Als ich vom Bundescamp
zurückkam, wartete da schon die neue Ausgabe des Timotheus-Magazins
zum Thema „Die Predigt“ auf mich. Die Grafik auf der Titelseite
finde ich richtig ansprechend, ist sie doch eher etwas zurückhaltend
und nicht so dominierend, wie es andere Titelgrafiken schon waren. Das
Thema ist spannend, und so freute ich mich sehr auf die Lektüre.
Eine Anmerkung noch zur gesamten Gestaltung: Mir schien, dass für
diese Ausgabe häufig zu kurze Texte geschrieben worden sind, was
letztlich durch doppelseitige Bilder und Titel wieder wettzumachen versucht wurde. So etwa auf S. 16/17 oder 32/33.
Hörst du richtig?
(S. 4 – 7) von Thomas Reiner
Wer meint, diese Ausgabe
sei vor allem für Prediger geschrieben, irrt sich gewaltig. Schon
der erste Artikel von Thomas Reiner geht auf das aktive Zuhören der
Predigt ein. Mit viel Tiefgang erklärt der Pfarrer der ERKWB
Winterthur (CH), wie man sich auf das Hören der Predigt vorbereiten
kann, um möglichst viel Segen aus dem Hören zu ziehen. Es ist
wichtig, dass wir glauben, um hören zu können. Dass wir beten, um
hören zu können. Dass wir die Bibel studieren, um hören zu können.
Dass wir das Gelesene und Gehörte anwenden, um hören zu können.
Dass wir uns davon begeistern lassen, um hören zu können. Und nicht
zuletzt auch dass wir (gerade auch unseren Prediger) lieben, um hören
zu können. Ein super Einstieg, der hungrig nach mehr macht.
Wie predigten die
Apostel? (S. 8 – 11) von Daniel Facius
Daniel Facius geht in
seinem Artikel davon aus, dass alle Christen dazu berufen sind, den
letzten Auftrag Jesu an die Apostel (den so genannten Missionsbefehl)
auszuführen. Er analysiert in diesem Beitrag die verschiedenen
Predigten, die in der Apostelgeschichte abgedruckt sind und zieht
daraus drei wichtige Schlüsse: Erstens ist die Predigt immer in
Gottes Wort verankert. Zweitens geht sie auf den persönlichen
Hintergrund der Zuhörer ein (Paulus spricht anders, ob er vor Juden
in der Synagoge oder vor griechischen Philosophen in Athen predigt).
Drittens ist das persönliche Zeugnis häufig auch ein wichtiger
Zugangspunkt für das Gespräch über den Glauben.
Predige auslegend!
(S. 12 – 15) von Thomas Hochstetter
Auf diesen Artikel habe
ich mich besonders gefreut, zumal ich auch ein großer Freund der
Auslegungspredigt bin. Leider geht der Autor nur am Rande darauf ein,
was denn nun diese Art der Predigt tatsächlich ausmacht: „Jesus
tat das, was auch schon Esra tat: Er erklärte den Menschen,
ausgehend von den Schriften, Gottes Worte. Das ist, was eine
Auslegungspredigt ausmacht.“ (S. 14) So weit, so gut, das ist
eine korrekte Aussage. Aber würde nicht jeder Prediger – welchen
der fünf Predigtstile er auch immer gebraucht – genau das auch
sagen? Vermutlich bedürfte es jedoch einer gesamten Ausgabe des
Magazins, um darauf einzugehen, was eine Auslegungspredigt ausmacht.
Das Literaturverzeichnis (nicht Bibliographie) enthält einige
exzellente Titel, von denen ich einzelne auch mal noch vorstellen
möchte.
Warum ist geistliche
Unterweisung wichtig? (S. 16 – 19) von Waldemar Dirksen
Waldemar Dirksen erklärt
anhand der Ereignisse mit den zwei Emmaus-Jünger, weshalb geistliche
Unterweisung so wichtig ist. Sie dient dazu, ein Feuer in unseren
Herzen zu entfachen. Sie ist die Antwort auf die geistliche Not
Israels, auf die geistliche Not der zwei Jünger auf dem Weg nach
Emmaus, und auch auf unsere heutige geistliche Not.
Die berühmteste
Predigt aller Zeiten! (S. 20 – 23) von Ludwig Rühle
Schon der Titel macht
klar, dass es hier um die Bergpredigt gehen muss. Tatsächlich zeigt
Ludwig Rühle auf, worum es in der größten Predigt aller Zeiten
geht: Zuerst um unsere Beziehung zu Gott, dann um unsere Beziehung zu
unseren Mitmenschen – und am Ende um den Zusammenhang zwischen den
beiden Bereichen: „Im abschließenden Gleichnis vom klugen und
vom törichten Baumeister fordert uns Jesus eindringlich auf, seine
Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu tun. Doch das müssen wir
beachten: Es geht ihm auch hier in erster Linie nicht um dein
Handeln, sondern um dein Herz. Nicht dein Handeln bestimmt dein Herz,
sondern dein Herz bestimmt dein Handeln! Doch das wird durch Jesu
Worte offensichtlich, dein Handeln zeigt, womit dein Herz gefüllt
ist.“ (S. 22)
Predigt im Alten
Testament (S. 24 – 27) von Andreas Münch
Andreas Münch skizziert
in seinem Beitrag kurz und prägnant den Untergang der echten Predigt
im Alten Testament: Diese Aufgabe war den Priestern gegeben, doch
wurde sie immer schlechter – wenn überhaupt noch – ausgeführt,
sodass Gott immer neue Propheten sandte, um die Priester an ihre
Aufgabe zu erinnern. Er zeigt anhand der Erweckungen, die im Alten
Testament überliefert sind, dass Gottes Wort und die Predigt dabei
immer eine zentrale Rolle spielen. Der Artikel wird durch ein
Plädoyer für die Predigt des Alten Testaments gekrönt: „Doch
die wichtigste Lektion für uns heute ist diese, dass das Alte
Testament selber gepredigt werden will, angefangen von Genesis bis
Maleachi. Das Alte Testament scheint für viele Gemeinden wie ein
Löwe zu sein, der zu mächtig brüllen könnte, als wir es ertragen
würden. Und so lässt man den Löwen lieber schlafen. Es braucht
wieder mutige Männer, die sich als Werkzeuge gebrauchen lassen,
damit die Verheißung aus Joel 4,16 in unseren Gemeinden Realität
wird: „Wie Löwengebrüll, wie Donnergrollen schallt vom Zionsberg
in Jerusalem die Stimme des Herrn und lässt Himmel und Erde
erzittern. Doch für sein Volk ist der Herr eine sichere Zuflucht und
eine schützende Burg.“ (Gute Nachricht Bibel)“ (S. 27)
Wahre Reformation...
führt zu echtem Gottesdienst (S. 28 – 31) von Jochen Klautke
In diesem Artikel geht es
weniger um die Predigt, als vielmehr um den Gottesdienst. Ausgehend
von dem Gottesdienst, den Josia im Zuge seiner Reformation gefeiert
hat, nennt Jochen Klautke sechs Merkmale, die einen echten
Gottesdienst ausmachen. Klar ist der erste Punkt: Gottes Wort ist
zentral. Die Predigt ist Mittelpunkt des Gottesdienstes, weil das die
Zeit ist, in der Gott in einer ganz besonderen Weise zur Gemeinde
spricht. Der zweite Punkt vom Ablauf des Gottesdienstes ist da schon
etwas weniger durchsichtig. Wer letzten Endes wissen möchte, ob
seine Gemeinde das nun „richtig“ oder „falsch“ macht, bleibt
vom Autor weitgehend allein gelassen. Auch die weiteren Punkte wären
durchaus ausbaufähig, sodass es dem Leser einfacher fallen würde,
Gottesdienste nach klaren Kriterien zu beurteilen, wenn dies schon
gefordert wird.
Die Predigt der
Urchristen (S. 32 – 35) von Brian H. Edwards
Der letzte Artikel ist
ein Ausschnitt aus dem Buch „Wenn die Show das Wort erschlägt“.
Der Artikel setzt sich mit dem Argument auseinander, ob unsere Zeit
sich tatsächlich so sehr vom ersten Jahrhundert unterscheidet, in
dem die Apostel gepredigt hatten. Sein Fazit ist, dass dies nicht der
Fall ist, sondern ziemlich viele Parallelen bestehen. Edwards
schließt mit den lesenswerten Worten: „Die ersten Christen
evangelisierten das Römische Reich mit der effektivsten Waffe des
Predigens, und sie beeinflussten die Gesellschaft so enorm, dass sie
das Gesicht des gesamten Reiches veränderten. Die Gefahr heute
besteht darin, dass die Welt das Gesicht der Gemeinde verändert.“
(S. 35)
Ich kann diese Ausgabe
sehr empfehlen. Mein persönlicher Favorit war diesmal der erste
Artikel über das Hören der Predigt. Gefehlt hat mir allerdings eine
etwas ausführlichere Rezension eines guten Buches zur
Auslegungspredigt. Wer die Zeitschrift noch nicht abonniert hat, kann
dies hier
tun.
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