein.
8.
Welche anderen Bücher kannst du empfehlen die auch unterhaltsame
Geschichten auf der Basis der biblischen Weltanschauung sind?
Sämtliche
Geschichten von C.S.Lewis, besonders die Perelandra-Trilogie und die
Narnia-Bände. Und wenn man gerne Krimis hat dann sollte man sich auf
jeden Fall die Bücher von Randy Singer antun (besonders die, die
ähnliche Titel haben wie John Grisham-Romane, zum Beispiel: „Die
Vision“, „Das Spiel“ usw.)