Verwalter der Gnade
Deshalb [bin] ich,
Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden. Ihr habt ja
gewiß von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für
euch gegeben worden ist, daß er mich das Geheimnis durch Offenbarung
wissen ließ, wie ich zuvor kurz geschrieben habe. (Eph. 3, 1 -
3)
Zu dem Zeitpunkt, als Paulus diesen Brief an die Gemeinde in Ephesus
schrieb, war er in Rom im Gefängnis. Er war dort, weil er überall
in der ganzen damaligen Welt die Erlösung durch den Herrn Jesus
verkündigt hatte. Deshalb konnte er schreiben, er sei der Gebundene
(Gefangene) für den Herrn Jesus Christus. Die Reaktion des Paulus
auf diese Gefangenschaft ist für uns ganz schön eine
Herausforderung. Wie schnell sind wir schon in unserem Leben, wenn
nicht alles genau so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben, dabei,
an unserem Auftrag zu zweifeln? Wie anders reagiert doch Paulus: Er
ist sich bewusst, dass es zu Gottes Plan für sein Leben gehört,
dass er diese Zeit im Gefängnis verbringen muss. Zur selben Zeit
ungefähr, als er den Brief an die Epheser schrieb, verfasste er auch
den Philipperbrief an die Gemeinde in Philippi. Dort schrieb er dazu
noch mehr: „Ich will aber, Brüder, daß ihr erkennt, wie das,
was mit mir geschehen ist, sich vielmehr zur Förderung des
Evangeliums ausgewirkt hat, so daß in der ganzen kaiserlichen
Kaserne und bei allen übrigen bekannt geworden ist, daß ich um des
Christus willen gefesselt bin, und daß die meisten der Brüder im
Herrn, durch meine Fesseln ermutigt, es desto kühner wagen, das Wort
zu reden ohne Furcht. [...]Denn ich weiß, daß mir dies zur Rettung
ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes
Jesu Christi, entsprechend meiner festen Erwartung und Hoffnung, daß
ich in nichts zuschanden werde, sondern daß in aller Freimütigkeit,
wie allezeit, so auch jetzt, Christus hoch gepriesen wird an meinem
Leib, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn für mich ist Christus
das Leben, und das Sterben ein Gewinn.“ (Phil. 1, 12 – 14 und
19 - 21)
Paulus hat also erkannt,
dass seine Gefangenschaft, in welcher er eben nicht resigniert und
nicht das Gefühl hat, von Gott schlechter behandelt zu werden, dazu
beiträgt, dass viele andere Menschen durch ihn ermutigt werden. Es
kommt eben nicht darauf an, wo wir uns aufhalten und was mit uns
geschieht, sondern darauf, dass wir Gott einfach gehorchen. Egal was
kommt. Egal womit wir gerade angefeindet werden. Egal was die
Menschen über uns denken oder sagen. Es geht ja auch nicht um uns,
sondern einzig und allein um Gott, um den Herrn Jesus, der Menschen
retten möchte. Paulus hat in seiner Gefangenschaft gleich viel
erreichen können wie davor. Weil er nicht aufgab und nicht
resigniert hat, sondern bereit war, zu jeder Zeit und Unzeit mit dem
fortzufahren, was sein Auftrag war. Wie viel Gewinn hätten wir in
unserer Zeit, wenn wir dies besser verstehen lernten. Nämlich dass
es nicht auf unsere Umstände ankommt, in welchen wir uns gerade
befinden, sondern es einzig und allein darum geht, das, was wir von
Gott als Aufgabe empfangen haben, fortzuführen. Dieser Auftrag war
bei Paulus ganz speziell auf die damaligen Heiden (Nichtjuden)
gerichtet, welche dann, wie im Fall der Gemeinde von Ephesus, zu
Heidenchristen wurden. Paulus war der Apostel der Nichtjuden, während
Petrus und Jakobus dies für die Juden waren. Dabei haben sie sich
als gegenseitige Partner verstanden und nicht etwa als Konkurrenz.
Paulus wurde damit
beauftragt, den Nichtjuden von der Gnade Gottes zu erzählen. Wir
können in seinen Briefen und in den in der Apostelgeschichte vom
Arzt Lukas festgehaltenen Predigten sehen, wie er dabei vorgegangen
ist. Der Römerbrief ist zum Beispiel so eine Schrift, die vielleicht
auch eine solche Predigt in überarbeiteter Form beinhaltet. Diese
Gnade ist ein Mysterium, ein Geheimnis, weil kein Mensch von sich aus
(durch reines Nachdenken oder durch menschliche Logik) zum richtigen
Schluss kommen kann. Es brauchte bei Paulus, und auch heute bei jeder
anderen Person, eine übernatürliche Offenbarung, um dieses
Geheimnis von der Gnade Gottes verstehen zu können. Niemand kann das
einfach so. Es ist immer Gottes Geschenk und Gabe, dass jemand
gläubig werden kann. Und wer die Augen dafür wirklich geöffnet
bekommt, kann nicht anders, als dieses Geschenk anzunehmen. Denn es
gibt nichts, was größer sein kann, als dieses wunderbare Geschenk
der Gnade Gottes. Und Paulus ist von Gott zum Haushälter, also zum
Verwalter, dieser Gnade berufen worden. Ein Verwalter bekommt etwas,
was er im Auftrag des eigentlichen Besitzers möglichst gut verwalten
soll. Ein Lehrer in einer Schule ist zum Beispiel ein Verwalter
seines Wissens und ein Verwalter des Lehrplans, mit deren Hilfe er
möglichst viel vom ganzen Potenzial seiner Schüler entfalten soll.
Und als Gläubige sind auch wir Verwalter dieser Gnade Gottes, von
der wir anderen weiter erzählen sollen. Möglichst alle Menschen auf
dieser Erde sollen von dieser Gnade hören können. Dazu hat jeder
von uns eine bestimmte Zeit zur Verfügung (24 Stunden pro Tag), ein
bestimmtes Umfeld, eine bestimmte Menge an durch Arbeit erworbenem
Geld, aber auch bestimmte persönliche Fähigkeiten und Stärken, und
dies alles sollen wir so einteilen und verwalten, dass dadurch
möglichst viele Menschen von dieser Gnade Gottes hören und wissen
dürfen. Was willst du heute dafür tun?
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