Bekenntnisse des
heiligen Augustinus. Ungekürzte Ausgabe nach der Übersetzung von O.
Bachmann, Atlas-Verlag Köln 1956
Heute wieder ein Griff in
die Bibliothek der Weltliteratur und ein weiteres Buch, das es wert
ist, auch heute noch gelesen zu werden. Die Bekenntnisse von
Augustinus sind wohltuend ehrlich und realistisch in unserer Zeit der
stumpfsinnigen Gleichgültigkeit gegenüber der Sünde im Leben.
Augustinus schrieb keine Autobiographie, denn er geht nicht auf alle
Zeiten seines Lebens ein. Auch sind es keine Memoiren, denn sie
wurden mitten im Leben geschrieben. Es ist vielmehr eine Sammlung von
Rückblicken auf sein Leben, die er mit zwei Dingen verbindet:
Erstens mit dem Lobpreis Gottes, der ihn gerettet, erlöst, befreit
hat aus den Ketten der Sünde, ihm die Augen für die Wahrheit
geöffnet und sein Herz mit Liebe zu Gott erfüllt hat, aber auch
eine entwaffnend ehrliche und realistische Sicht auf die Sünde, die
sein Leben so ruiniert hat, bevor er von Gott bezwungen wurde.
Augustinus kam am 13.
November 354 in Thagaste (im heutigen Algerien) zur Welt. Seine
Mutter Monica war Christin, die ihn so zu erziehen versuchte. Er
hatte in der Zeit seiunes Studiums eine große Abneigung gegen die
griechischen Philosophen, wie er in den Bekenntnissen bezeugt. Er
studierte Rhetorik und wurde dann selbst Lehrer. In dieser Zeit
führte er ein ausschweifendes Leben und wandte sich dann dem
Manichäismus zu. Das war eine pseudochristliche gnostische Religion,
die von einem starken Dualismus geprägt war: In der Welt herrscht
ein Kampf zwischen dem Licht und der Finsternis. Das Licht ist in der
Gefangenschaft der Finsternis und das Leben der Menschen spielt dabei
eine Rolle, um das Licht aus dieser Gefangenschaft zu befreien. Nebst
den Menschen, die keine Manichäer sind, gibt es zwei Arten von
Menschen: Die Hörer und die Erwählten. Die Erwählten müssen immer
ganz streng asketisch leben (kein Sex, reiner Vegetarismus, kein
Alkohol, keine manuelle Arbeit, etc.), die Hörer nur am Sonntag.
Durch dieses asketische Leben kann der Mensch mithelfen, das Licht zu
befreien, bis es irgendwann ganz frei sein wird.
Augustinus ist also
Lehrer der Rhetorik und Anhänger des Manichäismus. In diese Zeit
fällt eine schwere Krankheit, die sowohl körperlich als auch
psychisch zu begründen ist. Er stand immer unter Druck, als
Manichäer Gott durch ein asketisches Leben gefallen zu wollen, aber
er merkt, wie er es nicht schafft. Er muss seinen Beruf aufgeben und
beschließt, sich noch mehr dem Dienst Gottes zu widmen. Mit den
Worten von Römer 13, 13 – 14 wird Augustinus nun endlich zum einen
Gott der Bibel bekehrt. Als er seiner Mutter davon erzählt, freute
sie sich: „Wir erzählten ihr, wie es geschehen war; sie jubelte
und triumphierte, und sie pries dich, der überschwenglich mehr tun
kann über alles, das wir bitten oder verstehen, da sie sah, dass ihr
von dir weit mehr gewährt worden war, als sie in ihrem Jammer und
ihren Tränen zu bitten pflegte.“ (S. 131)
In einem ähnlichen Stil
ist das ganze Buch als eine Zwiesprache mit Gott aufgebaut, das
überall von Lobpreis und Gebeten, Danksagungen und Bitten
durchdrungen ist. Etwa so: „Erhöre, o Gott, mein Gebet, dass
meine Seele nicht müde werde unter deiner Zucht und dass ich nicht
lass werde im Bekenntnis deines unendlichen Erbarmens, durch welches
du mich von allen Irrwegen abgebracht hast, dass du mir süßer wirst
als alle Verführungen, denen ich folgte, dass ich dich liebe mit
allen Kräften und deine Hand erfasse mit ganzem Herzen und du mich
entreißest aller Versuchung bis ans Ende. Denn dir, o Herr, mein
König und mein Gott, deinem Dienste sei gewidmet, was ich als Knabe
Nützliches erlernte, was ich spreche, schreibe, lese und zähle;
wenn ich Eitles erlernte, züchtigtest und vergabst du mir meine
sündhafte Lust an solcherlei Eitelkeiten. Und ich lernte durch sie
wohl viel nützliche Worte, die aber auch ohne eitle Dinge erlernt
werden können, und das ist der sichere Weg, auf dem die Knaben
wandeln sollten.“ (S. 17 - 18)
Wer das Buch noch nicht
gelesen hat, sollte dies unbedingt noch nachholen. Ich wünschte mir,
dass mehr Bücher in diesem Stil geschrieben würden. Mit so viel
Gottes- und Selbsterkenntnis, so viel Ehrlichkeit und mit einem
Herzen, das vom Gotteslob überfließt.
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