Gestern habe ich den
Begriff des „moralistisch-therapeutischen
Deismus“ vorgestellt. In einem späteren Kapitel seines Buches
„Soul Searching – The Religious and Spiritual Lives of American
Teenagers“ versucht Christian Smith, konstruktive Lösungsansätze
zu entwickeln. Er kommt zu folgenden Schlüssen (Übersetzung jeweils von mir):
„Die beste Art, um
die meisten Jugendlichen stärker und ernsthafter in Bezug auf ihre
Glaubensgemeinschaft miteinbezogen zu bekommen, besteht darin, ihre
Eltern stärker und ernsthafter in Bezug auf ihre
Glaubensgemeinschaft miteinzubeziehen. Für Jahrzehnte bestand in
vielen religiösen Traditionen die vorherrschende Art der
Jugendarbeit darin, die Teenager von ihren Eltern wegzuziehen. In
manchen Fällen haben Jugendpastoren sogar begonnen, die Eltern als
Feinde zu betrachten. Es gibt ohne Zweifel eine Zeit und einen Platz
für Situationen und Aktivitäten nur unter Teenagern; doch unsere
Erkenntnisse zeigen, dass insgesamt eine Jugendarbeit am besten im
größeren Kontext einer Familienarbeit betrieben wird, dass Eltern
als unverzichtbare Partner in der religiösen Formung der Jugend
betrachtet werden müssen.“ (S. 267)
„Eltern und
Glaubensgemeinschaften sollten sich nicht davor scheuen, Teenager
zu lehren. Erwachsene zögern nicht, Teenager anzuweisen und von
ihnen bestimmte Dinge zu erwarten, wenn es um Schule, Sport, Musik
und mehr geht. Aber es scheint eine merkwürdige Zurückhaltung unter
Erwachsenen zu geben, Teenager zu belehren, wenn es um den Glauben
geht. Erwachsene scheinen häufig nicht mehr zu tun wollen, als
Teenager mit dem Glauben in Kontakt zu bringen. Viele Erwachsene
scheinen uns beinahe eingeschüchtert zu sein von Teenagers, sie
haben Angst davor, als „uncool“ gesehen zu werden. Und es
scheint, dass viele Jugendmitarbeiter unter einem großen Druck
stehen, die Teenager zu unterhalten. Tatsächlich jedoch glauben wir,
dass die meisten Teens belehrbar sind, auch wenn sie selbst das nicht
wirklich wissen oder sich anmerken lassen, dass sie interessiert
seien.“ (S. 267)
„Drittens scheint es
uns, dass religiöse Erzieher viel stärker an der Artikulation
arbeiten müssen. Wir waren erstaunt, zu realisieren, dass es für
viele der Teens, die wir interviewten, schien, als ob unser Interview
das erste Mal war, dass irgend ein Erwachsener sie überhaupt gefragt
hätte, was sie glaubten. Im Gegensatz dazu konnten sich dieselben
Teenagers erstaunlich gut zu anderen Themen äußern, in denen sie
ausgebildet wurden, wie etwa das Trinken [von Alkohol], Drogen,
Geschlechtskrankheiten und Empfängnisverhütung. Es war auch
überraschend, wie viele christliche Teens zum Beispiel sich dabei
wohl fühlten, allgemein über Gott zu reden, aber nicht spezifisch
über Jesus.“ (S. 267)
Religiöse
Gemeinschaften sollten sorgfältiger darüber nachdenken und auch der
Jugend helfen, darüber nachzudenken, was die Unterschiede sind
zwischen (1) ernsthaftem, gut verständlichem, persönlich
überzeugtem und gemeinschaftlichem Glauben gegenüber (2)
respektvollem, bürgerlichem Diskurs im pluralistischen öffentlichen
Bereich gegenüber (3) anstößigem, offensivem Reden über den
Glauben, der lediglich die Leute abstößt. Die meisten Teens in den
USA halten sich eifrig an das Zweite und verzichten auf das Dritte
von diesen. Aus einem allgemeinen Mangel an Unterscheidung zwischen
diesen dreien scheint es, dass das Erste oft verloren geht.“
(S. 268)
„Glaubensgemeinschaften
würden auch gut daran tun, so denken wir, sich bewusst zu werden,
dass eine primär instrumentalistische Sicht vom Glauben ein
zweischneidiges Schwert ist. Für viele Eltern sind die religiösen
Gemeinschaften gut und wertvoll, weil sie in ihren Kindern gute
Ergebnisse erzielen. Viele Gemeinden scheinen daraus Kapital zu
schlagen, um an Familien von Kindern und Jugendlichen zu appellieren.
Es ist eine empirische Tatsache, dass Jugendliche, die im Glauben
engagiert sind, im Leben weiter kommen als Jugendliche, die nicht im
Glauben engagiert sind, und zwar aus verschiedenen Gründen. Das kann
ermutigend sein für Gläubige. Aber das zur hauptsächlichen
Legitimation des Glaubens zu machen, verkommt leicht zu einer
„Gemeinde-ist-gut-weil-sie-hilft-meinem-Kind-von-den-Drogen-wegzubleiben-und-die-Benutzungsrate-der-Sicherheitsgurte-erhöht“-Mentalität.“
(S. 270)
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