Ich
habe zur Auslegungspredigt bisher eine Minimaldefinition
und eine "negative
Definition" gegeben. Heute möchte ich einen weiteren Gedanken
dazu äußern, was ich unter der Auslegungspredigt verstehe.
Auslegungspredigt ist zunächst nicht so sehr eine Methode der
Predigtvorbereitung, sondern eine Herzenshaltung, WIE ich an die
Predigtvorbereitung herangehe.
Ganz
einfach gesagt, geht es um den Unterschied, was ich von der
vorzubereitenden Predigt im Kopf habe, bevor ich mit der Vorbereitung
des Predigttextes anfange. Wenn ich in diesem Moment schon eine
Vorstellung davon habe, was ich der Gemeinde sagen möchte, dann bin
ich unfähig zur Auslegungspredigt geworden. Es geht also nicht nur
darum, Sprungbrett-Predigten zu vermeiden, sondern auch darum, bei
der Vorbereitung vom Text auszugehen und nicht von meinen Gedanken,
die ich davor habe.
Anders
gesagt: Auslegungspredigt stellt den Bibeltext an den Anfang, in den
Mittelpunkt und an das Ende der Predigtvorbereitung. Der Bibeltext
bestimmt, was ich am Ende in der Predigt sagen werde. Sobald ich
nämlich schon meine eigenen Gedanken und Themen an den Bibeltext
herantrage, bin ich voller Vorurteile, was der Text sagen soll. Und
genau das gilt es zu vermeiden. Ein zweiter Grund ist damit
verknüpft: Jeder von uns hat so seine bestimmten Themen und Gebiete,
wo er sich zu Hause fühlt. Vorurteilsloses Herangehen an den
Bibeltext führt dazu, dass wir über diesen Tellerrand hinausschauen
müssen. Es bereichert auch unser eigenes Leben enorm. Drittens ist
es so, dass ich andere nur mit dem zum Brennen bringen kann, wovon
ich selbst schon brenne. Diese Herangehensweise führt dazu, dass man
sich ganz intensiv mit dem Bibeltext beschäftigen muss, und diese
Reibung am Bibeltext bewirkt, dass man immer wieder von Neuem von
Gottes Wort in Brand gesetzt wird.
Des
Weiteren ist es die Herzenshaltung, die Gott zeigt, dass wir Seinem
Wort vertrauen. Es geht dabei nicht so sehr um unser Können und
Wissen, Tun und Lassen (obgleich wir innerhalb des Bibeltextes
natürlich unser Bestes geben), sondern es ist die Wirkung, die
Gottes Wort zuerst an uns als Predigern und danach am Hörer hat.
Deshalb ist es auch die einzige Herangehensweise, welche
sicherstellen kann, dass wir Gottes Wort und nicht unsere eigenen
Gedanken verkünden. Wenn jemand predigt, so ist es Gott, der durch
den Prediger zum Hörer reden will. Durch die Auslegungspredigt
stellen wir sicher, dass unsere Predigt tatsächlich dem Wort Gottes
entspricht, das Er heute durch die Predigt an die Hörer richten
will. Gottes Wort kommt niemals leer zurück, das hat Gott uns ganz
fest versprochen. Und dafür bin ich immer wieder sehr dankbar.
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