Diener des Evangeliums
Daran könnt ihr, wenn
ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis des Christus erkennen,
das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht
bekanntgemacht wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und
Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist, daß nämlich die
Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige und Mitteilhaber seiner
Verheißung sind in Christus durch das Evangelium, dessen Diener ich
geworden bin gemäß der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist
nach der Wirkung seiner Kraft. (Eph. 3, 4 – 7)
Hier fährt nun Paulus
fort, dieses Geheimnis, von welchem er bereits im letzten Abschnitt
sprach, zu erklären. Da dieses Geheimnis von solch großartiger, ja,
schier un-glaub-licher Art ist, muss er sich zuerst als einen
zuverlässigen Boten Gottes ausweisen. Deshalb erinnert er sie: Wenn
ihr diesen Brief von mir an euch lest, so könnt ihr an ihm erkennen,
dass mir dieses Geheimnis tatsächlich von Gott anvertraut ist,
zusammen mit der Aufgabe, jenes verständlich zu machen und
weiterzugeben. Wo die Bibel von Geheimnissen spricht, dann geht es
nie darum, dass etwas ein Geheimnis bleiben soll, sondern ein
Geheimnis ist eine Wahrheit, die sich niemand ausdenken kann. Eine
Wahrheit, die niemand durch Erfahrung errechnen kann. Ein Geheimnis
kann nur durch eine Selbstoffenbarung Gottes erkannt werden. Es
ergibt sich nicht von selbst. Aber sobald es von Gott aufgedeckt
wurde, haben alle, die es erkannt haben, den Auftrag, es bekannt zu
machen. Und so ist auch diese göttliche Selbstoffenbarung von
fortschreitender Art. Zu früheren Zeiten waren nur die
allerwichtigsten Tatsachen bekannt, nämlich dass der Mensch ein
Sünder ist, dass er Hilfe braucht, weil er auf sich allein gestellt
nicht erlöst werden kann, und dass Gott einen Erlöser, einen
Messias-Christus senden wird. Wie diese Erlösung dann aussehen muss,
wurde erst später deutlich, nämlich am Berg Sinai, wo Gott via Mose
dem Volk Israel erklärte, dass Sünde nur durch den Tod gesühnt
werden konnte – entweder durch den ewigen Tod vom Sünder selbst,
oder durch das reine stellvertretende Opfer des Lammes Gottes,
welches zu damaligen Zeiten durch ein Opfertier repräsentiert wurde.
Und so weiter. Je länger die Zeit dauerte, desto tiefer, näher und
genauer offenbarte Gott Seinen Charakter und Seinen Heilsplan für
unsere Welt.
Nun kommt Paulus auf sein
Geheimnis zu sprechen, welches sein ganz persönlicher Auftrag ist.
Er ist ja bekanntlich der Apostel der Heiden, der als Missionar zu
den Nichtjuden gesandt worden war, um ihnen von der Erlösung in
Jesus Christus zu erzählen. Und gerade er, welcher diesen Auftrag
bekommen hatte, für ihn war es äußerst wichtig, dieses Geheimnis
zu kennen und mit ihm vertraut zu sein. Doch bis zu dem Moment, in
welchem es den Aposteln geoffenbart wurde, also die Decke der
Unwissenheit entfernt wurde, konnte niemand davon wissen. Kein Mensch
war bis zu dem Moment in der Lage, sich ein solches erdenken zu
können. Es ist wahrhaftig ein Geheimnis, ein Mysterium. Einen
kleinen Teil davon war zwar bereits im Alten Testament vorausgesagt
worden, nämlich jenes, dass in der Zukunft eines Tages auch die
Nichtjuden ein bestimmtes Heilshandeln Gottes an ihnen erfahren
würden. So prophezeite Micha zum Beispiel: „Und viele
Heidenvölker werden hingehen und sagen: »Kommt, laßt uns
hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er
uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!«
Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von
Jerusalem.“ (Micha 4, 2)
Doch
um ein Vielfaches größer, wunderbarer und herrlicher ist die
Erkenntnis des Geheimnisses, die Paulus bekam: Gott wird nicht nur
irgendwie auch an den Heiden handeln, sondern Gott wird aus den
beiden Gruppen der Juden und der Nichtjuden ein neues Gottesvolk
machen. Judenchristen und Heidenchristen sind so eins im Herrn Jesus
Christus und haben durch die wunderbare Tat am Kreuz von Golgatha
eine gemeinsame Hoffnung, einen gemeinsamen Glauben, einen
gemeinsamen Ursprung und ein gemeinsames Ziel. Die Heidenchristen
sind zu „Miteinverleibten“ geworden, also zu welchen, die in den
Leib des göttlichen Bundes mit hinein genommen sind, zu einem
Körper, zu einem heiligen Tempel gemacht. Die Verheißungen an das
Volk Israel sind erweitert auf die gläubig gewordenen Nichtjuden.
Und das ist nicht etwa selbstverständlich, wie wir das oft denken.
Gott ist und bleibt Derselbe. Aber Er hat Sich uns noch detailreicher
geoffenbart als Derjenige, Welcher alle Gläubigen aus Israel und aus
den Heiden zu einem Leib machen will. Hierzu wurde Paulus berufen, um
dieses Mysterium der göttlichen Gnade bekannt zu machen. Und als
solche, die wir das begriffen haben, ist die Aufgabe des Paulus auf
uns übergegangen. Auch wir dürfen Diener des Evangeliums sein.
Menschen, die Gott bekannt machen. Menschen, die dazu einladen, den
Herrn Jesus kennenzulernen. Sei gesegnet!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen