Dienstag, 21. März 2017

Warum wir mit verschiedenem Maß messen müssen

Jeder von uns tut es. Unzählige Male jeden Tag. Wenn wir etwas nicht wissen, und eine Antwort brauchen, sind wir schon dabei. Und tun gut daran. Wir wissen, dass ein Lexikon in den meisten Fällen eine bessere Antwort liefern wird als ein Roman. Damit haben wir mit zweierlei Maß gemessen. Wir fragen zu einem Computerproblem lieber eine Person, die von Berufs wegen „etwas mit Computern macht“ als die ältere Nachbarin, die nur einen Fernseher hat, aber keinen PC. Und damit haben wir es wieder getan. Sehr zu Recht sogar. Oder wenn wir ein neues Gerät kaufen wollen, fragen wir bevorzugt Kunden, die dasselbe Gerät schon einmal gekauft haben. Oder lesen deren Produktrezensionen, statt irgendwen in der Straßenbahn per Zufallsprinzip auszuwählen und nach dem bestimmten Produkt zu fragen.

Peter L. Berger und Thomas Luckmann schreiben vom Unterschied zwischen der primären und der sekundären Sozialisation. Zur primären Sozialisation gehören die Dinge, die alle Menschen einer Gesellschaft lernen. Zum Beispiel lernen alle, was Essen ist und wozu es gut ist, denn wer das nicht lernt, wird verhungern. In unserer Gesellschaft lernen wohl die allermeisten Menschen, was ein Pferd ist. Dann gibt es aber auch noch eine zweite Art von Lerninhalten, wenn man sich spezialisiert. Einer wird Dachdecker und lernt viel über Gerüste, Ziegel und Dächer. Ein anderer wird Automechaniker. Für ihn ist das Wissen über Ziegel nicht so relevant wie für den Dachdecker. Das Erlernen des speziellen Wissens nennen sie sekundäre Sozialisation. Je mehr spezielles Wissen in einer Gesellschaft vorhanden ist, das nicht für jedermann gleichermaßen relevant ist, desto wichtiger ist es, mit verschiedenem Maß zu messen und unterscheiden zu können, bei wem man am ehesten die richtige Antwort bekommt.

Wir dürfen wissen, dass dies auch in der Bibel vorkommt. Jakobus schreibt: Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen werden! (Jak. 3,1) Jesus sagte: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. (Luk. 12,48b) Deshalb ist es auch wichtig, dass wir von jenen das volle Evangelium fordern, die darin leben und gelehrt sind. Gott hat uns Sein Wort gegeben, die Bibel. 1. Mose 1 bis Offenbarung 22 ist Gottes Wort und hat Gottes vollkommene Qualität und Autorität. Wo diese untergraben oder verwässert wird, müssen wir aufstehen und Klartext reden. Im selben Moment müssen wir das von einem Menschen, der auf einem anderen Gebiet spezialisiert ist, nicht erwarten. Vielmehr dürfen wir diesen Menschen zeigen, was Gottes Wort für deren Spezialgebiete zu sagen hat. Dies ist ein sehr spannendes Unterfangen, das äußerst gewinnbringend für alle ist. Es ist notwendig, die bibeltreue Theologie wieder auf den Platz zu bringen, der ihr gebührt. Sie ist die Wissenschaft, in Bezug auf welche alle übrigen Zweige der Wissenschaft Hilfswissenschaften sind.


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