Sonntag, 23. Dezember 2012

Gesegnete Feiertage!

Der Herr Jesus ist auf die Welt gekommen, der ewige Logos, das Wort Gottes, ist Mensch geworden. Und zwar nicht im Königspalast, sondern dort draußen, wo auch die Hirten hinkommen konnten. Gott hat sie als Erste auserwählt, Seinen Sohn im Fleische sehen zu dürfen. Gott schickt uns als Licht in die Welt, dorthin, wo es dunkel ist. Lasst uns unser Licht leuchten lassen, gerade in dieser Jahreszeit.

So wünsche ich euch allen gesegnete Feiertage!


Mittwoch, 12. Dezember 2012

Gewinnspiel und mehr!

Habe heute mein Predigtarchiv mal wieder auf Vordermann gebracht. Zur Zeit mache ich mir Gedanken darüber, wie ich das in Zukunft besser gestalten kann. Das heißt, ich hoffe, im neuen Jahr mit einem neuen Archiv beginnen zu können, welches nach verschiedenen Kriterien durchsucht und sortiert werden kann. Bin mir aber noch unsicher, wie man das am besten umsetzt. Die Bisherigen werden auf jeden Fall weiter so abrufbar sein. 

Da ich so viele super Leser meines Blogs habe, möchte ich mich bei Euch mit einem Gewinnspiel bedanken.

Als Hauptpreis möchte ich die Systematische Theologie von Wayne Grudem verlosen. Leider ist die deutsche Übersetzung immer noch in Arbeit, sollte aber baldmöglichst erscheinen. Auf meine Nachfrage hin antwortete man mir, man hoffe, dass sie noch dieses Jahr erscheinen könne. Sofern sie bis zum Ende des Gewinnspiels noch nicht so weit sein sollte, wird der Gewinner aussuchen können, ob er lieber sofort die englische Version möchte oder Geduld hat bis zur Veröffentlichung der deutschen Übersetzung.

Als zweiten Preis winken zweimal ein Jahres-Abonnement des Timotheus-Magazins. Diese Zeitschrift, die ich sehr unterstützenswert finde, habe ich bereits hier und hier vorgestellt.

Drei Gewinner werden den dritten Preis erhalten, nämlich die kürzlich erschienene zweite Auflage des von meinem Freund Michael Freiburghaus geschriebene Buches Zweieinigkeit. Dieses kann ich sehr empfehlen und werde in Kürze dazu auch noch einen eigenen Artikel im Blog verfassen. UPDATE: Dieser Artikel ist hier!

Es wird somit sechs Gewinner geben. Sie alle werden per eMail informiert und dann um ihre Adresse gebeten. Weitere Korrespondenz über das Gewinnspiel wird es nicht geben. 

Es soll niemand bevorzugt oder benachteiligt werden. Zur Teilnahme ist es notwendig, eine eMail an meine eigens dafür angelegte Adresse dezembergewinnspiel (at) gmx.de zu senden. In der eMail müssen Name und Mailadresse klar ersichtlich sein. Die Aufgabe besteht darin, den für dich besten, liebsten oder wichtigsten Blogpost zu finden, ihn zu verlinken und kurz zu begründen, warum dies der beste, dir liebste oder wichtigste Post ist. Ich werde nach dem Gewinnspiel keine Namen veröffentlichen, aber eine kleine Liste der von euch gewählten Top-Artikel erstellen. Es wird natürlich kaum jemand die Zeit haben, alle zu lesen, das ist mir auch bewusst. Also einfach ein wenig Stöbern wird bestimmt auch zu einem Ergebnis führen. Einsendeschluss ist Mitternacht vom Freitag, 28. auf Samstag 29. Dezember. An jenem Wochenende wird die Auslosung per Zufallsverfahren unter allen Teilnehmern stattfinden.

Freitag, 23. November 2012

Beten - mit Paulus

Beten – mit Paulus

Ist dir schon mal aufgefallen, wie viel Paulus in seinen Briefen an die Gemeinden betet und von seinem Gebetsleben erzählt? Es geht ihm dabei aber nicht darum, mit seinem Gebetsleben irgendwie anzugeben. Nein, es ist vielmehr eine Ermutigung für seine Leser, zu wissen, der Paulus betet für uns. Und seine Berichte über sein Gebetsleben sagt auch viel über die Prioritäten des Gottesmannes aus.

Analysieren wir doch mal, was Paulus so wichtig ist in seinen Gebeten. Und dann analysieren wir doch auch unser eigenes Gebetsleben und fragen uns: Was ist mir wirklich wichtig? Und was sollte mir denn wirklich wichtig sein? Dazu müssen wir erst mal ehrlich werden vor Gott und vor uns selbst. Ich möchte dich ermutigen, immer mal wieder die Gebete des Paulus, vielleicht auch eines nach dem anderen systematisch, zu untersuchen. Ich bin überzeugt, dass das dein eigenes Gebetsleben auch nachhaltig beeinflussen wird. Und dann stelle dich der Herausforderung der Frage: Was bete ich? Was sind im Moment meine eigenen Prioritäten? Sind es die richtigen Prioritäten?

Zunächst mal eins von Paulus, aus dem ersten Kapitel des Epheserbriefs:

Darum lasse auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht ab, für euch zu danken und in meinen Gebeten an euch zu gedenken, daß der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch [den] Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in der Erkenntnis seiner selbst, erleuchtete Augen eures Verständnisses, damit ihr wißt, was die Hoffnung seiner Berufung und was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist, was auch die überwältigende Größe seiner Kraftwirkung an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. (Epheser 1, 15 - 19)

In den Versen davor hat er beschrieben, was Gott alles tut, damit ein Mensch gerettet wird. Das ist eine Zusammenarbeit der göttlichen Dreieinigkeit: Des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle drei sind beschäftigt damit, uns zu erlösen. Ohne diese Zusammenarbeit könnte kein einziger Mensch gerettet werden. Und weil Paulus weiß, dass Gott bei den Ephesern dies am wirken ist, deshalb hört er nicht auf, für sie zu danken. Er dankt für ihren Glauben an den Herrn Jesus und für ihre Liebe zu allen Gläubigen. Wow, das muss ein Glauben und eine Liebe sein. Paulus sitzt in Rom im Gefängnis und hört dort von ihrem Glauben und ihrer Liebe.

Und dann – bääämmmm – kommt der Umschwung in seinem Gebet: Er bittet auch für sie. Er hat von ihrem riesigen Glauben und ihrer Mega-Liebe gehört und findet es trotzdem nötig, für sie zu bitten. Er tut Fürbitte für sie. Er wünscht sich nämlich, dass sie – trotz des Glaubens und der Liebe – noch weiter wachsen können. Er wünscht sich, dass die Epheser den Geist der Weisheit und der Offenbarung bekommen. Das sind zwei wichtige Geistesgaben.

Sie sollen durch diese Geistesgabe in drei Dingen wachsen:

Erstens in der Erkenntnis Gottes. Sie sollen immer mehr erkennen, wie Gott ist und was Gott möchte. Sie sollen immer mehr so werden wie Gott, das ist das Ziel dieser Erkenntnis. Echte Erkenntnis ist immer sehr praktisch, das heißt sie hat immer Auswirkungen für unser persönliches Leben.

Zweitens in der Erkenntnis ihrer Berufung. Diese Erkenntnis beginnt immer damit, dass man sich selbst zuerst mal kennenlernt. Selbsterkenntnis ist die Erkenntnis, wie unfähig man ist, irgend etwas Gutes aus sich selbst zu tun. Dann aber auch die Erkenntnis dessen, wozu Gott uns als Gläubige berufen hat. Nämlich dazu, so zu werden wie Jesus. Uns nach diesem Maßstab auszurichten und den Auftrag, den Er uns gab, nämlich alle Völker zu Jüngern zu machen, auszuführen.

Drittens in der Erkenntnis der Kraft Gottes. Im Römerbrief schreibt Paulus, dass das Evangelium die göttliche Kraft, das Dynamit Gottes, ist zur Errettung der Menschen. Diese Kraft übersteigt all unsere Vorstellungen. Es ist viel einfacher, einen Toten zum Leben zu erwecken, als einen geistlich Toten, der nichts anderes kann, als sich mit Händen und Füßen gegen das Evangelium zu wehren. Lasst uns also die Kraft Gottes erkennen und in ihr vorwärtsgehen.

Sei gesegnet!

Mittwoch, 14. November 2012

Was ist der Mensch?

Was ist der Mensch?

Was ist der Mensch,
dass seiner Du gedenkst?
Und dass Du liebevoll
seine Schritte lenkst?
Dass Du voll Lieb' und Treue
jeden Tag aufs Neue
voll Güte ihn beschenkst?

Was ist der Mensch,
dass Du im Leiden
am Stamm des Kreuzes
so bescheiden
für ihn hast Qual ertragen
für ihn Dich ließest schlagen,
um ihn zu kleiden.

Was ist der Mensch,
dass Du ihn liebst,
und dass Du Sünde
ihm gern vergibst.
Damit er ewig könne droben
Dich mit seiner Stimme loben
wie Du beschriebst.

Was ist der Mensch,
dass Du ihn willst,
in seinem Innern
die Stürme stillst,
Du willst gebrauchen ihn so gerne,
auf dass er von Dir Liebe lerne,
mit der Du füllst.

14.11.2012
Jonas Erne

Mittwoch, 7. November 2012

Digitale Demenz

Digitale Demenz

Nachdem es mir von vier verschiedenen (voneinander unabhängigen) Seiten empfohlen wurde, habe ich das Buch „Digitale Demenz“ von Manfred Spitzer nun auch gelesen. Es hat mich rund drei Wochen begleitet, in denen ich immer nur kurze Zeit dem Buch selbst widmen konnte, da ich sonst noch eine Vielzahl an weiteren Projekten habe. Ich habe in dieser Zeit einiges an Neuem gelernt und vieles auch weiter vertiefen können, da es mich sehr interessiert.

Auch wenn man Spitzer nicht in allem zustimmt, werden sehr viele Zusammenhänge zwischen der Mediennutzung und den Problemen unserer Zeit klar. Leider werden diese Studien tatsächlich sehr gern verschwiegen oder falsch umgedeutet. Es wäre also dringend nötig, dass dieses Buch weitere Verbreitung bekommt. Ich empfehle es insbesondere allen Eltern, Lehrern und Jugendmitarbeitern. Spitzer vermittelt viel wichtiges Wissen sehr kompakt und recht gut verständlich, wenn man bereit ist, sich auf den Inhalt einzulassen.

Auf Seite 282 schreibt er: "Es ist ein Skandal, dass öffentliche Gelder dafür verwendet werden, Software auszuzeichnen, die die junge Generation zur Gewalt anleitet, dass Politiker und Pädagogen zu Marktschreiern verkommen und dass - über alle Parteien hinweg - eine völlige Immunität gegenüber den wissenschaftlich nachgewiesenen Erkenntnissen besteht."

Dem muss ich leider zustimmen. In Anbetracht all der vorgestellten Forschung ist das tatsächlich ein Skandal. Es handelt sich dabei um den Ego-Shooter „Crysis 2“, der 2012 den Deutschen Computerspielpreis erhielt – ein Preis, zu dem „besonderer Wert auf pädagogisch und kulturell wertvolle Inhalte gelegt werden soll.“ (Wikipedia)

Ich empfehle das Buch von Manfred Spitzer – Digitale Demenz – jedem weiter, der sich mit dem Thema des Buches, nämlich den Einfluss der neueren Medien auf die Menschheit und deren Zukunft, befassen möchte.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Zum 495. Reformationstag

Zum 495. Reformationstag

Vor 495 Jahren hat die Reformation begonnen – Martin Luther schlug seine 95 Thesen gegen den Ablass an die Türe der Wittenberger Schlosskirche. Dies war am 31. Oktober 1517. Zwei Jahre später verschärfte er bereits seine deutlichen Worte des Thesenanschlags – sehr zu recht! 1520 schrieb er in seiner Schrift „Vom babylonischen Gefängnis der Kirche“:

Ich wolle oder wolle nicht, so werde ich gezwungen von Tag zu Tag gelehrter zu werden, indem so großgeachtete magistri haufen- und wechselweise auf mich dringen und mir zu schaffen machen. Von dem Ablaß habe ich vor zweien Jahren geschrieben, aber so, daß mich jetzt über die Maßen sehr gereuet, daß dasselbe Büchlein ausgegangen. Denn ich zu derselben Zeit zweifelhaft war aus großem Aberglauben gegen die römische Tyrannei. Deshalb ich dazumal vermeinete, daß der Ablaß nicht gar zu verwerfen wäre, welchen ich sah mit großer Einhelligkeit vieler Menschen angenommen; und das war kein Wunder, denn ich allein zu der Zeit darin bemühet war. Aber später, was ich Sylvestern und andern Brüdern zu verdanken habe, die solchen Ablaß eifrig verteidigten, habe ich verstanden, daß der Ablaß nichts anderes sei ein denn lautrer Betrug der römischen Schmeichler, durch welchen sie den Glauben an Gott und das Geld der Menschen verderbeten. Und darum wünsche ich, daß ich von den Buchführern erlangen könnte und alle, die es gelesen haben, bereden, daß sie alle meine Büchlein vom Ablaß verbrenneten und anstatt dessen, was ich davon geschrieben habe, diesen Satz annähmen:
Der Ablaß ist der römischen Schmeichler Bosheit. (Luther, Martin, Ausgewählte Werke, Bd. 2, Chr. Kaiser Verlag München, 3. Aufl. 1948, S. 153)

Auch heute gibt es eine weit verbreitete Form des Ablasses: Der Appell an das "Gute im Menschen", der sich ja seine Erlösung durch seinen Willensakt der Entscheidung und seine guten Werke, die ihm dabei helfen, besser da zu stehen, verdienen kann. Die Bibel fordert dagegen auf, Buße zu tun und zu glauben. Martin Luther schreibt dazu sehr treffend in seiner Vorrede zum Römerbrief:

Glaube ist nicht der menschliche Wahn und Traum, den etliche für Glauben halten. Und wenn sie sehen, daß keine Besserung des Lebens noch gute Werke folgen, und doch vom Glauben viel reden hören, so fallen sie in den Irrtum und sagen: der Glaube sei nicht genug, man müsse Werke tun, soll man fromm und selig werden. Das macht: wenn sie das Evangelium hören, so fallen sie daher und machen sich aus eigenen Kräften einen Gedanken im Herzen, der spricht: Ich glaube. Das halten sie dann für einen rechten Glauben. Aber wie das eine menschliche Erdichtung und Gedanke ist, den des Herzens Grund nimmer erfährt, so tut er auch nichts, und es folgt keine Besserung darauf.
Aber Glaube ist ein göttliches Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert aus Gott und den alten Adam tötet, aus uns ganz andere Menschen in Herz, Gemüt, Sinn und allen Kräften macht und den heiligen Geist mit sich bringt. O es ist ein lebendig, geschäftig, tätig, mächtig Ding um den Glauben, daß es unmöglich ist, daß er nicht ohn Unterlaß Gutes wirken sollte. Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan, und er ist immer im Tun. Wer aber nicht solche Werk tut, der ist ein glaubloser Mensch, tappt und sieht um sich nach dem Glauben und guten Werken und weiß weder was Glaube noch was gute Werke sind, wäscht und schwatzt doch viel Worte vom Glauben und von guten Werken.
Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiß, daß er tausendmal drüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und voller Lust gegen Gott und alle Kreaturen: das macht der Heilige Geist im Glauben. Daher wird der Mensch ohne Zwang willig und voller Lust, jedermann Gutes zu tun, jedermann zu dienen, allerlei zu leiden, Gott zu Liebe und zu Lob, der einem solche Gnade erzeigt hat. Daher ist es unmöglich, Werk und Glauben zu scheiden, ja so unmöglich, wie Brennen und Leuchten vom Feuer nicht geschieden werden kann. Darum sieh dich vor vor deinen eigenen Gedanken und unnützen Schwätzern, die vom Glauben und guten Werken zu urteilen klug sein wollen und dabei die größten Narren sind. Bitte Gott, daß er den Glauben in dir wirke: sonst bleibst du wohl ewiglich ohne Glauben, ob du auch schaffst und tust, was du willst oder kannst.“ (Aus Martin Luthers Vorrede zum Römerbrief, die ganze Vorrede findet man hier)

Montag, 29. Oktober 2012

Timotheus Magazin #9: Buße

Timotheus Magazin #9: Buße

Nachdem ich von der Männerkonferenz im Glaubenszentrum Bad Gandersheim zurückgekommen war, wartete da auf mich eine Überraschung: Die lang ersehnte neunte Ausgabe des Timotheus-Magazins. Das Erste, was auffällt, ist die Tatsache, dass das Magazin ganz klar am Wachsen ist. Der Umfang nimmt zu. Da wollen wir doch einen Blick auf das Magazin werfen, ob sich das längere Warten (der abonnierende Leser wurde um mehrere Wochen vertröstet mit dem Versprechen guter Qualität) gelohnt hat.

Die Titelseite des Magazins ist wie immer grafisch sehr gut aufgemacht. Hatte ich bei der letzten Ausgabe bemängelt, dass der Schriftzug aufgrund von zu wenig Kontrast nicht gut leserlich war, so war dem nun abgeholfen. Auch diesmal lässt sich über den Zusammenhang des Titelbildes zum Thema des Magazins nur spekulieren – ein guter Schachzug, der den Leser auf den Inhalt neugierig macht. Auf die Titelseite folgen vier Seiten, auf welchen je nur ein Zitat zu finden ist. Auch sonst wurde grafisch wieder in allerhöchster Qualität gearbeitet. Großes Lob an Peter Voth, den Designer des Magazins. Das gesamte Design ist auch diesmal wieder sehr gut – klasse aufgemacht und doch so zurückhaltend, dass es die Schrift ins Zentrum rückt.

Bereits das Editorial macht neugierig auf die Beiträge, bereits da findet sich eine wunderbare Aussage, der man einfach zustimmen muss: In Zeiten der großen Erweckungen, in den Zeiten Luthers, Calvins, Whitefields, Edwards oder Spurgeons nahm die „Buße“ ihren rechtmäßigen und lehrmäßig richtigen Platz ein. Die Biografen großer Gottesmänner zeugen von der Wucht und Wichtigkeit „echter Buße“ und wir tun gut daran, daraus zu lernen. Angesichts dieser Tatsache fragen wir: „Was bedeutet Buße wirklich?“ (Seite 6)

Auf Seite 9 folgt eine sehr schöne Wiedergabe des Psalms 51, darauf der Beitrag von Kurt Vetterli zum Thema „Das Wesen wahrer Buße“. Er schreibt, nachdem er Hesekiel 36, 26f zitiert: Es ist Gott der Heilige Geist, der die Buße im Herzen der Menschen bewirkt. Ohne dieses Wirken bleiben sie im Ungehorsam. (S. 13) Den Schluss des Artikels möchte ich auch noch kurz wiedergeben, denn darin ist so viel Wahrheit: Buße ist nicht nur ein einmaliger Akt, sondern eine umfassende Lebenshaltung. Die Erkenntnis Gottes und die Liebe zu ihm wächst, die Erkenntnis der Sünde wächst ebenfalls und damit auch die Betrübnis über sie und der Hass auf sie. Die Bereitschaft, Sünde immer wieder beim Namen zu nennen und sich von ihr abzuwenden, ist ebenfalls wachstümlich. Diese Haltung echter Bußfertigkeit wird sich in unserem Leben vertiefen und einprägen. Dadurch wird die Gemeinschaft mit Gott, der uns diesen neuen Sinn gegeben hat, ebenfalls eine tiefere werden. Die Liebe zu ihm wächst und damit auch die Abneigung gegen alles, das Gott missfällt. (S. 13)

Ab Seite 15 folgt der nächste Beitrag von Sascha Baer, der uns das Leben von Josia vorstellt, als einem „Mann der Buße“. Josia suchte Gott und fand ihn, tat Buße und gehorchte dem lebendigen Gott. Er zerstörte alle Götzenbilder, denn er war sich seiner Verantwortung dem Volk gegenüber wohl bewusst. Er richtet dafür das Haus Gottes wieder auf, damit die Gemeinschaft mit Gott wieder wie geplant gepflegt werden kann und hört auf Gottes Wort: Die durch das Wort Gottes herbeigebrachte Sündenerkenntnis bewirkt in Josia ein Verlangen danach, Gottes Absichten mit ihm und seinem Volk zu erfahren. So schickt er Hilkija, Schafan und die anderen Berater zur Prophetin Hulda. Sie soll den Herrn zum Zustand des Volkes befragen. Gott spricht und bleibt seinem Wort treu. (S. 18)

Auf den Seite 20 und 21 ist ein sehr gutes Bild zu finden, auf dem der Reformator Martin Luther beim Wittenberger Thesenanschlag nachgestellt wird. Der Beitrag von Simon Schuster zum Thema „Luther und die Buße“ ist ebenfalls sehr lesenswert. Er schreibt: Luther war so streng mit sich selbst – aus Angst, dass Gott ihn verdammt – dass er eben ständig wegen jeder Kleinigkeit bei Staupitz [seinem Beichtvater] beichten wollte. Die Gespräche mit Staupitz führten Luther aber zu wunderbaren Erkenntnissen, so dass er bekennen konnte, „dass das Wort Buße, das für mich früher das bitterste Wort der ganze Schrift war – solange ich nämlich mit aller Kraft vor Gott Buße erheucheln und eine selbstgemachte und erzwungene Liebe zum Ausdruck bringen wollte -, mir jetzt süßer und lieber klingt als alles andere.“ (S. 22)

Der Beitrag ab Seite 24 zum „Bußgebet Daniels“ ist auch ein Leckerbissen für den gläubigen Leser. Der Autor, Waldemar Justus, schreibt dazu: Ausführlich hat Daniel bis hierhin das Vergehen des gesamten Volkes ungeschminkt vor Gottes Thron getragen. Doch ab Vers 15 begegnet uns eine erstaunliche Wende im Bußgebet Daniels. Plötzlich steht etwas ganz anderes im Mittelpunkt des Gebets. Es geht um Gott und seine Ehre. Was tut Daniel da? Ihm kommt es gar nicht in den Sinn Gott mit der eigenen Gerechtigkeit und Ehre zu beeindrucken. Sieh, welche Geschütze Daniel in seinem Bußgebet auffährt. Es geht ausschließlich um Gott und seinen Bund, seine Befreiung aus Ägypten, sein Volk, sein Heiligtum, seine Stadt, seinen Namen. Daniel setzt alles auf eine Karte! […] Daniel verstand ein wichtiges Prinzip im Reich Gottes: Der Schlüssel für Lebensveränderung und erhörtes Gebet ist nicht in mir zu finden, sondern allein in Gottes Verheißungen, die er in seinem Wort, der Bibel offenbart hat! (S. 27)

Dann geht es gleich weiter mit dem Thema „Buße nach dem Willen Gottes“. Waldemar Dirksen schreibt über die heilsame Betrübnis, die eine echte Buße begleitet. Wirksam und zielführend sind göttliche Zuchtmaßnahmen, die den Menschen betrüben. Sie sind dennoch immer ein Akt der Liebe. „Denn die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil“ (2. Kor. 7,10). Diese Worte hat Paulus an Gläubige in Korinth geschrieben. Der erste Brief von Paulus hat sie betrübt. Er hat sie wegen verschiedener Sünden zurechtgewiesen. Im zweiten Brief stellt Paulus nun fest, dass ihre Betrübnis gottgewollt war, da sie eine heilsame Buße bewirkte. (S. 31)

Interessanterweise folgt diesem Beitrag noch ein Review zu einem Buch, das ich kürzlich hier auch zitiert und kurz vorgestellt habe. Eddi Klassen hat den Review zum Buch „Die Lehre von der Buße“ von Thomas Watson verfasst. Einmal mehr die Empfehlung an alle Leser, dieses Buch zu lesen. Es ist sehr wertvoll. Darauf folgt noch ein zweites Review von Peter Voth, der die BasisBibel vorstellt. Da ich sie persönlich noch nicht kenne, kann ich an der Stelle nichts weiter dazu sagen.

Zusammenfassend möchte ich festhalten: Das Warten hat sich gelohnt! Ich habe mich riesig gefreut, das Magazin in der neunten Ausgabe zu lesen. Und bin schon gespannt auf die nächste Ausgabe. Wenn Du, lieber Leser, das Magazin noch nicht abonniert hast oder es verschenken möchtest, so sind hier die Möglichkeiten, dies zu tun. Ich lege es jedem ans Herz.


Donnerstag, 11. Oktober 2012

Christus unsere Gerechtigkeit

Christus, unsere Gerechtigkeit

Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung (1. Korinther 1, 30)

Nachdem wir gesehen haben, dass der Herr Jesus zu unserer Weisheit gemacht worden ist, steht hier aber auch, dass Er uns auch zur Gerechtigkeit gemacht worden ist. Gerechtigkeit ist der Zustand des Menschen, in welchem er vor Gott bestehen kann. Gerechtigkeit wird in der Bibel oft als weißes Kleid symbolisiert. Bevor der Mensch und seine Frau sündigten, bemerkten sie nicht, dass sie nackt waren. Sie waren mit dem Kleid der Gerechtigkeit angetan. Nach dem Sündenfall aber sahen sie, dass sie nackt waren, also die Gerechtigkeit verloren hatten, und schämten sich. Auch die Blätter, mit denen sie sich zu verbergen suchten, machten dies nicht mehr wett. Erst durch das Schlachten eines Tieres konnte diese Nacktheit bedeckt werden. Das Tier musste stellvertretend für die Menschen sterben, erst durch das Fließen von Blut und den Tod konnte die Sache verdeckt werden. Dies war ein erster Hinweis auf den stellvertretenden Tod des Herrn Jesus, der mehrere tausend Jahre später auf Golgatha stattgefunden hat. Sein Tod hat uns alles verschafft, was wir brauchen, um wiederum ganz und gar gerecht vor Gott zu stehen.

Doch was ist denn da auf Golgatha geschehen, damit Christus unsere Gerechtigkeit werden konnte? Auf Golgatha hat der Herr Jesus all unsere Schuld bezahlt. Das heißt: Er hat alle Schuld, die wir in unserem ganzen Leben jemals auf uns laden können, genommen und hat an unserer Stelle die Strafe dafür bezahlt. Der ganze Zorn Gottes über all unsere Schuld und Sünde wurde dort am Kreuz auf Ihm entladen. Es ist alles bezahlt, der Schuldschein zerrissen, die Sünde in ihrer Macht besiegt. Und noch mehr ist da geschehen: Wir haben nicht nur die negative Schuld dort verlieren dürfen, sondern vielmehr haben wir die ganze positive Gerechtigkeit des Herrn Jesus auf uns übertragen bekommen. Wir stehen in Gottes Augen gerecht da wie der Herr Jesus Selbst. Gibt es etwas Größeres? Aller Fluch, alle Schmerzen, alle Krankheit, alle Scham, aller Spott ist am Kreuz auf den Herrn Jesus übertragen worden, damit wir in der Umkehrung dieser Dinge leben dürfen: Im Segen, im Wohlergehen, in der Ehre vor Gott. Ja, ER ist uns zur Gerechtigkeit geworden! ER ist unsere ganze Gerechtigkeit! Heute und in alle Ewigkeit! Hallelu-Jah!

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Christus unsere Weisheit

Christus, unsere Weisheit

Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung (1. Korinther 1, 30)

Im Kontext unseres Verses geht es um den Gegensatz von menschlicher und göttlicher Weisheit. Menschliche Weisheit ist auf das beschränkt, was der Mensch vor Augen sieht, was er messen und erfassen kann. Göttliche Weisheit steht darüber und sieht den gesamten Zusammenhang. Die menschliche Weisheit sieht einzelne Gesetze im Chaos dieses Weltenlaufs, die göttliche Weisheit sieht das wunderbare Zusammenspiel von allem gemäß dem Plan und Vorsatz Gottes. Die Weisheit der Welt kann durch ihre Beschränktheit nur die Sinnlosigkeit feststellen, während Gottes Weisheit in allem den Sinn sieht. Der Schlüssel zu dieser göttlichen Weisheit ist der Herr Jesus Christus, von dem wir hier lesen, dass Er uns zur Weisheit gemacht worden ist.

Zunächst ist uns der Herr Jesus zur Weisheit gemacht worden, indem Er zur Erfüllung all der Verheißungen des Alten Bundes geworden ist. Alles ist in Ihm und durch Ihn erfüllt. Er ist der Same der Frau, welcher der Schlange den Kopf zertrat. Er ist die Arche, welche die Menschen vor dem Zorngericht der Sündflut rettet. Er ist das Lamm, welches stellvertretend für Abrams Sohn Isaak geopfert wurde. Er ist der Prophet wie Mose, dem Israel gehorchen und nachfolgen soll. Er ist der Richter, den Daniel wie einen Menschensohn vom Himmel her kommen sah. Er ist der leidende Gottesknecht, der alle Sünde, Krankheit und Schmerzen trug. Er ist der Hohepriester, der sich ein für alle Mal als Opfer darbrachte. In Ihm machen alle Verheißungen und alle Prophetien des Alten Bundes Sinn, alles wird uns zur Weisheit gemacht.

Sodann ist uns der Herr Jesus auch ganz persönlich zur Weisheit gemacht worden, indem Er uns durch den Heiligen Geist in die Gemeinschaft mit Gott hineinruft, uns führt, leitet und Erkenntnis Seiner Selbst schenkt. Weise zu sein, bedeutet ja auch, im Wissen um die Sterblichkeit und das Verderben und die ewige Verdammnis zu leben, und entsprechend zu handeln. Wenn wir wirklich weise sind, werden wir die Zeit auskaufen und dazu nutzen, Menschen zum Herrn zu führen und sie im Leben mit dem Herrn anzuweisen.

Nicht zuletzt ist uns der Herr Jesus auch durch die Bibel, Gottes Wort an uns, zur Weisheit geworden. Sie dient zu unserer Orientierung im Leben, zum Unterscheiden von Richtig und Falsch, Gut und Böse und zum Beurteilen von allem, was uns begegnet und geschieht. Auch dient sie uns zur Beurteilung all dessen, was andere Menschen behaupten. Alles muss an ihr geprüft werden. So ist uns der Herr Jesus zur vollständigen Offenbarung von Gott dem Vater geworden. In Ihm sehen und erkennen wir Gott, Gottes Weisheit ist durch Ihn zu uns gekommen. Gottes vollkommene Wahrheit können wir in Ihm sehen, erkennen und in der Erkenntnis wachsen bis in alle Unendlichkeit hinein. Wie groß und wunderbar ist uns unser geliebter Herr Jesus durch all dies geworden! Er ist zu unserer Weisheit gemacht worden! Hallelu-Jah!

Freitag, 5. Oktober 2012

Ein Wort an Laodizea



Ein Wort an Laodizea

Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluß, und mir mangelt es an nichts! — und du erkennst nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt. (Offenbarung 3, 17)

Wir leben in einer Zeit des zunehmenden Machbarkeitswahns in unseren Gemeinden. Wer einen Blick auf die Büchertische, die Predigtarchive und Zeitschriften wagt, wird feststellen, dass es an Programmen und Anleitungen zum „geistlichen Leben“ nur so wimmelt: „Sieben Schritte ins Leben“, „41 Methoden zum Bibellesen“ oder „Zwölf Schritte zu göttlicher Heilung“ ist nur eine kleine Auswahl an vorhandenem Material. Es wird alles „machbar“. Gemeinde wird „machbar“, Evangelisation wird „machbar“, Bekehrung wird „machbar“, geistliches Leben wird „machbar“. So denken wir wie Laodizea: „Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts!“ Eigentlich absurd: Überall dort, wo Gott bislang am Wirken war, hat der Mensch mit seinen Methoden das Steuer übernommen. Wo Gott im Zentrum stand, ist nun der Mensch der Mittelpunkt aller Unternehmungen. Es ist nicht mehr Christus, der Seine Gemeinde baut, nein, dazu haben wir ja unsere Gemeindebauprogramme, die Demographie, die Soziologie und natürlich „relevante Predigten“.

Ich glaube, wir haben eine ganze Menge an fremdem Feuer in unsere Gemeinden hineingebracht: Das fremde Feuer der Psychologie in die Seelsorge, die damit humanistisch unterwandert wird. Das fremde Feuer der Soziologie in den Gemeindebau, der damit ebenfalls vom humanistischen Gedankengut beherrscht wird. Das fremde Feuer der Rhetorik in der Predigtlehre, die für die rechten Gefühle der Hörer sorgen will, um sie so vom Prediger zu überzeugen. Und natürlich muss die Predigt immer vom Menschen ausgehen und möglichst auf heikle Themen und biblische Worte verzichten. Laodizea wird vom Herrn Jesus als „lauwarm“ und „zum kotzen“ betitelt (Offenbarung 3, 15). Es hat üble Verbindungen mit der Welt eingegangen, ist halbherzig nur noch bei der Sache des Evangeliums und hinkt so auf beiden Seiten. Zur Zeit des Wirkens von Mose ist für fremdes Feuer auf dem Altar die Strafe sofort gefolgt. Auch in der Zeit der Apostel wurde die Strafe für die Lüge von Hananias und Saphira sofort vollstreckt. Zu anderen Zeiten, wie zum Beispiel in der von Eli, dauerte es Jahre oder Jahrzehnte. Warum? Wir lesen: Zu jener Zeit war das Wort des Herrn selten (1. Samuel 3, 1). Die Gegenwart Gottes ist dort, wo Sein Wort gelehrt, gehört und befolgt wird. Auch heute ist es so: Das Wort des Herrn ist selten, man muss danach suchen. Viel Menschenwort ist da und füllt die Kanzeln mehr und mehr. Doch wie lange wird der Herr noch Geduld haben?

In Laodizea ist viel Geschäftigkeit zu finden, man redet gerne von den sichtbaren Erfolgen, von den erfolgreichen Programmen und den genialen Aktivitäten, die alle im Namen Gottes geschehen sollen: „Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts!“ Nichts? Wirklich nichts? Wer weiter liest, bemerkt, woran es mangelt. In Vers 20 spricht der Herr Jesus: „Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an!“ (Offenbarung 3, 20) Was???? Wir feiern doch unseren Herrn, wir singen doch Lieder, wir tun alles für den Herrn? Es ist alles vorhanden, es gibt einen Überfluss an allem, nur das Wichtigste fehlt. Die Hauptperson unserer Aktivitäten wird vor der Türe stehen gelassen. Die Geburtstagsparty steigt, doch das Geburtstagskind steht im Regen, muss anklopfen, und wird doch nicht gehört. Die Musik ist zu laut, die schönen Gefühle sind zu stark, die Ohren zu verstopft, um das Klopfen an der Türe wahrnehmen zu können.

Die Antwort des Herrn an Laodizea ist vernichtend: „Du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt.“ Es ist ein Mangel an Erkenntnis da, und Gottes Volk geht am Mangel an Erkenntnis zugrunde. Die Heiligkeit von Laodizea, die in der Bibel durch saubere, weiße Kleidung symbolisiert wird, ist wie des Kaisers neue Kleider: Er ist begeistert davon, aber in Wahrheit ist er nackt, frei von ihr. Die Menschen werden mit rosa Brillen von Ökumene, Allianz und anderen weltlichen Einheitsbreien blind gehalten und von der Erkenntnis der Wahrheit entfernt. „Oooh, das Wirken des Herrn ist da, wir haben wunderschöne Zusammenkünfte und gesegnete soziale Straßenaktionen gehabt! Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt an nichts!“ Bis das kleine Mädchen rufen muss: Der hat doch gar keine Kleider an! Der ist ganz nackt! Betretenes Schweigen. Wie lange noch wird die Menschheit blind gehalten? Wie lange noch von vorne bis hinten veräppelt? Wie lange noch wird der Herr Geduld haben mit Laodizea?

Alle, die ich liebhabe, die überführe und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!“ (Offenbarung 3, 19) Dies ist der Ruf des Herrn an Laodizea. Buße tun? „Ist doch altmodisch“, spricht Laodizea. „Heute nennt man das Umdenken.“ Da muss man nichts Weiteres mehr tun, das kann man ganz und gar im Kopf. Echte Buße verlangt etwas mehr, nämlich das Aufhören und Aufgeben der Sünde. Umkehren und sich neu Gott zuwenden. Schuld zugeben und sich vergeben lassen. Vergebung annehmen und ein neues Leben beginnen. Das mag Laodizea nicht. Doch ewig wird das nicht so weitergehen können. Siehe, Laodizea, du hast dir deine Feinde ins Haus geholt, diejenigen, die dich verderben wollen. Du hast der Welt den kleinen Finger gegeben, nun hat sie den Rest an dir auch gleich gefordert. Bist du nun bereit, Laodizea, eifrig Buße zu tun? Dein Herr ist ein eifersüchtiger Gott! Vergiss das nicht!

Doch eine Lösung hält Er dir bereit: „Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst!“ (Offenbarung 3, 18) Drei Dinge sind zu kaufen. Moooment mal... zu kaufen? War da nicht mal was von „wen da dürstet, der nehme umsonst“? Ja, wer will, der tue umsonst Buße. Aber sie ist nicht so einfach mit dem neumodischen „umdenken“ zu haben. Sie kostet nicht nur unsere falschen Gedanken, sie will uns ganz haben. Ganz und gar, durch und durch. Es gibt drei Dinge zu kaufen: Gold, Kleider und Augensalbe.

Das erste ist Gold, das im Feuer geläutert ist. Um Gold zu läutern, wird es über dem Feuer erhitzt, bis es geschmolzen ist. Das Gold selbst ist sehr schwer, sodass die Verunreinigungen alle obenauf schwimmen. Dann werden sie sichtbar und können abgeschöpft werden. Läuterung an uns geschieht immer durch schwierige Situationen, durch Druck, dem wir ausgesetzt sind. Dann wird all das, was uns verunreinigt, sichtbar. Wir können darauf auf zwei Arten reagieren: Entweder wir versuchen, es zu verstecken, überspielen oder verharmlosen es. Dann drücken wir diese Dinge, die uns unrein machen, so lange ins Gold hinein, bis es abkühlt und hart wird. Dann verschwindet es eine Weile aus unserem Blickfeld, aber es verhärtet uns und macht uns Gott gegenüber halsstarrig. Oder wir gehen mit diesen Verunreinigungen zum Herrn ins Gebet, bitten um Vergebung, geben es zu, und lassen uns vom Herrn rein machen. Bedingung dazu ist, dass wir tatsächlich bereit sind, darauf zu verzichten, weil wir vor dem Herrn geläutertes, reines Gold sein wollen.

Das zweite sind weiße Kleider, um uns damit zu bekleiden. Es sind die Hochzeitskleider, um als Braut den Herrn Jesus ehelichen zu dürfen. Es gibt keine größere Ehre als das. Doch alles, was wir selbst haben, unsere ganze menschliche Gerechtigkeit, sind dreckige Lumpen, mit denen wir uns niemals an Gottes Königshof zeigen lassen dürfen. Paulus schrieb dazu, dass er alles, was er zu seiner menschlichen Gerechtigkeit hätte zählen können, für Kot hielt (Philipper 3, 8). Er sagt damit aus: Wenn ich versuchen wollte, mit meinen Methoden, meiner Erkenntnis und meiner Gerechtigkeit zum Hochzeitsfest des Lammes zu gelangen, dann wäre ich wie einer, der versucht, seinen nackten Körper mit Kot zu beschmieren und das als Hochzeitskleid auszugeben. Da ist es kein Wunder, nennt der Herr Laodizea „elend und erbärmlich“ nennt. Wir brauchen das richtige Hochzeitskleid, das ist die Gerechtigkeit, die der Herr Jesus am Kreuz für uns erworben hat. Und die bekommt man nicht durch irgend einen Verdienst, sondern durch Gnade allein. Das benötigt die totale Selbstverleugung, weil wir Menschen uns das nicht gerne schenken lassen.

Das dritte ist die Augensalbe, um wieder sehend zu werden. Die Stadt Laodizea war bekannt für die gute Augensalbe, die dort hergestellt wurde. Die Augensalbe steht für den Heiligen Geist, dessen Aufgabe es ist, unsere Augen zu öffnen und uns Erkenntnis zu schenken. Hier müssen wir aber ganz gut aufpassen. Wir dürfen den Heiligen Geist nicht mit einem guten Gefühl verwechseln, das sich dann einstellt, wenn wir ein paar schöne Lieder singen. Als Jesus die Abschiedsrede hielt, sprach Er vom Kommen des Geistes, und woran man Ihn erkennen wird: „Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht; von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ (Johannes 16, 8 - 11) Daran erkennt man das Wirken von Gottes Geist: Überführung von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht! Nicht an den schönen Gefühlen, nicht am guten Beisammensein, auch nicht an der Lautstärke einer Botschaft, sondern lediglich am Überführtsein von der Sünde. Das ist so ganz anders als all das, was wir hierüber zu denken gewohnt sind. Aber Gott sucht nach denen, die Buße tun. Nach denen, die in Hingabe leben wollen und kompromisslos ihr altes Leben, ihr altes Ich, ihren Egoismus und die Suche nach den guten und schönen Gefühlen verleugnen und statt dessen Ihm dienen wollen.

Sei gesegnet mit dieser Erkenntnis!

(Bildquelle: Fotolia.com)

Montag, 1. Oktober 2012

Blogvorstellung Jesus24.de



Liebe Leser,

ich möchte heute mal etwas Neues wagen und möchte Euch ein Blog vorstellen, in welchem ich auch regelmäßig lese und welches ich außerordentlich wertvoll finde. Dies ist das Blog „Jesus24.de“, bzw. „J24“ (Link). Es enthält sehr viele gute Beiträge, die uns im Leben als Christen herausfordern. So zum Beispiel eine achtteilige Serie über die Bedeutung und den Wert der verbindlichen Gemeindemitgliedschaft (Link) oder eine bisher(?) zweiteilige Serie über die Glaubwürdigkeit der Bibel (Link und Link). Da sich viele von Euch für das Evangelium interessieren, wie meine Statistik zeigt, empfehle ich auch herzlich den Blogpost bei J24 zur verändernden Kraft des Evangeliums (Link).

Der Autor, Waldemar Justus, stellt sich in seinem Blog vor: „Meine Leidenschaft und Sehnsucht ist es, meinen Gott und Retter — Jesus Christus — zu verherrlichen. Sein Blut macht mich frei und lässt mich in Seiner Gegenwart aufatmen. Durch seine souveräne Gnade reinigt er mich von jeglicher Schuld und gibt mir überwältigende Freude in seinem Geist. Komm, und sieh selbst!
Soli Deo Gloria — Waldemar Justus“

Ich möchte Euch empfehlen, schaut rein, seht Euch um – und lasst Euch von der wunderbaren Begeisterung für den souveränen Gott anstecken, um den es geht. Der Herr Jesus Christus ist das Zentrum des Lebens und damit auch des Blogs – und das empfinde ich als sehr ermutigend, gerade auch in einer Zeit, in welcher sich mehr und mehr auch im evangelikalen Bereich die Theologie zur Anthropologie wandelt: Statt Gott steht der Mensch im Zentrum, statt der Souveränität Gottes die – angebliche – Souveränität des Menschen, der sich selbst entscheiden, sich selbst entfalten, sich selbst suchen und finden soll.


Sehr herzlich ist auch jeder eingeladen, dem Blog Jesus24 über Facebook (Link), Twitter (Link) und Google+ (Link) zu folgen. 


Sonntag, 23. September 2012

Sag's mit Bildern!

Weil es einfach so schön ist! Ich liebe diese Verse aus Jesaja!



Samstag, 22. September 2012

Christus allein!

„Unser ganzes Heil, alles was dazu gehört, ist allein in Christus beschlossen (Apg. 4, 12). Deshalb dürfen wir auch nicht das geringste Stücklein anderswoher ableiten. Suchen wir das Heil, so sagt uns schon der Name Jesus: Es liegt bei Ihm (1. Kor. 1, 30). Geht es uns um andere Gaben des Geistes, so finden wir sie in Seiner Salbung. Geht es um Kraft - so finden wir sie in Seiner Herrschaft, um Reinheit – sie beruht auf Seiner Empfängnis, um Gnade – sie bietet sich dar in Seiner Geburt, durch die Er uns in allen Stücken gleich geworden ist, auf dass Er könnte Mitleiden haben mit unseren Schwachheiten (Hebr. 2, 17; 4, 15). Fragen wir nach Erlösung – sie liegt in Seinem Leiden, nach Lossprechung – sie liegt in Seiner Verdammnis, nach Aufhebung des Fluchs – sie geschieht an Seinem Kreuz (Gal. 3, 13), nach Genugtuung – sie wird in Seinem Sühnopfer vollzogen, nach Reinigung – sie kommt uns zu in Seinem Blut, nach Versöhnung – wir haben sie um Seines Abstiegs zur Hölle willen, nach Absterbung unseres Fleisches – sie beruht auf Seinem Begräbnis, nach dem neuen Leben – es erscheint in Seiner Auferstehung, nach Unsterblichkeit – auch sie wird uns da zuteil.“ (Joh. Calvin, Institutio II, 16, 19)

Freitag, 21. September 2012

Was ist Auslegungspredigt?

Im ersten und gleichnamigen Kapitel des Buches "Rediscovering Expository Preaching" (von John MacArthur herausgegeben) geht Richard L. Mayhue darauf ein, was Auslegungspredigt ist:

"Diskussionen über das Predigen teilen dieses in drei Arten auf: Themenpredigt, Textpredigt und Auslegungspredigt. Themenpredigten nehmen üblicherweise verschiedene Verse, die lose irgendwie mit einem Thema zusammenhängen. Textpredigten nehmen einen kurzen Text oder eine Passage, die dann allgemein als Eingang in das Thema dient, über welches der Prediger zu sprechen ausgesucht hat. Weder Themen- noch Textpredigt ist eine Methode, die aufzeigt, dass der Prediger sich die Mühe gemacht hat, Gottes Wahrheit, die im Kontext der Schrift steht, auszulegen, zu verstehen, zu erklären oder anzuwenden. 
Im Gegensatz dazu fokussiert sich die Auslegungspredigt in erster Linie auf den Text unter Beachtung des Kontextes. Die Auslegung konzentriert sich im Normalfall auf einen einzelnen Text der Schrift, ist aber manchmal auch für eine thematische / theologische Botschaft oder einen geschichtlichen / biographischen Diskurs möglich, auslegend zu sein. Eine Auslegung kann jede Länge der Passage betreffen.
Ein Weg, um klarzustellen, was Auslegungspredigt ist, besteht darin, zu identifizieren, was sie nicht ist:
1. Es ist kein Kommentar, der von Wort zu Wort und von Vers zu Vers geht, ohne Einheit, Aufriss und durchgehende Richtung.
2. Es ist kein Wandern von Kommentaren und Bemerkungen über eine Passage, ohne einen Hintergrund von gründlicher Exegese und logischer Ordnung.
3. Es ist nicht eine Menge von zusammenhangslosen Vorschlägen und Folgerungen, die auf der Oberfläche der Bedeutung einer Passage basieren, aber nicht getragen werden von tiefgehendem und breitem Studium des Textes.
4. Es ist nicht reine Exegese, egal wie wissenschaftlich sie durchgeführt wurde, solange sie kein Leitmotiv, keine These, keinen Aufriss und keine Entwicklung hat.
5. Es ist kein struktureller Aufriss einer Passage mit ein paar unterstützenden Kommentaren aber ohne rhetorische und predigtähnliche Elemente.
6. Es ist keine themenbezogene Predigt, die auseinandergerissene Teile einer Passage gebraucht, aber die Diskussion anderer gleich wichtiger Teile unterlässt.
7. Es ist keine zerhackte Sammlung von grammatikalischen Funden und Zitaten von Kommentaren, ohne eine Verbindung dieser Elemente in eine ausgeglichene, fließende, interessante und überzeugende Botschaft.
8. Es ist keine Sonntagsschul-Lektions-ähnliche Diskussion, die einen Aufriss der Inhalte hat, in sich aber formlos und inbrünstig ist, aber keine Struktur einer Predigt hat und keinerlei rhetorische Inhalte aufweist.
9. Es ist keine Bibel-Lesung, die eine Anzahl von verstreuten Passagen verknüpft, die ein bestimmtes Thema behandeln, aber es verpasst, jene in gründlicher, grammatikalischer und den Kontext mit betrachtenden Art und Weise zu behandeln.
10. Es ist nicht die übliche andachtsmäßige Gebetstreffsrede, die sich aus durchlaufenden Kommentaren, wandernden Anmerkungen, unverknüpften Vorschlägen und persönlichen Reaktionen zu einer halbwegs inspirierenden Diskussion zusammensetzt, aber den Nutzen der grundlegenden exegetischen und den Kontext betreffenden Studie und überzeugenden Elementen vermissen lässt.
[...]
Zusammenfassend zeigen die folgenden minimalen Elemente auf, was Auslegungspredigt ist:
1. Die Botschaft hat ihre einzige Quelle in der Schrift.
2. Die Botschaft ist durch gewissenhafte Exegese aus der Schrift extrahiert.
3. Die Vorbereitung der Botschaft legt die Schrift korrekt aus in ihrem normalen Sinn und ihrem Kontext.
4. Die Botschaft erklärt deutlich die originale, von Gott vorgesehene Bedeutung der Schrift.
5. Die Botschaft wendet diese der Schrift entsprechende Bedeutung auf unsere heutige Zeit an."

Mayhue, Richard L., Rediscovering Expository Preaching, in: MacArthur, John, Rediscovering Expository Preaching, Word Inc., 1992, S. 9f und 12f; Übersetzt von mir.

Viel mehr kann man dazu nicht sagen, einzig noch: Preach the Word!

Montag, 17. September 2012

Das Wesen echter Buße in der Seelsorge

Wir haben im letzten Post mit dem Zitat von Thurneysen gesehen, dass die Sünde dem Menschen gefällt. Damit eine bleibende Veränderung im Leben eines Ratsuchenden entstehen kann, ist echte Buße notwendig. Thomas Watson nennt sechs Merkmale echter Buße (Watson, Thomas, Die Lehre der Buße, 3L-Verlag, 2006)
1. Einsicht der Sünde. Es ist wichtig, dass der Ratsuchende erkennen kann, was Sünde ist, nämlich die Feindschaft gegen Gott. Der natürliche Mensch kennt diese Einsicht gar nicht, denn sein Herz ist verhärtet, so dass es ihm unmöglich ist, sie als Feindschaft gegen Gott zu erkennen. In Wahrheit ist aber jede Sünde aus dem Unglauben entstanden. Watson schreibt dazu: "Daraus schließe ich, dass es dort, wo keine Einsicht in der Sünde vorhanden ist, auch keine Buße geben kann. Viele, die Fehler bei anderen erspähen, sehen keine bei sich selbst. Sie rufen, dass sie gute Herzen hätten. Ist es nicht eigenartig, dass zwei miteinander leben und gemeinsam essen und trinken, einander aber nicht kennen? Das ist bei einem Sünder der Fall. Sein Leib und seine Seele leben miteinander, arbeiten miteinander, und doch ist er mit sich selbst nicht vertraut. Er kennt sein eigenes Herz nicht, und weiß nicht, was für eine Hölle er mit sich herumträgt." (S. 32)
2. Bekümmernis um der Sünde willen. Die Bekümmernis selbst ist weder die Buße noch ein untrügliches Zeichen für Buße - aber wo echte Buße stattfindet, hat sie ihren Platz. Wer seine Sünde erkannt hat, der hat eingesehen, dass er gegen Gott - und in erster Linie nur gegen Gott - gesündigt hat. Daraus resultiert diese Bekümmernis, die zeigt, dass man ein Stück weit das Ausmaß dieser Sünde begriffen hat. Watson geht hier darauf ein, dass die Bibel diese Bekümmernis als "Zerbrechen des Herzens" und als "zerbrochenen Geist" bezeichnet. Und so fühlt sie sich auch wirklich an.
3. Bekenntnis der Sünde. Wer die Sünde eingesehen hat, wird darauf mit einer Selbstanklage reagieren. Der Mensch hat die Wahl zwischen der Anklage durch Satan, der ihn vor Gott verklagen will, oder der Selbstanklage, dem Gerichtsspruch über uns selbst. Das ist in der seelsorgerlichen Aussprache wichtig, dass diese Wahl gestellt wird. Watson weist auf 1. Kor. 11, 31 hin: "Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden". Dieses Bekenntnis, die Selbstanklage, ist der Ausgangspunkt für das Zusprechen der Vergebung durch den Seelsorger. Solange ein Mensch noch sagen kann: Ja, ABER... das und jenes hat mich dazu gebracht..., so lange ist es kein echtes Bekenntnis, sondern nur der vergebliche Versuch einer Entschuldigung.
4. Scham für die Sünde. So, wie Adam sich für seine Sünde schämte, weil er die Herrlichkeit vor Gott verloren hatte, so schämt sich auch ein bußfertiger Sünder vor seinem Gott. Doch nicht mit dem Verstecken der Sünde, wie Adam es tat, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, es sogleich vor den Thron Gottes zu bringen. Watson hierzu: "Es gibt manche, die von diesem heiligen Erröten so weit entfernt sind, dass sie sogar stolz sind auf ihre Sünden. Sie sind stolz auf ihr langes Haar. Das sind die Nasiräer des Teufels." (S. 55)
5. Hass gegen die Sünde. Auch hier hat Watson klare Worte gefunden: "Jemand, der wirklich bußfertig ist, verabscheut die Sünde. Wenn ein Mensch das verabscheut, was seinen Magen krank macht, wird er vielmehr das verabscheuen, was sein Gewissen krank macht." (S. 56) Probleme entstehen sehr oft aus einer Liebe zur Sünde, die es dem Ratsuchenden schwer macht, sie ganz zu lassen. Deshalb muss diesem Hass zuerst die Erkenntnis vorangehen, was Sünde ist und was sie bewirkt.
6. Abkehr von der Sünde. "Es ist das Leben der Buße, wenn man der Sünde stirbt. An demselben Tag, an dem der Christ sich von der Sünde abkehrt, muss er sich zu einem ewigen Fasten verpflichten. Das Auge muss von unreinen Blicken fasten. Die Zunge muss von Flüchen fasten. Die Hände müssen von Bestechungsgeld fasten. Die Füße müssen von dem Weg der Hure fasten. Und die Seele muss von der Liebe zur Gesetzlosigkeit fasten. Diese Abkehr von der Sünde impliziert eine merkliche Veränderung." (S. 63) Die Abkehr besteht nicht nur aus dem Verlassen der Sünde, sondern sie ist vielmehr eine Zuwendung zu Gott und Seinem Willen.
Der Apostel Paulus schreibt dies so: "Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht: Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe." (Epheser 4, 25 - 29)
Hier wird das Ablegen der Sünde und das Anziehen von Gottes Willen sehr schön erläutert. Niemand kann neutral leben, jeder tut entweder Gottes Willen - oder das Gegenteil davon. Und wer bisher in Sünde gelebt hat, soll seine Bußfertigkeit durch das Ersetzen der Sünde mit Gutestun bezeugen. Es hilft dabei, zu wissen, dass wir nicht allein sind in diesen täglichen Kampf, sondern jede und jeder so gewisse Schwachstellen hat. Wir sind gemeinsam auf dem Weg - und der Herr hat versprochen: Siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Amen!

Donnerstag, 13. September 2012

Der Bruch im seelsorgerlichen Gespräch

Eduard Thurneysen schreibt:

"Weil das Seelsorgegespräch das ganze Feld des menschlichen Lebens mit allen darin wirksamen psychologischen, weltanschaulichen, soziologischen und moralischen Deutungen und Beurteilungen dem Urteile Gottes unterstellt, darum geht durch das ganze Gespräch eine Bruchlinie, die anzeigt, daß das menschliche Urteilen und Bewerten und das ihm entsprechende Verhalten hier zwar nicht außer Kraft gesetzt, aber daß es in seiner Vorläufigkeit erkannt ist. Da der Mensch sich diese Relativierung und damit gegebene Beschränkung seines natürlichen Urteils nicht gefallen läßt, sondern sich dagegen zur Wehr setzt, wird das Seelsorgegespräch zum Kampfgespräch, in welchem um die Durchsetzung des Urteils Gottes zum Heil des Menschen gerungen wird."
(Thurneysen, Eduard, Die Lehre von der Seelsorge, Chr. Kaiser Verlag München, 1948, S. 114)

Thurneysen hält hier etwas ganz Wichtiges fest, was wir nie vergessen dürfen: Der Mensch lebt unter der Sünde und sie gefällt ihm! Deshalb können sehr viele menschliche Probleme erst dadurch gelöst werden, dass sie im Lichte von Gottes Wort beleuchtet werden und dort aufgedeckt werden. Die Sünde wird heute sehr gerne verharmlost - in Wirklichkeit ist sie es aber, die erst Krankheit, Tod und Probleme gebracht hat. Erst durch das Aufdecken, Erkennen, Zugeben, Bereuen, Hassen und Lassen der Sünde können viele der täglichen Probleme gelöst werden. Sünde muss nicht nur aus dem Leben verbannt werden, sondern durch das Richtige - das Gott-Gemäße - ersetzt werden.

