Entfache die Flamme!
Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes
wieder anzufachen, die durch Auflegung meiner Hände in dir ist; denn
Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der
Kraft und der Liebe und der Zucht. So schäme dich nun nicht des
Zeugnisses von unserem Herrn, auch nicht meinetwegen, der ich sein
Gefangener bin; sondern leide mit [uns] für das Evangelium in der
Kraft Gottes. Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen
Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen
Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten
gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die
Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht
genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat
durch das Evangelium. (2.
Timotheus 1, 6 - 10)
Paulus schreibt an
Timotheus: Entfache die Flamme! Entfache das Feuer, das Gott in dich
gelegt hat! Lass es nicht ausgehen, sondern kämpfe immerfort darum,
dass du brennst und brennend bleibst im Dienst! Das ist die
Hauptaussage, der Hauptvers in diesem Abschnitt. Alles darum herum
dient zur Erklärung dieser Hauptaussage: Erstens warum Timotheus das
Feuer wieder entfachen soll, zweitens welche Konsequenzen das hat und
drittens wie das ganz praktisch geschieht. Deshalb werden wir heute
auch diese drei Fragen stellen und lassen unseren Text diese Fragen
beantworten.
A.) Warum soll
Timotheus das Feuer der Gabe entfachen?
Gott gab Timotheus eine
Geistesgabe. Wir verstehen diese Gaben heute sehr oft getrennt, da
gibt es die Gabe der Zungenrede und eine andere Gabe der Heilung und
wieder eine andere Gabe der Prophetie und so weiter. Wenn wir die
Bibel lesen, fällt auf, dass sie nicht so sehr zwischen den
einzelnen Gaben unterscheidet. Auch wenn eine Person verschiedene
Gaben zugleich bekommen hat, spricht die Bibel oft von der
Zusammensetzung dieser Gaben als von „der Gabe“. Timotheus war
Evangelist, Lehrer, Seelsorger und hatte die Aufgabe, die Gemeinde in
Ephesus zu leiten.
Gott hat ihm die Gaben
dafür gegeben. Er hatte alles was er dazu brauchte – doch das
schönste Geschenk nützt nichts, wenn man es nicht auspackt oder nur
auspackt und dann weglegt und vergisst. Was ist los mit dir,
Timotheus? Warum bist du so schnell bereit, all das Gute aufzugeben,
was Gott dir für den Dienst geschenkt hat?
1. Weil Timotheus eine
gute Herkunft hat
Ein erster Grund für die
Ermutigung, das Feuer wieder anzufachen, ist darin zu finden, dass
Timotheus eine gute Herkunft hat. Erinnern wir uns daran, dass
Timotheus im Haus einer gläubigen Mutter und Großmutter
aufgewachsen ist. Paulus weiß, wie Timotheus aufgewachsen ist und
wie er von frühester Kindheit gelernt hat, was Gott uns sagen will.
Unser Wissen, unsere Kenntnis können die Gaben nicht ersetzen, aber
die Frucht davon vermehren. So ist also die solide, gute, tiefe und
intime Kenntnis von Gottes Wort wie ein Dünger, der Nährstoffe
enthält, sodass die Früchte der Gaben mehr Wachstum bringen.
2. Weil Timotheus eine
Aufgabe bekommen hatte
Paulus hatte Timotheus
die Hände aufgelegt und ihm dadurch eine Aufgabe, ein Amt,
übergeben. Je größer unsere Verantwortung ist, desto wichtiger ist
es, dass wir unsere Flamme am Brennen halten. Je mehr Menschen wir um
uns haben, mit denen wir unser Leben teilen, desto größer die
Notwendigkeit, uns beständig diesem Feuer zu widmen und dafür zu
sorgen, dass es am Brennen bleibt. Wenn wir eine Familie haben, so
brauchen wir die Kraft, Weisheit und Hilfe Gottes dabei. Wenn wir
Kinder haben, brauchen wir Gottes Reden in diesen Aufgaben. Wenn wir
ein Rangers-Team haben, brauchen wir Gottes Hilfe und Kraft, um diese
Aufgabe richtig zu machen. Deshalb: Timotheus, lass dein Feuer nicht
ausgehen!
3. Weil Gott uns nicht
einen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat.
Da lesen wir es: Denn
Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben. Die
Furchtsamkeit nimmt uns den Blick von Gott weg und lenkt ihn auf uns
selbst. Und der Blick, der sich auf uns selbst richtet, nimmt Gott
die Ehre. Wir fangen an, nach unseren menschlichen Möglichkeiten und
Dimensionen zu denken, leben und handeln. Wir vertrauen nicht mehr
auf Gottes Größe, sondern nur noch auf unser eigenes Häuflein
Kraft. Vielleicht bitten wir Gott trotzdem noch hin und wieder um
Hilfe, aber so recht vertrauen wir nicht, sondern haben lieber noch
den Plan B bereit.
Furchtsamkeit,
Enttäuschung und Einschüchterung führen dazu, dass unser Feuer
zurückgeht. Aber Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit
gegeben. So lange wir hier in dieser Welt leben, wird es immer wieder
Situationen geben, wo wir unter Druck kommen. Es werden menschliche
Vorstellungen aufeinanderprallen, es müssen schwierige
Entscheidungen getroffen werden, von denen wir nicht alle Komponenten
kennen, und so weiter. Das führt uns in einen Druck. Und die Frage
ist hierbei immer, wie wir mit diesem Druck umgehen.
Jesus sagte in Joh.
16,33: „In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber siehe, ich habe
die Welt überwunden.“ Luther übersetzte hier „Bedrängnis“
mit „Angst“ und meinte damit die Dinge, die uns Angst machen. Es
war Jesus also auch klar, dass wir immer wieder mit Dingen
konfrontiert werden, die uns Angst machen. Das Wort, das hier mit
„Bedrängnis“ übersetzt wird, das ist „thlipsis“. Die
thlipsis ist im Griechischen der Druck gewesen, der
eine Säule auf ihr Fundament drückt und ihr damit die Stärke gab,
um auch den Stürmen zu trotzen. Je schwerer das Dach, desto größer
der Druck und desto stärker und unbeweglicher war die Säule.
Wenn wir in solchen Druck
geraten, dann fühlen wir uns am ehesten nach Weglaufen, nach
Verstecken, nach „ab ins Bett und die Decke über den Kopf ziehen“.
Das ist die normale Reaktion. Aber es gibt auch noch eine
Alternative. Diese Alternative zählt Paulus hier auf: Kraft, Liebe
und Selbstbeherrschung.
Timotheus, wenn du ein
einfaches, sorgloses, unscheinbares und unauffälliges Leben haben
willst, dann tu das, wonach du dich fühlst. Dann lass deine Gaben
bleiben, dann lass dein Geschenk im schönen Geschenkpapier und gib
dich deiner Menschenfurcht hin. Wenn du aber Christus nachfolgen
möchtest, dann musst du wissen, dass ein Jünger nichts Besseres ist
als sein Meister. Er hat nämlich gesagt in Markus 8, 34 – 35: „Wer
Mir nachkommen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir
nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer
aber sein Leben verliert um Meinetwillen und um des Evangeliums
willen, der wird es retten.“
Das sind klare Worte. Aber so ist es nun mal, das Leben mit Jesus. Es
kostet uns alles.
So kommen wir zur zweiten
Frage:
B.) Welche
Konsequenzen hat das?
Nicht einen Geist
der Furchtsamkeit
Wir haben bereits
gesehen, dass Paulus hier schreibt, dass Gott uns keinen Geist der
Furchtsamkeit gegeben hat, sondern der Kraft, der Liebe und der
Selbstbeherrschung. Kraft, Liebe, Selbstbeherrschung, das sind drei
Dinge, die gegen die Furchtsamkeit kämpfen. Es geht nämlich gerade
nicht darum, so zu tun, als ob wir keinem Druck mehr ausgesetzt
wären. So zu tun wäre nämlich fatal. Es ist klar, dass wir immer
wieder in diesen Druck reinkommen. Aber sobald das geschieht, haben
wir zwei Möglichkeiten, wie wir reagieren wollen. Entweder wir
reagieren mit Furchtsamkeit, wie es ganz natürlich ist, oder wir
erinnern uns, dass Gott uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit
gegeben hat und reagieren stattdessen mit Kraft, Liebe und
Selbstbeherrschung. Zusammengefasst könnte man diese drei
Eigenschaften mit „Mut“ wiedergeben. Mut ist die goldene Mitte
zwischen Feigheit und Tollkühnheit.
Weil der Mensch, der Gott
dient, sich nicht mehr als ein auf sich selbst Geworfener sehen muss,
also einer, der sich auf sich selbst verlassen muss, kann er in der
Kraft Gottes vorangehen. Die Kraft Gottes hat immer mit einem Auftrag
zu tun. Sie kommt dort zu Hilfe, wo der Mensch bereit ist, Gott zu
gehorchen.
Liebe
Die Liebe, von der Paulus
hier schreibt, ist die Agape-Liebe, die Liebe, die sich verschenkt.
Diese Liebe sucht das Beste für die Person, die man liebt. Auch
dann, wenn das Beste nicht unbedingt so lieb klingt. Aber die Liebe
bleibt bei der Wahrheit und gibt trotzdem nie auf. Wer liebt,
investiert seine Zeit, seine Kraft, seine Geduld, sein Geld, sein
Vorbild, alles zusammen in die geliebte Person. Auch unsere Ehre sind
wir bereit, in die Beziehung zu investieren, unseren guten Ruf und
Namen. → Bsp.: Wir möchten, dass die geliebte Person lernt,
Vergebung zu leben. Was tun wir? Wir leben Vergebung vor!!!
Selbstbeherrschung
Selbstbeherrschung oder
„Zucht“ bedeutet, sich nicht sofort dem hinzugeben, wonach man
sich fühlt. Zuerst innehalten, prüfen, überlegen, beten, dann
handeln.
Bereitschaft zum
Leiden fürs Evangelium
Leiden? Moment mal, das
klingt nicht gut. Kann ich mir das nochmal einen Moment überlegen?
Nun, Timotheus, du hast den Weg gewählt und da gibt es
kein Zurück mehr. Aber immer mehr Leute haben heute Mühe mit diesem
Gedanken. Schon nur vom Kreuz von Christus zu sprechen, der wie ein
Verbrechen hingerichtet wurde, um so unsere Schuld zu bezahlen, das
wird immer unbeliebter. So gibt es immer mehr Versuche, die Botschaft
vom Kreuz umzudeuten. Da wird zum Beispiel ein französischer
Theologe aus dem Mittelalter zitiert, der meinte, Jesus sei nicht
gestorben, um unsere Sünden zu besiegen, sondern nur um uns
vorzuleben, wie echte Liebe aussieht und dass sie bereit sei, für
den Geliebten zu sterben. Ja, wir leben in einer Zeit, in der das
Evangelium ganz ganz unbeliebt ist. Weil immer mehr Theologen die
menschliche Schuld vor Gott in Frage stellen, weichen auch immer mehr
evangelikale Bibellehrer zurück. Sie haben sich der Furchtsamkeit
hingegeben. Sie schämen sich des Evangeliums und reden deshalb umso
mehr von Umgestaltung und von Transformation der Gesellschaft, von
der Lösung der sozialen Frage und so weiter.
Es ist klar, dass die
Botschaft von Jesus und vom Kreuz Menschen verändert. Gar keine
Frage. Aber wir dürfen niemals damit aufhören, vom Kreuz zu reden
und stattdessen versuchen, das was Jesus uns von der Ewigkeit
versprochen hat, hier auf der Erde zu errichten.
C.) Wie können wir
ganz praktisch Öl ins Feuer gießen?
Erinnere dich an
deine Herkunft
Timotheus,
ich kenne deine Herkunft, und die ist gut. Ich habe gesehen, welch
einen tiefen Glauben deine Mutter und Großmutter hatte. Ich habe
gesehen, mit wie viel Treue sie dich Tag für Tag dazu gebracht
haben, ganze Abschnitte der Bibel auswendig zu lernen, damit du sie
kennst. Ich habe gesehen, mit welcher Freude und welch tiefem Glauben
du mir gefolgt bist und mir geholfen hast. Du hast mich begleitet,
und ich durfte auch ein Stück von deiner Herkunft werden. Erinnere
dich an das, was du von Gott gehört, gesehen und erlebt hast. All
das hat dich geprägt. Deshalb lass dich jetzt nicht von dieser
fiesen Einschüchterungstaktik verwundet und unbrauchbar machen.
Erinnere dich an das, was geschehen ist, danke dafür und lobe Gott
für alles, was Er dir in der Vergangenheit getan hat.
2. Erinnere dich an
deine Aufgabe
Manchmal
müssen wir uns bewusst machen, dass wir unsere eigene Last und
Aufgabe haben und nicht auch diejenige von 100 anderen Leuten dazu
auch noch. Wir müssen nicht immer jedem gefallen, und manchmal auch
Dinge zurückstellen, weil sie uns von dem abhalten, wozu Gott uns
begabt und beauftragt hat.
Timotheus,
erinnere dich daran, wie ich, Paulus, dein geistlicher Vater, dir die
Hände aufgelegt und für dich gebetet habe. Wie ich dich in deinen
Dienst eingesetzt habe und wie du dadurch die guten Fähigkeiten und
Gaben bekommen hast, um deine Aufgabe treu zu tun. Erinnere dich an
das, wozu Gott dich berufen hat. Sei es in der Familie, am
Arbeitsplatz, in der Gemeinde, in der Gesellschaft, überall haben
wir unseren Platz und unsere Aufgaben. Für die sind wir zuständig.
Und für das, was nicht unser Bereich ist, gibt es andere, die dafür
zuständig sind. Wenn wir uns auf das Wichtige konzentrieren, hilft
das sehr, das Wichtige auch anzupacken. In der Kraft, der Liebe und
der Selbstbeherrschung.
3. Erinnere dich an
deine Hoffnung
Nachdem wir uns an das erinnert haben, was war, nämlich unsere
Herkunft, unsere Vergangenheit, und nachdem wir uns an das erinnert
haben, was wir jetzt haben, unsere Aufgabe hier auf der Erde, kommt
das dritte und stärkste Element: Erinnere dich an das, was uns der
Herr Jesus für die Zukunft versprochen hat. Es gibt nämlich kein
solideres Fundament als die Hoffnung von uns, die wir Jesus
nachfolgen. Lesen wir, was Paulus dazu schreibt in den Versen 9 und
10: „Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf,
nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen
Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten
gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die
Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht
genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat
durch das Evangelium.“
Das Fundament für unsere Errettung, Erlösung, Berufung und unser
ewiges Leben bei Gott in der Ewigkeit steht nicht auf etwas, was wir
tun könnten, sondern einzig und allein auf dem göttlichen Plan, der
dort anfängt, bevor Gott die Himmel und die Erde geschaffen hat. Du,
Timotheus, du bist ein Teil von Gottes Plan, der schon vor Adam
und Eva bestanden hatte.
Dieser
Plan beruht auch nicht auf irgend etwas, was wir jemals hätten tun
können, sondern ganz einfach auf Gnade. Gnade ist ein Geschenk das
man unverdient bekommt. Man kann es weder verdienen noch jemals
abarbeiten. Es ist einfach da. Und wir dürfen es in Empfang nehmen,
auspacken und brauchen.
Timotheus,
sei bereit, an der Verkündigung vom Evangelium, an der
Bekanntmachung von diesem wunderbaren Geschenk, mitzuarbeiten, nimm
du den Stab in die Hand, den ich dir mit diesem Brief weiter-reiche.
Entfache die Flamme, denke darüber nach, wie wunderbar diese Gnade
ist und lass dieses Geschenk zum Öl werden, das dein Feuer wieder
auflodern lässt. Und denke dran, wenn es zum nächsten Mal wieder
auf Sparflamme brennt: Erinnere dich!
(Predigt vom 13.01.2013)
(Predigt vom 13.01.2013)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen