Um
es gleich vorwegzunehmen: Ich bin Continuationist. Ich glaube und
erlebe immer wieder, dass die Gaben des Heiligen Geistes nach wie vor
unverändert vorhanden sind. In späteren Blogposts werde ich
zunächst auf die Quellen eingehen, woher man das Wissen darum nehmen
kann und danach die verschiedenen Argumente beider Seiten unter die
Lupe nehmen. Heute möchte ich jedoch eine etwas persönlichere
Einführung machen und ein wenig über mich und meine Wertschätzung
für viele Cessationisten erzählen. Kurz nachdem ich zum Glauben
kam, beschäftigte ich mich mit der Apostelgeschichte. Mir fiel auf,
dass man so wenig von damals sehen konnte. Auf Nachfrage bei
Geschwistern, die ich schätze, wurde mir dazu das Buch „Charismatic
Chaos“ von John F. MacArthur ans Herz gelegt. MacArthur kannte ich
da schon; er war neben C. H. Spurgeon mein erster Bibellehrer. Ich
schätzte (und tue dies auch bis heute) den einfachen, klaren Stil
von MacArthur. Umso enttäuschter war ich damals, dass dieser große
Mann Gottes in dieser Frage einfach keine überzeugenden Antworten
geben konnte. Er sprach zwar manches an, was nicht positiv verlief in
der pfingstlich-charismatischen Bewegung, aber gerade auf die Fragen,
die ich damals hatte, konnte er keine überzeugende Antwort geben.
Jedenfalls blieben viele meiner Fragen offen; außerdem hat mich das
Interesse gepackt, über den gemeindlichen Tellerrand hinauszublicken
und neue Menschen und Gemeinden kennenzulernen.
So
kam ich in den Genuss, verschiedene Veranstaltungen zu besuchen, in
welchen einige neue Eindrücke auf mich niederprasselten. Nicht alle
waren so völlig positiv; zum Beispiel der Umstand, dass meine
(damals noch mittelgradige) Schwerhörigkeit mehrmals als Folge
meines Unglaubens bezeichnet wurde, da sie auf Gebete hin nicht
einfach verschwand. Oder da waren die Prediger, die an mir
verzweifelten, weil ich auch unter starkem Druck von oben auf den
Kopf oder an die Stirn nicht einfach nach hinten umfallen wollte.
Aber diese Erlebnisse waren nicht einfach nur negativ; vielmehr
stärkten sie mein Bewusstsein, dass es überall menschelt, wo
Menschen zu finden sind. Viele Menschen, die ich an diesen
zahlreichen Orten getroffen habe, wurden zu einem Geschenk für mich,
weil sie mich im Glauben weiter brachten.
Und
doch bin ich jetzt nicht einfach ein „Conti“, der auf alle
„Cessis“ herunterblickt und dankt, nicht so wie die da zu sein.
Vielmehr bin ich enorm dankbar, dass es in Gottes Reich, der
Gemeinde, eine solche Vielfalt von Menschen gibt, die einander
gegenseitig stärken und herausfordern. Was ich an vielen
Cessationisten ganz besonders schätze, ist ihre Liebe zur Bibel,
Gottes Wort. Einer der häufigsten Vorwürfe, die ein „Conti“ vom
„Cessi“ bekommt, lautet: Für euch ist die Bibel zu wenig
wertvoll, ihr wollt sie mit neueren Inhalten ergänzen! Dass das
nicht stimmt, werde ich später noch aufzeigen, aber eines stimmt
mich nachdenklich: Ich würde mir unter uns Pfingstlern und
Charismatikern diese Liebe und Hingabe an Gottes Wort wünschen,
darin uns viele Cessationisten ein großes Vorbild sein können.
Ein
zweiter Punkt, den ich aufzählen möchte, ist der Platz, den die
Predigt einnimmt. Für Cessationisten fällt anderes weg, was in
unseren Gottesdiensten der Predigt unter Umständen zur Konkurrenz
werden kann. Die Wichtigkeit der Predigt ist also etwas, wo
wir uns auch eine große Scheibe abschneiden können. Gott sagt uns,
dass der Glaube aus der Predigt kommt, und die Predigt aus Gottes
Wort, der Bibel. Wenn wir also dem Glauben einen so hohen Stellenwert
zusprechen, dann sollten wir das auch der Quelle des Glaubens tun,
nämlich der bibeltreuen Predigt. Gott ist nicht gezwungen, auf
unsere Predigt zu warten, um jemandem Glauben zu schenken, aber es
ist gerade in unseren Breiten, wo die theologische Ausbildung und
eine gute Übersetzung der Bibel recht verbreitet vorhanden sind, der
Normalfall, dass Gott von uns erwartet, dass wir die von Ihm dazu
bestimmten Mittel anwenden.
Nicht
zuletzt bin ich aber auch dankbar, dass Cessationisten uns
herausfordern, über unser Leben und unsere Veranstaltungen
nachzudenken. Manches kann uns als hilfreiches Korrektiv
dienen, auch wenn wir nicht alles eins zu eins so annehmen müssen
oder können. Insgesamt ist es wichtig, dass man miteinander im
Gespräch bleibt und sich auch von hin und wieder polemisch
anmutenden Äußerungen nicht ins Bockshorn jagen lässt und damit
den Kontakt abbricht. Viele Missverständnisse lassen sich auch in
der gemeinsamen Beschäftigung ausräumen, und einiges, was nicht auf
Missverständnissen beruht, lässt sich auch einfach ertragen
(tolerieren). Vielleicht brauchen wir einfach alle mehr Mut, uns in
Frage stellen zu lassen, ohne gleich widersprechen zu müssen. Auch
das ist ein wertvolles Lernfeld. Es
gibt nämlich tatsächlich einige Praktiken und Lehren in unserer
Conti-Bewegung, die klar und deutlich angesprochen werden müssen,
weil sie über das hinausgehen, was uns die Bibel sagt. Etwas
ausführlicher möchte ich auf solche Dinge eingehen, wenn es um die
verschiedenen Argumente geht.
Insgesamt
gesehen gibt es viele Gebiete des täglichen Lebens, in welchen
„Cessis“ und „Contis“ gemeinsame Sache machen können. Beide
brennen dafür, dass mehr Menschen den Herrn Jesus kennenlernen; und
das ist eine gute Sache. Deshalb habe ich auch kein Problem, für die
Gemeinden cessationistischer Prägung zu beten, dass sie mit viel
Wachstum gesegnet werden. So viel muss an der Stelle gesagt werden. Und
nun, liebe Cessationisten, wenn ich euch in den nächsten Teilen zur
Rot- oder gar Weißglut treiben sollte, indem ich manche eurer
Argumente systematisch zerlege, dann nehmt euch einen Moment Zeit und
kehrt zu diesem Post zurück. Ich bin dankbar, dass es euch gibt.
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