Montag, 19. Dezember 2011

Größtmögliche Freiheit

Seit Erschaffung des Menschen geht es Gott darum, dass der Mensch in größtmöglicher Freiheit leben kann. Dass es absolute Freiheit in der Realität nicht geben kann, zeigt schon die Tatsache, dass wir Menschen den Naturgesetzen unterworfen sind. Während ich dies schreibe, sitze ich in der Bahn, neben mir steht ein Becher Kaffee. Auch wenn ich frei bin, muss ich dennoch aufpassen, dass mir dieser Becher nicht umfällt und über den Laptop fließt. Ich bin diesen Gesetzen unterworfen, denn selbst wenn ich nicht daran glauben würde, fiele der Becher durch die Schwerkraft nach unten und wenn der Kaffee über den Laptop flöße, wäre mein Text durch einen unvermeidbaren Kurzschluss im System futsch. Absolute Freiheit ist somit eine Utopie, ein Gedankenspiel. Mehr nicht. Das Prinzip der größtmöglichen Freiheit hingegen ist nicht nur möglich, sondern sollte auch unsere Unterstützung bekommen.

Das erste Menschenpaar im Paradies bekam die größtmögliche Freiheit. Sie durften alles tun, was ihnen einfiel. Alles ausprobieren, was sie wollten. Es gab nur genau eines, was ihnen verboten war. Und genau dieses Eine machte ihre Freiheit nicht zunichte, im Gegenteil, es machte sie größer. Durch dieses eine Verbot bekamen sie nämlich nicht nur die Freiheit, alles tun zu dürfen, sondern auch die Freiheit, gegen Gottes Willen zu handeln. Mit anderen Worten: Es gab ihnen Verantwortung für ihr Handeln.

Die gesamte Geschichte des Volkes Israel zeigt, dass Gott die Menschen in größtmöglicher Freiheit und Eigenverantwortung haben möchte. Angefangen bei der Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens, über die Zeit der kommunalen Selbstverwaltung in der Richterzeit bis hin zur Zeit der konstitutionellen Monarchie des israelischen Königtums. Selbst als die Menschen von Gott verlangten, ihre Freiheit gegen den ersten König eintauschen zu dürfen, was ihnen natürlich freistand, sorgte Gott durch die Aufrichtung der Thora als Verfassung für die größtmögliche Freiheit und Verantwortung der einzelnen Bürger. Der König hatte dadurch nicht das Recht, zu tun und zu lassen, was er wollte, sondern stand selbst auch unter dieser Verfassung und wurde von den Propheten, also eigentlich normalen Bürgern des Volkes, dem König der Verstoß gegen diese Freiheit der Bürger gemeldet und lautstark angekreidet.

Wie zahlreiche Aussagen, die durchs ganze AT hindurch gehen, zeigen, wird politische Unterdrückung des Volkes von seiten der Regierung als Frevelsünde angeprangert. Beispielsweise Amos:

Darum, weil ihr die Armen unterdrückt und nehmt von ihnen hohe Abgaben an Korn, so sollt ihr in den Häusern nicht wohnen, die ihr von Quadersteinen gebaut habt, und den Wein nicht trinken, den ihr in den feinen Weinbergen gepflanzt habt. Denn ich kenne eure Freveltaten, die so viel sind, und eure Sünden, die so groß sind, wie ihr die Gerechten bedrängt und Bestechungsgeld nehmt und die Armen im Tor unterdrückt. (Amos 5, 11 - 12)

Auch im Neuen Testament lesen wir viel über Freiheit und Verantwortung. Jesus stellt zum Beispiel fest, dass Er es ist, der wahre Freiheit schenkt. Die Botschaft des Neuen Testaments ist es, dass Jesus als der von Israel herbeigesehnte Messias gekommen ist, um diese Freiheit zu bringen. Nicht nur politische Freiheit, sondern in aller erster Linie Freiheit vom den Menschen innewohnenden Trieb zur Sünde und zum Egoismus. Gerade diese Befreiung zeigt die ganz neue Dimension der wahren Freiheit. So wird die Freiheit durch Jesus Christus nicht zum Tun was man will, sondern zum verantwortlichen Tun des Guten für den Nächsten. Die Gottes- und Nächstenliebe ist laut der Bibel die Zusammenfassung des gesamten Gesetzes. Wer also vom Trieb zum Egoismus frei geworden ist, kann durch diese neu gewonnene Freiheit dem Mitmenschen Gutes tun – anstatt sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.

Politisch gesehen hat dies die Konsequenz, dass jeder eigenverantwortlich sein Tun in freier Entscheidung treffen und umsetzen soll. Somit sollte ein Staat diesen Dienst am Nächsten nicht erzwingen und auch nicht dem Einzelnen entreißen, sondern ihm vielmehr die Freiheit und Möglichkeit, aber auch das Wissen, also die Bildung dazu, ermöglichen. Als Konsequenz folgt daraus, dass der Staat möglichst schmal sein sollte, besonders auch nur die nötigen Steuern für Sicherheit und Verwaltung, sowie ein ganz schmales Auffangnetz, um in äußersten Notfällen kurzfristig handeln zu können, einfordern. Je mehr Geld der einzelne Bürger nach Abzug dieser Steuern übrig hat, desto größer ist seine Freiheit, die er verantwortlich ausleben soll.

Doch dann muss man sich auch einer anderen Frage stellen. Marina Weisband, politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, nennt in ihrem privaten Blog in einem äußerst lesenswerten Artikel diese spannende Frage: „Was ist mit den Menschen, die nicht frei sein wollen?“ Ich möchte mal so antworten: Freiheit bedeutet auch, den Menschen auch die Freiheit zu lassen, ihre Freiheit nicht wahrzunehmen. Freiheit und Verantwortung wahrzunehmen bedeutet, sich informieren zu müssen. Es bedeutet, dass möglichst viele Inhalte frei und transparent zugänglich sind, sodass jeder Bürger die Möglichkeit hat, sie einsehen zu können. Auch hier gibt es Grenzen, die nicht überschritten werden können. Information bereitzustellen kostet Zeit, Kraft und Geld, alle drei sind begrenzte Güter. Information bereitzustellen kann unter Umständen auch die Sicherheit der Betroffenen beeinträchtigen, zum Beispiel wenn es sich um persönliche Informationen handelt.


Was denkt ihr, liebe Leser, wie viel ist die größtmögliche Freiheit? Wie kann diese praktisch verwirklicht werden?

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