Auf
dem Twitterkanal von Papst Franziskus habe ich einen Tweet gefunden,
der mich einmal mehr irritiert hat. Mein Blogpost ist jetzt aber
keine Kritik am Papst, da ich zwar katholisch im Sinne von „zur
ganzen, weltweiten Gemeinde Jesu Christi gehörend“ bin, nicht aber
römisch. Insofern ist er weder mein Vorbild noch mein Oberhaupt, und
es geht mich eigentlich nichts an, was er sagt, schreibt oder
zwitschert. Da diese Aussage so oft vorkommt, habe ich den
päpstlichen Tweet zum Anlass genommen, darüber ein paar Gedanken zu
verfassen. Franziskus hat geschrieben:
Ok,
ich stimme der Aussage zunächst einmal zu. Wenn wir zu sehr am
Reichtum hängen, so sind wir Sklaven unseres Reichtums. Jetzt ist
aber die Frage: Was will der Autor dieser Zeilen verstanden wissen?
Macht er eine Aussage über sich selbst? Dann dürfte wohl zu hoffen
sein, dass der Welthunger bald mit den Mitteln aus dem Vatikanstaat
vertrieben sein wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies passieren
wird, ist selbst bei einem zu Beginn hoch bejubelten „Reformpapst“
relativ gering.
Viel
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man zwischen den Zeilen
einen versteckten Appell lesen soll: Eine Kritik am Reichtum per se
und damit die Aufforderung, gegen den Reichtum und für mehr
Umverteilung zu arbeiten. Damit schlägt Franziskus in eine Kerbe,
die auch unter Evangelikalen sehr beliebt ist. Der Kapitalismus ist
das Böse. Die Gesetze der Marktwirtschaft sind schuld. Die „Reichen“
sind Raubtiere, die nur danach streben, den Reuchtum zu vermehren.
Diese Aussagen sind ebenso dumm wie sie beliebt sind. Es tut halt
gut, wenn man sich beklagen kann und über andere zu schimpfen. Das
gibt ein Gefühl der moralischen Überlegenheit.
Das
Problem fängt schon mit der Frage an, wie man Reichtum definiert.
Meist nimmt man sich selbst zum Durchschnitt: Wer mehr hat als ich,
ist reich; wer weniger hat, ist arm. Es gibt keine adäquate
Feststellung, wo Reichtum beginnt. Nach unten gibt es eine Linie, die
„Armutsgrenze“ - und doch haben manche Menschen, die mit weniger
leben müssen, nicht das Gefühl, arm zu sein, während sich andere
wiederum, die mehr haben, arm fühlen. Die „Reichen“ jedenfalls,
das sind immer die anderen.
Es
gibt nun tatsächlich Leute, die immer dem Geld hinterherlaufen.
Manche müssen das machen, weil sie eine Familie zu versorgen haben.
Andere müssen es nicht, aber sie wollen es, weil das Geld für sie
eine Sicherheit bietet. Wieder andere haben bestimmte Ziele, die sie
erreichen wollen. Viele Menschen sind in dieser Weise Sklaven des
Reichtums, wie Franziskus das geschrieben hat.
Aber
es gibt nicht nur die Sklaverei des Reichtums, es gibt auch eine
Sklaverei des Neids. Das sind Menschen, die ständig schauen müssen,
wer jetzt zu „den Reichen“ gehört, die ständig den Reichtum
anprangern und sich für mehr „Umfairteilung“ einsetzen. Darunter
sind auch zahlreiche evangelikale Werke, Gemeinden, Pastoren und
Christen zu finden, die sich diesem Reichtumsbashing anschließen und
so, ohne es zu merken, zu Sklaven ihres Neids werden.
In
theologischer und wirtschaftlicher Unkenntnis wird ein
Gleichheitswahn propagiert, der im Grunde dann eben doch wieder zu
Ungleichheit und einer Zunahme der Armut führen muss:
In
theologischer Hinsicht wird der Unterschied zwischen der allgemeinen
und speziellen Gnade wild durcheinander geworfen. Da wird etwa mit
Galater 3, 28f argumentiert, um den Gleichheitswahn zu zementieren.
In der Galaterstelle geht es nur um die Gemeinde: Jeder, der zu
Christus gehört, steht vor Gott gleich da. Aber damit sind
keineswegs die geschlechtlichen oder sozialen Unterschiede
aufgehoben. Für gläubige Christen gilt: Wir sind alle Geschwister
und stehen so als Gleichwertige vor Gott. Aber das gilt innerhalb des
Neuen Bundes für Menschen, welche die spezielle, erlösende Gnade
Gottes erfahren haben. Keineswegs darf das der Welt auch blind
übergestülpt werden.
In
wirtschaftlicher Hinsicht wird der Fakt ausgeblendet, dass
Umverteilung und der Einsatz des Staates als Konkurrent der
Privatwirtschaft auf lange Sicht zum Stillstand und dadurch zu mehr
Armut führen muss. Es ist das Verdienst der freien Marktwirtschaft
und des guten Einsatzes von Reichtum, dass eine Wirtschaft florieren
kann. Nur in der Marktwirtschaft können neue Arbeitsstellen
geschaffen werden. Wohin es führt, wenn zu viele Menschen vom Staat
leben müssen – sei es als Angestellte oder Sozialhilfeempfänger –
lässt sich zur Zeit in Griechenland feststellen.
So
ist es nun an der Zeit, dem Neid „adé“ zu sagen. Nicht ohne
Grund wird dieser in den Zehn Worten in 2. Mose 20, 17 als Sünde
angeprangert. Er ist zerstörerisch – für den einzelnen Menschen
und die ganze Gesellschaft. Statt noch mehr Umverteilung zu fordern,
täten wir gut daran, für die vielen Firmen in der Privatwirtschaft
dankbar zu sein, die den Reichtum für die Allgemeinheit einsetzen,
um noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen und mehr Umsatz zu erzeugen.
Und nicht vergessen, wie viele Menschen es gibt, die ihren privaten
Reichtum in Stiftungen einsetzen, um Armut, Hunger, Analphabetismus
und Hoffnungslosigkeit in der Welt zu bekämpfen.
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