Montag, 27. August 2012

Psalm 91

Psalm 91 (Gedicht)

Wer unter dem Schutz des Höchsten lebt,
im Schatten Schaddais nach Sicherheit strebt,
wird sagen zu Jahwe: Mein Rückzug, mein' Feste
mein Gott, Dir vertrau ich aufs Allerbeste!
Denn Er wird dich schützen vor Vogelfängers Fallen,
zerstörender Pest sollst du nicht anheimfallen.
Mit Seinem Flügel wird Er dich sicher bedecken,
Unter Seiner Schwingen Schild kannst du dich verstecken.

Du sollst nun nicht fürchten den Schrecken der Nacht,
noch den Speer, des Tages zum Fliegen gebracht
noch vor der Pest, die im Dunkel umher geht
noch vor der Zerstörung, die mittags im Raum steht.
Nun mögen tausend an deiner Seite fallen, zur Rechten
dir Zehntausend, doch dir nahn sie nicht, die Schlechten.
Nur mit den Augen siehst du zu, wie sie fallen,
die Vergeltung an Gottlosen, ihre Schreie schallen.

Denn du hast den HERRN zu deiner Wohnung gemacht,
meine Hoffnung ist Er, der Allerhöchste, an Ihn gedacht.
Kein Übel soll dich auf deinen Wegen bangen,
noch eine Plage sich deinem Zelte gelangen.
Denn für dich hat Er Seine Engel als Boten
zum Schutz auf all deinen Wegen aufgeboten.
Sie sollen dich auf ihren Händen tragen
damit kein Stein deinen Fuß kann verzagen

Auf Löwen und Ottern wirst gefahrlos du gehen,
zermalmen wirst du Junglöwen und Drachen im Stehen.
Weil er an Mir klammert, will Ich ihn beschützen,
weil er Meinen Namen kennt, für immer ihn stützen.
Schreit er zu Mir, will Ich sein Rufen erhören,
in Not bin Ich da, rette und bringe ihn zu Ehren.
Mit Länge des Lebens will Ich ihn erfüllen
und mit Meiner Rettung seine Sehnsucht stillen.

(frei nach Psalm 91)

26.08.2012, Jonas Erne

Freitag, 24. August 2012

Psalm 23

Psalm 23 (Gedicht)

Dies Lied hat der König David geschrieben,
der als Jüngling bei Vaters Schafen geblieben.
Er weiß, wovon er spricht, wenn er sagt:
Der HERR ist mein Hirte, ganz unverzagt
will ich Ihm folgen, wohin Er auch geht,
denn ich bin versorgt, wo immer Er steht.

Die Weide ist grün, das Gras voller Saft
wo Er mich hinführt, Sein Wort gibt mir Kraft.
Und wenn ich dürste nach Wasser und mehr:
Bei Ihm ist genug, deshalb komm doch auch her.
Zu ruhigen Bächen und stillem Gewässer
führt Er mich hin, da geht es mir besser.

Meiner Seele nimmt Er Sich bestens an:
Er erfrischt sie und liebt sie, bis Er sie gewann.
Auf richtigem Wege führt Er sie nun
und zeigt ihr das Beste, was sie kann tun:
Sich auf Ihn zu verlassen, weil Er es versprach,
in Seinem Namen, und Er kennt Sein Fach.

Selbst wenn ich zuweilen mich fühle verlassen:
Im Dunkel, allein, in Todesschatten Gassen,
im Tal der Finsternis, bist Du doch bei mir.
Kein Unglück kann mich vertreiben von hier,
an Deiner Seite, Dein Trost ist gewiss
Dein Stecken und Stab pariert jeden Biss.

Einen Tisch der Gemeinschaft machst Du mir bereit,
ein Festmahl für mich, den Du hast befreit
im Angesicht derer, die Böses mir wollen
auch das Haupt hast du mir – und mögen sie schmollen -
mit Öl gesalbt und reichst mir die Tasse
die überfließt des Weins von göttlicher Klasse.

So wird die Freude nun ewig sein mein,
die Güte, die Gnade was Gutes mag sein,
sie folgen für immer wohin ich auch geh,
denn Du bist bei mir, wo ich auch stehe.
Und so will ich nun im Hause des HERRN
mein Leben lang bleiben und dienen Ihm gern.

(frei nach Psalm 23)

24. 08. 2012, Jonas Erne

Donnerstag, 23. August 2012

Psalm 2

Psalm 2 (Gedicht)

Warum nur toben die Völker der Heiden?
Warum nehmen sie sich so unbescheiden
heraus, den HERRN herauszufordern?
Sich selbst an Seinen Platz zu beordern?
Warum nur denken die Völker sich
nutzlos Böses, und das wissentlich?

Die Mächtigen stehen auf gegen Gott,
sie haben im Munde nur Übles und Spott.
Sie planen gemeinsam in einem fort
und haben dabei kein gutes Wort
gegen den HERRN, den himmlischen König
und den Messias, das kümmert sie wenig:

„Lasst uns gemeinsam, vereint in der Stärke
voranschreiten zu dem größten Werke:
Die Fesseln der Himmel zu zerstören,
uns zu befreien, uns selbst zu gehören.
Lasst uns zerreißen die göttlichen Strick'
Selbst in die Hand nehmen irdisch' Geschick!“

Doch Gott im Himmel auf dem Thron
hat für sie nur Spott und Hohn.
Sie wollen selbstbestimmt nun leben,
doch wer kann anders dieses geben?
Als nur der Eine, Der nun lacht -
hat Er doch alles wohl gemacht!

