Selig
sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten; denn sie
sollen satt werden! (Matthäus 5, 6)
Auch in diesem Vers wird der Charakter eines Christen beschrieben: Er
hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Hunger und Durst sind
zwei Zustände, die wir uns zumeist gar nicht wirklich vorstellen
können. Wir leben in einem Teil der Erde, der an allem Notwendigen
Überfluss hat. In unserem westlichen Europa haben wir genügend
Brot, Reis, Teigwaren, und so weiter. Selbst dann, wenn wir uns eine
Fastenzeit gesetzt haben, können wir das dennoch in dem Wissen tun,
dass wir sie jederzeit unterbrechen können und dann genug für uns
vorhanden ist. Das ist nicht selbstverständlich, denn nach Zahlen
aus dem Oktober 2010 sterben jeden Tag 25'000 Menschen weltweit an
Hunger, das ist durchschnittlich ein Mensch je dreieinhalb Sekunden.
Bei unserem Vers geht es zwar nicht um ein Fehlen von Lebensmitteln,
sondern um einen anderen Mangel. Wenn die Bibel von Hunger und Durst
schreibt, geht es immer um einen sehr starken Mangel, der unsere
ganze Existenz, unser Leben als solches betrifft. Jemand also, der
nach der Gerechtigkeit hungert und dürstet, weiß, dass er keine
Überlebenschance hat, wenn er nicht binnen baldiger Frist seinen
Mangel stillen kann.
Ein gläubiger Christ weiß also, dass er die göttliche
Gerechtigkeit ganz dringend nötig hat. Er hungert und dürstet nach
ihr, und nicht nach etwas anderem. Wer aber nicht gläubig ist, hat
keine Ahnung davon, dass er diese Gerechtigkeit braucht. Ein
Ungläubiger hungert und dürstet vor allem nach Ablenkung,
Zeitvertrieb, Geld oder weltliche Sicherheit durch
Lebensversicherungen, steigende Aktien, Immobilien oder einem gut
gefüllten Bankkonto. Es sind alles Dinge, die für die Ewigkeit
keinen Wert haben. Die Menschen, welche sich solche Schätze
anhäufen, sind allesamt sehr töricht, denn im Lichte der Ewigkeit
betrachtet ist ihr ganzer Besitz wertlos. Wenn sie darum wüssten, so
würden sie auf jeden Fall auch sogleich beginnen, nach der
göttlichen Gerechtigkeit zu hungern und dürsten. Doch sie
verschließen lieber ihre Ohren, verstopfen sie und fahren fort zu
leben, als ob ihre Ewigkeit in dieser vergänglichen Welt zu finden
wäre.
Die Gerechtigkeit, nach der wir hungern und dürsten, ist die
Freiheit von Sünde. Wir wissen, dass Sünde immer von Gott trennt,
und deshalb ist jede Sünde etwas absolut Abscheuliches, etwas
Schreckliches. Wir wissen nämlich, dass unsere Sünden derart
schrecklich sind, dass sie dem Herrn Jesus die ganzen Leiden,
Folterqualen und schlussendlich den Tod am Kreuz eingebracht haben.
Wenn wir in unseren Gedanken den Herrn sehen, wie Er da ausgeliefert
ist, wie Er blutüberströmt am Pfahl hängt, wie man Sein Haupt mit
der Dornenkrone geschändet hat. Seht ihr Ihn? Sehr ihr, wie Er da
hängt? Zwischen Himmel und Erde auf dem Hügel Golgatha. Wie ein
Verbrecher. Doch die wahren Verbrecher, die sind wir. Diese
Gewissheit um die Abscheulichkeit unserer Sünden, die Ihm all diese
Qualen eingebracht haben, lässt uns danach hungern und dürsten,
gänzlich von Sünde frei zu werden. Als Christen sind wir
Gerechtfertigte, denen auch die Macht der Sünde nichts mehr anhaben
kann. Und dennoch, wir rufen mit Paulus zusammen laut aus: Wer
wird uns herausreißen aus diesem Leib der Sünde? (Röm. 7, 24)
Das ist der Charakter des Gläubigen. Das ist der Hunger nach der
göttlichen Gerechtigkeit. Das ist das Verlangen, frei zu werden.
Frei von aller Sünde, frei von jedem Sündigen.
Geliebte Brüder und Schwestern, wir dürfen zu jeder Zeit auch zum
Herrn schreien und zu Ihm flehen im Gebet, dass Er uns das tägliche
Brot der Gerechtigkeit schenken möge. Dass Er uns hilft, die
Versuchungen, die Tag für Tag auf uns einstürmen und uns überrennen
wollen, zu überwinden. Er ist Jahwe, unser Fels in der Brandung, der
Herr, der gerne hilft. Er wird Sich unser annehmen und uns helfen. Es
ist Seine Zusage, die Er uns macht: denn sie sollen satt werden.
Diese Verheißung, das Versprechen um die Hilfe in der Not der
Versuchungen, gilt uns allen, die an Seinen Namen glauben. Sie sollen
satt werden. Der Sturm soll gestillt werden. Und es ist der Herr, der
Schöpfer des Universums, der Selbst dafür sorgen wird.
Doch wie geschieht das? Wie können wir satt werden? Auch hier gibt
es eine schöne Parallele zum Hunger. Man kann nicht nur einmal im
Leben essen und trinken und bleibt dann satt bis zum Ende des Lebens.
Der Hunger und Durst müssen jeden Tag von Neuem gestillt werden. Und
wenn Gott unseren Hunger und Durst nach der göttlichen Gerechtigkeit
stillt, so ist es da genauso. Es ist notwendig, dass wir immer wieder
zum Herrn kommen und Ihn um noch mehr von dieser Gerechtigkeit
bitten. Es ist das Werk des Heiligen Geistes an uns, dass Er unsere
Augen geöffnet hat, damit wir unsere Sündhaftigkeit sehen konnten.
Es war Sein Werk, den Glauben an den Herrn Jesus in unseren Herzen zu
versenken und die Wiedergeburt zu vollführen. Und nun ist es Sein
Werk, uns durch diesen Prozess des Hunger-Stillens hindurchzuführen.
Immer mehr, so dürfen wir feststellen, bekommen wir eine geistliche
Sensibilität für Dinge, die falsch sind im Lichte der Bibel. Immer
mehr fallen uns Dinge auf an uns, die Gott nicht gefallen. Und nun
gibt uns der Heilige Geist auch die Kraft, um diese Sünden zu
überwinden. Es ist nicht immer alles dran. Aber alles, was Gottes
Geist uns gerade in unserem Leben besonders aufzeigt.
Und nun könnte jemand kommen und sagen: Ich bin jetzt seit vielen
Jahren Christ, aber ich habe keinen solchen Hunger und Durst nach der
Gerechtigkeit Gottes mehr. Wenn nun wirklich jemand mit diesem
Gedanken diesen Text liest, so möchte ich die betreffende Person
bitten, in den kommenden Tagen vermehrt ganz gründlich in der Bibel
zu lesen und das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht
helfen auch ein paar dieser Fragen: Bin ich wirklich gewillt, mich
mit Gottes Augen zu sehen? Bin ich gewillt, mich von Gottes Geist
verändern zu lassen? Bin ich freundlich, hilfsbereit und gebe
anderen Menschen gerne von all dem ab, was ich selbst habe, an Zeit,
Kraft, Geld, Lebensmitteln, sonstigen Gütern? Bin ich auch dann
freundlich, wenn andere mich verspotten? Wann habe ich zum letzten
Mal jemanden in die Gemeinde ein-geladen und dann abgeholt und
mitgebracht?
Wenn Gottes Geist uns verändern möchte, so lässt Er oftmals auch
Leid zu in unserem Leben. Das ist nicht etwas, was Gott Freude macht,
im Gegenteil, Er leidet mit uns mit. Aber oft ist es notwendig, uns
auf diese Art und Weise unsere Grenzen zu zeigen. Damit wir
begreifen, dass wir noch nicht am Ende angelangt sind. Und damit wir
lernen, immer von Ihm, der unsere Quelle von allem Guten ist,
abhängig zu bleiben. Denn wir wissen, dass denen, die Gott lieben,
alle Dinge zum Besten mitwirken, schreibt Paulus im Röm. 8, 28. Im
Vers danach erklärt er das und sagt, dass die Umgestaltung in das
Bild des Herrn Jesus das letztendliche Ziel unseres ganzen Lebens
ist. Also dieser Prozess der Heiligung. Der Prozess, immer mehr von
der göttlichen Gerechtigkeit zu bekommen. In
all dem kann uns der Herr Jesus aber sehr gut verstehen, denn Er
selbst hat all die Versuchungen, unter denen wir heute zu leiden
haben, all die Schmerzen, all die Trauer, am Eigenen Leibe erfahren.
So leidet Er auch mit uns mit, wenn wir am Leid dieser Welt zu leiden
haben.
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