Mittwoch, 12. September 2012

Psalm 16

Psalm 16 (Gedicht)

Ein Miktam, von David geschrieben:
Schütze mich, Gott, ich weiß mich getrieben
zu Dir, denn Dir will ich vertrauen!
Zu Dir allein, HERR, will ich schauen!
Du hast zum HERRN gesagt: Mein HERR bist Du!
Ich hab kein Gut außer Dir, meine Ruh!
Den Heil'gen auf Erden: Sie sind der Adel,
ihrer ist mein Wohlgefallen, und kein Tadel.
Groß werden die Sorgen all derer sein,
die hinter anderem herlaufen, als Ihm allein.
Keines ihrer Trankopfer von Blut will ich halten,
keinen ihrer Namen auf meiner Zunge gestalten.

Der HERR ist mein Erbe und meines Bechers Teil,
Du hältst bereit mein Erbstück und machst mich wieder heil.
Die Schnüre sind gefallen an den schönsten Orten,
auch ein schönes Erbteil ist mir zuteil geworden.
Ich lobe meinen HERRN, der mir den Rat gegeben,
auch in den Nächten mahnt mich mein inn'res Leben.
Ich habe den HERRN vor mir allezeit,
Er steht mir stets zur Rechten, zur Hilfe mir bereit,
weshalb ich nicht werde wanken:
Dafür will ich Ihm danken.

Deshalb freut sich mein Herz, jubelt laut
meine Herrlichkeit, die dadurch erbaut.
Auch mein Fleisch wird sicher ruh'n,
denn was Du mir nicht wirst tun,
meine Seele preiszugeben
dem Totenreiche, fern vom Leben.
Deinen Frommen wirst Du nicht lassen
sehen die Verwesung einsam verlassen.
Du wirst mir zeigen den Weg zum ew'gen Leben,
Fülle von Freuden Deines Angesichts geben
Freuden Deiner Rechten für ewig und immer
und Deiner Herrlichkeit herrlichen Schimmer.

(frei nach Psalm 16)

12.09.2012, Jonas Erne

Mittwoch, 5. September 2012

Psalm 103

Psalm 103 (Gedicht)

Von David. Lobe, meine Seele, den HERRN
und was in mir ist drinnen, tu's gern,
Seinen heiligen Namen. Meine Seele,
lobe den HERRN der guten Befehle
und vergiss nicht all jenes Gute,
das Er dir getan, mit frohem Mute.
Der dir alle deine Sünden vergibt,
all deine Krankheiten heilt und dich liebt.
Der dein Leben vom Verderben befreit,
dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit

Der satt macht mit Gutem deinen Mund,
dass du erneuert wie in der ersten Stund'
eines Geiers in volle Kraft gestärkt.
Gerechtigkeit hat der HERR gewerkt
und Recht allen, die sind unterdrückt,
deren Kraft gebeugt, gebückt.
Mose Seine Wege wissen gemacht,
den Kindern Israels Seine große Macht.
Barmherzig und gnädig ist der HERR,
langsam zum Zorn, von Güte schwer.

Nicht für ewig wird Er richten
und nicht für immer zürnend sichten.
Nicht nach unseren Sünden hat Er getrieben
und nicht an unseren Verfehlungen geblieben.
Denn so hoch die Himmel über der Erden,
so groß die Gnade über die Ihn fürchten werden.
So weit wie der Osten vom Westen ist fern,
so hat Er uns unsere Sünden lassen entbehrn.

Wie ein Vater sich erbarmt über seine Söhne,
so erbarmt Sich der HERR, und das ist das Schöne,
über jeden, der Ihm in Ehrfurcht begegnet.
Denn Er kennt uns, und Er hat uns gesegnet.
Er weiß, wie wir sind, Er hat uns erdacht.
Er hat uns Menschen aus Staub gemacht.
Der Mensch: Wie Gras sind seine Tage,
wie des Feldes Blüte blüht, so vage.
Wenn der Wind darüber geht, ist sie verschwunden,
und der Ort, wo sie war, wird nicht mehr gefunden.

Und die Gnade des HERRN währt für immer:
Von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibt ihr Schimmer
auf allen denen, die Ihn fürchten und ehren
und diese Furcht auch die Nachkommen lehren.
Auf denen, die Seinen Bund verwalten
und Seiner Gebote gedenken, sie einzuhalten.
Der HERR hat Seinen Thron in den Himmeln bereitet
und Seine Herrschaft alles regierend ausgebreitet
Lobt den HERRN, Seine Engel, Helden der Kraft,
die ihr Seinen Befehlen die Wirkung verschafft!

Gehorchend der Stimm' Seiner Worte,
ihr an dem himmlischen Orte.
Lobt den HERRN, all Seine Heeresscharen
Seine Boten, tuend Seinen Willen zu bewahren
Lobt den HERRN, all die Er so gut gemacht
an allen Orten Seiner herrlichen Macht.
Auch an mich selbst gehen die Befehle:
Lobe für immer den HERRN, meine Seele!

(frei nach Psalm 103)

05.09.2012, Jonas Erne

Dienstag, 4. September 2012

Psalm 51

Psalm 51 (Gedicht)

An den Leiter der Gesänge:
Ein Psalm Davids. Von der Strenge
seiner Sünde. Als dem König
wurde klar, dass er nicht wenig
hat gesündigt und gefehlt,
so hat die Schuld er nicht verhehlt.
Dies war, als Nathan, sein Berater
zu ihm kam, und zwar in privater
Audienz um ihm zu sagen,
dass sein sexuell Betragen
an Batseba und sein Mord
zum HERRN geschrien in einem fort.

O Gott, ich brauche Deine Gnaden,
wie sehr bin ich mit Schuld beladen.
Gemäß Deiner Güte lösche aus meine Sünden,
lass sie im tiefsten Meere verschwinden.
Meine Übertretungen, nimm sie hinweg von mir,
und mach mich wieder ganz sauber vor Dir.
Wasche mich rein von all meiner Schuld,
und reinige mich in Deiner Geduld.
Denn meine Übertretungen erkenne ich an:
Wie viel Leid ich damit Dir habe getan.
Immer sehe ich meine Sünde vor mir stehen,
was ich auch tue, sie will nicht von mir gehen.

An Dir allein, HERR, hab ich gesündigt,
habe getan, was Du mir durch Nathan verkündigt.
Ich tat, was ist böse in Deinen Augen,
ich sehe, dass Sünden wirklich nichts taugen.
Wenn Du sprichst, Herr, so bist Du immer im Recht,
und wenn Du richtest, so bist Du gerecht.
Siehe, HERR, in Schuld bin ich geboren,
ohne Deine Güte und Gnad' verloren.
Siehe, in Sünde wurde ich empfangen
von meiner Mutter, in Sünde nun gefangen
Siehe, nach Wahrheit steht Dein Verlangen,
Wahrheit im Innersten, das lässt mich bangen.

HERR, lass mich erkennen, was weise,
sag es mir im Verborgenen leise.
Reinige mich, HERR, von meinen Taten,
mit Ysop, der Du mich hast beraten.
Wasche mich, HERR, mit allem Fleiß,
damit wie Schnee ich werde weiß.
Lass mich hören Freudenschrei,
Jubel und noch mehr dabei,
damit meine zerschlagenen Glieder
in Jubel singen Dir Lieder.
Verbirg vor allen meinen Sünden,
HERR, Dein Angesicht, lass finden

mich in Deinen Augen Gnaden,
und lösche aus die Missetaten.
Ein reines Herz erschaffe mir
o Gott und einen Geist, der Dir
von Neuem fest will bleiben,
mein Inn'res zu Dir treiben.
O HERR, ich bitt': Verwirf mich nicht
von Deinem teuren Angesicht.
Und den Geist Deiner Heiligkeit:
nimm Ihn nicht von mir im Streit.

Gib mir doch wieder die Freude am Heil,
das Du mir schenkst, damit ich verteil
diese Freude. Und mache mich fest
mit dem Geist, der sich auf Dich verlässt.
Ich will lehren die Rebellen Deine Wege,
auf dass sich der Sünder zu Dir bewege
und umkehrt von all seinem Tun,
damit er in Dir möge ruhn.
Errette mich doch vor des Blutes Schuld,
Du bist mein Gott des Heils, voll Geduld.
Meine Zunge soll loben Gerechtigkeit Dein
bis jubelnd fällt ein mein ganzes Gebein.

Mein Herr, tue mir meine Lippen weit auf
und mein Mund soll Dich loben von innen herauf.
Denn Dir geht es nicht um die Opfer von Tieren,
sonst würde ich gerne meinen Stall zu Dir führen,
auch der Rauch von den Opfern kann Dir nicht gefallen,
von den Tieren willst Du weder Fleisch noch die Krallen.
Es gibt nur ein Opfer, das Dir wohl gefällt,
und wer dies bringt, um den ist's wohl bestellt.
Wer zerbrochenen Geistes und verwundet am Herzen
zu Dir kommt, um bei Dir zu stillen die Schmerzen,
wer seine Sünde erkennt und sich rein macht bei Dir,
den wirst nicht verachten, sondern öffnest die Tür.

Tue Gutes an Zion gemäß Deiner Gnade,
und baue Jerusalems Mauern gerade.
Denn dann erst wirst haben Du Dein Gefallen
an den Opfern der Gerechtigkeit, an allen.
An Brandopfern und Ganzopfern, an all den Tieren,
die man auf Deinem Altar wird opfern, den Stieren.

(frei nach Psalm 51)

04.09.2012, Jonas Erne

Mittwoch, 29. August 2012

Psalm 15

Psalm 15 (Gedicht)

Ein Psalm, den David hat geschrieben,
der König, der Gott ist treu geblieben.
HERR, so fragt er, wer darf wohnen,
wen willst Du, HERR, damit belohnen,
in Deinem Zelt? Auf Deiner Heiligkeit
Berg sich niederlassen Deiner Herrlichkeit?

Wer nun geht den Weg der Wahrheit,
der Ehrlichkeit und aller Klarheit.
Und wer handelt nach gerechtem Sinn,
der ist bei Dir und macht Gewinn.
Und wer die Wahrheit sagt von Herzen,
und mag sie manchmal auch sehr schmerzen.

Wer keine Verleumdung trägt in seinem Munde,
auf seiner Zunge, die machen schnell die Runde.
Wer nicht Übles zufügt dem Nächsten daneben,
wer dem Mitmenschen nicht verdirbt das Leben.
Und wer dem Bruder nicht Schande muss bringen,
sondern vielmehr sich selbst darin kann bezwingen.

Wer denjenigen, der Gottes Willen verachtet
in seinen Augen als verwerflich betrachtet.
Und wer denjenigen mit Ehre bedenkt,
der sich gottesfürchtig Jahwe schenkt.
Wer seinen Schwur nicht nimmt zurück,
auch wenn er mehr Schaden bringt als Glück.

Wer für sein Geld nicht hohe Zinsen nimmt,
wer gegen solche Unterdrückung stimmt,
und wer nicht nimmt Bestechung an,
noch unrecht hilft, wo er nur kann.
Wer solches tut, der wird nicht stürzen,
noch wird ewig etwas den Segen kürzen.

(frei nach Psalm 15)

28. 08. 2012, Jonas Erne

Dienstag, 28. August 2012

Psalm 139

Psalm 139 (Gedicht)

Eine Info an den Lobpreisleiter zu Beginn:
Dies Lied hat David geschrieben, im Sinn
dem HERRN zu danken und Ihn zu loben:
HERR, Du kennst mich, von unten bis oben!
Du erforschst all mein Denken, Reden und Tun,
auch meine Zukunft ist Dir offen im Nun!

Du, HERR, siehst mein Tun und Lassen,
all mein Lieben, all mein Hassen,
weißt, ob ich sitze oder stehe,
wo ich bleibe, wo ich gehe.
Was ich fühle, was ich denke,
erkennst, wem ich Beachtung schenke.

Du siehst meinen Weg, den ich beschreite,
mein Hinlegen, zum Schlafe ich mich bereite,
beobachtest Du und siehst, wohin ich mich lege
erkennst auch mein Gehen und all meine Wege,
die je ich betreten und habe begangen,
fühlst mit mir mit, meine Ängste, mein Bangen.

Denn kein Wort war je auf meiner Zunge verborgen
vor Dir, und in meinen Gedanken jedwede Sorgen,
die Du nicht gekannt und gewusst noch vor mir.
O HERR, wie wunderbar ist das Leben mit Dir!
Nichts tritt auf meine Lippen, das Du nicht gekannt,
und dennoch bin ich nicht von Dir weg verbannt!

Von hinten und von vorn umgibst Du mich,
hältst mich fest, HERR, dafür liebe ich Dich!
Deine Hand hast Du um mich gelegt, meine Füße
stehn auf Dir als Fundament, deshalb schließe
mich ganz ein in Dich und Deine ewige Treue,
Dein Segen ist auf mir, dessen ich mich erfreue.

Zu wunderbar ist die Erkenntnis,
es fehlt zum Erfassen das Verständnis.
Das Wissen um all Dein Vermögen,
denn Deiner Macht steht nichts entgegen.
Zu hoch ist mir, dies zu verstehen,
und doch hast Du mich ausersehen.

Wohin könnte ich denn gehen vor Deinem Geist?
Wohin vor Dir, der Du doch alles weißt?
Wollte ich fliehen vor Dir, HERR, wohin?
Wer kann mich verbergen vor Deinem Sinn?
Vor Deinem Angesicht kann ich nicht verschwinden,
denn immer werde ich mich vor Dir befinden.

Wenn ich ins Weltall flöge, auf einen Planeten,
einen Stern, Meteoriten oder einen Kometen:
Der ganze Himmel steht vor Dir ganz offen,
auch dort wär ich überall auf Dich getroffen.
Legte ich mich ins Totenreich, den Scheol, hinein:
siehe, auch da wird Deine Gegenwart sein.

Würde ich Flügel des Morgens erheben,
in der Frühe des Taus am Meeresufer leben,
wenn ich mit Flügeln des Windes flöge,
ans äußerste Gestade der Wasser hinzöge,
wenn ich dort bliebe, um einsam zu bleiben,
um Deine Gegenwart von mir zu vertreiben,

so würde dennoch Deine liebende Hand
mich festhalten, selbst in fernstem Land.
Und bei Dir halten, ja, zu Dir führen,
mich festhalten, um mich nie zu verlieren,
würde Deine Rechte, ausgestreckt zu mir,
denn so lange ich bin, gehöre ich Dir.

Wenn ich nun spräche, um mich zu verstecken:
Finsternis möge meinen Körper verdecken;
keiner soll mich sehn in dieser Welt,
verborgen zu sein, ist, was mir gefällt,
ja, Nacht soll es werden rings um mich her!
Wäre denn dieses Dunkel zu schwer?

Doch Finsternis verfinstert Deine Augen nicht,
vielmehr ist Dunkel nicht dunkler als Licht.
Denn sei es bei Nacht oder sei es bei Tage,
für Dich ist's dasselbe, das ist keine Frage.
Für Dich, o HERR, ist der Tag wie die Nacht:
Beide sind nicht um das Licht gebracht.

Denn Du hast geschaffen zu Deinem Besitze
tief in mir drin meine Nieren zur Stütze,
hast sie fein säuberlich geformt und gepflegt,
in meiner Mutter Leib mich geschützt und gehegt,
damit mir kein Übel dieser Welt mag begegnen,
hörst nicht auf, mich mit Gutem zu segnen.

Dafür, dass Du mich so wunderbar gemacht
und in mir ein wunderbares Werk hast vollbracht,
dafür will ich Dir danken, Dich loben,
mein HERR, der Du bist im Himmel droben.
Wundervoll sind all Deine Werke und Befehle,
dies weiß meine von Dir geliebte Seele.

Nicht versteckt vor Dir war mein
im Verborgenen geschaffnes Sein,
das Du, o HERR, hast wohl gemacht
und ganz genial Dir ausgedacht.
Du hast es im Versteck gewoben,
und dies so gut, ich will Dich loben.

Als meine Form noch unperfekt
im Mutterleibe war versteckt,
da sahen Deine Augen mich an
und in Deinem Buch war dann
bereits die Tage eingetragen,
als noch keiner war von jenen Tagen.

Und für mich – wie wertvoll sind
Deine Gedanken für mich, Dein Kind!
O Gott, wie groß ist ihre Zahl,
viel mehr als aller Sonnen Strahl!
Viel mehr als Wellen an Meeres Strand
und aller Sterne an Himmels Band.

Wollt ich sie zählen, sie schreiben mir auf,
so wären sie alle mit'nander zuhauf
viel mehr als der Meeresufer ist Sand,
auch mehr als die Länge der Himmel Rand.
Und wache ich auf, so bin ich bei Dir,
Du hast mich gehalten, bliebst immer bei mir.

O dass Du, Gott, den gottlosen Leuten
das Leben zertrenntest, die nie es bereuten,
vor Dir in Sünde und Stolz zu leben,
nach eitlem Egoismus zu streben,
dass die Blutgierigen müssen mir weichen,
statt ihr Ziel an mir zu erreichen.

Denn sie sind es, die herausfordernd sagen:
Was sollen wir nach diesem Gott denn fragen?
Voll Arglist und Bosheit rotten sie sich zusammen:
Unsrer sind viele, wer will uns verdammen?
So erheben sie ihre Hände zum Lügen,
und sehen zu, dass sie jeden betrügen.

Sollte ich denn etwa nicht
hassen alle, die nun schlicht
und ergreifend meinen HERRN
hassen, anstatt dass sie gern
dienen? Ist verabscheun verwegner
die sich zeigen als Deine Gegner?

Mit Hass, der nun nicht könnte mehr
sein, so hasse ich sie, HERR,
mit vollkommen starkem Hass,
auf den immer ist Verlass,
zu Feinden sind sie mir geworden,
die Dich befeinden, allerorten.

Durchsuche mich, Gott, darum bitte ich Dich,
lüfte jeden Schleier, schau tief in mich,
wie es um mich steht, was mein Herz bewegt,
wonach es verlangt, bei was es sich regt,
prüfe mich, HERR, denn Du siehst aufs Herz,
Du kennst mich, weißt jeden Schmerz.

Und sieh, HERR, welchen Weg ich will gehen,
ob meine Pfade vor Dir, HERR, bestehen,
wenn Du mich siehst weichen auf üblen Pfad,
so lasse mich wissen Deinen guten Rat
und führe mich, HERR, mein höchstes Gebet,
auf dem Weg der Ewigkeit, der immer besteht.

(frei nach Psalm 139)

27.08.2012, Jonas Erne