Sodann spricht Er zu ihnen im Zorn,
waren doch sie es, die alles verlorn
in Zornes weißer Glut spricht Er
und jagt sie in ihrem Schreck einher
sie schaudern und sie zagen
als ob ägypt'scher Plagen.

„Und Ich“, so spricht der HERR im Grimm,
die Berge erzittern ob Seiner Stimm'
„Ich hab den König eingesetzt,
Er wird herrschen bis zu Letzt
auf Zion, dem heiligen Berge
in aller göttlichen Stärke!“

Ich will den Befehl des HERRN verkünden
Sein Ratschluss, der nicht wird verschwinden
denn so hat Er zu mir gesprochen,
dies Wort, das niemals wird gebrochen:
Mein Sohn bist du, von heute an!
Ich hab dich gezeugt, bleib an Mir dran!

Bitte Mich drum, so will Ich dir geben
die Völker, die mit im Lande leben.
Die Heiden, sie sollen dein Erbe sein
Ich will nun, dass sie werden dein!
Dein Reich soll gehn bis ans Ende der Erde.
Das ist, wofür Ich Selbst sorgen werde.

Und du sollst herrschen über sie alle,
wie ein Hirte über die Schafe im Stalle.
Und wo immer du bist mit eisernem Stab
lass ihn sausen bei Ungehorsam auf sie herab
wie Porzellan an der Wand zerbricht.
Sorge für sie, doch schone sie nicht.“

Und nun, ihr Könige, lasst euch sagen:
Rebellion kann sich nicht mit dem HERRN vertragen!
Ihr Richter und Mächtigen dieser Erde
seht zu, dass ihr mit eurem Schwerte
euch nicht selbst den Schaden tut,
denn Gott zu folgen ist einzig gut!

Dient dem HERRN mit Furcht und Zittern,
und lasst euch davon nicht erbittern,
denn Gottesfurcht ist nun das Wahre,
damit der HERR euch offenbare
wie viel ihr Ihm zu danken habt
und Ihn zu loben, der euch labt.

Küsst des Gottessohnes Fuß
untertänigst, ihm zum Gruß
so zeigt ihr ihm den guten Willen
und könnt damit das Zürnen stillen.
Denn Sicherheit kann nur er geben
für eure Seele und das Leben.

(frei nach Psalm 2)

23. 08. 2012, Jonas Erne

Mittwoch, 22. August 2012

Psalm 1

Psalm 1 (Gedicht)

Glückselig gepriesen von Gott ist der Mann,
von dessen Leben man sagen kann:
Er lebt nicht nach der Gottlosen Rat,
der Sünder Weg ist ihm zu schmaler Grat
auch der Spötter Kreis ist ihm zuwider
drum setzt er sich dort niemals nieder.

Vielmehr liebt er das Wort des HERRN
er liest und überdenkt es gern
er nimmt es auf und setzt es um
das sehn auch die um ihn herum.
Was er gelesen, nimmt er mit,
es folget ihm auf Schritt und Tritt.

So gleicht er einem starken Baum,
mit Bedacht gepflanzt auf feuchtem Raum:
Im Wasserbach streckt er Wurzeln aus,
die Frucht, sie wächst von selbst heraus.
Sein Blätterdach sitzt fest und gut:
Gelingend ist, was er auch tut!

Doch seht, es gibt die andre Seite:
So viele gottesferne Leute,
die von alledem nichts wollen wissen.
Ihr Leben, es ist wie zerrissen:
Wie Spreu, die Winde mit sich wehn.
Das, was sie tun, kann nicht bestehn!

Wenn einst der HERR fragt nach dem Leben,
was können sie für Antwort geben?
„Wir haben, HERR, Dich nicht bedacht!
Nein, wir haben gespottet und gelacht!“
Dann ist es zu spät, denn das Gericht
rafft sie hinweg, das ist im Licht.

Wo immer Gemeinschaft mit Gott wird sein,
da wird kein Sünder sein, oh nein!
Denn Gott weiß, wer zu Ihm gehört.
Daran ändert nichts, was man auch beschwört
Ein Leben ohne Gott, so ist's nun mal,
führt ins Verderben, und das fatal!

(frei nach Psalm 1)

22. 08. 2012, Jonas Erne

Dienstag, 21. August 2012

O Mensch, der eilig dich erhebest

O Mensch, der eilig dich erhebest

O Mensch, der eilig dich erhebest
in eitel Stolz und Selbstvertraun
siehst nicht, wie nichtig all dein Streben
auf eigne Gerechtigkeit zu baun.

Wie schnell kommt doch des Tages Grauen,
das alles weit ins Lichte rückt
wo du dich selber musst beschauen,
dein Auge all dein Tun erblickt

Die Dinge, die in finstern Ecken
wir lange haben weg versteckt,
damit wir selbst uns nicht erschrecken
und keiner das Wahre uns entdeckt

Doch sieh, der Nacht folgt immer Licht
und leuchtet aus den letzten Fleck.
Der helle Tag ist das Gericht:
Da kommt zum Vorschein all der Dreck,

den lieber wir verstecken wollen.
Doch gibt’s die andre Lösung heute
für jeden, der es noch bereute,

im Leben, was er tat.
Und bracht' dem Herrn auf Golgatha
die Schuld wie als ein Opfer dar

dem Herrn der größten Liebe,
der auf sich nahm die Hiebe
und alle unsre Schuld.

