Ab sofort werden meine Blogposts unter https://blog.jonaserne.net/ anzutreffen sein. Ich freue mich über jeden Leser, der mir da hin folgt. See ya there!
Sonntag, 26. November 2017
Montag, 20. November 2017
Buchtipp: Warum die Zeit verfliegt
Burdick,
Alan, Warum die Zeit verfliegt, Karl Blessing Verlag München, 1.
Aufl. 2017, Verlagslink
/ Amazonlink
Vielen
Dank an den Blessing-Verlag für das Rezensionsexemplar.
Alan
Burdick ist Journalist für den New Yorker und hat ein Buch über die
Zeit geschrieben. Er schreibt im Vorwort, dass ihm die Zeit schon
immer Mühe bereitet habe, und er sich deshalb den größten Teil
seines Lebens davor gedrückt habe, eine Uhr zu tragen (S. 17). Er
hat sich jedoch für das Phänomen Zeit interessiert und sich auf die
Suche gemacht, um herauszufinden, was die verschiedenen
Wissenschaften über die Zeit zu berichten haben. Er sucht Biologen
und Physiker auf, durchsucht Studien und macht Selbstversuche,
um hinter das Geheimnis der Zeit zu kommen.
Das
Buch ist gut gefertigt, der Umschlag entspricht dem schlichten
Umschlag des englischen Originals, einfach gehalten, beinahe
unscheinbar. Viel weißer Hintergrund mit zwei schwarzen Uhrzeigern.
Einerseits hebt sich diese Titelgestaltung wohltuend von vielen
überladenen Titeln anderer Bücher ab, andererseits läuft sie
Gefahr, gar nicht mehr wirklich wahrgenommen zu werden.
Burdick
macht sich auf die Suche nach der präzisesten Zeit der Welt. In
seiner Vorstellung muss das eine Uhr sein, welche die exakteste Zeit
angibt. In Paris findet er diese Zeit, doch nicht in Form einer Uhr,
denn es gibt weltweit eine ganze Reihe von Uhren, welche beständig
miteinander verglichen und durch Berechnung und Schätzung aneinander
angeglichen werden: „Die exakteste Uhr der Welt, die Koordinate
Weltzeit, wird von einem Komitee produziert. Das Komitee verlässt
sich dabei auf hoch entwickelte Computer und Algorithmen und den
Input von Atomuhren, doch die Metaberechnung, die leichte Bevorzugung
des Inputs der einen Uhr vor dem der anderen, wird letztendlich durch
die Debatten bedächtiger Wissenschaftler gefiltert. Zeit ist eine
Gruppe diskutierender Menschen.“ (S. 42)
Einen
großen Bereich des Buches nimmt das Thema Zeitwahrnehmung ein. Das
Leben ist von einem circadianen Rhythmus geprägt. Circadian heißt
„um den Tag herum“, was etwa so viel bedeutet, dass dieser
Rhythmus ungefähr 24 Stunden dauert. Viele Zellen unseres Körpers
funktionieren ungefähr circadian, wobei das Tageslicht, das in
unsere Augen fällt, immer wieder zum Taktgeber wird, der die
unzähligen Uhren in unserem Körper neu justiert und aufeinander
abstimmt.
Burdick
machte sich auch einmal auf die Reise in die Arktis, um
herauszufinden, „wie es sich dort anfühlt.“ (S. 106) Dort
ist im Sommer monatelang so etwas wie ein einziger Tag; die Sonne
geht nie unter, es wird höchstens ein etwas dunkleres oder helleres
Grau. Was hingegen geschieht, wenn der Körper nur noch Nacht um sich
herum hat, erfährt Burdick von den Schilderungen Michel Siffres, der
insgesamt dreimal über eine längere Zeit in einer Höhle gelebt
hat, um herauszufinden, wie er auf diese Umstellung reagiert. Auch er
empfand die Zeit wie „ein einziger langer Tag.“ (S. 131)
Doch als er wieder ins Freie kam, klagte er über ein „beschädigtes
Gedächtnis“ (ebd.), da er nicht mehr wisse, was er vor dem
letzten Mal schlafen gemacht habe.
Wir
Menschen nehmen Zeit als Aneinanderreihung von Momenten und als
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wahr. Doch wie lange ist
eigentlich die Gegenwart? Paul Fraisse etwa definierte 1957 die
Gegenwart als Zeit von ungefähr fünf Sekunden, weil diese Zeit
ausreiche, um einen kurzen Satz von 20 – 25 Silben auszusprechen
(vgl. S. 239) Leider verpasst Burdick die Chance, diese Definition
näher zu erläutern. Ich persönlich empfinde es als eine
ausgezeichnete Definition, denn diese Zeitspanne reicht auch aus, um
einen kurzen Satz zu verstehen oder einen einfachen Gedanken zu Ende
zu denken.
Wie
lange erscheint uns eine bestimmte Zeitdauer? Fünf Minuten im Kino
sind enorm schnell vorbei – dieselben fünf Minuten beim Zahnarzt
ziehen sich in die Länge wie ein Kaugummi. Interessante Experimente
haben weitere Kriterien ausfindig gemacht, welche dazu führen, dass
eine bestimmte Zeitdauer als länger oder kürzer wahrgenommen wird:
„Stellen Sie sich einen Punkt vor, der kurz auf dem
Computerbildschirm erscheint. Sie werden gebeten zu beurteilen, wie
lang die Dauer von 'kurz' war: Je heller der Punkt, desto länger
wird sie Ihnen erscheinen. Auch die Dauer eines größeren Punktes
wirkt länger als die Dauer eines kleineren, die eines bewegenden
länger als die eines stationären, die eines sich schnell bewegenden
Punkts länger als die eines sich langsam bewegenden, die eines
schnell flackernden länger als die eines langsam flackernden.“
(S. 272) Oder noch etwas alltäglicher formuliert: „Susan und
ich hatten eine Spielzeugwechselpolitik eingeführt, erhielten aber
bald eine Grundlektion in Zeitwahrnehmung: Für den Zwilling, der Das
Ding gerade nicht hat, dauert die Zeit, in der der andere es hat,
immer länger. Dauer liegt im Auge des Betrachters, nicht in dem des
Besitzers.“ (S. 324)
Jeder
Mensch hat jeden Tag 24 Stunden Zeit. Und doch: „Zeit ist das
Einzige, an dem es gefühlsmäßig jedem Menschen mangelt.“ (S.
402) Ich nicke. Und bin dankbar, dass Gott uns die Ewigkeit schenken
möchte.
Alan
Burdick hat es geschafft, ein Buch zu schreiben, das sich spannend,
wenn auch nicht ganz so leicht liest. Häufig gibt es Umbrüche
zwischen verschiedenen Fragen, die alles andere als glatt oder rund
sind. Es ist ein Buch, das trotz unkomplizierter Sprache viel
Aufmerksamkeit erfordert. Aber es ist sehr lesenswert, weshalb ich es
auch sehr empfehlen möchte. Wer sich für unsere menschliche
Wahrnehmung der Zeit interessiert, wird hier viele Antworten
bekommen. Und doch frage ich mich am Ende: Hat Burdick die große
Frage des Buches, warum die Zeit verfliegt, eigentlich beantwortet?
Er hat sich der Frage von vielen Seiten genähert, doch eine
letztgültige Antwort bleibt er dem Leser schuldig. Hat der Autor
eine? Gibt es überhaupt eine solche? Oder könnte es sein, dass der
Buchtitel gar nicht so viel mit dem Inhalt zu tun hat, sondern eher
versuchen soll, noch mehr Leser zu rekrutieren? Ich weiß es nicht,
aber ich bin dankbar, dass ich es gelesen habe. Es hat mir viel zu
denken gegeben.
Ich
gebe dem Buch fünf von fünf Sternen.
Montag, 6. November 2017
Nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum
Das
Reformationsjubiläum war ein totaler Flop. Millionen wurden für
nichts und wieder nichts in den Sand gesetzt. Ich habe mich dabei
gefragt, ob das einfach nur blinde Naivität war, oder ob es zu einer
Strategie gehört, dass man eine „Lutherdekade“ ausrief, um so
viel von Martin Luther zu plappern, bis keiner mehr den Namen hören
kann. So könnte man natürlich problemlos die Reformation in der
Senke verschwinden lassen: Wenn keiner mehr davon hören will, kann
man ja dann einfach davon schweigen, und auf Nachfrage immer darauf
verweisen, dass ja eh schon alles gesagt worden sei in dieser Dekade,
und dass es erst mal reiche. So könnten sich die Kirchen wieder
ihren politischen Agenden zuwenden, das Evangelium erneut vergessen
und wieder den Jakobus- gegen den Römerbrief ausspielen, Petrus
gegen Paulus, und Jesus gegen den ganzen Rest der Bibel. Das wäre
eine bequeme Lösung; so käme man Rom und der säkularen Welt immer
näher.
Ich
bin dafür, dass wir weiter von Martin Luther und der Reformation
reden. Ich bin dafür, dass wir die zahlreichen, auch durch die
Lutherdekade geschürten Vorurteile abbauen und für eine immer zu
reformierende Kirche kämpfen. Sie ist immer gemäß der Bibel zu
reformieren. Deshalb: Nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum. Ich
kann nicht schweigen von den großen Dingen, die Gott durch die
Reformation und viele darauffolgende Erweckungen getan hat.
Kirchengeschichte ist Erweckungsgeschichte, und dafür bin ich
unendlich dankbar. Ich bete weiter für Erweckung und Reformation –
zunächst brauchen wir Reformation, eine Rückkehr zur Bibel und zum
einfachen, kindlichen Vertrauen in Gottes Wort. Nach dem Jubiläum
ist vor dem Jubiläum: Wir dürfen jeden Tag Gott danken für alle
Gestalten der Kirchengeschichte, die – allesamt weit entfernt von
perfekt – von Gott mächtig gebraucht wurden, damit Menschen zum
lebendigen Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Und wir dürfen
den Stab aufnehmen und selbst darum ringen, diese Arbeit
fortzuführen. Immer gemäß dem ganzen, unbeschädigten und
unfehlbaren Wort Gottes, der Bibel.
Labels:
Erweckung,
Kirchengeschichte,
Lutherdekade,
Reformation,
Reformationstag
Samstag, 28. Oktober 2017
Buchtipp: Supermacht Wissenschaft
Jaeger,
Lars, Supermacht Wissenschaft – Unsere Zukunft zwischen Himmel und
Hölle, Gütersloher Verlagshaus, 1. Aufl. 2017, 413 S. Verlagslink
/ Amazon-Link
Vielen
Dank an das Gütersloher Verlagshaus für das Rezensionsexemplar.
Dr.
Lars Jaeger ist ein Autor, der sich viele Fachgebiete zu eigen
gemacht hat. Nach dem Studium der Physik, Mathematik und Philosophie
arbeitete er zunächst am Max-Planck-Institut für Physik komplexer
Systeme in Dresden, später kam er nach Zürich, wo er auf dem Gebiet
der Finanzbranche forschte, und vor einigen Jahren gründete er ein
Unternehmen für Investment- und Finanzdienstleistungen. Darüber
hinaus setzt er sich für mehr Transparenz in vielen Bereichen ein,
und ist auf der Suche nach Möglichkeiten der spirituellen
Dimensionen, welche das Leben und insbesondere die Wissenschaft
bieten.
Ich
war sehr gespannt auf das Buch, da es doch einige Bereiche meiner
Interessen abdeckt – und im großen Ganzen hat das Buch noch mehr
gehalten als ich erwartet hatte. Doch zunächst mal eins nach dem
anderen. Das Buch gliedert sich in drei Teile, und diese Aufteilung
ist sehr gut gelungen. Im ersten Teil hat man so eine Art Rundgang
durch die neuesten Forschungsergebnisse verschiedenster
wissenschaftlicher Disziplinen. Jaeger beschreibt das wie eine Art
„Safari“ (S. 16). Es ist so, als ob man neue Tierarten anschaut
und sich darüber freut. Im zweiten Teil geht es darum, was diese
Tierarten mit uns machen – dass wir im Prinzip schon kurz vor dem
Gefressenwerden sind. Und der dritte Teil ist eine Strategie, wie man
dem entkommen bzw. diese Tiere zähmen kann.
Mit
einem Rundumschlag von Quantentechnologie über Nanotechnologie,
Gentechnik und Künstliche Intelligenz bis hin zu neuen
Bewusstseinstechnologien steigt Jaeger gleich tief in die wichtigen
Themen unserer Zeit ein. Manches war mir schon bekannt, in anderen
Fällen wusste ich noch nichts über die allerneusten Entwicklungen
der Forschung. So konnte ich auch einiges Neues lernen. Einige Zeit
hatte ich ja die Entwicklungen um CRISPR verfolgt, doch die neusten
Entwicklungen darin waren mir noch nicht bekannt. Schließlich kann
sich nicht jeder um jedes Thema kümmern. Überhaupt ist das ein sehr
wertvoller Aspekt des Buches von Jaeger: Er versucht, diese Inhalte
der neueren Forschung leicht verständlich rüberzubringen, damit
sich jeder informieren und mitreden kann: „Nur wer informiert
ist, kann sich eine differenzierte Meinung bilden und zu einer
sinnvollen Gesetzgebung beitragen, die einerseits die Wohltaten der
Wissenschaft der Allgemeinheit zugänglich macht und andererseits die
Gesellschaft vor unerwünschten Auswüchsen des Forscherdrangs
schützt.“ (S. 55f.)
Das
erste Kapitel schließt mit dem Gedanken, der aus Goethes Ballade vom
Zauberlehrling stammt: Dieser ließ mit einer Zauberspruch einen
Besen Wasser holen, um baden zu können, doch plötzlich ist das Haus
unter Wasser gesetzt und unser Zauberlehrling hat den Spruch
vergessen, um dem ganzen Spuk ein Ende zu setzen. Nur sein Meister
kann ihn noch retten, indem er den „Knecht“ wieder in einen
reglosen Besen verwandelt. Die Frage, die sich mir hier nun stellt,
geht noch etwas weiter: In Goethes Ballade muss der Besen komplett
gestoppt werden. Der Zaubermeister gibt dem Besen keine Gesetzgebung
und lässt ihn eingeschränkt weiter Wasser holen, unter der
Bedingung, dass... Ich werde diese Frage später, wenn es um den
dritten Teil geht, noch ausführlicher besprechen. Auf jeden Fall ist
mir diese Stelle gleich ins Auge gesprungen, als ich das Buch zum
ersten Mal las. Auf Seite 56 schreibt Jaeger, dass es bislang der
Mensch gewesen sei, der die Natur den Veränderungen unterzogen habe,
und sich dies nun am Umkehren sei. Auch hier setze ich ein
Fragezeichen. Ist es nicht so, dass jede neue Entdeckung, jede
Entwicklung an sich schon den Menschen tiefgreifend verändert hat?
Im
Verlauf des zweiten Kapitels wird aus den zahlreichen Technologien,
die dabei sind, unser Leben zu revolutionieren, ein unberechenbares
Monstrum. Zunächst interessante Technologien wie etwa eine
Gehirn-Computer-Schnittstelle, über die man mit Gedanken einfache
Befehle weitergeben kann, entpuppen sich als Risiko für das
Menschsein an sich – denn wer Zugang zum Gehirn eines Menschen
bekommt, kann diesen beliebig nach eigenem Willen manipulieren.
Jaeger fragt: „Werden Taxifahrer bald den Stadtplan von London
auf einem Neurochip in ihrem Gehirn abgespeichert haben oder Soldaten
auf dem Schlachtfeld mit EEG-Kapen herumlaufen?“ (S. 137)
Eine
weitere wichtige Frage stellt sich zum Menschenbild: „Unser
Welt- und Menschenbild wird sich auch mit den zukünftigen
Möglichkeiten der Manipulation unseres Geistes stärker verändern,
als alle bekannten philosophischen Lehren, psychologischen Theorien
oder spirituellen Praktiken es bisher getan haben.“ (S. 139)
Die Frage ist: Wer ist der Mensch überhaupt, wenn man mit
technologischen Möglichkeiten seine Entscheidungen manipulieren und
jedes beliebige Gefühl per Knopfdruck herstellen kann? Wird der
Mensch dann noch ein mit freiem Willen und Verantwortung
ausgestattetes Wesen sein?
Im
zweiten Teil werden weitere Nachteile dieser Technologien besprochen.
Der Mensch wird mittels Algorithmen und Datensammlungen beständig
vermessen und einsortiert. Big Data ist ein großes Thema unserer
Zeit. Wer hat alles Zugriff auf unsere Daten? Ebenso wichtig: Was
kann der Besitz unserer Daten mit uns machen? Verschiedene Versuche
im Internet haben den Einfluss dieser Daten auf unser Leben
aufgezeigt und doch sind wir bereit, die riesenhaften Datenkraken zu
unserem Vergnügen beständig weiter zu füttern. Nach verschiedenen
weiteren Fragestellungen beschäftigt sich Jaeger im dritten Teil mit
der Frage: Wie weiter. Bevor ich diesen dritten Teil unter die Lupe
nehmen und kritisieren werde, muss ich dem Autor für die zwei ersten
Teile ein großes Lob aussprechen. Es gelingt ihm außerordentlich
gut, dem Leser die Entwicklungen deutlich und in einer leicht
verständlichen Sprache vor Augen zu malen. Dafür bin ich sehr
dankbar. Es ist somit ein wirklich wertvolles Buch, das sich zu lesen
lohnt, selbst wenn man – wie ich – am Ende zu anderen
Schlussfolgerungen kommt.
Drei
Kritikpunkte möchte ich an das Buch anlegen, und diese betreffen
hauptsächlich den dritten Teil, und den bereits angesprochenen
Schluss des ersten Kapitels.
1.
You can't have your cake and eat it.
In
der Schweiz gibt es den Spruch „Chasch ned de Batze und 's Weggli
ha“ (Du kannst nicht das Geld und das Brötchen haben). So ähnlich
versucht Jaeger jedoch mit der neuen Technologie umzugehen. Er möchte
den Segen derselben genießen können, aber im selben Moment auf
deren Nachteile verzichten können. Deshalb wird die Ballade von
Goethe am Ende des ersten Kapitels auch nur teilweise
zusammengefasst. Das Wichtigste geht dabei unter: Der „Knecht“
wird wieder zum Besen. Die Frage, die ich an dieser Stelle jedem
Leser stellen möchte, ist die: Wie weit ist es überhaupt möglich,
in der Technologie das Rad zurückzudrehen und den Besen wieder in
die Ecke zu stellen? Ich werde meine Antwort am Ende des dritten
Kritikpunktes in Kurzform präsentieren.
2.
Wissenschaft baut auf dem jüdisch-christlichen Weltbild auf.
Jaeger
schreibt auf S. 329: „Der Einfluss von Religionen und
traditioneller spiritueller Denktraditionen auf unseren modernen
Lebensbedingungen ist dagegen eher beschränkt. Weit weniger als
Wissenschaftler und Unternehmer waren an der Erschaffung unseres
heutigen materiellen Komforts Theologen und Philosophen beteiligt.“
Diese Aussage ist nicht ganz leicht verständlich, aber sie ist die
Grundlage, um in einem späteren Abschnitt die Kirchen als nicht
hilfreich in diesen Fragen zu beurteilen. Leider ist da etwas dran.
Allerdings sollte Herr Jaeger nicht vergessen, dass alle
Wissenschaft, sofern sie von einer beobachtbaren und adäquat
beschreibbaren, erforschbaren und kultivierbaren (beeinfluss- und
veränderbaren) Realität ausgeht, auf der Grundlage des
jüdisch-christlichen Weltbildes aufbaut. Darüber gäbe es natürlich
eine Menge mehr zu sagen, was allerdings den Rahmen einer Rezension
sprengen würde.
3.
Ein quasi-messianisches Staatsverständnis hilft nicht weiter.
Abschließen
möchte ich mit meiner größten Kritik am Buch: Herr Jaeger sieht
die Erlösung durch in seinem Staatsverständnis: „Es gibt noch
eine weitere bedeutende gesellschaftliche Kraft, die dafür sorgen
könnte, dass der technologische Fortschritt uns dient, und nicht wir
ihm: der Staat.“ (S. 351) Doch was würde in einem Staat
geschehen, der über Algorithmen verfügt, die alles zentralistisch
regieren? Was wäre da überhaupt mit Menschen, die nicht in diese
„schöne neue Welt“ hinein wollen? Ich habe jetzt schon Menschen
getroffen, die mit der Komplexität unseres jetzigen Lebens in der
westlichen Welt nicht klarkommen und deshalb lieber freiwillig auf
der Straße leben. Werden in einer solchen technologisierten Zeit
Abweichler zum Abschuss freigegeben, bzw. - weitaus brutaler – dem
langsamen Hungertod preisgegeben? Die letzten Wahlen in den USA
zeigen, wohin eine Demokratie steuern kann. Und das sage ich als
überzeugter Vertreter der Demokratie. Allerdings braucht ein jeder
Staat klare Grenzen, die er nicht überschreiten darf. Je
aufgeblähter ein Staat wird, je mehr Aufgaben er bekommt, desto
weniger kann der einzelne Bürger in diesem Staat verantwortlich
handeln – und desto mehr wächst die Gefahr des staatlichen
Machtmissbrauchs. Viele Despoten des 20. Jahrhunderts wurden
demokratisch gewählt (davor kann kein System bewahren), und je
aufgeblähter ein solcher Staat ist, desto mehr Möglichkeiten des
Missbrauchs hatte dieser.
Meine
Antwort wäre: Kleiner statt größer denken. Wir brauchen keinen
„Big Talk“ wie im Buch beschrieben, sondern viele, unzählig
viele „Mini Talks“ von Einzelnen, die sich über ihre Zukunft
Gedanken machen. Wenn wir die Geister, die wir riefen, wieder in die
Ecke stellen wollen, brauchen wir eine Rückkehr zur Familie, zum
Freundeskreis, zum Denken im Kleinen, zum verantwortlichen Handeln
des Einzelnen, denn nur so wird es auch in einem Katastrophenfall
möglich sein, weiter zu existieren. Statt auf digitale Währungen
umzusteigen wäre es wichtiger, Menschen zu haben, denen man
vertraut, und die einander im Notfall beistehen.
Und
genau hier sehe ich das zukünftige Potenzial der Kirchen und
Gemeinden. Sie haben den göttlichen Auftrag, Rettungsboote und
Heimatorte für verlorene Menschen in dieser Welt zu sein. Sie sind
Orte, wo der Einzelne sich selbst kennenlernen kann und in die
Gemeinschaft mit Gott kommt, der letztendlich bestimmt, wer und was
der Mensch ist und was seine Persönlichkeit ausmacht – auch im
Wandel der Technologie und des säkularen Menschenbildes.
Ich
gebe dem Buch vier von fünf Sternen.
Labels:
Erlösung,
Macht,
Menschenbild,
Staat,
Wissenschaft
Montag, 16. Oktober 2017
Bibelkritik: Was ist eigentlich historisch-kritisch und was nicht?
Nachdem
ich vor ein paar Tagen Gründe gesucht habe, warum
Menschen zu Bibelkritikern werden, möchte ich heute fragen, was
eigentlich die historisch-kritische Bibelauslegung ausmacht, ob man
sie definieren und von anderen Methoden abgrenzen kann, die nicht zur
historisch-kritischen Methode gehören. In meiner Auseinandersetzung
mit der Geschichte
der Biblischen Theologie habe ich einzelne Abstecher in die
Geschichte der historisch-kritischen Methode gemacht, da diese beiden
Bereiche in manchen Fällen sehr nahe beisammen liegen. Im oben
verlinkten PDF kann deshalb dazu noch mehr gelesen werden. Im
Weiteren zitiere ich zum Teil aus diesem Dokument und kommentiere
diese Zitate.
Die
Geburt der historisch-kritischen Methode
Die
historisch-kritische Methode ist innerhalb der Kirchengeschichte sehr
jung, während die Auslegung der Bibel schon so alt ist wie die Bibel
selbst. Innerhalb der Bibel finden sich viele Auslegungspredigten und
Hinweise auf solche, die gehalten wurden. Die Geburt der
historisch-kritischen Methode ereignete sich vor noch nicht einmal
250 Jahren, nämlich 1771, als der Halle'sche Pietist Johann Salomo
Semler seine Schrift „Abhandlung von freier Untersuchung des
Canons“ veröffentlichte.
Dazu
muss ich zwei Bemerkungen anfügen. Erstens macht sich jeder, der
seither die historisch-kritischen Methoden als alternativlos
bezeichnet, des Vorwurfs schuldig, das Christentum hätte über 1700
Jahre lang die Bibel nicht richtig verstehen können und habe deshalb
einen minderwertigeren Glauben gehabt.
Zweitens
müssen wir deshalb klar festhalten, dass alle Methoden der
Bibelauslegung, die bereits vor 1771 vorhanden waren, keinesfalls als
Teile der historisch-kritischen Methode bezeichnet werden dürfen.
Selbstverständlich darf sich jeder auch dieser früheren
Vorgehensweisen bedienen, allerdings ist es unzulässig, sie als
Methoden der HKM zu vereinnahmen. Leider wird dies allzu gerne getan,
damit man zu besseren Argumenten für die HKM kommt, indem man zuerst
legitime, auch bei Bibeltreuen beliebte Methoden vorstellt, sie dann
zum Arsenal der HKM zählt, und im Anschluss argumentiert, wer jene
Methoden gut finde, müsse für den Rest auch offen sein. Diese
Vorgehensweise ist enorm unehrlich, besonders auch deshalb, weil
jeder, der sich noch nicht so ausführlich mit der
Theologiegeschichte auseinandergesetzt hat, solcher Propaganda leicht
auf den Leim geht.
Bibelauslegung
vor 1771
Vor
1771 wurde die Bibel schon viele Jahrhunderte lang ausgelegt. In der
Zeit der Urgemeinde und der Kirchenväter bis weit ins späte
Mittelalter war die Rede vom vierfachen Schriftsinn:
1.
Wörtlich-geschichtliches Verständnis („Was hat das für den
ersten Leser bedeutet?“)
2.
Allegorisch-typologisches Verständnis („Auf was kann man es sonst
noch übertragen?“)
3.
Moralisch-ethisches Verständnis („Wie kann ich das leben?“)
4.
Anagogisch-eschatologisches Verständnis („Was sagt das über die
Ewigkeit aus?“)
Diese
Auslegungspraktiken haben zum Teil durchaus ganz interessante Blüten
getrieben. In der Zeit der Reformation kam man zum Schluss, dass vor
allem der erste Punkt und darunter untergeordnet auch der dritte
wichtig ist. Man hat die Bibel wörtlich verstanden, sah ihre Inhalte
als geschichtlich so wahr und tatsächlich geschehen an, und begnügte
sich mit einem einfachen, kindlichen Vertrauen in Gott und Sein Wort.
1516
erschien das griechische Neue Testament erstmals gedruckt, und zwar
von Erasmus von Rotterdam in Basel ediert. Er hat das mit den damals
vorhandenen Manuskripten textkritisch bearbeitet. Insofern ist es
falsch, die Textkritik, also den Vergleich mehrerer Handschriften für
die möglichst genaue Erarbeitung des Textes, als Teil der
historisch-kritischen Methode zu bezeichnen. Leider waren Erasmus
erst wenige Handschriften zugänglich, da noch nicht so viele
gefunden worden waren.
Die
Auslegung der Reformation und der Zeit danach kann man als
grammatisch-historische Auslegung bezeichnen. Es wurde auf die
genauen Worte im Urtext, die Formen der Grammatik, die Geschichte und
Bräuche der damaligen Zeit, soweit bekannt, geachtet. Auch die
verschiedenen Gattungen wurden genau beachtet, ob es sich um einen
Brief, einen Psalm, ein Geschichtswerk, eine Prophetie, etc.
handelte, wurde ernst genommen. All diese Vorgehensweisen können
somit nicht original zu den historisch-kritischen Methoden gezählt
werden. Wer etwa die Kommentare und Predigten von Johannes Calvin
liest, wird eine meisterhafte Darbietung dieser Methoden vorfinden,
auch wenn man natürlich nicht in allen Fragen mit ihm einverstanden
sein muss.
Ernst
Troeltsch und die Definition der HKM
Ernst
Troeltsch untersuchte die bisherige historisch-kritische Methode und
suchte nach einer Definition und Methodik, die der Theologie helfen
sollte, auf diese Art und Weise zu arbeiten. Er stellte auf diese
Weise ein dreifaches Werkzeug her, das er in seinem Buch Über
historische und dogmatische Methode in der Theologie ausführte:
a.
Kritik:
Alles
muss zunächst einmal angezweifelt werden. Nichts darf per se als
wahr betrachtet werden, wenn seine Wahrheit nicht zuerst nachgewiesen
werden konnte. Die menschliche Vernunft (und damit der
Subjektivismus) wird über jede Aussage der Bibel gestellt und muss
sie in allem radikal hinterfragen.
b.
Analogie:
Diese
Kritik geschieht zunächst durch das Prinzip der Analogie. Das
bedeutet: Man sucht nach ähnlichen Berichten und bewertet anhand
derer die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Ganze tatsächlich so
abgespielt haben könne. Hierdurch wird die Tatsache von Wundern
komplett in den Bereich der Mythen verschoben. Auch Jungfrauengeburt
und leibliche Auferstehung Jesu streitet man mit dieser
Vorgehensweise ab.
c.
Korrelation:
Die
zweite Methode der Kritik ist die Korrelation. Es darf keine Zufälle
geben, deshalb beruht alles auf Wechselwirkungen und die müssen
gefunden werden. Es wird also gefragt, woher es komme, dass die
biblischen Autoren genau jenes geschrieben haben, also: woher könnten
sie ihre religiösen Vorstellungen haben? Von wem sind die „geklaut“?
Auf welche Ursache sind die biblischen Texte zurückzuführen? Diese
historisch-kritischen Werkzeuge haben seit Troeltsch den Verlauf der
evangelischen Theologiegeschichte zutiefst geprägt.
Schlussbemerkungen
Es
ist eine traurige Tatsache, dass die Bibelkritik in der englischen
Sprache als „German higher criticism“, also „deutsche höhere
Kritik“ in bewusster Abgrenzung zur Textkritik bezeichnet wird. Wir
haben feststellen können, dass es schon lange vor den Erfindungen
der historisch-kritischen Methoden sehr viele zuverlässige und
wertvolle Hilfsmittel und Methoden gab, mit welchen die Bibel
schriftgetreu und damit jesusgetreu ausgelegt werden konnte. In einem
späteren Beitrag werde ich mich mit verschiedenen der
historisch-kritischen Methoden auseinandersetzen. Jeder, der die
bibelkritischen Methoden gut findet, darf mir gerne eine Liste von
positiven Erkenntnissen zusenden, die nur dank der (echten)
historisch-kritischen Methoden gewonnen werden konnten. Dabei zählen
alle oben genannten (und weiteren) Methoden nicht, die schon vor J.
S. Semler bekannt waren. Ich bin gespannt, ob sich irgendwer traut,
diese Herausforderung anzunehmen. Bitte keine Buchvorschläge,
sondern nur in eigene Worte gefasste Erkenntnisse.
Montag, 9. Oktober 2017
„Wia soll i schwätza, damit du mi verstanda doasch?“
Vor
zwei bzw. 2,5 Jahren wurden mir meine beiden Cochlea-Implantate
eingesetzt; davor war ich rund 17 Jahre Hörgeräte-Träger
verschiedener Modelle. Immer wieder werde ich gefragt, wie man mit
mir reden solle, damit ich möglichst viel verstehen könne. Heute
möchte ich ein wenig darüber schreiben, wie es ist, wenn man
schlecht hört und viel mitkriegen will.
Schwerhörigkeit
ist ein Phänomen, das zunehmend mehr Menschen betrifft, und das hat
nicht so viel mit Bevölkerungswachstum zu tun, sondern viel mit
Stress, Lärm an immer mehr Arbeitsplätzen, an unvorbildlichem
Umgang mit lauter Musik in der Freizeit und manchen anderen Dingen in
unserer Zeit. Es hat aber auch damit zu tun, dass es immer bessere
Hilfsmittel gibt, die uns helfen. Lange Zeit bedeutete eine
Schwerhörigkeit, dass man in der Gesellschaft nichts mehr mitbekam,
dass man sich zurückzog, dass man vielleicht auch als wunderlich
betrachtet wurde. All das ist eigentlich vorbei.
Wenn
ich gefragt werde, wie man reden soll, damit ich viel verstehen
könne, dann ist meine Antwort üblicherweise: Einfach normal. So wie
immer. Und diese Antwort möchte ich jetzt ausführen. Viele Menschen
sind mit der Vorstellung aufgewachsen: Wer schlecht hört, dem muss
man alles ganz laut, deutlich und langsam sagen. Meine Antwort: BITTE
NICHT SO!!!
Warum
nicht? Der erste Grund dafür lautet: Ich möchte deine normale
Stimme hören und kennenlernen können. Du wirst mit allergrößter
Gewissheit kurze Zeit später in deine „normale Stimme“
zurückfallen. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und
deine normale Stimme ist richtig gut. Sie gefällt mir, sie zeigt mir
einen Teil von dir, sie gehört zu dir. Das möchte ich kennenlernen
und nicht jede halbe Minute wieder erinnern müssen: Bitte wieder
anders. Du wirst auch nicht jedes Mal wieder die gleiche „andere
Stimme“ brauchen, da gibt es immer wieder Änderungen, die mit
deiner Gefühlslage und anderem mehr zusammenhängen. Deine normale
Stimme ist etwas, woran ich mich gewöhnen kann.
Der
zweite Grund lautet: Ich möchte selbst bestimmen können, wie laut
ich dich höre. Es mag für Leute, die sich weigern, Hörmittel zu
nutzen, eine Hilfe sein, wenn du laut mit ihnen sprichst. Alle, die
Hörgeräte oder einen Sprachprozessor am Ohr tragen, haben die
Möglichkeit, die Lautstärke selbst einzustellen. Und das ist unsere
Verantwortung, es auch zu tun. Jedes Hörgerät hat entweder eine
Fernbedienung oder bei älteren Modellen (ich hatte auch schon so
eins) ein Rädchen obendrauf, womit man ziemlich gut einstellen kann,
wie laut es sein soll. Eine Ausnahme ist das Gespräch im starken
Störlärm, das heißt mit Hintergrundgeräuschen. Aber auch da bitte
nur dann die Stimme ändern, wenn ich dich darum bitte.
Was
kannst du somit tun? Rede einfach normal, wie du es gewohnt bist, mit
allen übrigen Menschen zu reden. Ich bin kein Sonderfall. Ich bin
ein Mensch wie jeder andere auch. Habe Geduld mit mir. Anstatt mir
jedes Wort S O G A N Z L A U T U N D D E U T L I C H U N D L A N G S
A M zu sagen, gehe bitte davon aus, dass ich rund 90% von dem, was du
im Gespräch sagst, entweder direkt verstehen oder mir aus dem
Zusammenhang heraus zusammenreimen kann. Nutze die damit gesparte
Zeit lieber, um mir die restlichen 10%, die ich gar nicht verstehe,
nochmal zu wiederholen, oder zur Not auch noch ein zweites Mal. Ich
gebe mir im Gegenzug viel Mühe, dir das möglichst einfach zu
machen, indem ich entweder das Gehörte zusammenfasse oder konkret
Fragen zum nicht Verstandenen stelle.
Gehe
aber bitte auch nicht davon aus, dass „der Andere“ jetzt einfach
wieder hört, weil er Hörgeräte trägt oder einen Sprachprozessor
und ein Implantat hat. Das kann das normale Hören nicht einfach
ersetzen. Zuhören und Verstehen ist anstrengend. Immer. Und doch
liebe ich es, also bitte nimm einfach auch Rücksicht, wenn ich sage,
dass ich eine Pause brauche oder lieber an einen ruhigeren Ort gehen
möchte, und hilf mir, den Einstieg ins Gespräch nach einer Pause
wieder zu finden, indem du mir kurz zusammenfasst, was zuletzt noch
gesagt wurde. Das hilft mir ungemein. Danke!
Labels:
Cochlea Implantat,
Hören,
Hörgerät,
Reden,
Schwerhörigkeit,
Sprache
Warum werden Menschen zu Bibelkritikern?
Wie kommt es,
dass immer mehr Gemeindebünde von der Bibelkritik unterwandert und
verseucht werden? Wie kommt es, dass auch immer mehr Evangelikale die
Ergebnisse der bibelkritischen Theologie gut finden? Ich zähle im
Folgenden einige Gründe auf (es gibt natürlich noch mehr), von
denen ich denke, dass sie häufig dazu führen, dass sich Menschen
der Bibelkritik öffnen.
1. Der
Wunsch, die Bibel besser zu verstehen
Ich glaube, dass
der häufigste Grund derjenige ist, dass Menschen die Bibel noch
besser verstehen möchten. Sie meinen, dass die Methoden der
Naturwissenschaft auch bei der Bibel zu besserem Verständnis führen
können. Wenn man den Lauf der Sterne besser erklären kann, indem
man jede übernatürliche Beeinflussung ausschließt, dann könnte
dasselbe ja auch für die menschliche Geschichte und das Verständnis
der Bibel gelten. Der Wunsch führt leider oft so weit, dass man die
Bibel besser verstehen will, als Jesus Christus sie verstanden hat.
Jesus Christus hat das ganze Alte Testament als von Ihm persönlich
durch Seinen Geist inspiriert und unfehlbar betrachtet. Wer mit Jesus
gegen die Bibel argumentieren will, argumentiert mit Jesus gegen
Jesus.
2. Der
Wunsch, ein positives Gottesbild zu bekommen
Es gibt
Menschen, die verzweifeln an ihrem Gottesbild, das sie angeblich aus
der Bibel haben wollen, bei welchem sie aber manche biographischen
Erlebnisse in bestimmte Begriffe der Bibel hineininterpretieren. Und
nun meinen sie, dass die historisch-kritische Bibelauslegung ihnen
helfen kann, mit ihren Gottesbildern klarzukommen. Zumeist sind diese
sehr einseitig – und werden dann durch wiederum andere sehr
einseitige, aber nun ins Gegenteil pervertierte Gottesbilder ersetzt.
Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, sei nun mal dahingestellt.
3. Der
Wunsch, die eigenen Zweifel zu rechtfertigen
Häufig
studieren Menschen Theologie, die von ihrem Charakter her schon immer
alles gut überdacht und hinterfragt haben. Nun wird ihnen im Studium
eine Reihe von Methoden geliefert, die ihnen helfen, ihren Zweifel
nicht mehr als etwas Negatives, sondern als eine notwendige
Voraussetzung für das theologische Arbeiten zu sehen. Damit wird der
Zweifel vergötzt und zu einem falschen Zweck instrumentalisiert.
Leider wird in vielen Gemeinden und Jugendkreisen auch heute noch vor
dem Zweifel gewarnt. Hier sehe ich eine zum Teil berechtigte
Komponente der universitären Theologie, dass sie versucht, den
Studenten die Angst vor dem Zweifel zu nehmen. Leider fällt sie
damit jedoch auf der anderen Seite vom Pferd, indem sie den Zweifel
zur Methode macht (darüber wird in einem späteren Blogpost noch die
Rede sein).
4. Der
Wunsch, Menschen zu Jesus zu führen
Vielfach sind
junge Menschen auch vom Wunsch beseelt, viele Menschen zu Jesus
führen zu wollen, und das ist ein enorm wertvoller Wunsch. Doch
dieser Wunsch kann auch dazu führen, dass Menschen versucht sind,
die enge Pforte und den schmalen Weg breiter zu machen als Jesus sie
gemacht hat. Das führt zu einer Umdeutung oder Vernachlässigung von
echter Buße, Bekehrung und Wiedergeburt. Es wird zu einer billigen
Gnade und einem verdrehten Evangelium, das psychologisch statt
soteriologisch (die Erlösung betreffend) gedeutet wird. Der Mensch
wird in den Mittelpunkt gestellt, während Gott an die Peripherie
gedrängt wird. Theologie wird zur Anthropologie und das Evangelium
zu einer Wunscherfüllungsmaschinerie menschlicher Sehnsüchte. Wer
hingegen am altrauhen Evangelium von Gottes Zorn, Sünde, Buße,
Himmel und Hölle, Erlösung und stellvertretendem Sühnopfer
festhält, wird als Pharisäer abgestempelt, der dagegen versucht,
die Messlatte möglichst hoch anzusetzen, um sich selbst besser und
geliebter zu fühlen, indem alle anderen ausgegrenzt werden. Am Ende
gilt Gottes Zorn nur noch jenen altmodischen Wörtlichverstehern, die
nichts von der Bibel kapiert haben.
5. Der Wunsch
nach Anerkennung
Das Streben nach
Anerkennung sitzt in jedem Menschen. Deshalb ist es auch so leicht,
dem Druck der sogenannten „Wissenschaftlichkeit“ nachzugeben. Wer
publizieren will, ist diesem Druck sehr schnell ausgesetzt. Wer
lehren will, wird auch auf die Vorgaben der gerade herrschenden
Vorstellung von Wissenschaftlichkeit geprüft. Da hier auf der
universitären Ebene nun mal die historisch-kritische Methodik
gehört, ergibt sich ein Teufelskreis von Lehrenden und Lernenden,
der immer tiefer in den Strudel bibelkritischer Methodik hineinführt.
6. Der
Wunsch, es sich nicht zu einfach zu machen
Das Leben ist
kompliziert. Oder zumindest scheint es vielen Menschen kompliziert zu
sein. (Mal Hand aufs Herz: Könnte es nicht sein, dass wir es uns oft
selbst zu kompliziert machen?) Deshalb darf es im Leben auch keine
einfachen Antworten geben. Alles muss mit einem „Ja, aber...“
versehen werden. Die historisch-kritische Methodik ist ein Arsenal an
Möglichkeiten, wie man dabei vorgehen kann, um sich das Leben schwer
zu machen. An die Stelle des einfachen, kindlichen Vertrauens in Gott
und Sein Wort tritt ein neues, geradezu päpstlich-unfehlbares
Lehramt der Bibelkritik, das für jedes Wehen des Zeitgeistes eine
individuelle, diesen gleichsam aufnehmende, Antwort zu bieten hat.
Das kostet viel Kraft, viel Zeit und viel Geld für Leerstellen –
pardon: Lehrstellen – im universitären Bereich. Aber zumindest
muss sich dann niemand den Vorwurf gefallen lassen, man würde es
sich zu einfach machen.
7. Der
Wunsch, selbständig denken zu wollen
„Das wird man
ja wohl noch denken dürfen!“ „Die Gedanken sind frei!“ „Wir
sind zur Freiheit unseres Denkens berufen!“ Die Vergötzung des
menschlichen Verstandes, der sich selbst das Gesetz sein will,
autonom, unabhängig von jeder äußeren Vorgabe, nimmt viele Züge
an. Die historisch-kritischen Methoden bieten viele Werkzeuge, die
dem Menschen helfen, in der Bibel zu finden, was sie von ihr zu
finden erwarten. Überraschung hält sich in Grenzen, ist doch der
Mensch auf sich selbst zurückgeworfen, wenn er sich zum Maßstab für
das macht, was er finden will. Natürlich gibt es hin und wieder
kleinere Überraschungen, die dann frenetisch gefeiert werden, als
würden sie eine neue Reformation bedeuten. Doch nicht selten stellt
sich nach etwas Nachdenken heraus, dass es sich lediglich um eine
leicht abgeänderte Form eines Gedankens handelt, der schon vor
Jahrhunderten geäußert, damals aber vor der Kirche abgelehnt wurde.
Entsprechend ergeben sich dann Forderungen, man müsse diese früheren
Personen rehabilitieren.
8. Der
Wunsch, alles besser zu machen als frühere Generationen
Es ist gut, wenn
Menschen aus früheren Fehlern zu lernen versuchen. Doch ist nicht
alles ein Fehler, was heute als Fehler gesehen wird. Häufig ist der
Wunsch nach Rebellion gegen alles Frühere Vater des Gedankens. Doch
die Bibel macht klar, dass Rebellion eine Zaubereisünde ist (1Sam.
15:23). Die Idee, man sei besser als frühere Generationen führt zu
Stolz und dem Denken, man sei besser als das Frühere. Hier wäre
deutlich mehr Demut und eine bessere Kenntnis des Früheren vonnöten.
Eng damit verbunden ist auch das Denken, man lebe heute in einer nie
zuvor dagewesenen Zeit, die nach neuen Ideen und einer neuen
Theologie verlange, die für die Menschen unserer Zeit annehmbar sei.
Was dabei unter den Teppich gekehrt wird, ist die Tatsache, dass die
echte, biblische, einzig und ewig gültige Wahrheit noch nie für die
Menschen irgend einer Zeit annehmbar war. Sie war den Griechen eine
Torheit und den Juden ein Anstoß. Das wird heute nicht anders sein.
Den Modernen eine Torheit und den Postmodernen ein Anstoß. Davor
müssen wir keine Angst haben, Jesus Christus ist derselbe, gestern,
heute und in Ewigkeit.
Labels:
Bibelkritik,
Bibeltreue,
Evangelium,
Stolz,
Zweifel
Mittwoch, 6. September 2017
Wählen – ja, aber wie?
Die
Bundestagswahlen stehen vor der Türe. So manch einer überlegt sich
noch, wo die Kreuze hin sollen. Ich stelle hier ein paar mögliche
Strategien vor, wie man dabei vorgehen kann.
1.
Traditionswahl
Wer
sagen kann: Ich hab schon immer diese Partei gewählt, sie macht das
gut, und ich möchte, dass es so weitergeht, hat allen Grund, dankbar
zu sein. Eine gut begründete Traditionswahl ist eine sehr gute
Sache.
2.
Parteienwahl
Wer
sich im Voraus schon gründlich mit den verschiedenen Wahl- und
Regierungsprogrammen beschäftigt hat, kann hier punkten –
vielleicht wurde die eine Partei gefunden, welche eine große
Übereinstimmung mit den eigenen Positionen erzielte. Es ist
allerdings eine ziemlich große Herausforderung für
Otto-Normalbürger, sich die mehreren tausend Seiten an Programmen zu
Gemüte zu führen. Damit sollte man ein halbes Jahr vor dem Wahltag
angefangen haben. Selbst ich als Vielleser habe mir manche Programme
nur überfliegend „angetan“.
3.
Personenwahl
Besonders
schön ist es, wenn man bestimmte auf den Listen aufgestellte
Personen auch persönlich kennt und weiß, dass auf sie Verlass ist.
Das sind besonders wertvolle Hilfen, weil man dann weiß, worauf man
sich einlässt, wenn die besagte Person tatsächlich nach Berlin
geschickt wird.
4.
Themenwahl
Eine
weitere Möglichkeit besteht auch darin, sich zu fragen: Welches
Thema ist mir gerade besonders wichtig? Dann kann man jene Partei
wählen, welche dieses eine Thema so vertritt, wie man es gerne hätte
– im Wissen, dass man dabei gleichzeitig bei anderen Themen
Abstriche wird machen müssen. Politik besteht immer aus
Kompromissen, weil sie von Menschen gemacht wird, und Menschen
bekanntlich subjektive Wesen sind.
5.
Protestwahl
Sodann
gibt es die Möglichkeit, die großen Parteien bewusst „abzustrafen“,
indem man eine kleine Partei wählt, von der man sicher weiß, dass
sie nicht genügend Stimmen bekommt, um die 5%-Hürde zu überwinden.
Es wurden zu diesem Zweck schon „Spaßparteien“ gegründet, damit
Protestwähler diese wählen können. Allerdings ist auch das mit
einem gewissen Risiko verbunden, denn falls zu viele Wähler eine
solche Protestpartei wählen, kann es zu unvorhersehbaren
Veränderungen in der gesamten Parteienlandschaft kommen. Nicht immer
jene, die man will.
6.
Unterstützungswahl
Es
gibt natürlich noch einen anderen guten Grund, um kleine Parteien zu
wählen, nämlich den, dass man diese Partei bewusst unterstützen
möchte. Selbst wenn die Parteien dann keine Sitze im Bundestag
bekommen, werden sie durch jede weitere Stimme ermutigt, mit ihrer
Arbeit fortzufahren.
7.
Fragenwahl
Die
Bundeszentrale für politische Bildung hat einen „Wahl-O-Mat“
bereitgestellt, bei welchem der User eine Anzahl von Fragen
beantworten kann, und sich dann ausrechnen lässt, mit welchen
Parteien man in diesen Fragen zu wieviel Prozent übereinstimmt. Das
ist eine wertvolle Sache, um sich in die Materie hineinzufinden.
Allerdings ist das Ergebnis immer mit Vorsicht zu genießen, da es
auf genau diese Fragen beschränkt ist. Ich bin dieses Jahr sowohl
mit der Formulierung als auch der Auswahl der Fragen nicht so sehr
zufrieden, aber es ist gut, wenn man sich das mal anschaut.
Die
Vereinigung Evangelischer Freikirchen hat außerdem eine Reihe von
„Wahlprüfsteinen“
vorgelegt. Dies ist eine Reihe von Fragen, welche die VEF an die
Parteien zukommen ließ, welche sich nach heutiger Umfragenlage
vermutlich durchsetzen werden.
8.
Strategische Wahl
Mit
dem Begriff der strategischen Wahl meine ich, dass man sich zuerst
einen „best case“ und einen Wurst-Käse oder besser gesagt „worst
case“ überlegt, mit Hilfe der Ergebnisse von Umfragen und
zusätzlichen Infos versucht, mit seiner Stimme am meisten zu
erreichen.
Und
dann kann man natürlich anfangen, diese Strategien bunt zu mischen,
ganz nach Belieben. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, es sei
denn, man meint damit den zum Wahllokal. Nicht zu wählen bedeutet
immer, zu wählen, was man nicht will.
Labels:
BTW17,
Bundestag,
Bundestagswahl,
Parteien,
Politik,
Wahl-O-Mat,
Wahlen
Dienstag, 5. September 2017
Bibeltreue Online-Mission?
Ein
Facebook-Freund fragte mich kürzlich, ob ich Ideen für die
christliche Bloggerszene hätte. Eine Idee habe ich unter bibeltreuen
Bloggern schon mehrmals angesprochen, etwa hier
(Frage 11). Die Idee wäre eine Art deutschsprachiges „Patheos“
oder „Gospel Coalition“, also eine Plattform, auf welcher einige
gute Blogs gemeinsam gehostet werden.
Eine
zweite Idee wäre eine bibeltreue Online-Mission in deutscher
Sprache. Also eine Plattform, die in deutscher Sprache, die sich
unter den Communities durchsetzen kann, und auf allen Kanälen
missioniert. Allerdings habe ich hinzugefügt, dass ein solches
Projekt, damit es wirklich etwas bewegen kann, in der bibeltreuen
Szene enorm unrealistisch ist. Nur mal ein paar Zahlen. Man müsste
eine multimediale Plattform bauen, die genügend Traffic erlaubt,
ohne merklich langsamer zu werden. Allein die Erstellung einer solchen Plattform bedeutet
einen Aufwand von etwa 40-50k€. Ein solches Projekt würde
vermutlich voraussetzen, dass vor Beginn mindestens 200'000€
Startkapital vorhanden wäre, sowie 5 – 6 Vollzeit-Angestellte, die sich langfristig um die praktische Umsetzung, Kampagnen und Inhalte
kümmern: Podcasts, 2x pro Woche ein gut gemachtes YouTube- und
Vimeo-Video, Blogbeiträge, eine moderierte Community und vieles
mehr. Laufende Kosten schätze ich auf mindestens 50'000€ im Monat,
vermutlich käme noch die Miete für Räumlichkeiten hinzu, die ich
in meiner Überschlagsrechnung mal ausgeklammert habe. Der Leser möge
sich selbst Gedanken machen, ob so etwas realisierbar ist.
Es
gibt natürlich das Argument, dass so etwas auch klein angefangen und
dann weiter ausgebaut werden könne. Hier muss man jedoch sehen, dass
in einem solchen Fall insgesamt deutlich höhere Kosten anfallen
würden, weil jede neue „Ausbaustufe“ wieder eine komplette
Überarbeitung, Implementierung und Integration des Bestehenden
bedeuten würde. Man zahlt also mehrfach drauf. Außerdem gibt es
schon einige Versuche dieser Art; und die Realität zeigt, dass
solche Seiten nicht über eine gewisse Größe wachsen können, weil
zu wenig investiert wird. Meines Erachtens ist dies ebenso wenig
realisierbar wie mein lange gehegter Traum einer bibeltreuen
Universität in Deutschland, in welcher alle Fachrichtungen von der
bibeltreuen Weltanschauung her behandelt werden: Theologie,
Philosophie, Pädagogik, Medizin, Rechtswissenschaft und natürlich
auch die Naturwissenschaften. Unrealistisch ja, aber träumen darf
man ja wohl noch ;-)
Labels:
Blog,
Bloggerszene,
Idee,
Mission,
Plattform
Mittwoch, 23. August 2017
Buchtipp: Die Gabe der Könige
Hobb,
Robin, Die Gabe der Könige, Penhaligon Verlag, RandomHouse, München,
August 2017, Verlagslink,
Amazon-Link
Vielen Dank an den Penhaligon-Verlag für das Rezensionsexemplar des Buches.
Fitz
Chivalric Weitseher ist ein uneheliches Kind von Prinz Chivalric, dem
geplanten Thronfolger der Sechs Provinzen. Er erzählt in diesem Buch
aus seiner Sicht, was sich in seinem Leben bisher zugetragen hatte.
Die ersten Jahre wächst er ohne Erinnerung an seine Mutter oder
weitere Familie auf; das erste Ereignis, an das er sich erinnern
kann, ist die Ankunft in der Stadtfestung. Was er noch nicht weiß,
ist, dass tief in ihm die Gabe der Weitseher-Könige schlummert –
eine Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer Menschen und Tiere
„einzuhacken“, um diese zu lesen oder gar zu manipulieren. Damit
diese Gabe zu ihrer Entfaltung kommt, muss sie hart trainiert werden;
doch sie ist auch enorm gefährlich, da sie leicht missbraucht werden
kann.
In
Friedenszeiten wird eine solche Wunderwaffe nicht gebraucht, doch
eines Tages wird klar, dass nicht allzu weit ein Feind lauert: Die
Roten Korsaren. Sie waren mit Schiffen unterwegs, überfielen immer
mal wieder Dörfer auf dem Festland der Sechs Provinzen, und
kidnappten die Bevölkerung. Sie wollten Lösegeld, wenn die
Geraubten getötet werden sollten. Ansonsten wurden sie
zurückgebracht – als Entfremdete. In diesem Zustand waren die
Rückkehrer emotions- und willenlos, agierten wie Roboter, überfielen
Reisende, um sich ernähren zu können, und waren ansonsten so
gleichgültig allem gegenüber, dass sie nur herumsaßen, bis sie
wieder Hunger hatten. Ihre Notdurft verrichteten sie gerade da, wo
sie sich zufällig befanden. Angesichts dieser Gefahr sollten die
jungen Menschen mit dieser Superwaffe in kürzester Zeit ausgebildet
werden, damit sie helfen konnten, die Sechs Provinzen zu beschützen.
Doch ob dies gelingt? Das Leben auf dem Hof nimmt inzwischen den
normalen Lauf, eine Hochzeit bahnt sich an, Intrigen verdichten sich
ob der Gefahr von außen.
Die
Lektüre dieses Fantasy-Romans hat mir gut gefallen, insbesondere
auch deshalb, weil er viele aktuelle Fragen mit einem neuen
Hintergrund erneut aufwirft: Wie gehen wir mit Superwaffen um? Was
macht den Menschen aus? Fitz muss viele ethische Fragen klären und
sich entscheiden, was er in welchem Fall tun will. Als Leser müssen
wir uns diese Fragen auch stellen, und es tut uns gut, diese von
einem Fantasy-Roman gestellt zu bekommen. Es ist keine leichte
Lektüre, wenngleich mit der Zeit immer fesselnder, als sich die
Ereignisse überstürzen und kurzfristige, ungeplante Reaktionen
erfordern. Den Einstieg fand ich hingegen eher etwas zäh. Auch muss
man sich natürlich fragen, ob die Autorin mit der Handlung im Roman
die richtigen Antworten auf die brennenden Fragen zu geben vermag,
was ich nicht immer so empfand. Doch alles in allem ist es ein
spannender und lesenswerter Roman.
Ich
gebe dem Buch vier von fünf Sternen.
Labels:
Anthropologie,
Entschiedenheit,
Ethik,
Fantasy,
Lehre vom Menschen,
Roman,
Waffen
Abonnieren
Posts (Atom)