Zum 495.
Reformationstag
Vor 495 Jahren hat die
Reformation begonnen – Martin Luther schlug seine 95 Thesen gegen
den Ablass an die Türe der Wittenberger Schlosskirche. Dies war am
31. Oktober 1517. Zwei Jahre später verschärfte er bereits seine
deutlichen Worte des Thesenanschlags – sehr zu recht! 1520 schrieb
er in seiner Schrift „Vom babylonischen Gefängnis der Kirche“:
„Ich wolle oder
wolle nicht, so werde ich gezwungen von Tag zu Tag gelehrter zu
werden, indem so großgeachtete magistri haufen- und wechselweise auf
mich dringen und mir zu schaffen machen. Von dem Ablaß habe ich vor
zweien Jahren geschrieben, aber so, daß mich jetzt über die Maßen
sehr gereuet, daß dasselbe Büchlein ausgegangen. Denn ich zu
derselben Zeit zweifelhaft war aus großem Aberglauben gegen die
römische Tyrannei. Deshalb ich dazumal vermeinete, daß der Ablaß
nicht gar zu verwerfen wäre, welchen ich sah mit großer
Einhelligkeit vieler Menschen angenommen; und das war kein Wunder,
denn ich allein zu der Zeit darin bemühet war. Aber später, was ich
Sylvestern und andern Brüdern zu verdanken habe, die solchen Ablaß
eifrig verteidigten, habe ich verstanden, daß der Ablaß nichts
anderes sei ein denn lautrer Betrug der römischen Schmeichler, durch
welchen sie den Glauben an Gott und das Geld der Menschen
verderbeten. Und darum wünsche ich, daß ich von den Buchführern
erlangen könnte und alle, die es gelesen haben, bereden, daß sie
alle meine Büchlein vom Ablaß verbrenneten und anstatt dessen, was
ich davon geschrieben habe, diesen Satz annähmen:
Der Ablaß ist der
römischen Schmeichler Bosheit.“
(Luther, Martin, Ausgewählte Werke, Bd. 2, Chr. Kaiser Verlag
München, 3. Aufl. 1948, S. 153)
Auch
heute gibt es eine weit verbreitete Form des Ablasses: Der Appell an
das "Gute im Menschen", der sich ja seine Erlösung durch seinen
Willensakt der Entscheidung und seine guten Werke, die ihm dabei
helfen, besser da zu stehen, verdienen kann. Die Bibel fordert
dagegen auf, Buße zu tun und zu glauben. Martin Luther schreibt dazu
sehr treffend in seiner Vorrede zum Römerbrief:
„Glaube
ist nicht der menschliche Wahn und Traum, den etliche für Glauben
halten. Und wenn sie sehen, daß keine Besserung des Lebens noch gute
Werke folgen, und doch vom Glauben viel reden hören, so fallen sie
in den Irrtum und sagen: der Glaube sei nicht genug, man müsse Werke
tun, soll man fromm und selig werden. Das macht: wenn sie das
Evangelium hören, so fallen sie daher und machen sich aus eigenen
Kräften einen Gedanken im Herzen, der spricht: Ich glaube. Das
halten sie dann für einen rechten Glauben. Aber wie das eine
menschliche Erdichtung und Gedanke ist, den des Herzens Grund nimmer
erfährt, so tut er auch nichts, und es folgt keine Besserung darauf.
Aber
Glaube ist ein göttliches Werk in uns, das uns wandelt und neu
gebiert aus Gott und den alten Adam tötet, aus uns ganz andere
Menschen in Herz, Gemüt, Sinn und allen Kräften macht und den
heiligen Geist mit sich bringt. O es ist ein lebendig, geschäftig,
tätig, mächtig Ding um den Glauben, daß es unmöglich ist, daß er
nicht ohn Unterlaß Gutes wirken sollte. Er fragt auch nicht, ob gute
Werke zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan, und er
ist immer im Tun. Wer aber nicht solche Werk tut, der ist ein
glaubloser Mensch, tappt und sieht um sich nach dem Glauben und guten
Werken und weiß weder was Glaube noch was gute Werke sind, wäscht
und schwatzt doch viel Worte vom Glauben und von guten Werken.
Glaube
ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiß,
daß er tausendmal drüber stürbe. Und solche Zuversicht und
Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und voller Lust
gegen Gott und alle Kreaturen: das macht der Heilige Geist im
Glauben. Daher wird der Mensch ohne Zwang willig und voller Lust,
jedermann Gutes zu tun, jedermann zu dienen, allerlei zu leiden, Gott
zu Liebe und zu Lob, der einem solche Gnade erzeigt hat. Daher ist es
unmöglich, Werk und Glauben zu scheiden, ja so unmöglich, wie
Brennen und Leuchten vom Feuer nicht geschieden werden kann. Darum
sieh dich vor vor deinen eigenen Gedanken und unnützen Schwätzern,
die vom Glauben und guten Werken zu urteilen klug sein wollen und
dabei die größten Narren sind. Bitte Gott, daß er den Glauben in
dir wirke: sonst bleibst du wohl ewiglich ohne Glauben, ob du auch
schaffst und tust, was du willst oder kannst.“
(Aus Martin Luthers Vorrede zum Römerbrief, die ganze Vorrede findet
man hier)
Oh Gott ... ich ahb von sowas gar keine Ahnung. Sollte ich?! LÖL :)
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