Jonas Erne, 21. 08. 2012

Dienstag, 14. August 2012

Timotheus Magazin #8: Demut

Timotheus Magazin #8: Demut

Demut – ein unpopulärer und oft auch unverstandener doch nicht unwichtiger Begriff christlichen Lebens wird in der achten Ausgabe des Timotheus-Magazins zum Thema gemacht. Ein mutiger Schritt, der aber vielen Lesern – mich inbegriffen – zum Segen werden soll. Das ganze Magazin überzeugt mit liebevoll gestaltetem, zurückhaltendem und dadurch das Wort in den Mittelpunkt stellenden Design. Einziger Punkt, der mir persönlich negativ auffiel, ist die weiße Schrift auf dem hellen Hintergrund der Titelseite. Da würde ich mir um der Leserlichkeit willen etwas mehr Kontrast wünschen.

Die verschiedenen Beiträge sind sehr wertvoll für unser Leben als Christen. Schon der Lead-Text des ersten Beitrags ist aufrüttelnd: „Es ist geradezu bizarr: Während Jesus einen Weg der Selbstverleugnung, Entbehrung und Erniedrigung ging, wollen wir „Christen“ besser leben als der Sohn Gottes selbst. Wir strotzen vor Selbstbewusstsein und verwirklichen uns selbst. Darüber haben wir längst vergessen, wem wir eigentlich „folgen“. Ein Plädoyer auf den Pfad der Demut zurückzukehren!“ Peter Voth, der Autor jenes ersten Beitrags, schildert in bewegenden Worten den Weg der Demut, den der Herr Jesus gegangen ist und zeigt auch ganz praktisch für jede und jeden von uns auf, wie der Weg der Demut, der Weg unter dem sanften Joch Jesu, das Ruhe verschafft, aussieht.

Im zweiten Beitrag „Mahnung zur Demut“ schreibt Waldemar Dirksen von der Warnung Jesu vor der Ehrsucht und dem Stolz, den er beschreibt: „Während der Demütige darauf bedacht ist, sich selbst zu erniedrigen, nutzt der Stolze jede Gelegenheit, um sich selbst zu erhöhen.“ Von besonderer Freude für mich war der dritte Beitrag über die Lektionen, die Charles H. Spurgeon in Sachen Demut lernen musste. Bei ihm bemerkt man, dass seine Vollmacht in der Predigt nicht nur aus dem guten Bibelwissen kommt, sondern vor allem aus der Lehre der Gnade und aus diesen persönlichen Lektionen in der Demut. „Spurgeon hatte es schon durch das Evangelium gelernt und nun durch diese schwere Lektion noch mehr verstehen können. Es heißt ganz praktisch, dass wir uns auch im Leid und Feindschaft nicht um uns selbst drehen. Christi Ehre und das Wohl des anderen soll mir wichtiger sein als ich selbst.“

Sodann folgt ein weiterer lesenswerter Beitrag von Hans-Jürgen Holzmann über „Demut unter Menschen“. Er zeigt sehr schön auf, dass Demut die einzig richtige Haltung des Gläubigen zu Gott und zu seinen Mitmenschen ist. „Demut unter Gott bedeutet zu wissen, dass der souveräne Herr den Plan und die Kontrolle hat. Es bedeutet zu wissen, dass alle – auch für uns unverständlichen – Dinge dauerhaft zu unserem Besten sein werden.“ Dies ist die Grundlage für ein Leben der Demut, ja es ist die Grundlage überhaupt für ein Leben mit dem Herrn Jesus. Und es hat Konsequenzen für unser Leben.

Darauf folgt ein Auszug aus der Biographie von Iain H. Murray über den amerikanischen Prediger John MacArthur „Dienst am Wort und an der Herde“. Auch MacArthur musste seine Lektionen in der Demut lernen. Die Biographie ist übrigens im Betanien-Verlag erhältlich und der Auszug macht Lust auf mehr.

Auch der letzte Beitrag, eine Art Kurz-Studie dessen, was Paulus im Philipperbrief über Demut sagt, macht Freude zu lesen. Hans-Werner Deppe schreibt: „Wir sollen von derselben Gesinnung geprägt sein wie Christus: demütige Selbsterniedrigung, die vom Herzen ausgehend dazu führt, nicht für sich selbst, sondern dem Herrn gehorsam und anderen dienend zu leben.“

Alles in allem enthält die Zeitschrift viele wertvolle Gedanken und animiert zu echter, hingegebener Nachfolge. Ich möchte die Zeitschrift, die man hier abonnieren oder verschenken kann, herzlich weiter empfehlen. Sie ist von Menschen gemacht, die dem Herrn mit ganzer Hingabe nachfolgen und dies auch weitergeben möchten. Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe!

Wir müssen uns von der Bibel an die Hand nehmen lassen

Gerade ein gutes Zitat bei Prof. Hans Joachim Iwand gefunden:

"Wenn ihr nicht gewillt seid, darauf Rücksicht zu nehmen, in wessen Bereich und Wirklichkeit ihr eintretet, wenn ihr euch nicht von der Bibel an die Hand nehmen lasst, dann freilich werdet ihr gerade die Sache der Bibel nicht begreifen. Ihr werdet sie zerschlagen und auseinandernehmen wie eine Uhr in viele, viele kleine Teilchen, ihr werdet diese Teilchen genau untersuchen und studieren, aber ihr werdet sie nicht wieder zusammensetzen können und das Uhrwerk - der ihm eigentümliche Gang und Stundenschlag - wird vernichtet sein." (H. J. Iwand, Nachgelassene Werke, Bd. 1: Glauben und Wissen, S. 272)

Montag, 6. August 2012

Postmoderne Geschichtenerzähler und die Veränderung des Denkens

Postmoderne Geschichtenerzähler und die Veränderung des Denkens

Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Römer 12, 2)

Wir Menschen der Postmoderne lieben Geschichten. Wir lieben sie so sehr, dass viele Prediger inzwischen auf den Zug des Geschichtenerzählens aufgesprungen sind, sodass manche Predigten zu einer Art Geschichtenmarathon geworden sind. Ich möchte zuerst aufzeigen, warum wir Geschichten so sehr lieben, danach diese Gründe auf den Vers von Paulus aus dem Römerbrief beziehen und zum Schluss aufzeigen, wie in der Bibel Geschichte und Geschichten erzählt werden und was wir daraus lernen können für unser eigenes Leben.

1. Warum wir Geschichten lieben
Die Gründe hierfür kann man in bewusste und unbewusste, bzw. in vordergründige und hintergründige Arten von Gründen einteilen. Die bewussten und damit vordergründigen hören sich in der Regel sehr positiv an:
- Diese Geschichten kommen direkt aus dem Leben.
- Diese Geschichten bewirken etwas in mir.
- Diese Geschichten kann ich mir gut einprägen.
Nichtsdestotrotz muss man festhalten, dass durch diese Geschichten sehr wenig wirkliche, bleibende Veränderung (die Bibel nennt das „Frucht“) festzustellen ist. Deshalb müssen wir uns auch mit den unbewussten, hintergründigen und plötzlich nicht mehr so positiven Gründen unserer Kultur der Geschichten befassen:
- Die Geschichten wühlen unsere Gefühle auf und vernebeln damit das klare Denken. Wir haben uns in unserer Gesellschaft (auch als Christen) angewöhnt, die Gefühle als Maßstab für unsere Situation zu betrachten. Auch wenn wir das abstreiten oder uns nicht bewusst sind, es ist dennoch so. Wir werden von Kindesbeinen dazu erzogen, nach unseren Gefühlen zu urteilen und zu handeln. Weil uns keine absoluten Maßstäbe mehr beigebracht werden, müssen wir subjektive Maßstäbe suchen; und sobald wir mit dem Willen nicht festen Maßstäben folgen, setzen sich automatisch immer die Gefühle durch und bestimmen unser Handeln. Wir müssen hier aufpassen, dass wir die Gefühle nicht gänzlich beiseite schieben, denn auch sie sind uns von Gott gegeben und haben ihre bestimmte Funktion, aber innerhalb fester Grenzen des durch Gottes Wort veränderten Denkens. Zurück zu den Geschichten: Sie sind heutzutage immer so aufgebaut, dass sie einem Drama gleichen mit einem Höhe- (besser gesagt Tief-)punkt und dem darauf folgenden Happy-End. Dies lässt den Hörer innerlich mitgehen, er identifiziert sich für die Dauer der Geschichte mit der Hauptperson und das wirkt sich natürlich automatisch auf die Gefühle aus. Der Hörer „fühlt“ sich verändert, während lediglich seine Gefühle mitgegangen sind. Und dies vernebelt sein ganzes Denken, denn einerseits werden die Hormone in Wallung gebracht und andererseits bildet er sich gleich darauf ein, richtig verändert worden zu sein.
- Die Geschichten sind zu persönlich und zu detailreich. Während der Hörer sich bei der Erzählung dieser Geschichte mit der Hauptperson identifiziert, hört dies nach dem Ende der Geschichte plötzlich auf. Man realisiert: ich bin nicht die Person, sondern es ist die andere Person, die das subjektiv und persönlich so erlebt hat. Im Sinne von: Was Gott mit der anderen Person vorhat, wird bestimmt nicht bei mir der Fall sein. Wir werden noch sehen, wie Jesus in den Gleichnissen sehr weise mit diesem Problem umgegangen ist.
- Die Geschichten „müssen“ nicht beurteilt werden. Wir haben als Kinder unserer Zeit eine panische Angst davor, zu urteilen, sehr oft gepaart mit einer Faulheit, die das noch verstärkt. Jesus befahl uns, alles zu prüfen und wachsam zu sein. Bei Geschichten haben wir das Problem, dass sie subjektiv erlebt wurden und deshalb schon als solche „echte Erlebnisse“ gar nicht erst an der Bibel geprüft werden „dürfen“. Denn es ist ja das Erleben jener Person, also „muss“ es echt sein. Alles bewusst in Anführungszeichen, denn das Denken ist falsch. Auch das Erlebte (genauso wie alle unsere Gefühle) müssen an der Bibel ganz klar und bewusst geprüft werden. Mit Geschichten kann man das Problem „Lehre trennt, Liebe eint“ (so ein typisches falsches postmodernes Denken) elegant umgehen.

