Als
Gated Communities bezeichnet man schon länger Wohnkomplexe oder
-gebiete, die in sich geschlossen sind. Der Begriff bedeutet
übersetzt so etwas wie „eingezäunte Gemeinschaften“. Dabei
spielt es keine Rolle, worin der Zaun besteht. Manchmal werden solche
Wohnkomplexe durch Security überwacht, aber in den allermeisten
Fällen ergibt sich der Zaun von selbst. Im Ostberlin der DDR war das
Wohngebiet der Funktionäre der DDR ein solches abgeriegeltes
Wohngebiet. Wer drin war, kam nicht raus, und wer draußen war, kam
nicht rein. Außer man wurde zum Funktionär ernannt. Schulen,
Einkaufszentren, alles Notwendige war in diesem Gebiet.
Ein
anderer Zaun kann zum Beispiel auch das Einkommen, die politische
Einstellung oder die Hautfarbe sein. Wer gerne Filme schaut, dem wird
bestimmt schon aufgefallen sein, wie diese gepflegten Vorortgebiete
der oberen Mittelschicht eine besondere Rolle spielen. Dorthin zu
kommen ist der Traum der meisten Amerikaner, denn wer dort ein
hübsches Einfamilienhaus beziehen kann, der hat es zu was gebracht.
In diesen Filmen wird ganz bewusst mit diesem Traum gespielt. In den
Innenstädten gibt es ebenso homogene Straßen und Wohngebiete. Das
ganze Leben spielt sich zunehmend in diesen homogenen Kreisen ab.
Während ein Land nach außen hin immer vielfältiger aussieht,
geschieht innen das Gegenteil: Es entstehen viele homogene
Subkulturen, die unter sich bleiben.
Etwas
Ähnliches geschieht auch online. Während das Internet zahllose
Informationen bereitstellt, die einem ein Fenster zur ganzen Welt
bieten könnten, stellt sich heraus, dass das die meisten Menschen
überfordert. So viele Menschen, so viele Meinungen, so viele
Probleme, die erst durch die Globalisierung sichtbar werden. Der
Schutzmechanismus besteht für die meisten Menschen darin, sich in
„Gated Communities“ zu verschanzen. Wenn man von den Kulturen
überfordert ist, die man antrifft, dann zieht man sich lieber in die
wohlige, homogene Subkultur zurück. In den sozialen Medien, die
durchaus asozial werden können, sucht man sich den Freundes- oder
Bekanntenkreis nach Kriterien der Gemeinsamkeit aus. Wenn man alle
Fans von Sahra Wagenknecht und Frauke Petry, Claudia Roth oder Horst
Seehofer aus der Freundesliste gekickt hat, dann lebt es sich sehr
wohlig in der eingezäunten Blase der eigenen Selbstgenügsamkeit.
Das
Problem dabei ist das: Wenn man immer nur von Menschen umgeben ist,
welche die eigene Meinung bestätigen, geschieht in diesen
eingezäunten Kreisen automatisch eine Radikalisierung. Für andere
Sichtweisen ist man nicht mehr offen, da man beständig die
Bestätigung der Freunde bekommt. Unbemerkt schleicht sich in diese
Kreise eine stetige Radikalisierung ein, eine Spirale, die immerzu
weiter in diese Radikalisierung und Blindheit für alles andere
führt. Der Hass auf die andersdenkenden Menschen wächst. Man mag
nur noch die lauten Schreier; wer die anderen nicht mit möglichst
großer Häme oder Hass überhäuft, von dem lassen wir uns nichts
sagen. So konnte sich der frisch gewählte US-Präsident profilieren.
Gestern
kam in einem SWR2-Interview der Begriff der Anti-Politik auf. Auch
diese Anti-Politik hat eine Menge mit den „Gated Communities“ zu
tun. Die Frage ist: Wem vertrauen wir noch? Wer in einer solchen
Meinungsblase lebt, vertraut nur noch jenen, welche die eigene
Sichtweise bestätigen. Da sich die Politik jedoch von diesen Gated
Communities dadurch unterscheidet, dass sie sich ständig mit vielen
verschiedenen Meinungen und Wünschen auseinandersetzen muss, und
deshalb oft zu differenzierteren Ergebnissen kommt, verliert sie an
Vertrauen jener, welche sich in diese eingezäunten Gemeinschaften
zurückziehen. Wohin das führen wird, dürfen wir auch hier in
Europa bald sehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen