Wir sind mitauferweckt
Gott aber, der reich
ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns
geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen,
mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! —
und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen
[Regionen] in Christus Jesus,damit er in den kommenden Weltzeiten den
überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in
Christus Jesus. (Eph. 2, 4 - 7)
Wir haben gesehen, dass
jeder Mensch von Natur aus mausetot ist in seinen Übertretungen und
Sünden. Und ebenso haben wir gesehen, dass niemand, der tot ist,
etwas wollen kann. Vielmehr möchte ich hinzufügen: Wer geistlich
tot ist in Sünden und Übertretungen, wird nicht anders können als
sich gegen die Wahrheit mit Händen und Füßen zu stellen, sich mit
aller Kraft dagegen wehren und braucht dadurch umso mehr ein
gewaltiges Handeln Gottes an sich. Im Grunde genommen ist jeder
Mensch zu stolz, um das Evangelium freiwillig, aus eigenen Stücken,
anzunehmen. Gott muss zuerst den Willen im Menschen schaffen,
überhaupt von Jesus Christus erlöst werden zu wollen. Das muss nun
ein jeder Prediger wissen und dem entsprechend predigen. Da niemand
das Evangelium von sich aus wollen kann, wird eine Predigt, die
besonders die Gefühle anspricht, auch nichts ausrichten können. Die
Gefühle des Menschen sind ziemlich leicht zu beeinflussen. Und wer
nur sie anspricht, wird vor allem Menschen haben, die schnell mal
„ja“ und „amen“ zu allem Möglichen sagen, aber zu oft ist
dieses Werk nicht von bleibender Dauer. Und vor allem dürfen wir
auch nicht davon ausgehen, dass die Gemeindemitglieder bestimmt alle
irgendwie zu den Erlösten gehören, die nur noch Unterweisung
brauchen. Nein, es braucht immer wieder und wieder das eine
Evangelium von Jesus Christus. Diesem allein ist die Kraft gegeben,
widerspenstige Herzen zum Herrn zu führen und Menschen zu echter
Umkehr zu überzeugen.
Dies ist ein Werk von
Gottes Gnade, dass ein Mensch fähig wird, von seiner Rebellion gegen
Gott umzukehren und Gott dienen zu wollen. Deshalb will Gott auch aus
Erbarmen den Menschen nicht einfach so verloren gehen lassen. Gott
weiß, wie es um uns Menschen steht. Er war unter uns, war ganz
Mensch und lebte als Mensch auf dieser Erde. Er weiß um unsere
Verlorenheit und möchte sie überwinden. Dafür gab Er auch Sein
Leben hin, aus Liebe zu uns. Mit Liebe hat Er uns geliebt, schreibt
hier Paulus. Diese Liebe ist durch nichts zu übertreffen. Es gibt
nichts auf dieser Welt, womit man Gottes Liebe vergleichen könnte.
Sie ist Gottes Entscheidung, an unserer Stelle unsere Schuld zu
bezahlen und dadurch den Weg zu Ihm wieder frei zu machen. Doch der
Tod Jesu und die stellvertretende Bezahlung der Schuld ist nur eine
Seite der Medaille. Wenn der Herr Jesus tot geblieben wäre, so gäbe
es für uns keinerlei Hoffnung auf ein Leben mit Gott. Dann wäre
zwar die Schuld bezahlt, der Tod jedoch immer noch die letzte
Endstation des Lebens. Doch aus diesem Grund wurde der Herr Jesus
wieder auferweckt. Und mit Ihm zusammen sind wir mitauferweckt. Dies
nennt die Bibel die Wiedergeburt. Diese Wiedergeburt wird durch den
Glauben aktiviert, den der Heilige Geist in unsere Herzen hineinlegt.
Das ist wichtig, dass wir das verstehen. Wenn die Bibel von Glauben
spricht, dann meint sie nicht einfach nur etwas für wahr halten,
sondern daraus auch Konsequenzen zu ziehen. Also: Gottes Willen in
den Situationen unseres Lebens zu suchen und diesen dann auch
auszuführen. Der Heilige Geist schenkt uns also Augen und einen
Verstand, um die Bibel, Gottes Wort, richtig zu verstehen und auch
herauszufinden, wie wir das umsetzen können.
In dieser Stellung als
Mitauferweckte leben wir in tiefem innerem Frieden mit Gott. Wir
wissen um unsere Mängel, um unsere Sünden und um unsere Schwäche,
in der wir immer wieder fallen. Aber zugleich wissen wir auch um die
Tatsache, dass der Herr Jesus für ALLE unsere Sünden bezahlt hat.
Nicht nur für diejenigen der Vergangenheit, sondern auch der
Gegenwart und der Zukunft. Dies gibt uns echte Freiheit, nämlich die
Freiheit vom inneren Zwang, sich ständig vergewissern zu müssen, ob
man noch in der Gnade ist oder nicht und zugleich die Freiheit zur
Liebe gegenüber Gott und den Mitmenschen. Gerade weil wir uns nicht
beständig selbst untersuchen und prüfen müssen (klar, hin und
wieder tut eine Rückschau auch gut), können wir uns dem Dienst und
der Hilfeleistung am Nächsten widmen. Wir merken selbst, was Sünde
ist und wir dürfen sie jederzeit sofort zum Kreuz bringen, Gott
bekennen und durch das Blut Jesu gereinigt werden. So kommen wir zur
Gewissheit, dass alle unsere Schuld bezahlt ist – vom ersten
Atemzug bis zum Totenbett ist alle Schuld am Kreuz bezahlt. Und es
gibt nichts und niemanden, der uns aus dieser Gnade herausholen
könnte, denn Gott wird uns nicht loslassen.
Doch wir sind nicht nur
Mitauferweckte, sondern auch Mitversetzte in die himmlischen
Regionen. Das heißt, unser Bürgerrecht ist im Himmel. Als solche,
die in der Welt, aber nicht von der Welt sind, gelten für uns auf
jeden Fall die menschlichen Gesetze unseres Landes, in dem wir leben
(in der Welt), vielmehr aber gilt da auch das Gesetz der himmlischen
Bürgerschaft. Dieses Gesetz findet sich im Doppelgebot der Liebe
wunderbar zusammengefasst. Gott zu lieben, zu ehren, Ihm gehorsam zu
sein und zugleich das Beste für die Mitmenschen zu suchen und ihnen
dazu zu helfen, dies ist das Gesetz der Himmelsbürgerschaft. Die
Befolgung dieses Gebots hat den Zweck, dass Gott durch unser Handeln
verherrlicht wird, dass Sein Name unter den Menschen bekannt wird und
dass viele Menschen in den Bereich des Gottesreichs kommen, wo sie
selbst wieder von Gottes Geist durch die Predigt des Evangeliums
erfasst und zutiefst verändert werden können. Dies ist das Handeln
des Geistes. Unsere Aufgabe ist es nicht, Menschen zu bekehren. Das
kann niemand. Aber wir haben den Auftrag, das Evangelium so deutlich
wie möglich und so oft wie möglich zu verkünden und zugleich ein
Leben zu führen, das die Menschen neugierig macht und sie einlädt,
zu Gott zu kommen und diese Freiheit der Gnade und der Liebe durch
die Wiedergeburt selbst zu erfahren. Dadurch wird Gottes Reichtum der
Gnade an den Gläubigen erwiesen.
Lasst uns aber auch
beten, dass wir verändert werden und durch die Veränderung noch
mehr wie Jesus werden: Voller Gnade und Wahrheit. Und lasst uns
beten, dass wir die Wahrheit der Bibel noch besser verstehen lernen:
Dass es ewige Verdammnis aber auch ewiges Heil gibt und was dies
wirklich bedeutet. Dass es unser Handeln in Liebe benötigt, um
Menschen mit dem Reich Gottes vertraut zu machen. Überall dort, wo
wir im Auftrag Gottes die Liebe des Retters weitergeben, dort ist das
Reich Gottes zu finden.
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