2. Die Erneuerung eures Sinnes
Unsere Welt liebt Geschichten, weil sie ein schnelles Ergebnis bringen (Stichwort: Konsumgesellschaft), denn sie sorgen für schnelle, schöne Gefühle. Geschichten werden so zu einer Art Droge, was auch in unserer evangelikalen Welt zu einer Art Event-Christentum geführt hat. Um dies wirksam zu bekämpfen, werden nun diese Gefühls-Events durch das Geschichten-Predigen in die einzelnen Ortsgemeinden hineingetragen.
Und genau hier greift das Wort von Paulus: Passt euch nicht dem Weltlauf an. Besser übersetzt: Lasst euch nicht der Welt gleichförmig machen. Wir sollen als Christen nicht gleich sein wie die Welt, sondern uns verändern lassen. Die Schwierigkeit ist folgende: Veränderung hat ihren Preis. Der Welt gleichförmig wird man automatisch. Veränderung kostet Zeit, Kraft, die Bereitschaft, auch weniger beliebt zu sein in der Welt, und so weiter. Wenn wir bei Paulus weiter lesen, wird uns bewusst, was genau verändert werden muss: Nicht die Gefühle, sondern unser Denken. Gefühle sind wie der Wind, sie kommen und gehen wie immer sie gerade wollen. Sie können leicht beeinflusst werden, aber sind sehr unstet. Unser Denken besitzt eine gewisse Konstante, die sich durchaus verändern lässt, aber durch diese Konstante ist diese Veränderung des Denkens mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Echte Veränderung des Denkens findet dort statt, wo der Mensch sich und sein bisheriges Denken von Gottes Wort beurteilen und verurteilen lässt und aus dieser Verurteilung dazu geführt wird, das falsche Denken durch richtiges Denken zu ersetzen. Aus dem richtigen Denken gespeist können dann auch erst die richtigen Worte und Handlungen kommen.
Und dann kommt Paulus zum eigentlichen Grund, weshalb wir unser Denken überhaupt verändern lassen sollen: Damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Ohne das veränderte Denken sind wir also nicht imstande, Gottes Willen zu erkennen! Ich denke schon, dass der Großteil der Christen wissen möchte, was Gottes Wille für sein Leben ist. Wo wir also unsicher sind, was Gottes Wille ist, da liegt es sehr oft an unserer Unfähigkeit, zu prüfen, was der Wille Gottes ist. Es liegt daran, dass wir am Anfang des Christenlebens stehen bleiben, uns von Events und Geschichtchen hin- und hertreiben lassen, uns dabei zwar für kurze Zeit gut fühlen, aber nicht wirklich im Glauben voran gehen können. Wir stehen uns selbst im Weg. Und das ist eine Katastrophe, die uns tief, tief bestürzen und ins Gebet treiben sollte.

3. Trotzdem Geschichten erzählen?
Mit dem bisher Gesagten wurde über unsere heutige Art, Geschichten zu erzählen, ein vernichtendes Urteil ausgesprochen. Nun mag der Leser einwenden: Das mag ja alles stimmen, aber man hat doch zu allen Zeiten Geschichten erzählt und Jesus war auch ein großer Geschichtenerzähler. In der Tat stimmt dies. Deshalb möchte ich zum Abschluss einen kurzen Exkurs anfügen, wie dennoch Geschichten nach dem Vorbild der Gleichnisse Jesu erzählt werden können.
Wenn man die Gleichnisse Jesu aus der Vogelperspektive überfliegt, so fällt auf, dass sie alle Konstrukte sind, die der Verdeutlichung eines bestimmten Umstands dienen. Sie gleichen einem Strichmännchen beim „Sonntagsmaler“, das eine bestimmte Tätigkeit zeigen soll. Sie sind auf das Wesentliche gekürzt, es sind keine Wendungen darin enthalten, die Anlass geben, sich mit der Person auf emotionaler Ebene zu identifizieren. Es sind keine unnötigen Details enthalten, jedes Detail, jeder Nebensatz dient lediglich der Verdeutlichung der Hauptaussage des Gleichnisses. Abgesehen von Lazarus wird keine Person mit Namen genannt, und auch dort nur, um aufzuzeigen, dass im Himmel die Namen der Gläubigen bekannt sind und um dies in den Gegensatz zum „unbekannten“ reichen Mann zu setzen. Ansonsten geht es immer um einen Sämann, einen König, ein Ackerfeld, ein Knecht, und so weiter. Deshalb fällt die Anwendung auf die eigene Person auch viel leichter. Und genau das bezwecken diese Geschichten Jesu auch. Es geht um die Anwendung, also um die Veränderung des Denkens und dadurch des Handelns.
Wenn wir also Geschichten erzählen wollen, so ist es wichtig, dass danach der Zusammenhang auf jeden einzelnen Hörer ganz deutlich herausgearbeitet wird. Geschichten verändern nicht von sich aus, es ist die aus ihr gewonnene Lehre, die, auf den Hörer angewandt, zu einer Veränderung führt. Jesus gibt uns als ein wunderbares Beispiel die Deutung vom Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld. Er wendet es Schritt für Schritt auf seine Zuhörer an. Nach diesem Vorbild können auch wir vorgehen. Aber wir dürfen niemals bei der Geschichte stehen bleiben und den Rest dem Hörer überlassen. Die Hauptaufgabe bei jeder dieser Geschichten ist die Auslegung und Anwendung auf den einzelnen Hörer. Ebenso müssen wir lernen, sie so zu beschränken, dass jedes Detail dann tatsächlich auch angewandt werden kann. Und dies ist eine ganz große Herausforderung in einer Zeit, von der Paulus sagte, dass die Menschen „immerzu lernen und doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“ (2. Tim. 3, 7) und den Fabeln hinterherjagen und dem, was in den Ohren kitzelt (also dem, was sich gut anfühlt).
Hier ist unsere große Verantwortung, zur Gleichförmigkeit mit der postmodernen Welt ein klares „Nein“ zu haben und uns gegen diese falsche Kultur des Geschichten Erzählens zur Wehr zu setzen. Sei gesegnet mit der Kraft Gottes dazu!

