Donnerstag, 25. August 2011

Haben wir das Evangelium verstanden?


Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen, als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. (1. Korinther 2, 2)


Eins mal vorweg: Ich glaube nicht, dass es uns Menschen, solange wir hier auf der Erde leben, möglich ist, das Evangelium wirklich in seiner ganzen Tiefe zu verstehen. Wir können uns dieser Erkenntnis nur schrittweise annähern, indem wir uns immer und immer wieder damit befassen. Gerade deshalb, weil wir es nur dann immer besser verstehen lernen, wenn wir uns immer wieder mit dieser großartigen Botschaft beschäftigen, ist es die Aufgabe eines Predigers und Bibellehrers, immer wieder davon zu sprechen. Genau das machte Paulus in Korinth. Es handelte sich nicht um eine Gemeinde von Neubekehrten, vielmehr lobte Paulus sie zuvor ja, dass in ihrer Gemeinde alle Geistesgaben vorhanden waren und gelebt werden. Trotzdem machte Paulus sie darauf aufmerksam, dass er unter ihnen in Korinth von nichts anderem reden wollte, als von dieser einen Botschaft. Einer der größten und am weitesten verbreiteten Fehler in unseren heutigen Gemeinden ist es, dass man denkt, das Evangelium sei etwas für Ungläubige und frisch Bekehrte, diejenigen aber, die im Glauben gewachsen seien, brauchten es nicht mehr ständig zu hören, sondern könnten sich höheren Lehren zuwenden. Ich möchte hier einige Gründe anführen, weshalb dieses Denken falsch ist:

  1. Die Bibel kennt keine höhere Lehre als das Evangelium. Die Bibel beginnt mit dem Evangelium, nämlich damit, dass Gott den Menschen zu einem bestimmten Sinn und Zweck geschaffen hatte: Gottes Herrlichkeit als Sein Abbild und Repräsentant auf Erden zu widerspiegeln und in einer von der Liebe geprägten Beziehung mit Ihm zu leben. Sodann führt die Bibel aus, warum es zu einem totalen Bruch zwischen der gesamten Menschheit und Gott gekommen ist und dass seither niemand mehr aus eigener Kraft nach Gottes Willen leben kann. Dann führt die Bibel den ganzen Weg von Gottes Volk aus, das uns zum Vorbild dienen kann und erfährt ihren Höhepunkt im Leiden, Sterben und Auferstehen Christi, woraufhin auch einige Infos über die Zukunft der Welt, der Menschen, die mit und derer, die ohne Gott gelebt haben. Die Bibel ist von A bis Z Evangelium und nichts anderes. Wenn wir also lernen wollen, was die Bibel sagt, so müssen wir uns immer mit dem Evangelium auseinandersetzen.

  1. Das Evangelium ist die Kraft, durch die wir Christus ähnlicher werden. Seit dem Sündenfall der Menschheit ist das Abbild Gottes in uns zerstört und soll wiederhergestellt werden. Doch wir merken immer wieder, dass wir es aus eigener Kraft nicht schaffen, Jesus ähnlicher zu werden. Wir brauchen eine andere Kraft dazu, eine, die nicht aus uns selbst kommt. Das ist die Kraft des Evangeliums, die unser hartes Herz weich macht und es so verändert, wie Gott uns verändert haben möchte. Wenn wir uns intensiv mit dem befassen, was der Herr Jesus Christus auf Sich genommen hat, um uns zu retten, werden wir dadurch auch immer barmherziger anderen gegenüber, weil wir wissen, dass der Herr auch für viele von ihnen gestorben ist, damit sie das Leben haben. Es ist immer so, dass das, womit wir uns beschäftigen, unser Leben und Verhalten prägt.

  1. Das Evangelium zu kennen, hilft uns, mit anderen über den Glauben zu sprechen. Wir haben die Verantwortung nach 1. Petrus 3, 15, zu jeder Zeit bereit zu sein, Zeugen zu sein von dem, was unsere Hoffnung ist. Das heißt: Jeder Gläubige ist verantwortlich, das Evangelium (seine Hoffnung) so gut zu kennen, dass er es – zumindest wenn er gefragt wird – auch verständlich kommunizieren kann, so dass das Gegenüber es nachvollziehen kann. Das Evangelium ist nichts Abgehobenes oder sonst wie Unverständliches, sondern es kann sehr gut in Worte gekleidet und kommuniziert werden. Ich möchte es ein späteres Mal noch im Detail ausführen.


Bitte mache dir mal Gedanken darüber, wie du das Evangelium in einfache und klare Worte fassen würdest, wenn dich jemand danach fragt. Ich würde mich freuen, wenn du dies schriftlich festhalten und mir zusenden würdest. Vielen Dank und Gottes Segen!

5 Kommentare:

  1. Matthias Lohmann31. August 2011 um 15:00

    Lieber Jonas,
    ich freue mich sehr über diesen Artikel! Ich bete, dass der Herr diese Gedanken dazu gebraucht, immer mehr Menschen von der Kraft und Zentralität des Evangeliums für das ganze Leben zu überzeugen.
    Bei der Evangelium 21 Konferenz war ich wirklich begeistert vom Vortrag von Pastor Michael Martens über die Zentralität des Evangeliums zur Lebensveränderung und insbesondere in der Seelsorge.
    Es lohnt sich, über die Kraft udn Zentralität des Evangeliums immer weiter und jeden Tag neu nachzudenken!

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  2. Hallo Jonas,

    ich habe mir darüber auch lange Gedanken gemacht. Habe selber was zusammengeschrieben etc. Bin aber dan auf die Kurz Version von Marc Dever gestoßen. Ich finde die recht gelungen. Vielleicht hilft dir das ja.
    Also:

    Der eine wahre und heilige Gott, der alles geschaffen hat, schuf auch uns Menschen, und zwar in seinem Bild, um ihn zu erkennen. Doch der Mensch fiel in Sünde und Verdammnis. Aber in seiner großen Liebe wurde Gott in Jesus Mensch, lebte ein vollkommenes Leben und erfüllte das Gesetz. Er starb als Sühnopfer am Kreuz und nahm die Strafe für die Sünden all derer auf sich, die zu ihm umkehren und ihm vertrauen. Er ist von den Toten auferstanden, was beweisst, dass Gott das Opfer Christi angenommen hat und das sein Zorn gegen uns gestillt ist. Er ruft uns nun dazu auf, über unsere Sünden Buße zu tun und allein auf ihn zu vertrauen, um Vergebung zu erlangen.

    Wenn wir unsere Sünden bereuen und auf Christus vertrauen, sind wir wiedergeboren zu einem neuen Leben, einem ewigen Leben mit Gott.

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  3. Matthias Lohmann31. August 2011 um 22:28

    Hallo Armin,

    das ist in der tat die klassische Dever-Definition, die ich auch in jeder Predigt (nicht immer in einem) erwähne. Gott (Schöpfer), Mensch (Sünder), Jesus (Retter) und die Notwendigkeit, auf die Botschaft vom stellvertretenden Sühnetod in Busse und im Glauben zu antworten.
    Dazu habe ich bei der E21 Konferenz auch gesprochen ... evtl kann das hilfreich sein.

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  4. Lieber Jonas,
    Vielen Dank für diesen ermutigenden Blogpost. Ein Grund, warum das Evangelium oft nur für Neubekehrte als relevant erachtet wird, ist vielleicht, daß der Glaube an Jesus Christus die Beziehung mit Gott durch die Rechtfertigung des Sünders wiederherstellt. Meines Erachtens ist das aber nur die halbe Wahrheit. Denn das Evangelium erneuert ja nicht nur diese Beziehung (wenn es auch die wichtigste ist), sondern durch diese Erneuerung auch alle anderen Beziehungen. Damit meine ich nicht nur mein Verhalten gegenüber meiner Frau oder meinem Mitmenschen, sondern auch mein Verhältnis zum Umweltschutz, zum Beruf, zum Sterben. Das Evangelium von der Herrschaft Christi (cf. Mk 1,14-15) unseres Erlösers ändert ja alle meine Beziehungen zu allen Aspekten der ganzen erschaffenen Welt, so daß unser ganzes Leben jetzt von der Erlösung durch Jesus und aber auch durch seine Herrschaft über alle Dinge geprägt sein können. Deshalb kann ich nach meiner Bekehrung nie das Evangelium zurücklassen, sondern im Gegenteil seine Auswirkungen nur immer mehr ausloten.
    Ich denke, daß die Gute Nachricht an sich schon sehr leicht kommunizierbar und auch verständlich ist. Laut Markus 1,14-15 und 1 Korinther 15,1-5 scheint es sich ganz einfach um die historischen Ereignisse in Palästina so um 30 n.Chr zu handeln. Die Auswirkungen dieser historischen Ereignisse sowohl global als auch ganz individuell, sind aber für uns kleine Menschen wohl nur insofern zu verstehen, als der Heilige Geist sie uns offenbart.

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