Vor
gut einem Monat ist unser Sohn zur Welt gekommen. Unser erstes Kind.
Für mich als frischgebackenen Papa hat sich dadurch eine Menge
verändert – manch einem wird wohl auch aufgefallen sein, dass ich
zur Zeit weniger häufig blogge.
Vater
zu werden (und zu sein) ist etwas sehr Schönes, sehr Wertvolles. Und
ich möchte aus dieser Zeit, in der ich meinen Sohn begleiten darf,
möglichst viel machen. Ich möchte allen möglichen Segen aus dieser
Zeit für meinen Sohn und für mich selbst (natürlich auch für
meine Frau) rausholen. Deshalb stelle ich mir frühzeitig die
wichtigen Fragen, damit ich nicht eines Tages aufwache und mich
fragen muss, wo denn all die Zeit hingegangen ist. Sie wird noch
schnell genug voranschreiten.
Meine
wichtigste Frage (und meine unvollständige Antwort darauf) möchte
ich heute mit euch teilen. Meine wichtigste Frage lautet: Wie
kann ich meinem Sohn ein Papa sein, dessen Vorbild er nacheifern
können soll?
Paulus
schreibt im Brief an die Korinther: Seid
meine Nachahmer, gleichwie auch ich Nachahmer des Christus bin!
(1. Korinther 11,1) Seien wir mal ehrlich: Mein Sohn wird mich
nachmachen und von mir lernen, ob ich das nun will oder nicht. Er
kann noch nicht unterscheiden, was ein gutes und was ein schlechtes
Vorbild ist. Und seien wir auch ehrlich: Egal wie ich mich anstrenge,
es wird doch immer wieder und wieder Momente geben, die ich bereuen
werde und dafür um Vergebung bitten muss.
Aber
mein Wunsch ist es, dass mein Sohn zu mir aufschauen kann und daran
sehen, was einen echten Mann ausmacht. Deshalb habe ich mich auch die
letzten Monate immer wieder gefragt, was denn nun einen echten Mann
ausmacht. Irgendwann werde ich dazu noch etwas ausführlicher
schreiben.
Was
tue ich, um diesem Ziel näher zu kommen, ein gutes Vorbild für
meinen Sohn zu sein?
1.
Ich bete. Ich bitte den Heiligen Geist, mir die Dinge in meinem
Leben aufzuzeigen, die nicht zu diesem Ziel passen. Ich bitte den
Geist der Heiligung, diese Heiligung in mir immer mehr zu bewirken.
Mich immer christusähnlicher zu machen, damit ich meinem Sohn sagen
(nicht unbedingt mit Worten) kann: Sei mein Nachahmer, gleichwie auch
ich Nachahmer des Christus bin!
2.
Ich suche nach Helfern. Ich schaue mich um nach anderen Männern,
die mir bei dieser Aufgabe helfen können. Ich möchte, dass mein
Sohn auch andere Männer sehen und kennenlernen kann, damit er von
jedem von uns Männern bestimmte Aspekte des Mannseins lernen kann.
Ich weiß, dass auch mein Mannsein ergänzungsbedürftig ist. Da
brauche ich Hilfe.
3.
Ich möchte meinem Sohn helfen, den Übergang vom Jungen zum Mann zu
feiern. Ich suche nach einer Möglichkeit, diesen Übergang
festzustellen. In der Soziologie nennt man diesen Vorgang einen
„Initiationsritus“, also eine Art Ritus, die der jeweiligen
Person hilft, zu verstehen, dass sie von einem Status in einen
anderen übergegangen ist. Etwa die Feier der Hochzeit ist ein
solcher Ritus, bei welchem der Übergang von zwei einzelnen Menschen
zu einem Ehepaar gefeiert wird. Ich möchte, dass mein Sohn
zurückblicken kann auf ein Ereignis und daran festmachen: Seither
bin ich ein Mann geworden.
Ich
habe in letzter Zeit mehrere Männer gefragt, wann sie vom Jungen zum
Mann geworden sind, und meist sehr unbefriedigende Antworten
bekommen. Vermutlich wissen es tatsächlich die meisten von uns
nicht. Weißt Du es? Wie ist es bei Dir geschehen? Ich freue mich auf
Deine Gedanken dazu.
Hier hat Hanniel von www.hanniel.ch eine Antwort verfasst. Wir bleiben im Gespräch darüber. http://hanniel.ch/2015/06/17/brief-an-einen-frisch-gebackenen-vater-wie-werden-jungen-zu-maennern/
AntwortenLöschenFolgendes Buch hat ein paar interesante Gedanken zum Thema: John Eldredge: "der ungezähmte Mann"
AntwortenLöschen1.) Ich würde gerne den ersten Punkt, den du in deinem Artikel erwähnst, unterstreichen. Genauso den Gedanken, dass wir richtig gute Männer erst dann werden, wenn wir hart an uns arbeiten (lassen). Dazu gehört, was du auch ansprichst, das Annehmen eigener Schwächen. Beten tu ich in diesem Zusammenhang dann um Kraft, diese harte Arbeit und die Kämpfe gut meistern zu können.
