Gedanken
zum Lesen
Wir leben in einer Zeit,
in der wir mit einer zunehmenden Flut von Büchern, eBooks, PDFs,
Zeitschriften, Zeitungen, aber auch vielen anderen Medien überflutet
werden, die durch ihr Auftreten allesamt den Wunsch äußern, von uns
gelesen, gehört, oder sonst wie wahrgenommen zu werden. Ich bin eine
Leseratte, ein Bücherwurm. Schon als kleiner Junge hat es mich fast
„magisch“ zu den Bücherregalen hingezogen. In den letzten Tagen
habe ich mir vermehrt Zeit genommen, um meine Lesegewohnheiten unter
die Lupe zu nehmen, und möchte dazu ein paar Gedanken weitergeben.
1. Lesen mit einem
Ziel
Wenn wir lesen, dann geht
es zunächst einmal um uns selbst. Auch wenn es inzwischen schon den
Nebenjob des Rezensenten gibt, werden wohl doch nur wenige so viel
Zeit haben, um einfach nach Lust und Laune querfeldein zu lesen.
Davon abgesehen ist das auch nicht besonders sinnvoll, denn dadurch
gewöhnen wir uns ein Muster an, nach welchem wir bald dazu tendieren
werden, Bücher nur anzufangen und zum nächsten zu springen, bevor
wir überhaupt das erste beendet haben. Wir lesen also nicht für den
Autor, auch nicht für den Verlag, sondern für uns selbst. Und jeder
von uns steht an seinem individuellen Platz im Leben, hat seine
individuellen Stärken und Schwächen, sein bisheriges Wachstum,
seine aktuellen Fragen und blinden Flecke im Leben. Um Bücher so zu
nutzen, dass sie uns tatsächlich das größtmögliche weitere
Wachstum geben, tun wir gut daran, die Bücher nach diesen Themen
auszusuchen. Dazu hilft es, vielleicht auch mit Hilfe von Menschen,
die uns gut kennen, diese Themen zu finden und aufzuschreiben. Und
dann nach entsprechender Literatur zu suchen.
TL;DR: Es ist gut,
wenn wir die Bücher, die wir lesen, nach den Themen auswählen, die
für uns gerade wichtig sind.
2. Lesen mit klarem
Verstand
Jeder Autor kann immer
nur eine Art Stückwerk bieten. Niemand hat in allem die Wahrheit
voll erfasst. Jeder ist noch unterwegs dazu. Deshalb wird auch
niemand in einem Buch alles korrekt schreiben können. Jedes Buch
nebst der Bibel bedarf der Prüfung an Gottes ewig gültigem, ein für
alle Mal überlieferten Wort. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch
da alles prüfen und das Gute behalten. Gerade bei Büchern mit
Lebensberichten und sogenannten Zeugnissen ist große Vorsicht
geboten. Immer wieder kommen zum Beispiel Berichte von Menschen, die
behaupten, sie seien schon in der Hölle gewesen und danach – aus
welchem Grund auch immer – wieder zurückgekehrt seien. Es gibt auf
jeden Fall Visionen der Hölle, es gibt Nahtoderlebnisse, aber die
Bibel schließt von Grund auf aus, dass jemand in unserer Zeit
tatsächlich die Hölle besuchen und von dort wieder zurückkommen
kann. Wir brauchen bei jedem Buch die Möglichkeit, es am Maßstab
der Bibel zu messen und unter Umständen falsche Dinge klar
zurückzuweisen.
TL;DR: Beim Lesen
brauchen wir klaren Verstand und immer den Maßstab der Heiligen
Schrift, um alles Gelesene auf den Prüfstand zu stellen.
3. Lesen von neuen und
alten Texten
Ich habe hier auf einen sehr guten Text von C. S. Lewis hingewiesen, der
herausstellte, wie wichtig es sei, dass wir nicht nur neue Bücher
lesen, sondern auch alte. Mit neuen Büchern meine ich jetzt nicht
nur diejenigen ab 2010, sondern ich würde den Beginn unserer
momentanen Zeit ab etwa 1980 rechnen. Wir tun also gut daran, Bücher
zu lesen, die vor dieser Zeit geschrieben wurden, und zwar auch
welche, deren Autoren einige Zeit davor lebten. Die Schriften und
Bücher der Reformation und anschließend der englischen und
amerikanischen Puritaner, diejenigen der frühen Methodisten, des
deutschen Pietismus und der Heiligungsbewegung, aber auch der frühen
Jahre unserer Pfingstbewegung sind nicht nur lehrreich, sondern sehr
stärkend. Ich bin für mich persönlich stark von den Puritanern
beeinflusst. Die Bücher ihrer Zeit haben eine Tiefe, eine Klarheit
und ein Verständnis, das heute vielfach fehlt.
TL;DR: Wir brauchen
nicht nur (post)moderne Bücher, sondern tun gut daran, auch ältere
zu lesen.
4. Lesen zur
Selbsterbauung
Bücher sollen uns
helfen, im Glauben zu wachsen, im täglichen Leben Probleme zu lösen
und auf unsere zahlreichen Fragen Antworten zu geben. Daneben gibt es
aber auch Bücher, die uns helfen wollen, dass wir uns entspannen
können. Dazu dienen zum Beispiel Romane oder andere klassische
Literatur. Dazu ist es gut, wenn wir uns zweierlei Dinge bewusst
sind: Auf der einen Seite können wir nicht sagen, dass es Romane
gibt, die dem Gläubigen verboten sind. Auf der anderen Seite sollten
wir aber auch unserer Grenzen bewusst sein. Jeder „Input“, dem
wir ausgesetzt sind, wird uns in irgend einer Weise verändern.
