Das
Ende der Postmoderne
Obiges
Bild habe ich erstellt, um etwas zynisch auf das Ende der Postmoderne
hinzuweisen. Seit einigen Jahren beschäftigt mich die Diskussion um
die Postmoderne schon, und ich sehe sie in der Gesellschaft immer
mehr schwinden. Zunächst ganz kurz: Was ist die Postmoderne? (Man
möge mir die fehlende Ausführlichkeit verzeihen, welche es mir
unmöglich macht, auf alle Aspekte einzugehen). Die Postmoderne ist
eine Bewegung, die aus der Moderne heraus entstanden ist und sich
zugleich gegen diese wendet. Hier die wichtigsten Kennzeichen:
Begriff
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Moderne
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Postmoderne
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Vernunft
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Letzte Autorität,
führt zum Fortschritt
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Es gibt keinen
Fortschritt. Alles ist gleich gültig und deshalb gleichgültig.
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Einheit
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Suche nach der
Einheit, die alles zusammenhält
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Es gibt keine
Einheit, nur Vielfalt, wobei alles gleichwertig ist.
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Wahrheit
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Suche nach der
Wahrheit, die mit Hilfe der Vernunft gefunden wird
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Es gibt keine
Wahrheit, sondern so viele Wahrheiten wie es Kulturen gibt
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Sprache
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Sprache beinhaltet
die Möglichkeit, die Realität adäquat wiederzugeben
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Sprache wird dazu
missbraucht, um sich die Welt so zu schaffen, wie es einem gefällt
und andere damit zu unterdrücken
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Die
Postmoderne ist aufgekommen, weil die Moderne – der Versuch, die
ganze Welt mit Hilfe der Vernunft zu erklären und zu verbessern –
gescheitert ist. Zwei Weltkriege mit ihren Abermillionen von Toten
haben gezeigt, dass das Projekt Moderne am Ende angelangt ist. Die
Moderne war der Versuch, das Übernatürliche aus der Welt
auszuschließen und alles im Bereich des Natürlichen zu erklären.
So
hat mit der Krise der Weltkriege die Veränderung von der Moderne zur
Postmoderne begonnen. Dann kam der Gedanke auf, dass die Welt
bestimmt viel friedlicher würde, wenn niemand mehr Wahrheit und
Autorität vertreten, sondern man mit Stuhlkreisen und runden Tischen
mit viel Toleranz das Gespräch suchen und den Kompromiss finden
würde. Doch dieses Denken blieb bei einer Elite von Philosophen und
Pädagogen, da sich das Leben nicht im Elfenbeinturm universitärer
Arroganz, sondern in der harten Realität abspielt. Spätestens
Spätestens wenn jemand nach seinem Einkauf die PIN seiner Karte
eingeben muss, wird auch der Postmoderne zwingend zu einem Realisten,
sonst müsste er verhungern.
Doch
dann kam die nächste Krise, die der Postmoderne schwer zu schaffen
machte: Nicht nur hatte sie die Realität gegen sich, sondern eines
Tages fielen die Zwillingstürme in New York in sich zusammen. Das
war nicht nur ein Angriff auf die USA, sondern ein Angriff auf die
westliche Welt, auf die Demokratie, auf die Gesellschaft, welche
postmodern geworden war. Auch hier gab es ein Zusammentreffen mit der
Realität: Wenn es um viele Menschenleben geht, wenn die eigene
Existenz in Frage gestellt wird, dann wird es auch im Elfenbeinturm
ungemütlich.
Der
Neue Atheismus
Eine
Bewegung, die auf diesen Angriff in den USA folgte, war der Neue
Atheismus. Er war es, der mich immer mehr zum Nachdenken über
die Postmoderne gebracht hat. Der Neue Atheismus ist erfrischend
gesprächsfreudig und gibt immerhin eine Basis, auf welcher man sich
mit ihm unterhalten kann: Im Normalfall geht er davon aus, dass die
Welt um einen herum real ist und nicht nur ein gesellschaftliches
Konstrukt. Man kann zwar mit einem Postmodernen wunderbar
kontemplativ schweigen (habe ich mir sagen lassen), aber da ist mir
das Gespräch mit einem New Atheist deutlich lieber. Leider baut der
New Atheism immer mehr auf Aggressivität und Polemik statt auf
Argumente, was aber auch damit zusammenhängt, dass häufig Zweiteres
mangelhaft ausgebildet ist.
Immer
mehr macht sich auch ein neuer Realismus breit. Ron Kubsch hat auf
TheoBlog ein paar wichtige
Veröffentlichungen dazu besprochen. Vielen Dank für den
wichtigen Beitrag, Ron! Der Realismus besagt (wieder sehr stark
vereinfacht), dass die Welt um uns herum real ist und wir sie korrekt
(nicht vollständig, aber doch adäquat) erfassen und wiedergeben
können. Die Frage, ob zuerst die Realität oder zuerst unsere
Vorstellung von der Realität da ist, die ist so alt wie die
Philosophie selbst und tauchte häufig unter ganz unterschiedlichen
Namen und Fragestellungen auf.
Die
Gemeinde und der Tod der Postmoderne
Zum
Abschluss ein paar Gedanken zur Zukunft der Gemeinde im Zeitalter
dieses neuen Realismus. Ich glaube es ist wichtig, dass wir jetzt
beginnen, darüber nachzudenken. In vielen postmodernen Gemeinden
werden die Glieder mit oberflächlichen, emotionalen Geschichtlein
abgespeist. Um geistlich nicht zu verhungern, suchen sie zu tausenden
ihre Nahrung im Internet, wo sich nebst einigem Nahrhaftem auch viel
Unkraut aufhält. Für den Postmodernen war es weniger wichtig, ob
sich eine biblische Geschichte tatsächlich so abgespielt hat. Auf
diese Weise hat sich eine ganze Menge an frommer Bibelkritik in
ehemals bibeltreue Gemeinden geschlichen. Wenn wir die
Herausforderung des Neuen Realismus annehmen, wird eine neue
Zuwendung zur absoluten Wahrhaftigkeit und zur Irrtumslosigkeit der
Bibel nötig sein. Anderenfalls wird sich die postmoderne Gemeinde in
Irrelevanz verflüchtigen.
Weiter
wird eine vertiefte Auseinandersetzung mit den tiefgründigen
biblischen Lehren nötig sein. Der christliche Realist will die ganze
Wahrheit in ihrer Breite und Tiefe kennen. Hier wird ein neuer
Schwerpunkt in Systematischer Theologie und Apologetik gebraucht.
Das führt aber auch zu neuen Auseinandersetzungen zwischen den
verschiedenen Denominationen. Deshalb wird hier eine neue
konstruktive Streitkultur gebraucht. Was ein Martin Luther in seinen
Disputationen gemacht hat, wird es auch heute wieder ganz neu
brauchen. Von diesem großen Gottesmann (er war keineswegs perfekt,
sondern mit ganz vielen Ecken und Kanten und auch manchen Irrtümern)
können wir viel lernen.
Drittens
muss der christliche Glaube einen Schwerpunkt auf seine
Ganzheitlichkeit legen. Wer sein Leben mit dem Herrn Jesus lebt, dem
gehört kein einziger Teil seines Lebens mehr ihm selbst, sondern
alles gehört Jesus. Jesus ist der König, der Herrscher, Richter und
Erlöser aller Bereiche des Lebens. Das führt auch zu einem neuen
Schwerpunkt auf der persönlichen Heiligung. Ein Leben ganz zur Ehre
Gottes. Ein Leben, das in aller Gleichgültigkeit einen Unterschied
macht. Ein Leben, das die Gesellschaft herausfordert. Ein Leben,
dessen Denken, Fühlen, Wollen, Reden, Tun unter Gottes Wort gestellt
wird. Tag für Tag neu. Das ist eine Herausforderung, die mich
begeistert. Dich auch?
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