Mittwoch, 4. März 2015

Ein puritanischer Glaubensgrundkurs


Wer mich kennt, weiß, dass ich häufig das Lesen von alten Büchern – insbesondere aus der Zeit der Reformation, der Puritaner und des frühen Methodismus – empfehle. Ab und an kommt dann die Frage: Alles gut und recht, aber wo fange ich an?

Eins der Bücher, die ich da besonders gern empfehle, ist ein kleiner Glaubensgrundkurs von Henry Scougal. Dieser Mann wurde 1650 in Schottland geboren. Sein Vater war über 20 Jahre lang Bischof von Aberdeen. Mit 15 Jahren begann Henry seine theologische Ausbildung und wurde mit 22 Jahren zum Pastor ordiniert. Ein Jahr später kehrte er an die Universität zurück, wo er die restlichen fünf Jahre seines Lebens als Theologieprofessor lehrte. Mit 27 Jahren starb er – viel zu früh, möchte man sagen – an Tuberkulose.

Sein wichtigstes Werk ist ein ausführlicher Brief an einen Freund, in welchem er den christlichen Glauben vorstellt. Kurz vor seinem Tod hat er den Inhalt dieses Briefs noch überarbeitet und für den Druck freigegeben. Es erschien unter dem Titel „The Life of God in the Soul of Man“ (Das Leben Gottes in der Seele des Menschen) und ist als schönes PDF kostenlose online zu finden (Link).

Dieses Büchlein hat schon vielen Menschen geholfen, einen Durchbruch zum echten Glauben zu finden. Etwa der Erweckungsprediger und Evangelist George Whitefield hat erzählt, dass seine Bekehrung, nach der er lange gesucht und gestrebt habe, erst durch das Lesen von Scougals Buch bewirkt wurde.

Scougal beginnt damit, zu erklären, was wahrer Glaube ist und was nicht. Er definiert den Glauben als „Göttliches Leben“ (Divine Life) und erklärt das recht ausführlich. Dem Glauben als „göttliches Leben“ stellt er das natürliche oder „tierische Leben“ (animal life) des Menschen gegenüber. Der Mensch ist für etwas Besseres gemacht als dieses animal life, deshalb macht er sich schuldig gegenüber Gott, wenn er sich von der tierischen Selbstliebe und Egoismus leiten lässt.

Was den Unterschied ausmacht, das ist das Leben, welches Gott im gläubigen Menschen lebt: Er erfüllt den Menschen mit Liebe zu Gott, und diese Liebe zu Gott führt weiter zur Liebe gegenüber den Mitmenschen. (Nebenbemerkung: Das ist eine ganz wichtige Sache, dass wir diese Reihenfolge beibehalten. Zuerst kommt die Liebe zu Gott, die automatisch zur Nächstenliebe führt und nicht umgekehrt! Das wird im 21. Jahrhundert zu oft vergessen und verwechselt!) Davon ausgehend wird der gesamte Glaube Stück für Stück angeschaut und daraus viele wertvolle Lehren und Konsequenzen für unser tägliches Leben gezogen. Das kurze Büchlein (84 Seiten) ist relativ leicht zu lesen, an den Stil muss man sich halt gewöhnen („doth“ statt „does“, etc.).

Ich habe das Buch leider bisher noch nicht auf deutsch gefunden. Falls jemand etwas davon weiß, bin ich dankbar um Hinweise.

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