Wer
mich kennt, weiß, dass ich häufig das Lesen von alten Büchern –
insbesondere aus der Zeit der Reformation, der Puritaner und des
frühen Methodismus – empfehle. Ab und an kommt dann die Frage:
Alles gut und recht, aber wo fange ich an?
Eins
der Bücher, die ich da besonders gern empfehle, ist ein kleiner
Glaubensgrundkurs von Henry Scougal. Dieser Mann wurde 1650 in
Schottland geboren. Sein Vater war über 20 Jahre lang Bischof von
Aberdeen. Mit 15 Jahren begann Henry seine theologische Ausbildung
und wurde mit 22 Jahren zum Pastor ordiniert. Ein Jahr später kehrte
er an die Universität zurück, wo er die restlichen fünf Jahre
seines Lebens als Theologieprofessor lehrte. Mit 27 Jahren starb er –
viel zu früh, möchte man sagen – an Tuberkulose.
Sein
wichtigstes Werk ist ein ausführlicher Brief an einen Freund, in
welchem er den christlichen Glauben vorstellt. Kurz vor seinem Tod
hat er den Inhalt dieses Briefs noch überarbeitet und für den Druck
freigegeben. Es erschien unter dem Titel „The Life of God in the
Soul of Man“ (Das Leben Gottes in der Seele des Menschen) und ist
als schönes PDF kostenlose online zu finden (Link).
Dieses
Büchlein hat schon vielen Menschen geholfen, einen Durchbruch zum
echten Glauben zu finden. Etwa der Erweckungsprediger und Evangelist
George
Whitefield hat erzählt, dass seine Bekehrung, nach der er lange
gesucht und gestrebt habe, erst durch das Lesen von Scougals Buch
bewirkt wurde.
Scougal
beginnt damit, zu erklären, was wahrer Glaube ist und was nicht. Er
definiert den Glauben als „Göttliches Leben“ (Divine Life) und
erklärt das recht ausführlich. Dem Glauben als „göttliches
Leben“ stellt er das natürliche oder „tierische Leben“ (animal
life) des Menschen gegenüber. Der Mensch ist für etwas Besseres
gemacht als dieses animal life, deshalb macht er sich schuldig
gegenüber Gott, wenn er sich von der tierischen Selbstliebe und
Egoismus leiten lässt.
Was
den Unterschied ausmacht, das ist das Leben, welches Gott im
gläubigen Menschen lebt: Er erfüllt den Menschen mit Liebe zu Gott,
und diese Liebe zu Gott führt weiter zur Liebe gegenüber den
Mitmenschen. (Nebenbemerkung: Das ist eine ganz wichtige
Sache, dass wir diese Reihenfolge beibehalten. Zuerst kommt die Liebe
zu Gott, die automatisch zur Nächstenliebe führt und nicht
umgekehrt! Das wird im 21. Jahrhundert zu oft vergessen und
verwechselt!) Davon ausgehend wird der gesamte Glaube Stück für
Stück angeschaut und daraus viele wertvolle Lehren und Konsequenzen
für unser tägliches Leben gezogen. Das kurze Büchlein (84 Seiten)
ist relativ leicht zu lesen, an den Stil muss man sich halt gewöhnen
(„doth“ statt „does“, etc.).
Ich
habe das Buch leider bisher noch nicht auf deutsch gefunden. Falls
jemand etwas davon weiß, bin ich dankbar um Hinweise.
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