Friedrich
Nietzsche ist der Philosoph, der mich persönlich schon am längsten
beschäftigt. Nun kann man meine Überschrift kritisieren und sagen,
dass ich mein Steckenpferd doch bitte nicht jedem aufdrängen sollte.
Meine Gründe für die Aussage sind vielfältiger als das auf den
ersten Moment erscheint. Nietzsche hat Christen und Nichtchristen,
besonders auch selbsternannten Atheisten, sehr viel zu sagen. Doch
gibt es auch Missverständnisse über ihn, die man nur lösen kann,
wenn man sich direkt mit ihm und seinen Werken befasst. Außerdem hat
seine Theologie und Philosophie eine Wirkungsgeschichte, die das
wahre Wesen des Atheismus aufzeigt.
Am
bekanntesten ist wohl Nietzsches Rede vom Tode Gottes in der
Fröhlichen Wissenschaft. Nietzsche war nie stolz darauf, dass er
endlich diesen Gott umgebracht hat. Manchmal wird das ein wenig so
dargestellt. Im Sinne von: Endlich ist die Menschheit weit genug
evolviert, um ohne Gott auszukommen. Nietzsche hat sich nie so
geäußert. Er hat vielmehr festgestellt, dass es in den Kirchen viel
Heuchelei gibt, dass Menschen predigen, die selbst gar nicht so
glauben, was sie da erzählen, und so weiter. Unter dem Einfluss von
Darwins Evolutionslehre hat er gedacht, dass der Mensch irgendwann
diesen Gott nicht mehr braucht, und Nietzsche selbst sah seine
Lebensaufgabe darin, herauszufinden, wie der Mensch ohne Gott leben
kann; welche Werte er auch ohne Glauben tatsächlich noch vertreten
kann.
Nietzsches
Leben und Werk zeigt den schrecklichen Einfluss, den die liberale
Theologie auf einen jungen Menschen haben kann. Als er David
Friedrich Strauß' „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet“ in der
gekürzten, einbändigen Ausgabe las, verlor der junge, fromme
Pietist seinen Glauben. Strauß wollte den historischen Jesus in den
Evangelien finden – und am Ende fand er ihn nicht, sondern brachte
auch noch seine Leser vom Glauben ab. Wir sollten uns an das
Schicksal von Nietzsche erinnern, wenn wir uns historisch-kritischen
Theologen wie Siegfried
Zimmer und anderen öffnen.
Nietzsches
Werk zeigt aber auch, wie ein echter Atheist zu denken und
leben hat, wenn er denn bereit ist, kompromisslos mit Haut und Haaren
seinen Atheismus zu bedenken und zu leben. Er muss im Zuge der
Evolutionslehre vom Überleben des Stärkeren ausgehen und alle Hilfe
dem Schwächeren gegenüber ablehnen. Warum? Weil sich dann nur die
starken Gene weiter fortpflanzen. Die Neuen Atheisten sind allesamt
Heuchler, die meinen, dass Atheismus auch Humanität beinhalten
könne. Nietzsche zeigt sehr deutlich auf, dass das ein Widerspruch
in sich selbst ist.
Nietzsches
Werk macht aber auch sichtbar, dass es selbst in einer atheistischen
Welt ein Metanarrativ, also eine übergeordnete Weltgeschichte
und eine klare Weltanschauung braucht. Deshalb schrieb
Nietzsche den Zarathustra. Dieser sollte als Bibel für die gottlose
Zeit gebraucht werden. Er merkte, dass der Mensch nicht ohne
Geschichte und ohne ein Staunen über seine Umwelt leben kann. Hierin
zeigt sich Nietzsche aber auch wieder als unauthentisch und
kompromissbereit. Für Christen sollte dies ein Grund sein, die
biblische Heilsgeschichte und Weltanschauung ernst zu nehmen und
daran aufzuzeigen, dass es die bestmögliche Art und Weise ist, die
Realität zu betrachten.
Gerade
auch die Wirkungsgeschichte von Nietzsches Werk sollte
spätestens jeden denkenden Menschen überzeugen, dass der echte
Atheismus eine gefährliche Ideologie ist, die besonders auch nicht
mit dem Gewissen des Menschen vereinbar ist. Zahlreiche hohe
Persönlichkeiten des Nationalsozialismus und der verschiedenen
Kommunismen waren stark von Nietzsche beeinflusst. Wenn man dieser
Tatsache ehrlich ins Auge schaut und sich fragt, was wir von
Nietzsche lernen können, dann könnte ein möglicher Gedanke
folgender sein: „Nie wieder Atheismus!“
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