Mit dem Begriff
„moralistisch-therapeutischer Deismus“ fasst der Soziologe
Christian Smith seine Ergebnisse einer groß angelegten Studie in
Nordamerika in seinem Buch „Soul Searching – The Religious and
Spiritual Lives of American Teenagers“, das 2005 erschien,
zusammen. Der Begriff lässt sich mit fünf Grundsätzen festlegen:
1.
Es gibt einen Gott, der die Welt geschaffen hat, der sie ordnet und über
das menschliche Leben auf der Erde wacht.
2.
Gott will, dass die Leute gut sind und nett und fair miteinander
umgehen, wie es in der Bibel und in den meisten Weltreligionen
gelehrt wird.
3.
Das zentrale Ziel im Leben ist es, glücklich zu sein und sich gut zu
fühlen.
4.
Gott muss nicht besonders ins Leben einbezogen werden, es sei
denn,wenn Gott gebraucht wird, um ein Problem zu lösen.
5.
Gute Menschen kommen in den Himmel, wenn sie sterben.
(Christian Smith, Soul
Searching, S. 162f, Übersetzung von mir)
Das ist also so ungefähr
das Glaubensbekenntnis eines großen Teils der nordamerikanischen
Jugend von heute. Und vermutlich nicht nur von Nordamerika. Dieses
Denken ist schon lange über den großen Teich zu uns
herübergeschwappt.
Das Ziel eines solchen
Lebens besteht im stets gesuchten Wohlfühlen, ein
Wellness-Evangelium nach dem Motto: Ich bin ok, du bist ok, wir sind
alle gleich, also sind alle Unterschiede gleichgültig und egal.
Christian Smith beschreibt diese Haltung des
moralistisch-therapeutischen Deismus mit den drei Stichworten:
Moralistisch: Um
ein gutes, glückliches Leben zu führen, müsse man eine gute,
moralische Person sein. Wenn man sehe, dass man nicht so gut sei,
müsse man einfach versuchen besser zu werden, das sei alles, meinte
jemand in einem Interview.
Therapeutisch: Im
Zentrum des Lebens stehe das Wohlbefinden, das Sich-gut-Fühlen,
Probleme zu lösen, etc. Es geht also nicht mehr um Gott als Zentrum
des Lebens, sondern nur um „ich ich ich“, um ich, mich, mein und
mir. Gott hat eine Statistenrolle als Glücklichmacher, und damit hat
es sich dann auch.
Deismus: Gott hält
sich nach dieser Vorstellung weitgehend aus dem täglichen Leben
heraus, stellt keine Ansprüche, will nur, dass der Mensch sich wohl
fühlt und sein Leben in den Griff bekommt. Solange der Mensch kein
Eingreifen Gottes in sein Leben wünscht, hält sich dieser
deistische Götze ganz brav aus dem Leben heraus.
Was auffällt, ist die
zunehmende Unfähigkeit, den eigenen Glauben klar zu sehen, zu
reflektieren und zu artikulieren. Das ist unter anderem auf einen
großen Mangel an klarer biblischer Lehre zurückzuführen. Was wir
brauchen, ist mehr Bibellehre. Die großen Linien der
Heilsgeschichte, die sich als roten Faden durch jedes Buch der Bibel
hindurchzieht. Die großen Lehren von der Dreieinigkeit Gottes, von
der Menschwerdung Christi, der Erlösung am Kreuz von Golgatha, von
der Auferstehung, von Pfingsten und der Anwendung der Erlösung auf
unser Leben. Vom rettenden Glauben, der Heiligung und der
letztendlichen Verherrlichung. Und ebenso brauchen wir mehr
Apologetik, also die Fähigkeit, den christlichen Glauben in Worte zu
fassen und ihn zu verteidigen.
Die heutige Jugend lebt
in einem Zeitalter, das von einer Vielzahl von Ideologien geprägt
ist. In dieser Zeit ist es wichtig, dass man fähig ist, Ideologien
an der Bibel zu prüfen. Gott möchte, dass die aufwachsende
Generation stark ist und nicht ständig von allen möglichen
Ideologien und Lehren hin- und hergeworfen wird. Auch heute hat Gott
Menschen eingesetzt, welche die Dienste erfüllen sollen, von denen
Paulus schreibt:
„Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten,
etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur
Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die
Erbauung des Leibes des Christus, bis wir alle zur Einheit des
Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur
vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus;
damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und
umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische
Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum
verführen, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen
Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. Von ihm aus
vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle
Gelenke, die einander Handreichung tun nach dem Maß der
Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes
zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.“ (Epheser 4, 11 - 16)
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