Wenn
ich auf mein Leben zurückschaue, so bin ich sehr dankbar für die
Gemeinden, die ich in diesen Jahren besuchen durfte. Klar: Nirgendwo
ist die perfekte Gemeinde, überall gibt es noch viele Dinge, die
besser gemacht werden könnten. Aber schon seit meinen ersten
Schritten als Christ ist mir etwas bewusst geworden, was mein
geistliches Wachstum sehr gestärkt hat: Ich brauche ältere Christen
als meine Vorbilder. Was meine ich damit? Zunächst meine ich damit
nicht, dass ich versuche, andere Christen zu kopieren. Ich meine
damit auch nicht, dass es Menschen gab, mit denen ich in allen Fragen
einverstanden war. Was ich damit meine, ist: Ich brauche gläubige
Christen, die schon seit einigen Jahren diesen Weg gehen und das
Leben ein wenig besser kennen als ich.
Unter
der jüngeren Generation haben sich häufig Jugendgemeinden und
eingeschworene Jugendkreise gebildet, die so von sich selbst
überzeugt sind und meinen, es hätte noch nie jemand zuvor ihre
Probleme und ihre Situation gehabt. Sie erfinden ständig das Rad
neu. Das kann in manchen Momenten gut sein. Aber auf lange Dauer sehe
ich, wie sich diese jungen Menschen abkämpfen – und immer mehr von
ihnen langsam aber sicher den Anschluss an die Gemeinde verliert und
irgendwann in der Welt aufwacht und sich fragt, was denn nun
überhaupt den Unterschied zwischen Gemeinde und Welt ausmacht. Ich
bekomme dazu immer mal wieder Anfragen.
Damit
ist kein Wort gegen Jugendkreise gesagt. Ich selbst leite auch den
Jugendkreis in unserer Gemeinde. Das ist eine gute Sache. Aber der
Jugendkreis, bzw. die Beziehungen unter Jugendlichen, darf nicht als
Gemeinde-Ersatz gesehen werden. Ein Jugendkreis will in die
Ortsgemeinde eingebunden sein und soll sich als Teil dieser
verstehen. Wenn ich wieder zurückschaue, so fällt mir auf, dass das
häufig gerade nicht der Fall war. Und ich sehe nach all diesen
Jahren auch immer klarer und deutlicher die Gefahr des Umstands, dass
dies so ist.
Gott
hat Sich etwas dabei gedacht, als Er uns Menschen als verschiedene
Generationen gemacht hat. Sie sind ein Geschenk an uns – wenn wir
lernen, von ihnen zu profitieren. Ich weiß nicht, wie es anderen
geht – aber als ich ein frisch bekehrter Teenie war, da wollte ich
möglichst viel und schnell über Jesus lernen. Ich war in den
Bibelstunden, in den Gebetsstunden, in den Gottesdiensten, in einem
Hauskreis und auch zugleich noch in der Jugend – alles
gleichzeitig. Und nach diesen Veranstaltungen war es mir immer noch
nicht genug, da fragte ich oft einem älteren Christen – oder auch
mal mehreren von ihnen – ganze Löcher in den Bauch. In solchen
Gesprächen habe ich auch meine ersten Autoren von guten Büchern
kennengelernt. Meine ersten Einflüsse waren C. H. Spurgeon, John F.
MacArthur, D. Martyn Lloyd-Jones, Dr. Kurt E. Koch, und manche mehr.
Es
ist ein Geschenk Gottes, dass wir verschiedene Generationen haben.
Wir dürfen dabei lernen, dass wir nicht so allein sind, wie wir
manchmal denken. Andere vor uns haben mit ähnlichen Schwierigkeiten
gekämpft. Manche hatten auch in früheren Zeiten Probleme mit
Drogen, mit sexuellen Gedanken, mit Sorgen, mit Verweltlichung, mit
dem regelmäßigen Bibellesen und persönlichen Gebet, mit der
sinnvollen Zeiteinteilung, und so weiter. Nicht immer sind die
Vorschläge eins zu eins in unsere Zeit übertragbar, aber sie sind
es immer wert, gehört, überdacht und vielleicht auch getestet zu
werden.
Gleichzeitig
hat die Jugend auch den anderen Generationen viel zu bieten. Junge
Leute sind oft gut informiert, einfühlsam und leidenschaftlich. Ich
möchte Leidenschaft als etwas vom Wertvollsten bezeichnen, was wir
haben. Leidenschaft treibt uns an und treibt uns hinaus, dorthin, wo
andere Menschen sind, die uns brauchen. So kann ein fruchtbarer
Austausch zwischen den Generationen entstehen – wenn wir ihn denn
suchen und unterstützen. Aber weil das für die Gemeinde so
kräftigend ist, gibt es einen Feind, der alles tut, um das zu
verhindern. Er versucht, die Generationen zu spalten. Er schafft
einen Generationenkonflikt. Er schafft Gleichgültigkeit. Er
versucht, den Austausch auf jede mögliche Art zu verhindern. Und wir
müssen immer wieder Buße darüber tun, dass wir das in unseren
Gemeinden zulassen. Indem wir nichts gegen diesen
Generationenkonflikt unternehmen, jagen wir einen Teil der Gemeinde
hinaus und geben so dem Teufel Raum. Das ist ein großes Problem.
Was
können wir praktisch machen, um den Austausch zu fördern? Ich
glaube es muss von beiden Seiten her gearbeitet werden – und die
Jugendleitung ist ein wichtiger Teil, der die Verbindung schafft.
Hier ein paar Tipps aus meiner bisherigen Praxis. Es gäbe bestimmt
noch mehr. Falls Du noch weitere Ideen hast, immer her damit!
-
Innerhalb der Jugend gebe ich eine Vision von Gemeinde weiter. Ich
zeige in Andachten, wie Gemeinde praktisch aussieht, welchen Platz
die Jugend hat. Ich zeige, dass wir als Jugend der Gemeinde viel zu
bieten haben.
-
Die Jugend nimmt die Richtung der gesamten Gemeinde mit auf. Die
Themen werden (nicht immer, aber immer wieder) an die großen Themen
der Gemeinde angepasst. Es soll allerdings an die Jugend angepasst
werden und nicht zu ähnlich sein.
-
Ich suche nach Arbeitsbereichen, an welchen die Jugendlichen, die das
wünschen, mitarbeiten können. So bekommen sie einen Einblick in das
Leben der Gemeinde. Sie sind dann eingebunden und tatsächlich Teil
von diesem Ganzen, das wir Ortsgemeinde nennen.
- Ich versuche, den Jugendkreis zu einem wichtigen Anliegen der Gesamtgemeinde zu machen, indem es immer mal wieder Berichte darüber gibt und auch speziell für die Jugend gebetet wird.
-
Zuletzt der vermutlich wichtigste Punkt: Ich lade immer mal wieder
erwachsene Gläubige der Gemeinde ein, in die Jugend zu kommen. Sie
bekommen den Auftrag, eine Andacht zu halten, und zwar gebe ich ihnen
dazu die Frage mit: Was möchtest Du unserer Jugend mitgeben, was sie
aus Deiner Erfahrung, Wissen, etc. fürs Leben als Christen lernen
können? Nach der Andacht haben die Jugendlichen die Möglichkeit,
dazu Fragen zu stellen. Das führt häufig zu sehr spannenden und
wertvollen Gesprächen und Diskussionen.
Und
womit hast Du schon gute Erfahrungen gemacht? Wie wird das in Deiner
Gemeinde gehandhabt?
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