Dienstag, 15. Mai 2012

Die Trennwand ist abgebrochen


Die Trennwand ist abgebrochen

Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. (Eph. 2, 14 – 16)

Hier wird uns zunächst ein wunderschönes Wort für den Herrn Jesus gegeben: Er ist unser Friede. Ich glaube, noch besser kann man dies gar nicht ausdrücken. Jesus Christus ist unser Friede. Er ist unser Friede mit Gott, weil Er unsere Schuld bezahlt hat. Er ist unser Friede mit uns selbst, weil Er uns bedingungslos annimmt und wir uns selbst dadurch auch bedingungslos annehmen dürfen. Er ist unser Friede mit unseren Mitmenschen, weil Er uns von uns selbst befreit hat, sodass wir für die Mitmenschen leben dürfen. Er ist unser Friede mit unserer Umwelt, da Er uns gezeigt hat, dass echtes Herrschen immer echtes Dienen ist. So können wir in allem diesen Frieden haben, Frieden, den die Welt nicht geben kann, sondern einzig und allein der Herr Jesus. Und so ist Er auch unser Friede zwischen den zwei Welten des judenchristlichen und des heidenchristlichen Glaubens. Er hat die Beiden eins gemacht, zu einer Einheit verschmolzen, die sich Gemeinde nennt. Aus diesem Grund hat Antizionismus auch nichts unter uns zu suchen, denn die Beiden sind eins gemacht durch den Frieden, den Christus gibt.

Er hat die Trennwand des Zaunes abgebrochen. Im Tempel in Jerusalem gab es verschiedene Bereiche des Vorhofs. Der innere Teil des Vorhofs durfte nur von beschnittenen jüdischen Männern betreten werden, dann gab es einen Frauenvorhof, den auch jüdische Frauen betreten durften, und nicht zuletzt auch einen Heidenvorhof. Das war der nächste Ort beim Tempel, wohin ein Nichtjude gehen durfte. Dadurch wird auch die Erwählung Gottes aufgezeigt. Gott hat Sich ein kleines Volk erwählt, um an diesem im Kleinen Seine Machttaten zu vollbringen und es zu Seiner Ehre zu gebrauchen. Was im Kleinen am Volk Israel geschehen ist, sollte später im Großen an der Gemeinde geschehen. Und so ist der Zutritt zu Gott immer den Erwählten vorbehalten. So wie die Nichtjuden beim Jerusalemer Tempel um ihr Leben bangen mussten, wenn sie sich unerlaubterweise noch weiter näherten, so haben auch im neuen Bund nur die Auserwählten einen direkten Zugang. Der Unterschied ist derjenige, dass die Erwählten im neuen Bund alle Gläubigen aus allen Völkern, Ländern und Sprachen sind. Der Zaun zwischen dem Volk Israel und den Heidenchristen ist also abgebrochen. In dem Moment, als der Herr Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel von oben nach unten. Er war nicht mehr nötig. Lange Jahrhunderte hatte er die Menschen vor dem Zorn Gottes beschützt, ebenso wie auch das Blut, welches das Gesetz bedeckte und jedes Jahr erneut auf den Sühnedeckel gesprengt werden musste. Dies alles ist nun ein für alle Male im Tod Jesu passiert. Blut, Vorhang und Trennwand haben alle dieselbe Aufgabe gehabt, die auch schon das Tuch auf dem leuchtenden Gesicht des Mose hatte: Es war ein Schutz, der die sündigen Menschen davor schützen sollte, von der Herrlichkeit Gottes verzehrt zu werden. Dieser Schutz ist für alle Gläubigen nun nicht mehr notwendig, da für sie der Preis ihrer Schuld und Sünde am Kreuz bezahlt worden ist.

Deshalb kann Paulus hier auch davon schreiben, dass der Herr Jesus in Seinem Fleisch, also durch Seinen leiblichen Tod am Kreuz, die Feindschaft hinwegtat. Diese Feindschaft ist also die Tatsache, dass jeder Mensch als Feind Gottes geboren wird. Sie zeigt sich dadurch, so fährt Paulus fort, dass der Mensch nicht imstande ist, das Gesetz der Gebote in Satzungen zu halten. Er kann nicht so leben, wie Gott Sich das wünschen würde. Weil er sich immer wieder falsch entscheidet und falsch handelt. Dadurch zeichnet sich der Mensch als Feind Gottes aus. Er vertraut Gottes Wort nicht, kennt es nicht gut genug, verwirft es, lebt nach eigenen moralischen Maßstäben, schummelt sich durch das Leben hindurch, und so weiter. Feindschaft gegen Gott, Auflehnung gegen Gott. Rebellion gegen Gott. Das ist der Mensch. Ein Rebell, durch und durch. Selbstsüchtig, durch und durch. Er lädt Schuld auf sich ohne Ende und hat noch Freude daran.

Wie gut, dass der Herr Jesus einen Ausweg geschaffen hat. Einen Weg aus dem Dilemma der Selbstbezogenheit des Menschen. So ist Er uns zum Frieden geworden, indem Er den Krieg mit der Sünde und dem Tod erfolgreich zu Ende geführt hat. Deshalb gibt es ewiges Leben mit Ihm für alle, die da glauben. Er hat beide, nämlich jüdische Gläubige und nichtjüdische Gläubige miteinander versöhnt und vor allem sie alle zusammen mit Gott versöhnt. Sie sind zu einem neuen Menschen geworden. Zu einem Menschen, der Frieden hat mit Gott, mit sich selbst und mit dem Rest der Welt. Der Herr Jesus ist uns mit dem Dienst der Versöhnung vorangegangen und hat uns den Weg gezeigt, auf welchem Versöhnung stattfinden kann: Der Weg nach oben führt nach unten. Versöhnung findet dort statt, wo man bereit ist, Schuld einzugestehen und Vergebung anzunehmen. Versöhnung findet dort statt, wo man den anderen in seinem Anderssein annimmt, bedingungslos. Und Versöhnung findet in erster Linie dort statt, wo der Herr Jesus diese Versöhnung für uns erwirkt hat: Am Kreuz von Golgatha. In den Wunden Seiner Hände und Füße ist uns Heilung geschenkt. Die Wunden Seiner Hände und Füße machen uns aber auch feinfühlig und verwundbar, damit wir bereit werden, auf unseren Nächsten bedingungslos und echt einzugehen. Bist du ein Versöhnter? Hast Du den Frieden Jesu mit Gott, dir selbst und deinen Mitmenschen? Wo ist dein Platz in dem Dienst der Versöhnung?

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