Montag, 17. November 2014

Bibliothek der Weltliteratur 4: Bekenntnisse von Aurelius Augustinus

Bekenntnisse des heiligen Augustinus. Ungekürzte Ausgabe nach der Übersetzung von O. Bachmann, Atlas-Verlag Köln 1956

Heute wieder ein Griff in die Bibliothek der Weltliteratur und ein weiteres Buch, das es wert ist, auch heute noch gelesen zu werden. Die Bekenntnisse von Augustinus sind wohltuend ehrlich und realistisch in unserer Zeit der stumpfsinnigen Gleichgültigkeit gegenüber der Sünde im Leben. Augustinus schrieb keine Autobiographie, denn er geht nicht auf alle Zeiten seines Lebens ein. Auch sind es keine Memoiren, denn sie wurden mitten im Leben geschrieben. Es ist vielmehr eine Sammlung von Rückblicken auf sein Leben, die er mit zwei Dingen verbindet: Erstens mit dem Lobpreis Gottes, der ihn gerettet, erlöst, befreit hat aus den Ketten der Sünde, ihm die Augen für die Wahrheit geöffnet und sein Herz mit Liebe zu Gott erfüllt hat, aber auch eine entwaffnend ehrliche und realistische Sicht auf die Sünde, die sein Leben so ruiniert hat, bevor er von Gott bezwungen wurde.

Augustinus kam am 13. November 354 in Thagaste (im heutigen Algerien) zur Welt. Seine Mutter Monica war Christin, die ihn so zu erziehen versuchte. Er hatte in der Zeit seiunes Studiums eine große Abneigung gegen die griechischen Philosophen, wie er in den Bekenntnissen bezeugt. Er studierte Rhetorik und wurde dann selbst Lehrer. In dieser Zeit führte er ein ausschweifendes Leben und wandte sich dann dem Manichäismus zu. Das war eine pseudochristliche gnostische Religion, die von einem starken Dualismus geprägt war: In der Welt herrscht ein Kampf zwischen dem Licht und der Finsternis. Das Licht ist in der Gefangenschaft der Finsternis und das Leben der Menschen spielt dabei eine Rolle, um das Licht aus dieser Gefangenschaft zu befreien. Nebst den Menschen, die keine Manichäer sind, gibt es zwei Arten von Menschen: Die Hörer und die Erwählten. Die Erwählten müssen immer ganz streng asketisch leben (kein Sex, reiner Vegetarismus, kein Alkohol, keine manuelle Arbeit, etc.), die Hörer nur am Sonntag. Durch dieses asketische Leben kann der Mensch mithelfen, das Licht zu befreien, bis es irgendwann ganz frei sein wird.

Augustinus ist also Lehrer der Rhetorik und Anhänger des Manichäismus. In diese Zeit fällt eine schwere Krankheit, die sowohl körperlich als auch psychisch zu begründen ist. Er stand immer unter Druck, als Manichäer Gott durch ein asketisches Leben gefallen zu wollen, aber er merkt, wie er es nicht schafft. Er muss seinen Beruf aufgeben und beschließt, sich noch mehr dem Dienst Gottes zu widmen. Mit den Worten von Römer 13, 13 – 14 wird Augustinus nun endlich zum einen Gott der Bibel bekehrt. Als er seiner Mutter davon erzählt, freute sie sich: „Wir erzählten ihr, wie es geschehen war; sie jubelte und triumphierte, und sie pries dich, der überschwenglich mehr tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen, da sie sah, dass ihr von dir weit mehr gewährt worden war, als sie in ihrem Jammer und ihren Tränen zu bitten pflegte.“ (S. 131)

In einem ähnlichen Stil ist das ganze Buch als eine Zwiesprache mit Gott aufgebaut, das überall von Lobpreis und Gebeten, Danksagungen und Bitten durchdrungen ist. Etwa so: „Erhöre, o Gott, mein Gebet, dass meine Seele nicht müde werde unter deiner Zucht und dass ich nicht lass werde im Bekenntnis deines unendlichen Erbarmens, durch welches du mich von allen Irrwegen abgebracht hast, dass du mir süßer wirst als alle Verführungen, denen ich folgte, dass ich dich liebe mit allen Kräften und deine Hand erfasse mit ganzem Herzen und du mich entreißest aller Versuchung bis ans Ende. Denn dir, o Herr, mein König und mein Gott, deinem Dienste sei gewidmet, was ich als Knabe Nützliches erlernte, was ich spreche, schreibe, lese und zähle; wenn ich Eitles erlernte, züchtigtest und vergabst du mir meine sündhafte Lust an solcherlei Eitelkeiten. Und ich lernte durch sie wohl viel nützliche Worte, die aber auch ohne eitle Dinge erlernt werden können, und das ist der sichere Weg, auf dem die Knaben wandeln sollten.“ (S. 17 - 18)

Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte dies unbedingt noch nachholen. Ich wünschte mir, dass mehr Bücher in diesem Stil geschrieben würden. Mit so viel Gottes- und Selbsterkenntnis, so viel Ehrlichkeit und mit einem Herzen, das vom Gotteslob überfließt.

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