Gerade für die erbauliche Literatur ist es wertvoll, auf ältere
Bücher zurückzugreifen. Diese haben bereits den Test der Zeit
überstanden. Sie sind von Generationen von Menschen gelesen worden
und haben trotz allem überlebt. So wurde zum Beispiel John Bunyans
Roman „Die Pilgerreise“ zum am zweithäufigsten verkauften Buch –
direkt nach der Bibel.
TL;DR: Lesen zur
Entspannung und Erbauung ist gut – dabei ist wichtig, dass wir uns
bewusst sind, welchen Einflüssen wir uns aussetzen wollen.
5. Lesen mit dem
Notizblock
Um den größtmöglichen
Gewinn aus dem Lesen herausholen zu können, braucht es etwas Arbeit.
Die wichtigste Regel für gewinnbringendes Lesen ist
Auseinandersetzung mit dem Gelesenen. Solange wir mit dem Inhalt nur
einverstanden sind und ihn abnicken, bleiben wir auf unserem Level
stehen. Meine Empfehlung wäre, beim Lesen immer einen Notizblock
dabei zu haben und wichtige Sätze und Gedanken daraus zu notieren.
Was es zumindest braucht, ist aktive Reflektion des Gelesenen, also
aktiv darüber nachdenken, weiterdenken, vergleichen, an der Bibel
prüfen, nach Analogien (Vergleichen) suchen, und – ganz wichtig –
nach Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung Ausschau halten. Erst
durch diese aktive Auseinandersetzung macht unser Gehirn etwas
wirklich Bleibendes: Es lernt. Deshalb ist es auch gut, ab und an mal
wieder ein Buch zu lesen, in welchem das Gegenteil behauptet wird. So
lernt man noch klarer zu prüfen und sich mit der Materie
auseinanderzusetzen.
TL;DR: Die aktive
Auseinandersetzung mit dem Gelesenen ist wichtig, deshalb ist es
hilfreich, sich zum Gelesenen Notizen zu machen und immer wieder
darüber nachzudenken.
6. Das Lesen der Bibel
ist unersetzlich
Manche Bücher können
tatsächlich eine Hilfe zum Verstehen der Bibel sein, aber sie können
niemals das Lesen der Bibel ersetzen. Dies gilt übrigens auch
Losungs- und Andachtsbücher. Dort werden häufig nur einzelne Verse
aufgelistet und im Falle von Andachtsbüchern auch erklärt. Dabei
fehlt jedoch etwas: Man verpasst dabei, die Bibel in ihrer Gesamtheit
kennenzulernen. In diesen Büchern wird immer nur ein sehr kleines
Spektrum der Bibel abgedeckt, eine ganze Menge geht verloren. Ich
habe mir zum Ziel gesetzt, in jedem Jahr einmal die Bibel ganz
durchzulesen. Dies ist bei drei Kapiteln pro Tag möglich. Wem dies
zuviel ist, kann es mit einem Kapitel pro Tag auch in drei Jahren
machen. Es ist einfach wichtig, dass wir auf diese Weise lernen, was
die Bibel alles zu sagen hat.
TL;DR: Die Bibel zu
lesen und zu kennen ist das Wichtigste. Wir sollten Andachtsbücher
nur als Mittel dazu nutzen, die Bibel jedoch in ihrer Gesamtheit
immer wieder von vorne bis hinten durchlesen.
7. Lesen, wenn zu
wenig Zeit ist
Was, wenn nun zu wenig
Zeit ist? Was wir mit unserer Zeit machen, ist immer eine Frage der
Priorität. Wenn es uns wichtig ist, unseren Verstand so zu schulen,
dass auch er zur Ehre Gottes genutzt werden kann, werden wir nicht
darum herum kommen, immer wieder zu lesen. Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass es gut machbar ist, pro Tag eine bestimmte Zeit –
etwa eine halbe Stunde – für solches aktives Lesen einzuteilen –
und dann auch dafür zu nutzen. Auf diese Weise kann man zwar nicht
innerhalb weniger Tage dicke Schmöker durchlesen, aber auf längere
Zeit verteilt kommt man so auch ans Ziel. Manchmal lohnt es sich
auch, die Prioritäten unserer Aktivitäten zu überdenken und neu
auszurichten. Dabei kann man sich etwa die Frage stellen, welchen
Stellenwert die sozialen Medien, der Fernseher oder das neue
Computerspiel haben sollen.
TL;DR: Um zum Lesen Zeit
zu finden, kann es nötig sein, Prioritäten neu zu ordnen. Bücher
können auch mit wenig Zeitaufwand pro Tag über längere Zeit hinweg
gelesen werden.
Was denkst Du zu diesen
Gedanken, lieber Leser? Welche der Tipps gefallen Dir gut, welche
vermisst Du? Gibt es Themen, zu welchen Bücher gesucht werden? Auf
Wunsch kann ich gerne mal mein stetig wachsendes Bücherregal
durchsuchen. Ich freue mich über jeden konstruktiven Kommentar!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen