Donnerstag, 20. Januar 2011

Auserwählt vor Grundlegung der Erde

Auserwählt vor Grundlegung der Erde


Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos wären vor ihm; und aus Liebe hat er uns vorherbestimmt zur Kindschaft gegen ihn selbst, durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit welcher er uns begnadigt hat in dem Geliebten (Epheser 1, 4 - 6)


Wir haben in den Versen 3 bis 14 nicht nur einen einzigen Satz im Griechischen und nicht nur einen wunderschönen Lobpreis von Paulus, sondern auch einen sehr deutlichen Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes: in den Versen 3 bis 6 geht es um den Willen von Gott dem Vater, in den Versen 7 bis 10 um die Ausführung dieses Willens durch Gott den Sohn und in den Versen 11 bis 14 um die Anwendung dieses göttlichen Willens auf uns Menschen durch Gott den Heiligen Geist. Die göttliche Dreieinigkeit aus Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist besteht aus drei einzelnen Personen, die zusammen aber nur ein einziger Gott sind. Jede der drei Personen hat ein eigenes Wesen, Gedanken, Gefühle und einen Willen, doch dies in einer wunderbaren Einheit. Sie kommunizieren miteinander und haben die Aufgaben verschieden unter sich aufgeteilt. In diesem Lobgesang des Paulus bekommen wir einen wunderbaren Einblick in diese Aufgabenteilung.

Gott Vater hat uns auserwählt, und zwar vor Grundlegung der Welt. Dies ist nicht dazu gedacht, um sich über die Lehre vom freien oder unfreien Willen zu streiten, denn das brauchen wir nicht. Es geht darum, dass wir wissen sollen, dass wir nach Gottes Plan auserwählt sind und uns deshalb nichts aus Gottes Plan herausreißen kann. Manchmal treffe ich Christen an, die glauben, sie hätten eine unvergebbare Sünde begangen. In diesem Fall dürfen wir ihnen sagen: Das kann nicht sein, denn für alle deine Sünden ist der Herr Jesus gestorben, denn du bist schon seit langem, nämlich schon bevor Gott die Welt geschaffen hat, ein Teil von Gottes wunderbarem Plan. Das ist die Lehre von der Erwählung. Gottes Plan und Erwählung ist eine persönliche Sache, nicht etwas, was Gott egal ist, nein, sonst hätte er niemals sein Allerliebstes, nämlich seinen einzigen, erstgeborenen Sohn dafür hingegeben, damit wir wieder mit ihm in Verbindung kommen können.

Auserwählung hat ein Ziel. Wenn du in der Küche den Dampfkochtopf „auserwählst“ und aus dem Schrank nimmst, dann willst du jedenfalls keine Spiegeleier machen. Genauso bezweckt auch Gott ein Ziel mit der Auserwählung der Menschen, die gerettet werden. Dieses Ziel kann mit Paulus' Worten zusammengefasst werden: Damit wir heilig und tadellos wären vor ihm. Heilig und tadellos sind zwei Worte, die eigentlich dasselbe bedeuten in unseren Augen. Durch die Wiederholung möchte Paulus betonen, wie sehr wir heilig und tadellos sein sollen. Heilig bedeutet in unserem Falle ausgesondert für den Dienst an Gott. So, wie im Alten Testament im Volk Israel die Priester für den Gottesdienst „heilig“, also ausgesondert, waren, so sind es heute alle, die an den Herrn Jesus glauben. So, wie die Priester in Israel keine Menschenleichen berühren durften, um rein zu bleiben, so dürfen auch wir uns nicht mit sündigem Verhalten verunreinigen, sondern sollen heilig und tadellos sein. Und wenn doch einmal etwas passiert, so dürfen wir wissen, dass die Strafe dafür bereits bezahlt wurde. Wir können jederzeit Vergebung erlangen. Hier ist der wesentliche Unterschied: Der damalige Priester musste eine bestimmte Zeit von seinem Dienst dispensiert bleiben und ein Reinigungsritual durchführen, während wir heute die Vergebung durch das Bekennen der Sünden und das erneute glaubende Annehmen der Erlösung bekommen.

Gott Vater hat uns auch vorherbestimmt zur Kindschaft, genauer gesagt: Zur Adoption. Durch Glauben an die vollbrachte Erlösung werden wir von unserer alten Kindschaft (Kinder des Teufels, vgl. Joh. 8, 44) in die Familie Gottes aufgenommen. Als Kinder Gottes haben wir viele neue Dinge bekommen, die man in drei Kategorien einteilen kann:

Erstens den Zugang zum Vater im Gebet. Wir dürfen jederzeit im Gebet zu Gott gehen und mit ihm reden. Wenn wir daran denken, dass Gott der König über alle Welt ist, so ist das wirklich erstaunlich. Bei einem König muss man doch ein Gesuch um eine Audienz stellen, um zu ihm zu gelangen. Aber als seine Kinder dürfen wir zu jeder Zeit zu seinem Thron kommen und mit ihm reden. Er hat immer Zeit für uns und ist nie unwillig.

Zweitens einen neuen Wert. Da Jesus Christus für uns gestorben ist, und Gott somit alles gegeben hat, was er geben kann, haben wir als seine Kinder einen ganz neuen Wert bekommen. Nämlich: Unbezahlbar wertvoll. Teuer erkauft mit dem wunderbaren Blut Christi. Rein gemacht für Gott.

Drittens ein überreiches Erbe, da wir als Miterben mit Christus Zugang haben zu allem, was dem Herrn Jesus gehört. Deshalb schreibt Paulus auch im Brief an die Römer die rhetorische Frage, die uns die Gewissheit gibt, dass Gott Vater, der ja seinen Sohn für uns dahingegeben hat, uns mit ihm auch alles andere geben will.

Dies alles hat Gott schon im Voraus zuvorbestimmt, längst bevor wir überhaupt im Mutterleib zu sein begannen, hat der himmlische Vater dies schon für uns vorbereitet nach dem Wohlgefallen seines Willens. Das Wunderbare daran ist, dass uns dies einen komplett neuen Lebenssinn gibt: Wir dürfen so sein, wie Gott uns geschaffen und gewollt hat. Wir sind nach dem Wohlgefallen Gottes geschaffen und zu seinem Lobpreis, damit Gott gelobt und geehrt wird. Genau so, wie Gott uns geschaffen hat, möchte er uns an unserem Platz einsetzen, damit wir zu seiner Ehre leben. Es braucht keine Meisterprüfung oder irgend einen bestimmten geistlichen Stand, um für Gott brauchbar zu sein. Wenn wir uns ihm so hingeben, wie wir sind, wird er selbst dafür sorgen, dass unser Potential noch mehr zur Geltung kommt.

Dadurch, dass wir mit dem Blut des Herrn Jesus rein und sauber gewaschen sind, dürfen wir in allem, was wir tun, für Gott leben. So sind wir überall, wo wir hinkommen, ein Brief von Gott an die Menschen, die uns begegnen. Genauer genommen sollen wir nicht irgend ein Brief sein, sondern ein ganz besonderer Brief: Ein Liebesbrief von Gott an alle Menschen um dich herum. In unserem Leben muss diese Liebe, mit der Gott uns liebt und uns auch ausgerüstet hat, im Umgang mit den Mitmenschen sichtbar werden. Dies nicht etwa einfach durch dieses moderne Wischiwaschi-Toleranz-Liebesgesäusel, mit dem leider auch viele Christen meinen, liebevoll zu sein. Liebe besteht manchmal auch darin, die Wahrheit ohne Kompromisse zu sagen. Denn die Wahrheit macht frei, legt Lebenslügen offen und sorgt dafür, dass die Heilung der eiternden Sündenwunden schneller und besser geschehen kann.

Manchmal ist es aber auch dran, einfach mal zuzuhören und Verständnis zu zeigen. Manche Menschen wissen, was richtig ist und was sie ändern sollten, aber sie fühlen sich unverstanden und haben deshalb die Freiheit nicht, etwas in ihrem Leben zu ändern. Manche Sünden sind ein überlauter Hilfeschrei nach Liebe, nach Annahme und Geborgenheit. Dies dürfen wir deshalb auch nicht falsch verstehen, sondern die Menschen mit viel Verständnis annehmen und ihnen eine Atmosphäre der Geborgenheit geben, die ihnen hilft, sich dort zu verändern, wo dies nötig ist. Dies ist auch eine Aufgabe all derer, die „in Christus“, also in der Gemeinde sind. Die Übermütigen und Frechen, Selbstgerechten und Frömmler müssen allesamt ermahnt und ein wenig getrieben werden. Schwache hingegen sollen wir tragen und ihnen helfen, in der Gemeinschaft sich zu öffnen und sich durch die Wahrheit stärken und verändern zu lassen. Die Traurigen haben das Recht, getröstet zu werden und mit den Fröhlichen dürfen wir uns in ihrer Freude mitfreuen. So stelle ich mir Gemeinde nach dem göttlichen Bauplan vor. Als Gemeinde sind wir in Christus Begnadigte und dürfen, ja sollen, nach seinem Vorbild Barmherzige sein. Indem wir barmherzig sind und Gottes Gnade ausleben, führen wir ein Leben nach Gottes Plan: Zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat.


Wo hast du Menschen um dich herum, die es nötig haben, in der liebevollen Atmosphäre des Angenommenseins wachsen zu können? Welche brauchen eher Ermahnung und Zurechtweisung? Zu welchem Typ gehörst du selbst? Welcher Typ sind die Menschen um dich herum? Was denkst du, was gehört sonst noch zu einer guten Seelenpflege in der Gemeinde? Gibt es in deiner Gemeinde eine solche? Wenn nein, könntest du dir vorstellen, dass dieses dein Part sein könnte?

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