Das
biblische Jubeljahr und die moderne Ökonomie
In 3. Mose 25 finden wir
das so genannte „Jubeljahr“ oder „Halljahr“, das so genannt
wird, weil es mit Schopharhörnern eingeläutet wird. Es gibt immer
wieder Menschen, die versuchen, das biblische Prinzip dieses
Halljahres auf die moderne Ökonomie anzuwenden und daraus die
Forderung zu stellen, dass Länder anderen Ländern Schulden vergeben
sollen.
Ich möchte hier mal in
aller Kürze skizzieren, was das Jubeljahr in Wirklichkeit war, und
warum man es nicht auf unsere heutige ökonomische Situation
übertragen darf, bzw. kann. Noch viel mehr Probleme bereiten
allerdings die falschen Vorstellungen, die an diesen Bibeltext
geknüpft werden.
Am besten ist, man liest
an dieser Stelle das vorliegende Kapitel mal selbst durch. Das hilft,
die weiteren Ausführungen besser zu verstehen, da ich mich dabei
eher kurz fassen werde.
Was ist
der Hintergrund zum Jubeljahr?
Israel stand am Fuße des
Berges Sinai, hatte die Zehn Gebote bekommen und die Stiftshütte
gebaut, die Priester eingesetzt und stand jetzt kurz davor, weiter zu
ziehen, um das Verheißene Land einzunehmen. Von der Einnahme und
Verteilung berichtet das Buch Josua. Jede Familie bekam ein Stück
Land, je nachdem, wie groß die Familie war und was sie brauchten.
Sie hatten dann den Auftrag, dieses Stück Land zu bebauen, Vieh zu
züchten und von all diesem zu leben. Für den Fall aber, dass eine
Familie eine schlechte Ernte einbrachte oder das Vieh an einer Seuche
starb, brauchte es Regeln, wie man in dem Fall mit derjenigen Familie
umgehen soll. Das Ziel ist, dass dabei jede Familie letzten Endes
wieder die Möglichkeit hatte, ihre Schulden zu bezahlen und wieder
selbständig zu werden. Dafür war jenes Halljahr da. Der zentrale
Vers ist V. 13: „In diesem Halljahr soll jeder wieder zu seinem
Eigentum kommen.“ Damit ist
aber nicht alles gesagt. Es gibt Regeln, die dafür sorgen sollten,
dass keiner jemand anderes übers Ohr hauen konnte. Diese sind alle
in 3. Mose 25 beschrieben.
Sieben
Gründe, weshalb das nicht auf unsere Weltwirtschaft bezogen werden
darf:
1. Es darf nur der
nächste Blutsverwandte das Land kaufen. Das ist ganz wichtig. Es
steht ganz klar in 3. Mose 25, 25 geschrieben. Und weil ein Land aus
vielen Menschen besteht, kann kein einzelner nächster
Blutsverwandter ausgemacht werden.
2. Es gilt nur für
privates Eigentum. Da Staaten so genannt öffentliches oder
allgemeines Eigentum haben, kann das nicht auf Staaten bezogen
werden.
3. Der Kaufpreis ist
abhängig vom letzten Halljahr. Wenn jemand es kaufen will, dann
ist der Preis davon abhängig, wie viel Zeit zwischen dem letzten und
dem nächsten Halljahr noch liegt. Eine solche Regelung kennt niemand
heute, deshalb lässt sich auch kein Preis vereinbaren.
4. Das Halljahr dient
gar nicht der Erlassung von Schulden, sondern der Bezahlung
derselben. Gerade das wird ja oft behauptet, dass im Halljahr
Schulden erlassen würden. In Wahrheit ging es aber darum, dass
jemand fähig wird, seine Schulden durch zeitlich überlassenes Land
und Arbeitskraft zu bezahlen.
5. Das Halljahr dient
nicht dazu, finanzielle Gleichheit zu sichern. Wer vorher reich
war, konnte auch nach dem Halljahr weiter reich werden. Überhaupt
hat Gott die Menschen mit unterschiedlicher Fähigkeit, mit Geld
umzugehen, ausgestattet. Der Eine verdient immer viel, weil er ein
gutes Gefühl für gute Geschäfte hat, der andere weniger.
6. Das Halljahr zeigt
gerade, dass privates Eigentum wichtig ist. Gerade dadurch, dass
dieses Land, das jemand gegen einen Preis übernimmt, um jemand
anderem in finanzieller Not zu helfen, wieder an den ersten Besitzer
zurückgegeben werden muss, wird deutlich, wie wichtig Gott der
Besitz und die Verwaltung von privatem Eigentum ist.
7. Das Gesetz vom
Halljahr gilt nur für Israel. Gerade die unterschiedliche
Behandlung von Israeliten und Nichtisraeliten zeigt das. Nachzulesen
in 3. Mose 25, 45. Deshalb sollten wir uns hüten, aus diesen
Bestimmungen eine universale Regel für heutige Weltökonomie
abzuleiten. Was wir daraus ableiten dürfen und sollen, ist natürlich
die Wertschätzung der einzelnen Person, der verwandtschaftlichen
Bindung, des privaten Eigentums und der Gerechtigkeit, die eben nicht
auf Erlass, sondern auf Bezahlung von Schulden besteht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen