Shelley
Lubben, Pornographie. Die größte Illusion der Welt, Ruhland Verlag
Bad Soden, 2016, 330 Seiten. Link
zum Buch / Amazon
Vielen
Dank an den Ruhland Verlag
und an die Agentur Literaturtest
für die Zusendung des Rezensionexemplars.
Die
Autorin Shelley Lubben erzählt ihre Lebensgeschichte. Wie sie als
junge Frau in der Prostitution und später in der Pornographie
gelandet ist, aber auch wie sie einen Weg aus dieser schrecklichen
Zeit gefunden hat.
Als
Kind hatten ihre Eltern nur wenig Zeit und Aufmerksamkeit für sie –
der Vater hatte immer irgendwelche Erfindungen, die er gerade
austüftelte, die Mutter hatte nur böse Worte für sie übrig. Sie
schreibt von ihrer
Kindheit:
„Meine
Mutter sagte immer, der Fernseher sei der beste Babysitter. Klar, von
einem solchen Babysitter lernte ich eine Menge! Als Kind lernte ich
aus Sendungen wie 'Herzbube mit zwei Damen' (Three's Company) und 'Wo
die Liebe hinfällt' (Love American Style) mehr über Sex als
irgendwo sonst. Wozu Pubertät, wenn man gleich mehrere
Komödienserien voll übersteigerten Sextriebs konsumieren kann?“
(S. 46)
Mit
9 Jahren wurde sie vom älteren Bruder einer Freundin sexuell
missbraucht. Leider ist solcher Missbrauch für sehr viele Frauen,
die in der Prostitution oder Pornographie landen, der Einstieg.
Sexueller Missbrauch senkt nicht nur die Hemmschwelle zu
außerehelichem Sex, sondern raubt den Missbrauchten auch den letzten
Rest Selbstvertrauen. Shelley wurde zu einer aufmerksamkeitshungrigen
jungen Frau, die sich ihrer äußeren Reize bald klar wurde und diese
nutzte, um den männlichen Mitmenschen ihre Macht zu demonstrieren.
Sie verkaufte sich selbst, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihr
eigentlich ihre Eltern schuldig waren. Da war der Schritt in die
Prostitution vergleichsweise klein; und als sie mit 17 Jahren aus dem
Elternhaus gewiesen wurde (O-Ton ihres Vaters: „Für mich bist du
tot.“), wurde dieser Schritt auch tatsächlich gegangen; nach zwei
Tagen ohne etwas zu Essen.
Die
nächsten Kapitel des Buches sind schwer zu lesen. Shelley gibt einen
kleinen Einblick ins „Business“. Mit 19 war sie schwanger und
behielt ihr Baby, eine Tochter, die später oft bei Freunden wohnen
musste, da die Alleinerziehende sie nicht überall mitnehmen konnte.
Nach einer Weile kam sie von der Prostitution zum Film. Schon als
kleines Mädchen war sie eine geborene Schauspielerin, und unter dem
Künstlernamen „Roxy“ nahm sie an über 30 Pornofilmen teil.
Diese schreckliche Zeit kann sie nur überstehen, da sie Alkohol,
andere Drogen, aber auch dämonische Einflüsse in ihrem Leben hatte.
Mehrmals wollte sie sich das Leben nehmen, aber immer war da Gott,
der das zu verhindern wusste.
Mit
26 kam ein Mann in ihr Leben, wie sie es sich wohl nie zu träumen
gewagt hatte. Sie hasste Männer seit Langem, aber brauchte sie halt,
um an ihnen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dieser Mann war erst
22, aber er war der erste Mann in ihrem Leben, der ihr zeigte, dass
sie ihm tatsächlich wertvoll war. Er war Garrett (Gary) Lubben, der
sie heiratete. Und damit kam eine Wende in ihr Leben. Sie musste
ihren Körper nicht mehr verkaufen. Sie gingen zusammen in eine
Gemeinde (ins „Champion Centre“ in Tacoma). Sie lernte Gott
kennen. Und nun dürfen wir sie auf diesem langen und beschwerlichen
Weg der Heilung begleiten.
Sie
hatte lange Zeit ständig mit den dämonischen Einflüssen zu
kämpfen. Widerstehen muss da gelernt sein. Sie musste lernen, den
Menschen zu vergeben, die ihr so viele Jahre lang unendliche
Schmerzen und Leid zugefügt hatten. Sie musste überhaupt erst mal
lernen, dass sie auch nebst dem horizontalen Gewerbe Fähigkeiten
besaß, die sie für Gott einsetzen kann. So lernte sie erst
Webdesign und später Journalistik.
Doch
dann kommt ein weiterer Ruf: Sie durfte in einem Gefängnis ihre
eigene Geschichte von Ablehnung, Missbrauch, Prostitution,
Pornographie und der Erlösung durch Jesus Christus erzählen und
merkte, wie begierig viele Menschen nach der Botschaft von der
Befreiung durch Jesus Christus sind. Ein weiterer Schritt bestand
darin, einen Verein (Pink Cross) zu gründen, der anderen in ihrem
ehemaligen „Gewerbe“ beim Ausstieg hilft. Nicht zuletzt bestand
dieser Schritt auch darin, ihre Geschichte in Buchform zu bringen und
so zu veröffentlichen. In all diesen Schritten hatte sie mit
riesigen Widerständen zu kämpfen. Es gab (und gibt) sehr viele
Menschen, die an Prostitution und Pornographie verdienen; gerade
deshalb werden auch hier viele Menschen dem Gott Mammon geopfert.
Statistiken zur Selbstmordrate sprechen eine deutliche Sprache.
Besonders
berührt hat mich aber auch das Kapitel 28, in welchem Shelleys Tochter
Tiffany aus ihrem eigenen Leben erzählt, wie sie das Leben mit ihrer
Mutter wahrgenommen hatte. Sie war die erste Tochter, die Shelley als
Prostituierte mit 19 bekommen hatte, als sie einen Asiaten bediente.
Obwohl ihre Mutter jahrelang davon nichts wusste, war auch Tiffany sexuell
missbraucht worden. Sie begann mit SVV (Selbstverletzendes
Verhalten), indem sie sich immer wieder absichtlich schnitt, da der
körperliche Schmerz angenehmer war als der seelische Schmerz. Am
Ende wollte auch sie sich umbringen und landete mit offenem
Handgelenk im Krankenhaus – Gott hatte ihrer Mutter gesagt, dass
sie schnell zu ihrer Tochter nach Hause fahren solle. Bisher war
Tiffany nicht groß aufgefallen – nicht zuletzt auch deshalb, weil
ihre Eltern in dem ganzen Kampf gegen die Pornographie mit sich selbst zu beschäftigt waren. Moment mal –
hatten wir das nicht schon mal?
So
weit zum Buch selbst. Ich möchte es mit einer Einschränkung
weiterempfehlen: Es ist nichts für schwache Nerven. Es ist
aufrüttelnd, schamlos ehrlich und wird so manchen Widerspruch im Leser wecken. Hat es auch bei mir, aber das ist ok. Theologisch gehe ich
nicht in allem mit ihr einig, aber mit wem kann ich das schon? ;-)
Viele Fragen, die aufgeworfen werden, sind es wirklich wert, lange
und tief darüber nachzudenken. Es ist ein mitreißendes Buch, das ich nur schwer aus der Hand legen konnte.
Was
nehme ich vom Buch mit?
1.
Einen heiligen Zorn gegen die Unterhaltungsindustrie. Das betrifft
Filme, Hollywood, aber auch viele andere. Man muss heute schon sehr
weit suchen, um Filme zu finden, die keine pornographischen
Ausschnitte beinhalten. Selbes gilt auch für Literatur, PC-Spiele
und viele weitere Bereiche der Unterhaltungsindustrie.
2.
Den dringenden Ruf: Eltern, lasst uns unsere Kinder ernst nehmen.
Schieben wir sie nicht ab – weder vor den Fernseher noch in die
Betreuungsinstitute. Begegnen wir ihnen gegenüber mit echtem Interesse
und echter Anerkennung. In vielen Familien ist die mangelnde
Zeit und Anerkennung für die Kinder ein Fluch, der sich von
Generation zu Generation weitervererbt.
3.
Das eigentliche Anliegen des Buches, welches ich schon seit vielen
Jahren teile, nämlich die Schrecklichkeit der Prostitution und
Pornographie und deren hohe Suchtgefahr bloßzustellen. Wir brauchen
aber viel mehr als nur Predigten dagegen. Wir brauchen Unterstützung
für die Menschen, die da raus wollen. Wir brauchen Angebote, die
diesen Menschen zugute kommen, die aussteigen. Die Hürde ist extrem
hoch: Finanziell, drogenabhängigkeitsbedingt, und nicht zuletzt auch
geistlich. Hinzu kommt ein enormer psychischer Druck durch die
Drohungen jener, welche daran verdienen wollen.
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