Jeder
von uns tut es. Unzählige Male jeden Tag. Wenn wir etwas nicht
wissen, und eine Antwort brauchen, sind wir schon dabei. Und tun gut
daran. Wir wissen, dass ein Lexikon in den meisten Fällen eine
bessere Antwort liefern wird als ein Roman. Damit haben wir mit
zweierlei Maß gemessen. Wir fragen zu einem Computerproblem lieber
eine Person, die von Berufs wegen „etwas mit Computern macht“ als
die ältere Nachbarin, die nur einen Fernseher hat, aber keinen PC.
Und damit haben wir es wieder getan. Sehr zu Recht sogar. Oder wenn
wir ein neues Gerät kaufen wollen, fragen wir bevorzugt Kunden, die
dasselbe Gerät schon einmal gekauft haben. Oder lesen deren
Produktrezensionen, statt irgendwen in der Straßenbahn per
Zufallsprinzip auszuwählen und nach dem bestimmten Produkt zu
fragen.
Peter
L. Berger und Thomas Luckmann schreiben vom Unterschied zwischen der
primären und der sekundären Sozialisation. Zur primären
Sozialisation gehören die Dinge, die alle Menschen einer
Gesellschaft lernen. Zum Beispiel lernen alle, was Essen ist und wozu
es gut ist, denn wer das nicht lernt, wird verhungern. In unserer
Gesellschaft lernen wohl die allermeisten Menschen, was ein Pferd
ist. Dann gibt es aber auch noch eine zweite Art von Lerninhalten,
wenn man sich spezialisiert. Einer wird Dachdecker und lernt viel
über Gerüste, Ziegel und Dächer. Ein anderer wird Automechaniker.
Für ihn ist das Wissen über Ziegel nicht so relevant wie für den
Dachdecker. Das Erlernen des speziellen Wissens nennen sie sekundäre
Sozialisation. Je mehr spezielles Wissen in einer Gesellschaft
vorhanden ist, das nicht für jedermann gleichermaßen relevant ist,
desto wichtiger ist es, mit verschiedenem Maß zu messen und
unterscheiden zu können, bei wem man am ehesten die richtige Antwort
bekommt.
Wir
dürfen wissen, dass dies auch in der Bibel vorkommt. Jakobus
schreibt: Werdet
nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir
ein strengeres Urteil empfangen werden!
(Jak. 3,1) Jesus sagte: Wem
viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel
anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
(Luk. 12,48b) Deshalb ist es auch wichtig, dass wir von jenen das
volle Evangelium fordern, die darin leben und gelehrt sind. Gott hat
uns Sein Wort gegeben, die Bibel. 1. Mose 1 bis Offenbarung 22 ist
Gottes Wort und hat Gottes vollkommene Qualität und Autorität. Wo
diese untergraben oder verwässert wird, müssen wir aufstehen und
Klartext reden. Im selben Moment müssen wir das von einem Menschen,
der auf einem anderen Gebiet spezialisiert ist, nicht erwarten.
Vielmehr dürfen wir diesen Menschen zeigen, was Gottes Wort für
deren Spezialgebiete zu sagen hat. Dies ist ein sehr spannendes
Unterfangen, das äußerst gewinnbringend für alle ist. Es ist
notwendig, die bibeltreue Theologie wieder auf den Platz zu bringen,
der ihr gebührt. Sie ist die Wissenschaft, in Bezug auf welche alle
übrigen Zweige der Wissenschaft Hilfswissenschaften sind.
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