2.) "25 ist das neue 18":Dieser Satz ist mir vor kurzem über den Weg gekommen. Ich denke, dass die Jugend von heute mit einem sehr schwer überschaubaren Pluralismus konfrontiert wird und deshalb länger braucht, um sich zu entfalten. Deshalb ist es für Eltern oder andere, die für Kinder sorgen und sie leiten, wichtig, sie vor dem Chaos zu beschützen, dass sie nicht völlig verwirrt sind. Überbehütung wird da ziemlich schwierig. Und man(n) ist angehalten, sich offen zu geben für die Fragen und das Schutzbedürfnis der Kinder.
Welcher 18-jährige ist schon wie ein Erwachsener lebensfähig?? Es sind weniger geworden, als in vergangenen Generationen...
LG,
simon
Damals wurde es mir nicht bewusst, wann sich etwas geändert hatte. Heute, im Nachhinein, kann ich mehrere "Reifungstufen" ausmachen, ab denen sich in meinem Leben etwas sehr grundsätzlich änderte. Dabei lasse ich meine Kindheit aus.
AntwortenLöschenAus meiner heutigen Sicht denke ich, dass ich zu der Zeit vom Jungen zum Mann reifte, als ich nicht mehr bemüht war, mich wie ein Mann zu geben. Dazu gab es keinen "Zeitpunkt X" an den ich mich erinnern könnte. Ab der Zeit, ab der ich mein Selbst als "mich" annahm. Ab der Zeit, als ich keinen Bedarf mehr hatte, mich von meinem Vater abzusetzen, mit dem mich ein nicht ganz einfaches Vater-Sohn-Verhältnis verband. Ab der Zeit, als ich es ertragen konnte, kritisiert zu werden und mich nicht mehr einfach um der Opposition willen gegen Ältere wandte. Ab der Zeit, als ich als noch junger Mann bereits große Verantwortung für andere Menschen übernehmen musste, als ich bei der Bundewehr Dienst tat.
Eine weitere Stufe war, als meine Frau und ich uns das "Ja"-Wort gaben und ich zu begreifen begann, dass ich nun eine "Zweiheit" geworden war und dass da jetzt ein Mensch war, der sich viel tiefer und intensiver mir anvertraut hatte, als jemals ein Mensch zuvor.
Die Geburt unserer Kinder waren jede eine weitere Stufe für sich. "Vatersein" wandelte sich rasch, für meinen Geschmack fast zu schnell, vom noch reinen Versorgerdasein zur intensiv mit aller Freude und auch allem Leid wahrgenommenen Vaterschaft. Vorbildsein - und das Versagen als Vorbild. Alles das formte und gestaltete mich.
Dann der Tag, als die erste unser Haus verließ. Als ich da in mich hineinhörte, hörte ich den Vater jammern.
Die Hochzeit unserer Zweitjüngsten. Ich musste das bezaubernde Mächen einem jungen Mann anvertrauen, der auf mich ähnlich "unfertig" wirkte, wie ich vermutlich auf meine Schwiegereltern gewirkt haben musste. Das kostete mich wirklich Kraft.
Und wieder eine ganz neue Art des Mannseins, eine Fortführung der Reife, erlebte ich, als meine Frau und ich silberne Hochzeit begingen - ganz allein für uns auf einer zum Teil abenteuerlichen Reise, auf der sie sich mir erneut anvertraute und mir zum ersten Mal seit unserer Ehe auch deutlicher, als je zuvor, ihr Leben und ihre Unversehrtheit anvertraute. Damit begann für mich - für uns beide - ein weiterer Lebensabschnitt, eine weitere Reifestufe. Und das, obschon ich nun nicht mehr der Jüngsten einer war. Dennoch - oder gerade darum - wächst das Band zwischen uns fester. Und meine körperlichen Gebrechen bewirken, dass ich mich auf das Wesentliche konzentriere. Es gibt keinen Schein nach außen mehr zu wahren, das Leben mit seinen großen und kleinen Problemen, mit Schmerz und Angst vor dem Ubekannten der Krankheit will gelebt werden und das, ohne, dass ich meine Frau mehr als nötig damit belaste. Die Reifung des Mannes und die Reifung des Glaubens - ich denke, sie gehen inzwischen Hand in Hand.
Das mal so ins Unreine geschrieben - vielleicht beantwortet das Deine Frae - ein wenig?