Selig
sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen! (Matthäus 5, 9)
Die
Übersetzung mit „Friedfertige“ kann hier zu einem ziemlich üblen
Missverständnis führen, denn nach wie vor geht es nicht mehr um den
Charakter des Gläubigen, sondern um sein Verhalten. Das griechische
Wort an dieser Stelle wird wohl besser mit „Frieden Machende“
übersetzt. Es geht eben nicht darum, um des lieben Friedens willen
zu schweigen, sondern um das aktive Schaffen von Frieden in
friedlosen Zeiten.
Doch
zunächst wollen wir uns fragen, was in der Bibel mit „Frieden“
überhaupt gemeint ist. Das Alte Testament, welches die Bibel Jesu
und der Apostel war, hat hierfür den hebräischen Begriff „Schalom“.
In der Grundbedeutung ist mit Schalom zunächst einmal Wohlergehen in
jeglicher Art und Weise gemeint. Dies geht von Gesundheit über
Freude bis hin zu finanziellem Gedeihen.
Etwas
genauer betrachtet ist dieses Schalom jedoch immer an den Geber des
Schalom, an den Jahwe des Alten Testaments, gebunden. Er gibt den
Frieden, und Er nimmt ihn, wenn notwendig, auch wieder weg. Wer sich
von Jahwe abwendet und anderen Göttern nachläuft, der stellt sich
gegen Jahwe und hebt deshalb den Schalom Jahwes auf.
Auch
die Propheten des Alten Testaments wandten sich gegen andere, nämlich
falsche Propheten, welche den Schalom Jahwes dort verkündet haben,
wo kein Schalom ist, nämlich im Ungehorsam gegen Jahwe. So hat schon
Micha ben Jimla, ganz speziell aber auch Jeremia und andere mehr
gegen diese Schalom-Propheten gewettert, weil sie den Königen
Israels bestätigen wollten, dass ihr Ungehorsam gegen Jahwe mit dem
Schalom Jahwes vereinigt werden konnte.
Schalom
machen bedeutet also auch, dass man dort, wo Ungehorsam ist, kein
Blatt vor den Mund nehmen darf, sondern aufdecken muss, wo der
Ungehorsam gegen Jahwe stattfindet. Denn nur die Beseitigung des
Ungehorsams kann den Schalom Gottes wieder erneuern. Der Friede
Gottes entsteht also dort, wo Menschen ihre Schuld vor Gott einsehen
und die Vergebung annehmen, die der Herr Jesus für uns erkauft hat
am Kreuz von Golgatha.
Gerade
deshalb ist das Evangelium auch eine frohe Botschaft: Weil der Gott,
welcher über die Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit in der Welt
zürnt, selbst auf die Erde gekommen ist, um diese Ungerechtigkeit
gut zu machen, also zu bezahlen, was an Schuld entstanden ist.
Eine
andere Art von Schuld entsteht aber auch immer wieder zwischen uns
Menschen. Wo die Einen ausgebeutet, die anderen gemobbt, die dritten
verletzt und die vierten einsam im Stich gelassen werden, da ist viel
Schuld vorhanden, viel Unfrieden. Auch hier sind wir als Gläubige
gefordert, einzutreten und Frieden zu machen, wo kein Friede ist. Wir
dürfen dort aktiv werden, wo dieser Unfriede herrscht und den
Menschen die gute Botschaft vom Frieden mit Gott, mit uns selbst, mit
unseren Mitmenschen und unserer Umwelt weitergeben. Wir sind als
Friedensstifter geradezu aufgefordert, den Mund nicht zu
verschließen, sondern ihn zu öffnen, und echten, wahren Frieden zu
bringen.
Als
Frieden Machende haben wir eine wunderbare Verheißung: Denn sie
werden Gottes Kinder heißen. Wir werden nicht durch unser ganzes
Engagement zu Kindern Gottes, sondern weil Er uns als solche
adoptiert und als Kinder annimmt. Als solche, die sich für den
Frieden einsetzen, brauchen wir selbst zuerst den Frieden mit Gott.
Und wenn wir den Frieden mit Gott haben, dürfen wir auch mit uns
selbst Frieden schließen. Denn Gott hat uns angenommen, deshalb
dürfen wir auch uns selbst annehmen und werden deshalb auch unsere
Mitmenschen annehmen und alles dafür tun, dass auch sie ihren Platz
in der Familie Gottes bekommen können.
Echtes
Frieden Machen ist somit eine durch und durch aktive Aufgabe, die
jede und jeder Gläubige bekommen hat. Denn es ist mit unserer Welt
im Argen, Unfrieden, wohin das Auge blickt. Unzufriedenheit, Armut,
Krankheit, Schmerz, Verletzung, kaputte Menschen, Mobbing, und so
weiter. Unsere Aufgabe ist groß, aber da wir den Frieden und so auch
die Ruhe und die nötige Kraft dafür von Gott bekommen haben, ist
diese Aufgabe kein Ding der Unmöglichkeit, sondern wartet nur noch
darauf, dass wir sie anpacken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen