In
einem kürzlichen Gespräch ging es um das Lesen der Bibel. Im
Nachhinein habe ich noch weiter darüber nachdenken müssen, weil mir
ein paar Dinge dazu ganz neu wichtig geworden sind. Ich könnte mir
jetzt sagen: Du hast bis jetzt jedes Buch, jedes Kapitel und jeden
Vers der Bibel mindestens 12x gelesen, die meisten davon schon
deutlich öfter. Irgendwann reicht das doch. Ruh dich doch mal darauf
aus. Du hast Theologie studiert und dabei viele Verse auswendig
gelernt, eine ganze Zahl Texte aus dem Griechischen oder Hebräischen
übersetzt. Reicht das nicht? Zugegebenermaßen hatte ich solche
Gedanken auch schon. Aber noch jedes Mal bin ich beim Weiterdenken
ganz eindeutig zum Schluss gekommen: Nein, das reicht noch lange
nicht! Warum? Weil ich es nötig habe!
1.
Ich habe es nötig, jeden Morgen in meinem Denken verändert zu
werden. Ich bin jeden Tag ganz vielen Einflüssen ausgesetzt, die
versuchen, mein Denken zu vergiften. Werbung versucht, sich in mein
Denken einzuschleichen. Filme versuchen, mir ein falsches Weltbild
einzutrichtern. Die Zeitungen und Zeitschriften strotzen von Artikeln
und Berichten, die meine Aufmerksamkeit wollen. Jeden Morgen soll
mein Denken weg von mir und weg von der Welt auf Gott ausgerichtet
werden.
2.
Ich habe es nötig, jeden Morgen etwas zu lesen, was ich nicht
beurteilen muss. Dieser Punkt hängt mit dem ersten zusammen,
geht aber noch mehr in die Tiefe. Alles, was sich außerhalb der
Bibel befindet, ist fehlbar und muss deshalb beurteilt werden. Die
Bibel ist da wohltuend anders. Sie muss nicht beurteilt werden,
sondern ich darf mich von ihr beurteilen lassen. Das ist das Vorrecht
aller Gläubigen: Das Wort dürfen wir „lassen stahn“, wie Martin
Luther so treffend dichtete. Es muss nicht verändert werden, sondern
es soll mich verändern. Die Bibel ist der fixe Punkt, mit dem wir
das Universum aus den Angeln heben können.
3.
Ich habe es nötig, mir jeden Morgen das Evangelium zu predigen.
Ich liebe es, in einer Evangelisationsveranstaltung zu sitzen. Da
kommen mir regelmäßig die Tränen, weil mir bewusst wird, wieviel
der Herr Jesus für mich getan hat. Eigentlich weiß ich das schon,
aber – ach! - wie schnell geht das wieder vergessen in der Eile des
Alltags. Und wie gern würde ich da jeden Morgen in so einer
Veranstaltung sitzen. Da das leider nicht möglich ist, habe ich es
nötig, mir das selbst jeden Morgen zuzusprechen. Ich habe es nötig,
mir wieder neu der Gnade und Größe Gottes bewusst zu werden.
4.
Ich habe es nötig, dass Gott jeden Morgen neu zu mir spricht.
So, und jetzt schreibe ich das als Pfingstler, der sich darüber
freut, dass alle Gaben des Geistes im Hier und Jetzt für uns
vorhanden und in Gebrauch sind. Die Gabe der Prophetie ist mir nichts
Fremdes, und ich freue mich sehr darüber, von Gott immer wieder
damit gebraucht zu werden. Und dennoch (oder gerade deshalb?) bestehe
ich darauf, dass sich die Gabe der Prophetie nur dort gut und gesund
entwickelt, wo wir Menschen des Wortes Gottes sind. Wenn wir wollen,
dass Gott zu uns redet, dann wenden wir uns der Bibel zu. Dort redet
Gott so zu uns, dass Sein Wort keine Überprüfung und keine
Korrektur braucht. Paulus macht klar, dass dort, wo Menschen in der
Gemeinde prophetisch reden, immer andere da sein müssen, die das
Gesagte beurteilen. Die Bibel braucht das nicht, sie ist Gottes
reines und unveränderliches Wort.
5.
Ich habe es nötig, jeden Morgen für den Tag ausgerüstet zu werden.
Jeden Morgen bekomme ich von Gott ganz bestimmte Dinge gezeigt, die
mich durch den Tag begleiten und meine Augen für bestimmte Menschen
und Situationen öffnen. Häufig werde ich so sensibel für
Versuchungen, die mich an diesem Tag versuchen wollen. Dann kommt mir
in den Sinn: Mensch, das haste ja heute früh gelesen! Finger weg
davon! All das habe ich Tag für Tag von Neuem nötig, und deshalb
lese ich auch sehr gerne und mit großer Freude, geradezu „gierig“
darin.
Und
warum liest Du die Bibel (oder nicht)?
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