Nein,
heute geht es mir weder um die niedrige Geburtenrate – zumindest
nicht unter Menschen – noch um die demografischen Verschiebungen,
sondern um die deutsche Lobpreiskultur. War das Land Goethes,
Schillers, Luthers und Nietzsches viele Jahrhunderte lang für das
großartige kulturelle Schaffen bekannt und weitherum gerühmt,
befindet sich nun auch die deutsche Dichtung und Liedermacherei im
Abstieg. Drei Dinge sind es vermutlich, welche diese Entwicklung
beeinflussen: Der deutsche Selbsthass, der sich immer noch nicht
vergeben kann, was in den Generationen davor geschehen war und durch
den Versuch der schulischen „Aufarbeitung“ an jede neue
Generation weitervererbt wird und zugleich die Internationalisierung,
durch die das Englische immer mehr deutsches Texten verdrängt. Wer
im Ausland bekannt werden möchte, muss englische Lieder singen, um
verstanden zu werden. Ein dritter Grund wird wohl sein, dass sehr
viele Lieder aus dem Ausland importiert werden: von Hillsong aus
Australien, von der Bethel Church in Redding aus Amerika, und so
weiter. Und so geht die deutsche Lobpreiskultur Stück für Stück
unter. Doch, wie wir gesehen haben, brauchen wir dringend deutsche
singbare Lieder, die alle in der Gemeinde verstehen und von Herzen
mitsingen können.
Ein
Blick über die Grenze
Was
wäre, wenn jeder so sänge und Lieder schriebe, wie ihm „der
Schnabel gewachsen ist“? Das hat nichts mit „elitärem Denken“
zu tun, sondern wäre total authentisch. Und was wäre schlimm daran,
wenn die einen Lieder auf „guad schwäbisch gsunga“ würden und
andere, die sonst „platt schnacken“ oder „hessisch babbele“
auch ihre Herkunft in die Lieder einbrächten? Der Blick über die
südliche Grenze zeigt: Es kann funktionieren. Die Schweiz hat seit
einigen Jahren eine lebendige Mundartworship-Szene. Eine eigens dafür
eingerichtete Homepage
gibt Einblick in diese Lobpreiskultur – und meine langjährige
Erfahrung als Gemeindegänger in der Schweiz zeigt, dass auch Basler
mit berndeutschen Liedern etwas anfangen können. Die Reichweite
umfasst die ganze Schweiz, auch aus dem „Bündnarischa“
(Graubünden) und dem geografisch auf der anderen Seite gelegenen
Walliserisch finden sich Liedermacher mit ihren Songs. Die
sprachlichen Unterschiede sind auch in der Schweiz vergleichbar groß.
Und die Lieder werden in der ganzen Schweiz mit viel Freude gesungen
– wobei einzelne Worte oft leicht angepasst werden, was aber auch
niemanden stört.
Mut
zum alten Neuen
Was
es braucht, ist Mut. Mut, dazu zu stehen, wer man ist und woher man
kommt. Überwindung der Selbstverachtung und des Selbsthasses. Mut
zum Neuen, das so neu doch nun auch nicht ist. Die deutschen
Lobpreiser mit singbaren Liedern, die auch genügend bekannt sind, um
in ganz Deutschland gesungen zu werden, lassen sich an einer Hand
abzählen. Albert Frey, Arne Kopfermann, Lothar Kosse, Anja Lehmann,
die Outbreakband. Auch von diesen ist manches auf englisch statt auf
deutsch erschienen. Was es braucht, ist eine neue Generation von
Lobpreisern, die den Mut haben, aufzustehen, neue Lieder zu
schreiben, Gott zu ehren mit ihren Talenten und das Ganze in der
Sprache, die Gott ihnen in die Wiege gelegt hat. Es mag zwar „cool“
und „in“ sein, Fremdes zu übersetzen und zu reproduzieren, aber
Gott hat uns Menschen in Seinem Bild gemacht – zum Agieren und
nicht nur Re-Agieren.
Ein
Netzwerk von Lobpreisern
Ebenfalls
eine große Hilfe wäre ein Netzwerk von Menschen, die gemeinsam die
deutsche Szene des Lobpreises prägen, stärken und verändern
möchten. Wenn du jemand bist, für den das gilt, so möchte ich dich
ermutigen, mit anderen Lobpreisern Kontakt aufzunehmen. Vielleicht
ergibt sich dadurch eines Tages ein Netzwerk, in welchem der
Austausch, die gegenseitige Hilfestellung und so weiter gefördert
werden kann. Nicht jeder kann die „School of Worship“ in Bad
Gandersheim oder Ähnliches besuchen. Trotzdem kann man ein
solcher Lobpreiser sein. Ich möchte dich dazu ermutigen, dran zu
bleiben. Weiter zu machen. Weiter zu schreiben, zu singen, zu
spielen. Weiter nach Austausch zu suchen. Mich ermutigt da immer
wieder, zu sehen, wie viel Lobpreis es in der Ewigkeit geben wird:
Danach sah ich eine große
Menge Menschen, so viele, dass niemand sie zählen konnte. Es waren
Menschen aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen. Sie
standen in weißen Kleidern vor dem Thron und dem Lamm und hielten
Palmzweige in den Händen. Mit lauter Stimme riefen sie: »Der Sieg
gehört unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!« Alle
Engel standen im Kreis um den Thron und um die Ältesten und um die
vier mächtigen Gestalten. Sie warfen sich vor dem Thron zu Boden,
beteten Gott an und sprachen: »Das ist gewiss: Preis und
Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre, Macht und Stärke gehören
unserem Gott für alle Ewigkeit! Amen.« (Offenbarung 7, 9 - 12)
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