Donnerstag, 26. Juli 2012

Freude an Gott


Freude an Gott

Wir leben in einer Zeit, in welcher man viel davon spricht, was Gott für uns getan hat, was Er für uns tut, was Er uns schenken möchte, was Er für uns bereit hält – aber wo wird noch darüber gepredigt, wer und wie Gott ist? Wo wird man noch dazu herausgefordert, sich auf den eifernden, eifersüchtigen, feurigen, mit Inbrunst liebenden aber auch über das Unrecht zürnenden Gott einzulassen? Es ist wunderbar, wenn wir uns an dem erfreuen können, was Gott alles für uns tut, getan hat, geschaffen hat – alles zu unserer Freude. Aber wie viel größer und besser ist eine Freude an Gott um Gottes Willen! Der Herr Jesus sagte: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Heute würde Er wohl sagen: Selig sind, die nicht empfangen und doch Freude haben!

Die schlimmste Sünde oder anders gesagt: die Sünde schlechthin, wird in Jeremia 2, 13 genannt: „Mein Volk hat eine zweifache Sünde begangen: Mich, die Quelle des lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen zu graben, löchrige Zisternen, die kein Wasser halten!“ Es ist die Sünde schlechthin, Gott als die Quelle unseres Lebens zu verlassen, um uns auf eine eigene, selbstgerechte Lebensgrundlage zu verlassen, die kein echtes Leben bringt. Es ist die Sünde schlechthin, Gott als die Quelle unserer Kraft zu verlassen, um uns auf unsere eigene, menschliche Stärke zu verlassen. Es ist die Sünde schlechthin, Gott als die Quelle unserer Freude zu verlassen, um unseren eigenen, weltlichen Freuden einen höheren Platz einzuräumen als Ihm, dem Herrn.

Paulus schreibt im ersten Kapitel des Römerbriefs von dieser Sünde: „Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht.“ Was die Menschen also getan haben, war genau dies, was Gott dem Volk Israel durch Jeremia vorwirft: Sie haben Gott als Quelle von allem Guten verlassen und stattdessen die Schöpfung angebetet. Die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit der Schöpfung! Und hier kommt nun, was uns alle das angeht: Wie viele Christen freuen sich mehr über die Erlösung, über die Geistesgaben, über die Vollmacht, die Gott ihnen gibt, über ihren Mund, mit dem sie Gott bezeugen können oder über ihre Gelehrsamkeit, mit der sie über göttliche Dinge philosophieren können, als über Gott Selbst! Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden. Da geht es nicht einfach nur um „die Ungläubigen da draußen“, nein, da sind wir alle herausgefordert, uns zu prüfen!

Eines Tages, wenn die ganzen Gerichte vorbei sein werden, und die Ewigkeit begonnen hat, dann werden wir sehen, wie das sein wird. Dann wird die Erlösung nicht mehr nötig sein, denn es wird in Gottes Gegenwart nur noch Erlöste geben. Es werden keine Geistesgaben mehr gebraucht, denn Gottes Reich wird vollkommen zu Ende gebaut sein. Es wird auch kein scharfsinniges Nachdenken oder ein gutes Mundwerk mehr nötig sein. Das Einzige, was dann noch zählen wird, ist die Frage, ob wir gelernt haben, Gott als Quelle unserer Freude zu sehen und zu genießen. Das höchste Ziel des Menschen ist es, Gott zu erkennen und sich an Ihm zu erfreuen. Und je mehr wir uns an Ihm erfreuen, desto mehr ist Er geehrt. Das heißt nun für uns, dass tatsächlich die Freude am Herrn unsere Stärke ist, und wenn wir zu Gottes Ehre leben wollen, sind wir dazu herausgefordert, diese Freude am Herrn zu suchen und darin zu wachsen. Wenn am Schluss eine Ewigkeit lang (und die ist dann doch eine recht lange Dauer) nur noch Gott da ist, wird sich zeigen, ob wir dies gelernt haben. Und ich kann mir vorstellen, dass es für manche von uns, die sich nie darum gekümmert haben, sondern immer nur die weltliche Freude oder die Freude an der Schöpfung und an den Gaben Gottes kennengelernt haben, wird diese Zeit wohl auch nicht ganz einfach sein.

Unsere Zeit prägt uns zu einer Konsumgesellschaft, die sich an dem erfreut, was man schnell haben kann. Freude an Gott ist nichts, was einem einfach so zufliegt. Man kann sie auch nicht kaufen. Sie will erarbeitet werden. Aber sie ist es wert, erarbeitet zu werden, denn sie ist es, was in der Ewigkeit bleibenden Bestand haben wird.

