Ich
möchte in diesem Post von heute das Buch „Tactics“
von Gregory Koukl vorstellen. Es soll keine Rezension sein,
sondern ich werde einfach meine Notizen, die ich mir beim Lesen
gemacht habe, teilweise mit Anmerkungen von mir, posten. Insgesamt
gesehen ist es ein exzellentes Buch, das ich nur weiterempfehlen
kann.
Was
ist das Ziel des Buches? Koukl möchte seine Leser dazu
ausrüsten, auf freundliche Art und Weise Menschen zum Nachdenken
über den Glauben zu bringen. Man muss dazu kein Evangelist sein oder
sonstwas, sondern es sind ein paar einfache Schritte, die jeder
Mensch lernen kann, der seinen Mitmenschen einen Anstoß zum
Nachdenken geben möchte.
Koukl
nennt das wichtigste Werkzeug für diese Art und Weise die Frage.
Dabei gibt es einige verschiedene Arten von Fragen, die er auf
bestimmte Weise benennt. Es ist m. E. Nicht so wichtig, dass man
diese Arten von Fragen genau auswendig lernen kann, wichtig ist, zu
wissen, wie man sie anwendet.
Am
Anfang steht ganz grundlegend die Frage zur Definition. Die
meisten Menschen, die dem Glauben kritisch oder skeptisch gegenüber
stehen, haben sich noch viel zu wenig Gedanken darüber gemacht. Ich kann
das bestätigen; das gilt nicht nur für die USA, wo Koukl lehrt,
sondern genauso für unsere Gegenden. Solche Fragen sind etwa:
-
Wie meinst du das? Kannst du das näher erklären?
-
Noch genauer: Was soll daran irrational (oder unglaubwürdig, etc.)
sein?
-
An was für einen Gott glaubst du nicht?
Das
Ziel dieser Fragen ist, dass der Andere sich überhaupt erst damit
auseinandersetzen muss, was seine Überzeugungen sind (und was
nicht). Viele Menschen kommen bereits damit an ihre Grenzen, weil es
für sie bisher einfach selbstverständlich war: Wer nicht glaubt,
ist auf der neutralen Seite und wer glaubt, muss das erklären
können. Tatsache ist: Auch derjenige, der etwas nicht glaubt, muss
dies ebenso begründen können wie der, welcher etwas glaubt.
Nach
den Fragen zur Definition gibt es Fragen, um Schwächen zu finden.
Wenn der Andere also imstande ist, seine Überzeugungen näher zu
definieren, so können wir ihn mit weiteren Fragen konfrontieren, die
dazu dienen, seine Überzeugungen zu überprüfen:
-
Wie gut hast du dich mit anderen Glaubensrichtungen befasst?
-
Was denkst du, was Jesus gelehrt hat?
Manchmal
meinen Menschen, dass Christen intolerant sind, weil sie möchten,
dass auch alle anderen ihre Weltanschauung teilen. Hier hilft etwa
die Frage:
-
Gehst du wählen? → Wer wählen geht, möchte auch, dass allen
anderen Menschen des Landes das Leben unter seiner Weltanschuung
teilen müssen.
-
Was ist deine Weltanschauung? → Warum sollte irgend jemand anderes
diese ernst nehmen?
-
Wie bist du zu diesem Schluss gekommen?
→ Wie
überprüft man Weltanschauungen?
1.)
Ist sie möglich?
2.)
Ist sie plausibel / vernünftig?
3.)
Ist sie wahrscheinlich? Ist es die beste Erklärung?
Man
tut gut daran, mit diesen Fragen das Gespräch in eine bestimmte
Richtung zu leiten. Dazu eignen sich richtungsweisende Fragen.
Am besten man sucht sich dabei etwas aus, was der Andere kennt.
Beispiel Strafe bei Verbrechen:
-
Denkst du, dass Menschen, die ein Verbrechen begehen, dafür bestraft
werden sollen?
Beispiel
Abtreibung:
-
Das Kind ist vor der Geburt bereits auf der Welt – nur eben im
Mutterleib versteckt! Warum sollte man ein verstecktes Kind ermodern
dürfen, aber nach der Geburt nicht mehr?
Es
ist wichtig, dass man zuerst eine Basis schafft, der beide Personen
zustimmen können. Von dieser Basis aus kann die Weltanschauung des
Anderen gezielt befragt und getestet werden.
Der
Umgang mit „Suizid-Sätzen“. Manchmal gebrauchen Menschen
Sätze, die sich – offen oder versteckt – selbst widersprechen:
-
Es gibt keine Wahrheit! (Dann ist diese Aussage auch nicht wahr)
-
Es gibt keine absoluten Aussagen! (Aber dann wäre diese Aussage auch
nicht absolut)
-
Niemand kann irgend eine Wahrheit über den Glauben wissen! (Woher
weißt du das?)
-
Du kannst nichts sicher wissen! (Bist du dir sicher?)
-
Über Gott zu reden ist bedeutungslos! (Was bedeutet dieser Satz über
Gott?)
-
Wahrheit lässt sich nur durch Erfahrung ermitteln! (Woher weißt du
diese Wahrheit? Durch Erfahrung?)
→ Bei
jedem Satz können wir prüfen, ob der Satz seinem Inhalt tatsächlich
standhält!
Häufig
wenden Menschen ihre eigenen Überzeugungen auf andere an, obwohl sie
sich selbst als tolerant betrachten. Koukl nennt dies „Praktischer
Suizid“, also dass die Praxis nicht mit der Theorie
übereinstimmt.
-
Ein echter Relativist müsste sagen: „Für mich ist XY falsch, aber
das hat nichts mit dir zu tun. Bitte ignoriere mich einfach.“
-
Ein echter Determinist müsste sagen: „Ich gebrauche überhaupt
keine Argumente, um meine Sicht darzulegen, denn es ist ja eh schon
alles determiniert.“
Irgendwann
im Gespräch können wir versuchen, dem Anderen „das Dach
abzunehmen“ (to take off the roof). Diese Strategie bedeutet,
wir nehmen die Weltanschauung des Anderen wie eine Landkarte und
machen darauf eine Testfahrt in der Realität.
Zu
Beginn tun wir dann gut daran, die wichtigsten Punkte der Überzeugung
des Anderen noch einmal zusammenzufassen. Damit sehen wir selbst, ob
wir den Anderen verstanden haben (er bekommt die Gelegenheit, sich
selbst in unseren Worten zu hören und kann dem zustimmen oder es
noch ergänzen) und zugleich bemerkt der Andere, dass wir ihn ernst
nehmen, weil wir gut zugehört haben.
Wenn
der Andere zustimmt, dann schauen wir uns die Realität an, in der
wir täglich leben. Zum Beispiel das Problem der Schuld: → Wir alle
fühlen uns immer wieder schuldig. Warum? → Weil wir es sind!
Beispiel
Realität und intelligentes Design: Alles in der Welt läuft passend
wie eine Uhr, bei welcher ein Zahnrad ins andere passt. Warum? →
Weil alles einen intelligenten Designer hat!
Beispiel
Realität und der persönliche Wert des Menschen: Wenn alles Zufall
wäre, so hätte der Mensch keinen persönlichen Wert. Dennoch
behandeln wir (zumindest bestimmte) andere Menschen so, als ob sie
einen Wert hätten. Warum? → Weil wir merken, dass sie den
tatsächlich haben und uns entsprechend verhalten. Somit ist nicht
alles zufällig entstanden.
Zum
Schluss gibt uns Koukl noch acht Tipps für solche Gespräche:
1.)
Sei bereit dazu.
2.)
Halte es möglichst einfach.
3.)
Keine religiöse Sprache.
4.)
Fokussiere dich auf Jesus Christus
5.)
Gib gute Gründe.
6.)
Bleibe ruhig.
7.)
Erzwinge nichts.
8.)
Lass den Anderen nicht gehen, ohne ihm etwas zum Nachdenken zu geben.
Wichtig
ist dabei immer, dass wir wissen: Unsere Aufgabe ist es nicht, den
Anderen zu überzeugen. Häufig ist das ein schwieriger Schritt, den
der Andere gehen muss, um sich überhaupt erst einmal von seinen
Überzeugungen zu trennen. Wir müssen da keinen Druck machen, denn
Druck ist häufig kontraproduktiv.
Ein
letzter Tipp noch, den Koukl auch irgendwo erwähnt: Wir müssen
nicht auf jede Frage eine Antwort wissen. Wir dürfen auch einmal
sagen: Das ist eine gute Frage, dem werde ich nachgehen. Und dann
können wir zu Hause unsere Aufgaben machen und eine Antwort suchen.
Koukl empfiehlt, sich für solche Fragen ein Heft anzulegen, in
welches man die Fragen mit ihren Antworten einträgt. Dann kann man
auf diese immer wachsende Anzahl von Antworten ganz leicht
zurückgreifen.
Wer
sich für weitere Infos zu diesen Gesprächen interessiert oder auch
viele solche Fallbeispiele lesen möchte, sollte sich das ganze Buch
nicht entgehen lassen. Leider ist es bisher nur in Englisch
erhältlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen