Eines
der wichtigsten Dinge, die Jesus in Seinem Leben immer wieder gelehrt
hat, war: „Tut Buße!“ (zB Matthäus 4,17 u.a.) Da das Wort
„Buße“ entweder als altmodisch oder von anderen Bedeutungen
überlagert (Strafzahlung fürs Falschparken o.ä.) betrachtet wird,
stellt sich immer wieder die Frage, wie man das besser übersetzt. In
einer kürzlichen Diskussion auf Facebook wurde das Wort mit
„umdenken“ übersetzt. In der Tat ist diese Übersetzung nicht
falsch, aber sie scheint mir unvollständig zu sein. Umdenken ist ein
wichtiger Teil des Umkehrprozesses, aber längst nicht alles. Metanoia
bedeutet, das ganze Leben an Gott als Zentrum auszurichten. Denken,
Wollen, Fühlen, Handeln, alles soll Gott unterstellt sein. Dann
haben wir Metanoia.
Die Juden, zu welchen Jesus und davor
auch schon Johannes der Täufer gesprochen hatte, hörten das
griechische Wort „metanoia“ bzw. „metanoeite!“ und dachten
dabei an das hebräische Wort „schuw“. Dieses Wort wurde zum
Beispiel gebraucht, wenn sich jemand verlaufen hatte und seinen Weg
nicht mehr fand. Dann musste er zurückkehren, er musste umkehren,
Buße tun. Das geschah in dem Fall mit den Füßen. Die biblischen
Propheten erweiterten die Bedeutung und fügten eine geistliche
hinzu: Umkehr zu Gott. Als der Prophet Joel zum Volk Israel sprach,
forderte er sie in Joel 2,12-13 auf:
Doch
auch jetzt noch, spricht der Herr, kehrt um zu mir von ganzem Herzen,
mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen! Zerreißt eure Herzen und nicht
eure Kleider, und kehrt um zu dem Herrn, eurem Gott; denn er ist
gnädig und barmherzig, langmütig und von großer Gnade, und das
Übel reut ihn.
Wenn die Israeliten Buße taten, so
geschah dies unter Tränen, Kleider zerreißen, Asche aufs Haupt
streuen, und so weiter. Nicht nur umdenken; es war keine kühl
rationale Entscheidung: Ab heute will ich anders denken. Das Problem
dabei ist doch auch: Das funktioniert gar nicht! Wenn ich wirklich
umkehren will und alles anders werden soll, so gehört auch das
Wollen, Fühlen, Reden und Handeln dazu. Es geht dabei nicht so sehr
um die äußere Form; Buße ist kein Ritual, sondern es ist eine
ganzheitliche Veränderung der menschlichen Existenz.
Paulus beschreibt das schön im zweiten Korinther: Nun
freue ich mich — nicht darüber, dass ihr betrübt wurdet, sondern
darüber, dass ihr zur Buße betrübt worden seid; denn ihr seid in
gottgewollter Weise betrübt worden,
so
dass ihr von uns keinerlei Schaden genommen habt. Denn die
gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil, die man nicht
bereuen muss; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod. Denn
siehe, wieviel ernstes Bemühen hat dies bei euch bewirkt, dass ihr
in gottgewollter Weise betrübt worden seid, dazu Verantwortung,
Entrüstung, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung! Ihr habt in jeder
Hinsicht bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid.
(2Kor. 7,9-11)
Gerade
weil die Bibel im AT wie im NT die Umkehr als ganzheitliche Sache
bezeichnet, gehe ich davon aus, dass „nous“ (Denken) im Wort
„Metanoia“ als „pars pro toto“ gebraucht wird. Ein „pars
pro toto“ ist ein Wort, in dem man nur einen Teil einer Sache
bezeichnet, damit aber das Ganze meint. Wenn ich zum Beispiel von
einem „Dach über dem Kopf“ rede, meine ich meist nicht nur ein
Wellblech, sondern ein ganzes Haus. Oder wenn man davon spricht, wie
viele Seelen ein Ort hat, ist die Frage nicht, ob da dann weniger
Körper als Seelen wohnen, sondern das Wort wird einfach verwendet,
um den ganzen Menschen zu bezeichnen. Lukas berichtet in
Apostelgeschichte 27,14 auch davon, dass auf dem Schiff insgesamt 276
Seelen waren. Die Bibel gebraucht somit dieselben sprachlichen Mittel
wie wir auch (und manche, die wir nicht mehr gebrauchen). All das tut
der Klarheit und Verständlichkeit der Bibel keinen Abbruch.
Fragen
wir deshalb zum Schluss, wie man das Wort übersetzen kann. Ich sehe
mehrere Möglichkeiten:
- Umdenken mit der Erklärung dazu, dass es eine Veränderung des ganzen Lebens notwendig mit sich bringt
- Buße tun mit der Erklärung, dass das nichts mit Strafzetteln zu tun hat, sondern mit einer Veränderung des ganzen Lebens
- Umkehr mit einer ähnlichen Erklärung dazu
- Lebensveränderung (mein persönlicher Favorit), würde vermutlich am wenigsten Erklärung benötigen
Keine
dieser Möglichkeiten ist vollständig ohne Erklärung verständlich.
Es ist deshalb auch wichtig, dass immer wieder darüber gepredigt
wird und dadurch jeder einzelne Christ fähig wird, dieses Geschehen
erklären zu können. Die Umkehr ist übrigens ein Geschehen, das ein
Leben lang andauert. Kein
Ich-bin-da-einmal-nach-vorne-gegangen-jetzt-hab-ich-Urlaub.
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