Gottes Befehl an uns, dass wir uns zu jeder Zeit freuen sollen, ist gewissermaßen ein Dilemma, in dem wir alle stecken. Denn niemand kann Freude "machen". Freude ist eine Frucht des Geistes, und kann deshalb nur empfangen werden. So, wie der Baum sich nicht entscheiden kann, im Frühjahr Frucht zu tragen, ist es auch für uns nicht möglich, Freude durch einen reinen Akt des Willens zu empfangen. Sonst wäre es keine Frucht des Geistes, sondern eine Frucht des Willens. Nun haben wir einerseits also einen Befehl, der uns sagt, dass wir uns allezeit freuen sollen, andererseits aber keine Möglichkeit, diesen Befehl aus eigener Kraft zu befolgen. Ich glaube, dieses Dilemma ist eben gerade deshalb perfekt für uns gemacht, weil es uns in die Ver-Zwei-flung und in die Ent-Täuschung treiben soll.

Die Verzweiflung ist der Zustand, in welchem wir gewahr werden, dass es zwei (oder mehr) Dinge gibt, die man tun sollte, aber unter keinen Umständen selbst zusammenbringen kann. Deshalb ist Verzweiflung der Zustand der äußersten Not des Hin- und Hergerissenseins zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten. Zugleich bewirkt es auch Ent-Täuschung, also den Zustand, der eine Selbsttäuschung beendet. Solange man meint, dass man etwas selbst tun kann, täuscht man sich, deshalb ist diese Enttäuschung sehr hilfreich. Der Mensch in unserer modernen Konsumgesellschaft bildet sich sehr viel auf sich, auf seine Erfahrung, auf seinen Verstand, auf sein Vermögen, seine Erlebnisse und so weiter ein. Er braucht deshalb ganz dringend diesen Zustand der Verzweiflung und der Enttäuschung, um sich ganz neu auf das einlassen zu können, was Gott von ihm und für ihn möchte.

Noch einmal zurück zum Thema: Freude ist eine Frucht des Geistes. Psalm 1 sagt es deutlich, auch Jesus sprach oft von der Frucht, die wir bringen sollen. Im ersten Psalm heißt es von dem Gläubigen, dass er wie ein Baum ist, der an Wasserbächen gepflanzt ist und seine Frucht bringt zu seiner Zeit. Das Bild ist perfekt zugeschnitten auf unser Leben als Nachfolger Jesu. Betrachten wir dieses Bild aus dem ersten Psalm mal im Detail:
  1. Wie ein Baum, der gepflanzt ist. Es ist ganz wichtig, dass wir uns bewusst sind: Gott hat uns da gewollt, wo wir sind. Wir sind in die richtige Zeit, in die richtige Familie, in das richtige Umfeld, an den richtigen Ort, und so weiter, hingestellt. Es ist kein Zufall, dass wir geboren wurden. Es war kein „Unglück“ oder sonst etwas Ähnliches, sondern Gott hat uns gewollt, geschaffen und an den richtigen Ort gepflanzt. Egal, wie schwierig die Menschen um uns sind, Gott hat uns genau zu ihnen geschickt, wir haben eine Verantwortung für den Umgang mit ihnen.

  2. Gepflanzt an Wasserbächen. Ein Baum braucht Wasser, Licht und Nährstoffe für gesundes Wachstum. Deshalb haben wir Gottes Wort bekommen, dazu die Predigt in der Gemeinde, die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, und so weiter. Auch unsere Gemeinde ist der Ort, an den wir gepflanzt sind. Dort gehören wir hin, denn Gott hat die Predigt von Gottes Wort dazu bestimmt, uns zu helfen, wenn es uns an Glauben mangelt. 

  3. Damit ein Baum stark werden kann und zu einem stabilen Wurzelwerk kommen und an Stärke zunehmen, braucht er ziemlich viel Gegenwind. So sind die Schwierigkeiten in unserem Leben nicht etwa eine Strafe oder eine Art gestelltes Bein von Gott, selbst wenn uns das manchmal so vorkommt. Vielmehr dient es uns zum Besten, damit wir daran reifen, wachsen und stärker werden können. 

  4. Damit ein Baum viel Frucht bringen kann, ist es wichtig, dass er regelmäßig „beschnitten“, also zurückgeschnitten, wird. Bei einem Baum werden nur die stärksten Äste übrig gelassen, der Rest muss tüchtig zurückgeschnitten werden, damit die Kraft des Baumes nicht für die vielen schwachen Ästchen verschwendet wird, die nur wenig Frucht tragen können. Auch in unserem Leben gibt es Dinge, darin sind wir durch Schwierigkeiten und Gegenwind schon stark gewachsen, haben darin Vertrauen auf Gott gelernt, und andere Dinge, die bringen uns immer wieder in Versuchung, ihnen mehr zu vertrauen als Gott. Von solchen Dingen sagte Jesus mal, dass wir sie abhacken und wegwerfen sollen, wenn sie uns in solche Versuchung führen. Also: Unser Auftrag ist es, auf die Sachen freiwillig zu verzichten, die uns von Gott wegführen, und über all unser Tun immer wieder mit uns selbst ins Gericht gehen, uns prüfen, was es in unserem Leben gibt, was uns verführt. Davon spricht Paulus, wenn er in Bezug auf das Herrenmahl schreibt, dass es besser sei, wenn jeder sich selbst richten würde. Wenn wir es nämlich nicht selbst – freiwillig – tun, so muss es Gott tun, denn Er wird alles tun, um uns mit Seiner Liebe festzuhalten und nicht von Ihm weglaufen zu lassen. 

