Dienstag, 1. Februar 2011

Das Gebet für die Gemeinde

Das Gebet für die Gemeinde


Darum lasse auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von der Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht ab, für euch zu danken und in meinen Gebeten euer zu gedenken, daß der Gott unsres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch den Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in der Erkenntnis seiner selbst (Epheser 1, 15 - 17)


Nachdem Paulus in den vorigen Versen den ganzen Ratschluss Gottes, den göttlichen Heilsplan, erklärt hat, fährt er nun fort mit der Erklärung, dass er für die Gemeinde betet. Er ist also in Rom gefangen und hat dort genug Zeit. Manche Leute würden anfangen, Trübsal zu blasen und über das ungerechte Leben zu schimpfen. Er hat doch so viel Gutes für Gott getan, und nun wird er sich selbst überlassen? Aber nichts von alledem sehen wir da in den Worten von Paulus. Er ist nicht unzufrieden mit seiner Lage. Klar, die könnte viel besser sein, denn allzu viel Gutes bekam er nicht in seiner Gefangenschaft. Er war außerdem ziemlich streng bewacht und musste über zwei Jahre lang drin bleiben ohne jemals zur Tür hinausgehen zu dürfen. Doch es gab etwas, was ihn davon abhielt, zu schimpfen. Er hatte nun nämlich endlich einmal genug Zeit, um für all die Gemeinden zu beten, die er gegründet hatte.

Wenn er an die Gemeinde in Ephesus denkt, fallen ihm genügend Gründe zum Danken ein: Er hatte von ihrem starken Glauben an den Herrn Jesus gehört von ihrer Liebe zu allen Heiligen. Dass er davon gehört hatte, ist darauf zurückzuführen, dass dies weit herum im ganzen römischen Reich bekannt ist. Zwischen den Gemeinden herrschte damals ein reger Austausch und so hatte jede Gemeinde ihre Bekanntheit durch ein paar Dinge, die einfach bekannt waren. Bei den Ephesern war dies der starke Glaube an den Herrn Jesus und die große Liebe zu den Heiligen. Ephesus war die Stadt, in welcher der Göttin Artemis (die Römer nannten sie Diana) als Schutzgöttin verehrt wurde. Der Artemistempel zählte zu den Weltwundern und wurde von riesigen Touristenscharen besucht. Viele Handwerker lebten von diesem Götzendienst, da sie kleine Statuen von dieser Göttin herstellten. Diese sahen natürlich in der ephesinischen Gemeinde eine riesige Konkurrenz, die es auszurotten galt. So lebte die Gemeinde in ständiger Verfolgung und brauchte deshalb auch einen starken Glauben. Aber über diesen Glauben hinaus lebten sie auch in beständiger Gastfreundschaft mit Leuten aus anderen Gemeinden. Vermutlich kamen viele christliche Händler in die Metropole Ephesus, um dort ihre Waren anzubieten und deshalb wurde auch die große Liebe zu allen Heiligen bekannt.

Interessant ist, dass Paulus an der Gemeindepraxis nichts zu kritisieren hatte. Der Brief ist ein reiner Lehr-brief. So wie der Römerbrief auch. In allen anderen Briefen hatte Paulus eine ganze Menge an dem zu kritisieren, was in den Gemeinden falsch lief. Nur in diesen beiden Lehrbriefen nicht. Der Römerbrief ist eine sehr systematische Abhandlung, in welcher alle wichtigen Themen des christlichen Glaubens drin stehen: Wer ist der Mensch? Was ist die Sünde? Wie wird man erlöst? Was tut der Heilige Geist? Wie hat Gott uns erwählt? Was ist die Gemeinde? Wie sollen wir in der Welt leben? Diese Fragen werden alle im Römerbrief ziemlich ausführlich unter die Lupe genommen und beantwortet. Der Epheserbrief nimmt nun einen Abschnitt aus diesem ganzen Lehrgebäude heraus, die Lehre von der Gemeinde. Hier beantwortet Paulus die Fragen: Was ist die Gemeinde? Wer gehört zur Gemeinde? Wie entsteht die Einheit innerhalb der Gemeinde? Und schließlich auch: Wie sollen wir in der Gemeinde miteinander leben und umgehen? In diesen ganzen Lehren sagt Paulus, dass er für die Gemeinde dankt, und zwar gerade weil die Gemeinde von Ephesus ganz besonders das ernst nimmt, was die Mitte des christlichen Glaubens ist: Der Glaube an den Herrn Jesus und die Liebe zu den Heiligen.

Und dann geht er von diesem Dank aus weiter zu einer Bitte. Er macht der Gemeinde keinen Vorwurf, und zwar deshalb, weil es sich beim Inhalt dieser Bitte um etwas handelt, das ein Leben lang zunehmen sollte: Dass wir Gott immer besser erkennen können. Paulus bittet Gott darum, dass die Gemeinde immer mehr an der Gotteserkenntnis zunehmen möge. Zwei Gedanken hierzu: Es ist ein Gebet um diese Erkenntnis. Niemand kann sie anders bekommen als durch stetige Bitte darum. Gott erkennen kann kein Mensch aus sich selbst, das geht nur, wenn Gott sich uns offenbart. Wenn Paulus vom „Geist“ der Offen-barung spricht, so meint er damit die Gnadengabe, das Charisma, der Offenbarung. Wir brauchen die Leitung des Heiligen Geistes auf der Reise zur Gotteserkenntnis. Und da wir oft anders denken und wollen (auf einem anderen, irdischen, menschlichen Level), ist diese Reise oft beschwerlich. Denn nicht selten führt sie uns von dem weg, was wir uns wünschen. Mehr noch: Manchmal führt diese Reise auch durch sehr schwere Momente hindurch. Besonders dann, wenn wir lernen sollen, dass Gottes Pläne für unser Leben so viel besser sind als wir uns das vorstellen können. Dann nämlich passiert es nicht selten, dass wir über den Schatten unseres Stolzes, unseres Selbstvertrauens und auch unserereigenen Möglich-keiten hinwegspringen müssen. Das Streben nach der Offenbarung Gottes ist ein stetiger Weg der Demut und oft auch der Demütigung. Denn Gott offenbart sich unter dem Gesichtspunkt des Gegenteils: Wir werden in Christus lebendig gemacht, indem wir der Sünde und uns selbst sterben. Wir bekommen neue Kraft, indem wir zuerst der eigenen Kraft verlustig gehen und am Boden der Schwachheit sind. Christus macht uns gerecht, nachdem wir unsere Ungerechtigkeit festgestellt haben, und so weiter. Wenn ich (in mir selbst) schwach bin, so bin ich stark (in Christus). So führt der Weg nach oben immer nach unten, in die Beugung unter das Kreuz. Wo wir dies ganz praktisch in unserem Leben verstehen lernen, dort kann sie wachsen, diese Offenbarung.

Ein zweiter Gedanke dazu: Der Anfang aller wahren Erkenntnis ist die Furcht Jahwes. Nur dort, wo die Ehrfurcht vor Gott herrscht, ist er bereit, uns den Geist der Weisheit zu schenken. Gott ist die absolute All-Weisheit und All-Wissenheit. Dort, wo wir bereit sind, uns seinem Willen zu beugen und unseren eigenen Willen zu verleugnen, dort schenkt Gott die Weisheit. Gott ist der Vater der Herrlichkeit, der absolut herrliche und einzig-wahre Gott. Gott loben und preisen ist oft ein Schlüssel zu dieser Weisheit. Echte Gottesfurcht besteht in der Bereitschaft zum Gehorsam, egal was andere sagen oder denken mögen, egal was ich selbst denke, egal was es mich kostet. Aus dieser Bereitschaft heraus wächst die Erkenntnis Jahwes, und wo diese Bereitschaft vorhanden ist, da offenbart der Herr sich gerne.


Bist du bereit dazu? Möchtest du Gott immer besser kennenlernen? Abram ist uns da ein Vorbild. Er war ein echter Freund von Gott und hat Gott auch sehr nahe und gut kennenlernen dürfen. Aber seine Bereitschaft zum Gehorsam war (trotz seiner Fehler, die er machte) immer da und deshalb offenbarte der Herr sich ihm auch immer wieder neu und immer wieder in noch weiteren Stadien der Gotteserkenntnis.

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