Wie
gehen wir damit um, wenn wir beginnen, zu zweifeln? Was, wenn
plötzlich unser ganzer Glaube in Frage gestellt wird? Was, wenn
Menschen, die uns wichtig sind, auf einmal mit ganz vielen Fragen und
Zweifeln ankommen? Oder was, wenn wir in einem Gespräch mit einem
Menschen mit einer anderen Weltanschauung Fragen gestellt bekommen,
auf die wir nicht sofort eine Antwort haben? Ist das ein Grund zur
Sorge? Nein, ist es nicht. Zweifel sind eine Chance – aber wie jede
Chance wollen sie genutzt werden. Zumeist werden die falschen Weichen
gestellt. Ich möchte drei falsche Wege aufzeigen, und am Schluss den
vierten, der nicht der einfachste ist, aber sich wirklich lohnt.
1.
Ablehnung und Verdrängung
„Zweifel
sind vom Teufel“, so hört man noch von Zeit zu Zeit. Allerdings
ist diese Redensart schon deutlich seltener anzutreffen wie in
früheren Zeiten. Die Folge davon ist, dass manche Menschen Angst vor
Zweifeln haben und sie versuchen zu verdrängen. Man trifft ab und zu
auf ganz subtile Verdrängungsmechanismen, die zum Beispiel so
lauten: „Zum Glück ist der Glaube für mich keine Kopfsache. Da
muss ich mir keine Gedanken machen.“ Oder es wird zu einem
Relativismus gegriffen: „Jeder kann glauben, was er will.“ Das
ist ja an sich nicht falsch, aber es führt doch immer wieder
dorthin, dass Menschen nicht bereit sind, über den Glauben
nachzudenken. Andere Menschen verzweifeln daran, dass der Glaube
angeblich nichts für den Kopf sei. Fakt ist: Der Glaube ist fürs
ganze Leben. Unser ganzes Denken, Fühlen, Wollen, Reden und Tun will
von ihm bestimmt sein.
2.
Resignation
Eine
heute häufig verbreitete Reaktion auf Zweifel ist Resignation.
Zweifel gehörten zum Glauben dazu, sonst würde es ja nicht Glaube
sondern Wissen heißen, so wird dann da oft argumentiert. Also wolle
man nicht sicherer sein als nötig, sondern sich irgendwie mit den
Zweifeln arrangieren. Doch diese ganze Argumentation ist falsch, weil
sie von einer falschen Definition des Glaubens ausgeht.
Biblischer Glaube bedeutet, jemandem oder etwas zu vertrauen, wenn
man dafür gute Hinweise aber nicht unbedingt Beweise hat, und
entsprechend danach handelt. Wenn ich ins Flugzeug steige, gibt es
keinen Beweis dafür, dass dieses eine Flugzeug nicht entführt und
in einen Wolkenkratzer geflogen wird. Trotzdem vertrauen wir darauf.
Wir lesen Gottes Wort und finden,
dass die Dinge, die darin beschrieben sind, zuverlässig sind.
Deshalb vertrauen wir Gott, dass Er unsere Erlösung voll und ganz
vollbracht hat.
3.
Vergötzung der Zweifel
Die
dritte falsche Reaktion geht noch einen Schritt weiter und Vertreter
dieser Reaktion meinen, es sei sogar gesund, Zweifel zu haben und
vielmehr noch, sie sorgsam zu pflegen und zu kultivieren. Hinter
dieser Reaktion steht der Gedanke, dass ein zu starker Glaube
intolerant machen würde, und die Zweifel deshalb eine Balance zur
Stärke des Glaubens halten sollten. Dies mag für manche Religionen
zutreffen, aber ein christlicher Glaube wird gerade dadurch tolerant,
dass er stark ist, denn wer den biblischen Gott liebt, kann nicht
anders als die Mitmenschen auch zu lieben. Allerdings muss man
natürlich zugeben, dass es einigen Missbrauch dieses Glaubens gab.
Die Frage, die sich stellt, ist nun, ob es sich deshalb lohnt, wegen
des Missbrauchs den richtigen Gebrauch zu begrenzen. Im großen
Ganzen gesehen wäre das kontraproduktiv, weil Menschen dann noch
vielmehr beginnen würden, die anderen falschen Reaktionen auf den
Zweifel zu verfolgen. Das würde im Endeffekt zu mehr Intoleranz
führen, denn gerade so genannte „Tolerante“ verhalten sich
besonders intolerant jenen gegenüber, die sie als intolerant sehen.
4.
Zulassen, überdenken, nachforschen, überwinden
Der
vierte und m.E. Beste Weg, um mit Zweifeln umzugehen, ist nicht der
einfachste. Er ist nicht von heute auf morgen beschritten.
Verdrängen, resignieren oder vergötzen ist viel einfacher und
schneller getan. Wir brauchen vor Zweifeln keine Angst haben. Wir
können sie als ein Werkzeug betrachten, das Gott gebraucht, um uns
zu stärken. Das Ziel sollte sein, sie irgendwann überwunden zu
haben und zur Seite legen zu können, wie einen Hammer, nachdem man
sich den Daumen rot und den Nagel in die Wand geschlagen hat. Wir
dürfen wissen, dass Menschen seit Jahrtausenden Zweifel gehabt
haben; und so haben sich viele Generationen mit denselben Fragen
beschäftigt, die wir uns auch heute noch fragen. Wir dürfen die
Bücher früherer Generationen befragen, aber auch anderer Menschen
in unserer eigenen Generation. Es ist wertvoll, einen Freund zu
haben, mit dem man darüber sprechen kann. Es ist nicht immer alles
einfach und so schnell beantwortet, wie wir uns das wünschen. Aber
es lohnt sich – und macht uns stärker im Glauben und Vertrauen in
Gott. Mit Fragen, die den Glauben betreffen, beschäftige ich mich
übrigens auch auf meinem zweiten
Blog, und lade dazu ein, mir dort Fragen zuzusenden, die sich
damit befassen.
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