  5. Der Baum bringt Frucht zu seiner Zeit. Im Winter erholt er sich, im Frühjahr wächst er besonders stark, blüht im frühen Sommer und dann kommt die Frucht, die im Herbst dann geerntet werden kann. Die Frucht braucht ihre Zeit, aber sie kommt. Unsere Aufgabe ist es, alles aus dem Weg zu räumen, was die Frucht vom Wachsen abhalten kann. Mehr müssen wir gar nicht, ja, vielmehr: Wir können es gar nicht! Wenn wir unseren Teil dazu täglich tun und mit uns selbst ins Gericht gehen und auf das verzichten, was uns von Gott wegbringt, dann kann es gar nicht anders sein, als dass die Frucht wächst und irgendwann reif ist. Das ist das geistliche Gesetz von Saat und Ernte. Wer mit Tränen sät, wird mit Freuden ernten, sagt die Bibel. Es braucht Geduld, es braucht Ermutigung dazu, es braucht immer wieder damit weitermachen, aber gerade dadurch machen wir den Weg frei für das Wachstum der Freude in Gott.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Selig sind die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten


Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich! (Matthäus 5, 10)

Nachdem der Herr Jesus den Charakter (Verse 3 – 6) und das Verhalten (Verse 7 – 9) eines Gläubigen beschrieben hat, geht Er nun in den Versen 10 – 12 auf die Bereitschaft des Gläubigen ein, um der frohen Botschaft willen Verfolgung, Spott und Hindernisse zu ertragen. Dies ist das Schicksal jedes Menschen, der an den Herrn Jesus glaubt und nach Seinem Wort lebt, gewisse Schwierigkeiten auf sich zu nehmen. Mit anderen Worten: Man kann nicht den Willen Gottes tun, ohne dafür das frühere Leben in der Welt aufzugeben.

Das Leben mit Gott ist immer dem selbstsüchtigen, konsumorientierten und subjektivistischen Leben der Welt entgegengesetzt. Es richtet sich unter allen Umständen nach dem aus, was man als Gottes Willen erkannt hat. Es nennt die Sünde beim Namen und spielt keinen falschen Frieden vor. Und damit wird auch klar, dass sich der weltliche Mensch mit seinem weltlichen, egoistischen Lebensstil davon betroffen oder gar angegriffen fühlt. So kommt es automatisch zu einer Art Verfolgung, auch wenn man dies nicht einmal unbedingt will.

Dennoch gehört die Bereitschaft, eine solche Verfolgung zu ertragen, nun mal einfach zum Leben als Christ dazu. Wichtig ist dabei, dass nicht wir selbst es sind, die eine solche provozieren, denn sonst haben wir sie wahrlich verdient und können uns das nicht „anrechnen“ lassen. Wir dürfen niemanden aus persönlichen Gründen provozieren, einzig und allein die göttliche Gerechtigkeit in unserem Handeln darf dies tun. Sie wird daran erkannt, dass wir es nicht leichtfertig tun, sondern immer nur aus dem Wunsch, das Beste für den Anderen zu wollen. Wer leichtfertig provoziert – oder gar um der Provokation willen – hat nicht verstanden, worum es wirklich geht. Nicht um mich, nicht um meine Gefühle, nicht um mein Denken, sondern einzig darum, dass Gott geehrt und dem Mitmenschen geholfen wird. Alles andere ist nichtig und verderblich.

Auch hier bekommen die Gläubigen eine Verheißung: Denn ihrer ist das Reich der Himmel. Dies ist die achte Seligpreisung. Man kann sie als Makrostruktur folgendermaßen einteilen:

A: Die Armen im Geist → Himmelreich (V. 3)
      B: Die Trauernden → Tröstung (V. 4)
           C: Die Sanftmütigen → Das Land ererben (V. 5)
                D: Nach Gerechtigkeit Hungernde → satt werden (V. 6)
                D': Die Barmherzigen → Barmherzigkeit (V. 7)
           C': Die im Herzen Reinen → Gott sehen (V. 8)
      B': Friedensstifter → Kinder Gottes (V. 9)
A': Um Gerechtigkeit willen Verfolgte → Himmelreich (V. 10)

Bei dieser Einteilung betrachten wir die Verse 11 und 12 als Erklärung der letzten Seligpreisung. Dies wird auch durch die wechselnde Anrede begründet. A und A' bilden eine Klammer um den ganzen Block der Seligpreisungen mit der Verheißung, dass der Gläubige das Himmelreich erben wird, also in das ewige Leben eingehen wird. Es wird zudem noch einmal mehr deutlich, dass diese Seligpreisungen allesamt auf jeden Gläubigen zutreffen.

Auch die übrigen Seligpreisungen zeigen auf, dass Gott alle unsere Bedürfnisse kennt und sie auch stillen möchte: Die Trauernden haben den Tröster zur Seite, die nach Gerechtigkeit Hungernden haben vom Herrn Jesus die göttliche Gerechtigkeit übertragen bekommen, die Barmherzigen werden selbst mit Barmherzigkeit bedacht. Und in allem drin finden wir die Bedeutung der Gemeinde, welche den Auftrag hat, als Gottes Mund, Gottes Arme, Gottes Hände, Gottes Füße den Willen des Herrn auf der Erde auszuführen.