Wer
um sich schaut, kann nur staunen, wie reich an Vielfalt und
Unterschiedlichkeit Gott alles geschaffen hat. Die Natur ist an
Vielfalt kaum zu überbieten: So viele Arten von Pflanzen und Tieren,
Sternen und Steinen, Flüssen und Seen, Bergen und Tälern. Vielfalt,
wohin das Auge sieht. Auch wenn wir uns Menschen betrachten, stellen
wir eine reiche Vielfalt fest: So viele verschiedene Menschen, so
viele Begabungen und Talente, so viele Erfindungen und Entdeckungen,
so viele Kulturen und Menschen. So viele Unterschiede schon zwischen
Männern und Frauen, wohin wir schauen wird klar: Gott liebt
Vielfalt. Doch gerade diese Vielfalt, diese Unterschiedlichkeit,
diese verschiedenen Lebensgeschichten führen dazu, dass wir uns
immer wieder missverstehen, dass wir stur verschiedener Meinung sind,
dass wir manchmal auch dasselbe Wort so verschieden verstehen, dass
sich daraus Konflikte ergeben. Paulus bietet uns eine Lösung an. Er
schreibt im Brief an die Gemeinden der Galater:
Bevor
uns Gott diesen Weg des Glaubens geöffnet hat, waren wir unter der
Aufsicht des Gesetzes in das Gefängnis der Sünde eingeschlossen.
Das sollte so lange dauern, bis Gott den vertrauenden Glauben als Weg
in die Freiheit bekannt machen würde, und das heißt: bis Christus
kam. So lange war das Gesetz unser Aufseher; es war für uns wie der
Sklave, der die Kinder mit dem Stock zur Ordnung anhält. Denn nicht
durch das Gesetz, sondern einzig und allein durch vertrauenden
Glauben sollten wir vor Gott als gerecht bestehen. Jetzt ist der Weg
des Glaubens geöffnet; darum sind wir nicht mehr unter dem Aufseher
mit dem Stock.
Ihr alle seid
jetzt mündige Söhne und Töchter Gottes – durch den Glauben und
weil ihr in engster Gemeinschaft mit Jesus Christus verbunden seid.
Denn als ihr in der Taufe Christus übereignet wurdet, habt ihr
Christus angezogen wie ein Gewand. Es hat darum auch nichts mehr zu
sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder
frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus
seid ihr alle zu einem Menschen geworden. Wenn ihr aber zu Christus
gehört, seid ihr auch Abrahams Nachkommen und bekommt das Erbe, das
Gott Abraham versprochen hat.
(Galater 3, 23 - 29)
Wer
noch mehr Wertvolles von Paulus dazu lesen möchte, kann gerne auch
im Epheserbrief 2 die Verse 11 – 22 noch dazu nehmen.
Was
Paulus hier sagt, ist im Prinzip Folgendes: Es gibt zwei verschiedene
Zeiten im Leben aller wahrhaft gläubigen Christen. Eine Zeit vor dem
Glauben und eine Zeit danach. Und darin liegt die Lösung des
Problems all dieser Konflikte. Ohne Glauben braucht es eine Vielzahl
von Gesetzen, die das Leben regeln sollen. In Israel des Alten
Testaments zählt man 613 Gebote und Verbote. In den heutigen
Gesetzbüchern sind noch viel mehr Regeln enthalten. Und doch hat
sich dadurch alles um keinen Deut verbessert. Immer noch gibt es
Beleidigungen, Mord und Totschlag, sexuelle Gewalt, Scheidungen, Mord
an Ungeborenen und vieles mehr.
Paulus
sieht die Lösung im Evangelium von Jesus Christus, der für unsere
Sünden gestorben ist und wieder auferstanden ist, damit wir mit Ihm
ewig leben. Das Evangelium hat klare Konsequenzen für unser Leben –
gerade auch im täglichen Zusammenleben von Menschen verschiedener
Kulturen. Das harmonische Zusammenleben in der Vielfalt ehrt Gott,
denn durch den Glauben an den Herrn Jesus schafft Gott Sich ein neues
Volk – ein Volk aus Gläubigen aus allen Völkern, Ländern und von
allen Kulturen und Sprachen. Ein Volk aus beiden Geschlechtern –
Männer und Frauen – und aus allen Gesellschaftsschichten. Arme und
Reiche, Junge und Alte, Chefs und Angestellte, Beschäftigte und
Arbeitslose. Asylanten, Ausländer und Einheimische.
Die
einzige Lösung für vielfältiges Zusammenleben in echter Harmonie
ist das Kreuz Jesu Christi, durch welches Menschen aller Nationen,
Völker und Länder zu einem neuen Volk in Jesus Christus werden.
Was
bedeutet das nun konkret für uns?
1.
Wir haben ein neues, ewiges Leben bekommen und damit eine neue
Identität. Der Mensch ohne Evangelium definiert sich selbst entweder
über seine Herkunft (Familie) oder über seine Leistung. In unserer
Leistungsgesellschaft ist es das Zweitere. Doch durch das Kreuz sind
wir von Gott teuer erkauft. Unser Wert definiert sich nicht mehr über
unsere eigene Leistung, sondern über das, was der Herr Jesus für
uns getan hat. Gott hat Seinen Sohn geopfert, weil du es Ihm wert
bist. Das ist dein neuer Wert, deine Identität.
2.
Wir sind aus Gnade allein durch den Glauben gerechtfertigt. Der
Glaube ist nichts, wofür wir selbst etwas tun, auch er ist ein
Geschenk von Gott. Das nimmt uns unsere Selbstgerechtigkeit und
unseren Stolz. Wir merken, dass alles ein Geschenk ist. Alles kommt
von Gott. Wir sind deshalb nicht besser als irgendwer anders.
3.
Das Evangelium zeigt uns die Größe unserer Schuld auf. Das, was
Gott uns vergeben hat, ist viel viel viel größer als alles, was uns
jemals ein anderer Mensch antun kann. Wir sehen im Evangelium die
tatsächliche Größe und Schrecklichkeit unserer Sünde und unserer
Verderbtheit. Das hilft uns, anderen Menschen das zu vergeben, was
sie uns antun. Jesus Christus ist für uns gestorben, als wir noch
Seine Feinde waren. Er ist für uns gestorben, obwohl wir nichts
Liebenswertes an uns hatten. Darin liegt auch unsere Aufgabe, gerade
jene zu lieben, die andere Menschen nicht liebenswert finden.
4.
Das Wissen darum, dass Jesus nicht nur theoretisch, sondern effektiv
für uns gestorben ist, gibt uns das Wissen, dass Er uns festhalten
wird, was immer noch kommen mag. Nichts und niemand wird uns je von
Gott trennen können. Das gibt uns Sicherheit und Freiheit. Es nimmt
uns die Angst vor allem Andersartigen und hilft uns, die Menschen
gerade in ihrer Andersartigkeit anzunehmen.
5.
Das Evangelium gibt uns einen Maßstab, mit dem wir uns selbst und
unsere Gesellschaft, Kultur und Zeit beurteilen können. Wir wissen,
dass unsere Kultur nie schon an sich gut und göttlich ist. Jede
Kultur hat ihre guten Dinge, aber auch viel Ungöttliches. Wir müssen
uns nicht mehr mit anderen Menschen oder Kulturen vergleichen, denn
der eine objektive, ewig gültige Maßstab ist die Bibel.
6.
Das Evangelium gibt uns die Kraft, Gott und unsere Mitmenschen zu
lieben und sie in ihrem Anderssein anzunehmen. Es gibt uns Kraft, um
gegen den Neid und das Vergleichenwollen zu kämpfen. Unser altes
Ich, die alte Identität, ist mit Christus am Kreuz gestorben. Unsere
Aufgabe ist es, dieses alte Ich als tot zu betrachten und ihm nicht
mehr nachzugeben, sondern es aktiv zu bekämpfen.
7.
Das Evangelium zeigt uns, dass alle Menschen im Bild Gottes
geschaffen sind. In jedem Menschen können wir also ein Stück vom
Abbild Gottes sehen. Gott will nicht, dass Unterschiede eingeebnet
werden, sondern wir dürfen sie feiern und uns daran erfreuen. Alle
Versuche der Gleichmacherei sind nicht nur zum Scheitern verurteilt,
sondern vielmehr dienen sie dazu, das, was Gott gut gemacht hat, zu
zerstören.
Lasst
uns deshalb um des Evangeliums willen die Unterschiedlichkeit und
Vielfalt feiern. Der Herr Jesus beschreibt unsere Zukunft wunderschön
in der Offenbarung:
Danach
sah ich eine große Menge Menschen, so viele, dass niemand sie zählen
konnte. Es waren Menschen aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und
Sprachen. Sie standen in weißen Kleidern vor dem Thron und dem Lamm
und hielten Palmzweige in den Händen. Mit lauter Stimme riefen sie:
»Der Sieg gehört unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem
Lamm!« Alle Engel standen im Kreis um den Thron und um die Ältesten
und um die vier mächtigen Gestalten. Sie warfen sich vor dem Thron
zu Boden, beteten Gott an
und sprachen: »Das
ist gewiss: Preis und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre, Macht
und Stärke gehören unserem Gott für alle Ewigkeit! Amen.« Einer
der Ältesten fragte mich: »Wer sind diese Menschen in weißen
Kleidern? Woher kommen sie?« Ich antwortete: »Ich weiß es nicht,
Herr. Du weißt es!« Da sagte er zu mir: »Diese Menschen haben die
große Verfolgung durchgestanden. Sie haben ihre Kleider gewaschen
und im Blut des Lammes weiß gemacht. Darum stehen sie vor dem Thron
Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Er, der auf dem
Thron sitzt, wird bei ihnen wohnen. Sie werden keinen Hunger oder
Durst mehr haben; weder die Sonne noch irgendeine Glut wird sie
versengen. Das Lamm, das in der Mitte des Thrones steht, wird ihr
Hirt sein und sie an die Quellen führen, deren Wasser Leben spendet.
Und Gott wird alle ihre Tränen abwischen.« (Offenbarung
7, 9 - 17)
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