Leben unter dem Zorn
Gottes
Auch euch, die ihr tot
wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt habt
nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft
herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt;
unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden
unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der
Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch
die anderen. (Eph. 2, 1 - 3)
Da haben wir auf
wunderbarste Weise die Lehre von der Gnade ausgeführt. Wer in dem
natürlichen Zustand der Übertretungen und Sünden lebt, ist
geistlich gesehen tot. Ein Toter kann nicht sehen, er kann nicht
hören, nicht riechen und schmecken und schon gar nicht wollen. Es
fehlt ihm in diesem Zustand also die Fähigkeit, zu sehen, wo er
selbst steht und überhaupt irgendwelche Dinge Gottes zu erkennen.
Wer tot in Sünden und Übertretungen ist, kann Gottes Wort lesen und
es dennoch nicht verstehen. Er kann Predigten hören und dennoch kein
Wort davon aufnehmen. Er kann Zeichen und Wunder sehen und dennoch
nicht begreifen, dass Gott tatsächlich da ist. Er kann versuchen,
ein gutes Leben zu führen, und dennoch hat er keine Chance auf eine
Belohnung. Wer tot ist, dem kann man seine Sünden aufzeigen, und
dennoch kann er nicht verstehen, warum jenes Sünden sein sollen. Das
ist ein absolut erbärmlicher Zustand. Tot durch Übertretungen und
Sünden. Der Wille des Menschen ist nicht etwa frei, sondern tot und
damit unfähig, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden und ebenso
unfähig, sich für das Gute zu entscheiden.
Jeder Mensch ist von
Natur aus genau so, nämlich tot in Übertretungen und Sünden.
Übertretungen und Sünden sind Auflehnung gegen Gott. Es ist nicht
etwa einfach ein Fehler, eine falsche Entscheidung, sondern offensive
Auflehnung gegen den Schöpfer der Himmel und der Erde, es ist ein
Spott gegen den Höchsten, eine Verschmähung von Gottes gutem Willen
für unser Leben. Sünde ist Zielverfehlung, also aktives Vorbeileben
an dem, was Gott für uns möchte. Es ist Hass gegen den Herrn der
Heerscharen, den wir lieben sollten. Deshalb kann Gott auch niemals
einfach darüber hinwegsehen, sonst wäre Er ungerecht. Nein, der
Lohn der Sünde ist der Tod: zuerst geistlicher Tod, dann
körperlicher Tod, und zuletzt auch der letzte Tod im ewigen
Feuersee. So schlimm ist Sünde, da können wir gar nichts daran
herumdoktern. Das Einzige, was ein in Übertretung und Sünde toter
Mensch tun kann, ist, sich gegen Gott aufzulehnen und dadurch Sünde
auf Sünde zu häufen. Das Einzige, was ein Mensch zu seiner Erlösung
beitragen kann, ist die Sünde, von der er erlöst werden muss.
Wer in dieser Welt
aufwächst, lernt auch sein Leben lang nichts anderes, als zu
sündigen. Es ist dies die größte Stärke dieser Welt. Sünde auf
Sünde zu häufen und zugleich andere in der Sünde zu unterweisen.
Wer in unsere Welt hineingeboren wird, ist von sündigen Menschen
umgeben: Von Menschen, die uns die Sünde vorleben und zugleich auch
Verletzungen zufügen, auf die wir fast automatisch mit Sünde
reagieren. So kann ein Mensch nicht aufwachsen, ohne beständig die
Sünde gelehrt zu bekommen. Und zudem besitzt jeder Mensch tief in
sich drin die Veranlagung, auf das Verhalten anderer Menschen mit
Sünde zu reagieren. Sehr oft wählen wir deshalb den Weg des
geringsten Widerstands und bringen dadurch nicht Gott, sondern dem
Teufel, dem Fürsten, der in der Luft herrscht, unsere Taten als
Opfer dar. Er ist der Geist, der in den Söhnen des Ungehorsams
wirkt. Das heißt, es ist seine Gesinnung, die der Mensch in sich
eingepflanzt hat, und mithilfe derer er tagtäglich vor Gott Schuld
auf sich lädt. Wie wir wissen, können wir nur einem Herrn dienen.
Entweder wir dienen Gott – oder wir dienen Gott nicht, und dann
dienen wir dem Widersacher Gottes, der nichts lieber sehen will als
das totale Chaos auf dieser in guter Ordnung geschaffenen Welt.
Wir alle haben zu diesen
Menschen gehört, die dem Teufel dienen. Wir sind nicht besser. Wir
haben nichts, auf das wir uns etwas einbilden könnten. Auch wir
haben ein Leben geführt in Selbstsucht und in der Einbildung, wir
könnten einen eigenen Willen haben. Dabei haben wir nichts anderes
getan, als was der Satan uns vorgegaukelt hat – und wir haben das
in unserer Blindheit nicht einmal erkennen können. Paulus spricht
hier vom „Fleisch“. Da geht es nicht um unseren Körper, sondern
er meint damit den Gegensatz zum Geist Gottes, der uns in die
Wahrheit leiten soll. Doch von Natur aus hat niemand den Geist Gottes
in sich, sondern eben nur gerade dieses „Fleisch“, also dieses
unzuverlässige menschliche Denken, Fühlen und Wollen, dieses
Verlangen zu sündigen und sein eigener Herr zu sein. Von Natur aus
ist jeder Mensch ein „Kind des Zorns“, also ein Mensch, der unter
Gottes Zorn steht, weil er Gott nicht gehorsam ist. Unter dem Zorn
Gottes zu stehen bedeutet, sein Leben lang immer nur einen Schritt
weit von dem ewigen Feuer der Hölle zu leben – und das nicht
einmal zu bemerken. Es ist einzig und allein Gottes große Gnade und
Geduld, die Ihn davon abhält, einen Sünder sofort und ohne
Möglichkeit einer Umkehr aus dem Verkehr zu ziehen – für immer.
Leben unter dem Zorn Gottes ist tödlich, ja, es gibt nichts
Schrecklicheres auf dieser Welt als genau dieses. Und wir alle haben
einst in diesem furchtbaren Zustand gelebt.
Doch gerade weil der
Mensch selbst nichts zu seiner Erlösung beitragen kann als seine
Sünden, von denen er erlöst werden muss, gerade deshalb haben wir
eine große, wunderbare Hoffnung. Denn aus diesem Grund ist die
Erlösung vom ersten bis zum letzten Moment in der Hand Gottes.
Niemand kann und muss etwas zu seiner Erlösung beitragen. Die
Erlösung ist vollbracht. Und der Heilige Geist arbeitet am Menschen.
Seine Aufgabe ist es, die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht
zu überführen. Und deshalb dürfen wir auch die Hoffnung auf die
Ewigkeit haben. Wenn der Heilige Geist dir deine Sünden aufzeigt und
dich zur Buße, zur Umkehr treibt, so lasse dies zu. Denn du darfst
Hoffnung haben. Sieh, der Herr Jesus hat die Erlösung am Kreuz von
Golgatha für dich erkauft, deine Schuld ist bezahlt. Schau auf Ihn,
den Anfänger und Vollender des Glaubens. Und vertraue darauf, dass
der Heilige Geist dir diesen Glauben ins Herz einpflanzen möchte.
Lasse es zu. Und dann überlege dir, ob du noch mehr Menschen kennst,
die unter dem Zorn Gottes stehen. Wissen sie davon? Bete für sie,
und versuche doch auch, sie in die Gemeinde einzuladen. Dort können
sie von der Erlösung hören, die für sie vollbracht ist.
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