Dienstag, 15. Mai 2007
Lieber
Andy,
zuerst
gratuliere ich Dir ganz herzlich zu Deinem 12. Geburtstag. Heute ist
ein großer Tag in Deinem Leben. Du bist jetzt auf dem Weg, von einem
Jungen zu einem Mann zu werden. Einem richtigen, großen, starken
Mann, wie Dein Papa einer ist.
Lieber
Andy, Du wirst Dich fragen, wer ich bin, woher ich Dich kenne und was
ich von Dir will. Die ersten zwei Fragen sind nicht so wichtig, aber
ich werde sie Dir auch noch beantworten, wenn Du etwas Geduld hast.
Nicht mehr heute, aber irgendwann schon noch. Vermutlich kennst Du
mich noch nicht. Dafür kenne ich Dich ziemlich gut. Und mein Wunsch
ist es, Dich in dieser Zeit, in der Du Dich befindest, zu begleiten.
Ich werde mich Dir nicht aufzwingen, nur wenn Du es auch willst. Das
ist Deine Entscheidung. Ich werde Dir hin und wieder einen Brief
schreiben. Das ist die beste Möglichkeit, wie wir beide Kontakt
haben können. Ob Du ihn öffnest, überlasse ich Dir.
Heute
also bist Du 12 Jahre alt geworden. Das ist schon eine ganze Menge.
Du hast viel gelernt, Du kannst sogar lesen und schreiben. Das finde
ich super! Du gehst fast jeden Tag zur Schule. Dort lernst Du viele
Sachen, die wichtig sind für Dein Leben. Eines Tages möchtest Du
Astronaut werden und in das weite Weltall hinausfliegen. Auf den Mond
oder noch weiter, bis zu einem weiter entfernten Stern. Ich weiß
noch gut, wie Du gestaunt hast, als Du vor einem halben Jahr zum
ersten Mal in ein großes Teleskop blicken durftest. Da war Dir
gleich klar: Da will ich hin! Und dann, als Dir Dein Papa erklärt
hat, dass derjenige, welcher dieses ganze, wunderschöne Weltall
geschaffen hat, dies zu Deiner Freude gemacht hat, da konntest Du
kaum noch erwarten, groß zu werden und selbst da hinausfliegen zu
dürfen.
Andy,
viel von dem, was Du in der Schule lernst, wird Dich dem Traum vom
Weltall näher bringen. Das Rechnen und die Geometrie werden Dir eine
große Hilfe sein. Du wirst lernen müssen, wie man eine Flugroute im
Weltall berechnet. Du wirst lernen müssen, wie man mit den Kräften
der Anziehung rechnet, die von allen Dingen ausgehen, die durchs All
schwirren. Das ist oftmals nicht ganz einfach. Aber wenn Du es willst
und Dich anstrengst, dann kannst Du es erreichen. Vermutlich wird es
bedeuten, dass Du oft mehr wirst lernen müssen als andere Deiner
Klasse. Dass Du weniger Zeit für den Fernseher haben wirst oder für
die Spielkonsole. Aber Du kannst es, wenn Du es nur willst.
Aber
ich möchte Dir auch noch etwas anderes sagen. Auch wenn Du wirklich
viel von dem, was Du in der Schule lernst, wirst brauchen können,
gibt es dennoch Dinge, die Dir die Schule nicht beibringen kann. Das
Wichtigste im Leben, so sagte einmal ein Politiker Deines Landes, das
Wichtigste ist, dass das Wichtigste das Wichtigste bleibt. Für Dich,
Andy, ist das Wichtigste, dass Du lernst, Dein Leben auf den
auszurichten, der Dich gemacht hat. Du bist ein neugieriger junger
Mann, und das ist total klasse! So wie die Sonne der Mittelpunkt
unseres Sonnensystems, der so genannten Milchstaße, ist, so soll in
Deinem Leben derjenige der Mittelpunkt sein, der Dich gemacht hat. Er
hat das ganze Weltall mit allem, was darin ist, zu Deiner Freude und
Dich zu seiner eigenen Freude gemacht. Das wirst Du leider kaum in
der Schule lernen. Deshalb habe ich Dir heute diesen Brief
geschrieben. Und wenn Du möchtest, werde ich Dir noch mehr Briefe
schreiben. Immer wieder, um Dir zu helfen, Deinen Weg zu finden.
Einen
letzten Punkt habe ich noch. Andy, denk dran, Deine Eltern sind ein
Geschenk. Du hast Papa und Mama zu Hause. Das ist ein wunderbares
Geschenk. Sie haben die Aufgabe, Dir zu helfen in Deinem Leben. Sie
haben die Aufgabe, Dir das beizubringen, was die Schule nicht kann,
damit Du eines Tages selbst als großer, starker, selbständiger Mann
Deinen Weg durchs Leben findest. Auch wenn es oft nicht leicht ist,
aber ich bitte Dich um zwei Sachen. Erstens: Sei dankbar für Deine
Eltern. Und zeige ihnen das auch. Sage oder schreibe es ihnen doch
auch einmal. Und zweitens: Frage sie ruhig um Hilfe, wenn Du etwas
nicht weißt. Sie freuen sich, wenn Du ihnen Dein Leben und Deine
Fragen anvertraust. So, jetzt mache ich fürs Erste Schluss. Ich
werde Dir in wenigen Wochen wieder schreiben.
Liebe
Grüße,
Dein
K. S.
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